Zuhören können - was ist daran so schwer ?
Zuhören können - was ist daran so schwer ?
Hallo ihr,
kennt ihr das auch ?: Es geht mir manchmal hundeelend und ich bräuchte ganz dringend jemanden, der mir einfach ein bisschen zuhört, sich ein paar Minuten Zeit für mich nimmt und echtes Interesse zeigt.
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen nicht wirklich zuhören und einfühlsam sind, sondern sofort anfangen gute Ratschläge zu geben oder mit gutgemeinten Floskeln wie "Ach, soo schlimm ist das doch gar nicht." oder "Wird schon wieder, mach dir keine Sorgen!" versuchen mich zu beschwichtigen.
Manche nutzen jedes Stichwort und kleine Pause sofort, um das Gespräch auf ihre eigenen Probleme zu lenken.("Ach ja, das kenn ich. Bei mir ist das so ......" Und dann folgt erst einmal ein langer Monolog.) Kommt euch das bekannt vor ?
Mir ist schon klar, dass man seine Freunde nicht ständig als Mülleimer für seinen eigenen Seelenmüll missbrauchen darf.
Das tue ich auch ganz bestimmt nicht !
Meistens bin ich es, die sich die Sorgen der anderen anhört. Und mir wurde schon von vielen meiner Freunde und Bekannten gesagt, dass ich eine sehr gute Zuhörerin bin und es ihnen deshalb sehr guttut, mit mir zu reden.
Trotzdem, oder gerade deshalb, brauche auch ich eben manchmal jemanden, der mir zuhört ohne das Gespräch gleich wieder auf sich selbst zu lenken.
Was ist eigentlich so schwer daran, sich mal eine Viertelstunde ganz auf den anderen zu konzentrieren und einfach nur aufmerksam zuzuhören, was ihn beschäftigt und wie es ihm geht ? Warum können das so wenige ?
LG, Zwackel
kennt ihr das auch ?: Es geht mir manchmal hundeelend und ich bräuchte ganz dringend jemanden, der mir einfach ein bisschen zuhört, sich ein paar Minuten Zeit für mich nimmt und echtes Interesse zeigt.
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen nicht wirklich zuhören und einfühlsam sind, sondern sofort anfangen gute Ratschläge zu geben oder mit gutgemeinten Floskeln wie "Ach, soo schlimm ist das doch gar nicht." oder "Wird schon wieder, mach dir keine Sorgen!" versuchen mich zu beschwichtigen.
Manche nutzen jedes Stichwort und kleine Pause sofort, um das Gespräch auf ihre eigenen Probleme zu lenken.("Ach ja, das kenn ich. Bei mir ist das so ......" Und dann folgt erst einmal ein langer Monolog.) Kommt euch das bekannt vor ?
Mir ist schon klar, dass man seine Freunde nicht ständig als Mülleimer für seinen eigenen Seelenmüll missbrauchen darf.
Das tue ich auch ganz bestimmt nicht !
Meistens bin ich es, die sich die Sorgen der anderen anhört. Und mir wurde schon von vielen meiner Freunde und Bekannten gesagt, dass ich eine sehr gute Zuhörerin bin und es ihnen deshalb sehr guttut, mit mir zu reden.
Trotzdem, oder gerade deshalb, brauche auch ich eben manchmal jemanden, der mir zuhört ohne das Gespräch gleich wieder auf sich selbst zu lenken.
Was ist eigentlich so schwer daran, sich mal eine Viertelstunde ganz auf den anderen zu konzentrieren und einfach nur aufmerksam zuzuhören, was ihn beschäftigt und wie es ihm geht ? Warum können das so wenige ?
LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)
(John Lennon)
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Hallo Zwackel,
zum einen ist es, denke ich, Hilflosigkeit. Viele Menschen fühlen sich mit den Problemen anderer überfordert und trauen sich nicht zu, gute Ratschläge geben zu können - ohne dabei zu verstehen, dass gar nicht immer Ratschläge gewünscht sind, sondern oft wirklich nur ein offenes Ohr und Empathie.
Zum anderen haben vermutlich andere eben auch sehr mit ihren Problemen zu kämpfen und rutschen dann unbewusst in die Rolle der Erzählenden. Es gibt bei mir Zeiten, da muss ich auch ganz bewusst drauf achten, dass mir das nicht passiert.
Vielleicht kannst du ja einfach deinem Gegenüber sagen, was du dir in dem Moment wünschst, also dass sie nicht gleich eine Lösung parat haben müssen, sondern du dir einfach mal was von der Seele reden willst. Und vielleicht auch gleich vorab klären, ob und wieviel Zeit derjenige hat. Wer schon den nächsten Termin im Kopf hat, und sei es nur das Abendessen für die Kinder, wird sich wahrscheinlich nicht so gut einlassen können.
Ich will jetzt nicht wieder von unserer "ach so schnelllebigen Zeit" anfangen, aber ein bisschen ist schon was dran. Alles muss schnell gehen und kaum noch jemand ist mit sich im hier und jetzt, die meisten haben schon die nächste Aktion, die nächste Aufgabe oder den nächsten Tag im Kopf. Ich glaube, zum Zuhören können gehört auch das Abschalten können - und das kann tatsächlich nicht jeder.
Liebe Sonntagsgrüße von Rilke
zum einen ist es, denke ich, Hilflosigkeit. Viele Menschen fühlen sich mit den Problemen anderer überfordert und trauen sich nicht zu, gute Ratschläge geben zu können - ohne dabei zu verstehen, dass gar nicht immer Ratschläge gewünscht sind, sondern oft wirklich nur ein offenes Ohr und Empathie.
Zum anderen haben vermutlich andere eben auch sehr mit ihren Problemen zu kämpfen und rutschen dann unbewusst in die Rolle der Erzählenden. Es gibt bei mir Zeiten, da muss ich auch ganz bewusst drauf achten, dass mir das nicht passiert.
Vielleicht kannst du ja einfach deinem Gegenüber sagen, was du dir in dem Moment wünschst, also dass sie nicht gleich eine Lösung parat haben müssen, sondern du dir einfach mal was von der Seele reden willst. Und vielleicht auch gleich vorab klären, ob und wieviel Zeit derjenige hat. Wer schon den nächsten Termin im Kopf hat, und sei es nur das Abendessen für die Kinder, wird sich wahrscheinlich nicht so gut einlassen können.
Ich will jetzt nicht wieder von unserer "ach so schnelllebigen Zeit" anfangen, aber ein bisschen ist schon was dran. Alles muss schnell gehen und kaum noch jemand ist mit sich im hier und jetzt, die meisten haben schon die nächste Aktion, die nächste Aufgabe oder den nächsten Tag im Kopf. Ich glaube, zum Zuhören können gehört auch das Abschalten können - und das kann tatsächlich nicht jeder.
Liebe Sonntagsgrüße von Rilke
Hallo Zwackerl,
was verstehest du unter Zuhören? Das jemand einfach nur zuhört und kein Kommentar dazu abgibt?
Ich denke nur Zuhören gibt es nicht, es entsteht fast immer ein Dialog. Denn der Andere reagiert, oder meint auf dein Gesagtes reagieren zu müssen. Halte ich also für völlig menschlich.
Was anderes sind diejenigen, die sich sofort dein Problem als Stichwort krallen, um dann nur über ihre eigenen Probleme zu sprechen. Die gehen wirklich nicht auf dich ein, die denken wahrscheinlich nur an sich.
was verstehest du unter Zuhören? Das jemand einfach nur zuhört und kein Kommentar dazu abgibt?
Ja so Floskeln wie "so schlimm ist das doch nicht" und "es wird schon wieder" ist oft automatisch, was Leute sagen. Es ist vielleicht die Hilflosigkeit, dir nicht wirklich helfen zu können. Oder sie wollen dich damit aubauen, aufmuntern.Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen nicht wirklich zuhören und einfühlsam sind, sondern sofort anfangen gute Ratschläge zu geben oder mit gutgemeinten Floskeln wie "Ach, soo schlimm ist das doch gar nicht." oder "Wird schon wieder, mach dir keine Sorgen!" versuchen mich zu beschwichtigen.
Ich denke nur Zuhören gibt es nicht, es entsteht fast immer ein Dialog. Denn der Andere reagiert, oder meint auf dein Gesagtes reagieren zu müssen. Halte ich also für völlig menschlich.
Was anderes sind diejenigen, die sich sofort dein Problem als Stichwort krallen, um dann nur über ihre eigenen Probleme zu sprechen. Die gehen wirklich nicht auf dich ein, die denken wahrscheinlich nur an sich.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
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- Beiträge: 1969
Ich lasse mal kurz einen Link da zum Thema zuhören:
http://www.npr.org/templates/story/stor ... =103651864
LG
metro
http://www.npr.org/templates/story/stor ... =103651864
LG
metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"
Theodor Storm
Theodor Storm
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Wobei man beim Zuhören ja, wenn auch wenigstens indirekt, etwas für und über sich lernen kann. Vielleicht liegt darin manchmal der Widerwillen?Zwackel hat geschrieben:Manche nutzen jedes Stichwort und kleine Pause sofort, um das Gespräch auf ihre eigenen Probleme zu lenken.
Gruß
A.
Menschlich auf jeden Fall, aber ich denke, fragend auf jemanden einzugehen, kann in vielen Fällen dann hilfreicher sein, und der Erzählende fühlt sich dann angenommener und verstandener und fühlt sich nicht abgewürgt durch Floskeln oder übereilt vorgetragene Patentlösungen.Ich denke nur Zuhören gibt es nicht, es entsteht fast immer ein Dialog. Denn der Andere reagiert, oder meint auf dein Gesagtes reagieren zu müssen. Halte ich also für völlig menschlich.
Edit: Nennt man auch "aktives Zuhören". Oder der Leitsatzt: "Der, der gerade mit dir spricht, ist in diesem Moment der wichtigste Mensch deines Lebens!" Alles tolle Sachen, werden oft bei Mitarbeiterschulungen und im Verkauf gelehrt. Im Privatleben leider seltener.
@Metropolis,
naja, dein Link Gabriel Byrne der super-Duper Zuhör-Empathie Therapeut!
Ich wollte eigentlich auch Zwackerl vielleicht einen Therapeuten vorschlagen.
Aber die meisten „gewönlichen“ Mitmenschen sind keine Therapeuten, und man kann von ihnen nicht verlangen, dass sie bei jedem Problem, dass an sie herangetragen wird, "richtig" reagieren.
Aber viele meinen es wahrscheinlich in guter Absicht.
Und by the way: Vielleicht sehen tatsächlich einige die Dinge "nicht so schlimm" wie du sie siehst Zwackerl?
Man verurteilt sich selbst oft mehr, als es andere tun, oder sieht etwas sehr viel negativer als es andere tun.
Für mich persönlich sind Ratschläge sehr wichtig, wenn ich ein Problem habe. Meist steckt man ja in einem Hamsterad-Problem fest, dass nur ein Außenstehender wahrscheinlich viel objektiver beurteilen kann. Wenn die Ratschläge dann leider nicht so anwendbar sind für mich, dann ist das schade. Aber ich sehe hier nichts empathieloses an der anderen Person. Ich denke sie hat es gut gemeint und wollte nur helfen.
naja, dein Link Gabriel Byrne der super-Duper Zuhör-Empathie Therapeut!
Ich wollte eigentlich auch Zwackerl vielleicht einen Therapeuten vorschlagen.
Aber die meisten „gewönlichen“ Mitmenschen sind keine Therapeuten, und man kann von ihnen nicht verlangen, dass sie bei jedem Problem, dass an sie herangetragen wird, "richtig" reagieren.
Aber viele meinen es wahrscheinlich in guter Absicht.
Und by the way: Vielleicht sehen tatsächlich einige die Dinge "nicht so schlimm" wie du sie siehst Zwackerl?
Man verurteilt sich selbst oft mehr, als es andere tun, oder sieht etwas sehr viel negativer als es andere tun.
Für mich persönlich sind Ratschläge sehr wichtig, wenn ich ein Problem habe. Meist steckt man ja in einem Hamsterad-Problem fest, dass nur ein Außenstehender wahrscheinlich viel objektiver beurteilen kann. Wenn die Ratschläge dann leider nicht so anwendbar sind für mich, dann ist das schade. Aber ich sehe hier nichts empathieloses an der anderen Person. Ich denke sie hat es gut gemeint und wollte nur helfen.
Hallo Zwackel!
Mein Schreiben überschnitt sich zeitlich und überschneidet sich inhaltlich sich mit den Postings der VorschreiberInnen, aber ich schicks trotzdem mal so ab.
Ratschläge sind der lösungsorientierte Ansatz. Es ist aber nunmal zum einen so, dass der Rat eines anderen nicht zwangsläufig zu einem und zur eigenen Situation passt.
Zum anderen geht es in solchen Momenten oft nicht (sofort) um eine Lösung. Bei mir geht es in solchen Fällen darum, mein Problem mal darzulegen, 1. um es selber genauer betrachten zu können, 2. um durch den Blickwinkel eines anderen den meinen zu erweitern. Dies kann auch über Ratschläge erfolgen.
Dies gelingt natürlich nicht, wenn der Ratgebende das Thema damit abschließen will (Stichwort: Rat-er-schlagen). Floskeln haben manchmal diese Funktion.
Ich versuche Floskeln zu vermeiden. Aber in Situationen, die mich emotional überfordern, haben sie auch mir als Zuflucht gedient. Da kann ich nur den eigenen Erfahrungshorizont als Filter heranziehen. Dadurch konnte ich in einigen Momenten feststellen, dass alles was ich dazu hätte sagen können, besser ungesagt bleibt und alles, was ich tun kann, ist da zu sein. Und auszuhalten.
Zuhören ist oft nicht leicht. Sein Gegenüber leiden zu sehen, Tränen zu sehen, Verzweiflung auszuhalten, ohne helfen zu können - ohne etwas dagegen unternehmen zu können - erfordert eigene Stärke. Im besten Falle die, bei sich bleiben zu können und für den anderen da zu sein. Ohne dem anderen durch die wachgerufene Erinnerung an den eigenen Schmerz auch noch das Eigene aufzubürden.
Es erfordert aber auch, keine Angst vor diesem eigenen Schmerz zu haben. Einfühlsam sein heißt, ein Gefühl verstehen - nachempfinden - zu können. Wie soll man reagieren, wenn man merkt, dass man dem nicht gewachsen ist?
Und wie soll man reagieren, wenn einem der Erfahrungshorizont zu einem Thema fehlt? Ratschläge und Floskeln sind manchmal ein Zeichen von Hilflosigkeit und Ohmacht.
Sie sind manchmal eine Grenzziehung. Aus unterschiedlichsten Gründen.
Wenn ich jemanden brauche, der mir zuhört, brauche ich auch jemanden, der mit mir spricht. Fragen, Antworten, seine Erinnerungen... Aus diesem Grund erzähle ich auch von mir, wenn es eigentlich um mein Gegenüber geht. In der Hoffnung, dass der andere darin etwas finden kann. Und sei es ein "nein, bei mir ist es anders". Das hilft dann auch mir, besser zu verstehen. Oder zumindest nicht komplett falsch zu verstehen. Hilft aber nur, wenn es etwas zu verstehen gibt.
Liebe Grüße
cupa
Mein Schreiben überschnitt sich zeitlich und überschneidet sich inhaltlich sich mit den Postings der VorschreiberInnen, aber ich schicks trotzdem mal so ab.
Ratschläge sind der lösungsorientierte Ansatz. Es ist aber nunmal zum einen so, dass der Rat eines anderen nicht zwangsläufig zu einem und zur eigenen Situation passt.
Zum anderen geht es in solchen Momenten oft nicht (sofort) um eine Lösung. Bei mir geht es in solchen Fällen darum, mein Problem mal darzulegen, 1. um es selber genauer betrachten zu können, 2. um durch den Blickwinkel eines anderen den meinen zu erweitern. Dies kann auch über Ratschläge erfolgen.
Dies gelingt natürlich nicht, wenn der Ratgebende das Thema damit abschließen will (Stichwort: Rat-er-schlagen). Floskeln haben manchmal diese Funktion.
Ich versuche Floskeln zu vermeiden. Aber in Situationen, die mich emotional überfordern, haben sie auch mir als Zuflucht gedient. Da kann ich nur den eigenen Erfahrungshorizont als Filter heranziehen. Dadurch konnte ich in einigen Momenten feststellen, dass alles was ich dazu hätte sagen können, besser ungesagt bleibt und alles, was ich tun kann, ist da zu sein. Und auszuhalten.
Zuhören ist oft nicht leicht. Sein Gegenüber leiden zu sehen, Tränen zu sehen, Verzweiflung auszuhalten, ohne helfen zu können - ohne etwas dagegen unternehmen zu können - erfordert eigene Stärke. Im besten Falle die, bei sich bleiben zu können und für den anderen da zu sein. Ohne dem anderen durch die wachgerufene Erinnerung an den eigenen Schmerz auch noch das Eigene aufzubürden.
Es erfordert aber auch, keine Angst vor diesem eigenen Schmerz zu haben. Einfühlsam sein heißt, ein Gefühl verstehen - nachempfinden - zu können. Wie soll man reagieren, wenn man merkt, dass man dem nicht gewachsen ist?
Und wie soll man reagieren, wenn einem der Erfahrungshorizont zu einem Thema fehlt? Ratschläge und Floskeln sind manchmal ein Zeichen von Hilflosigkeit und Ohmacht.
Sie sind manchmal eine Grenzziehung. Aus unterschiedlichsten Gründen.
Wenn ich jemanden brauche, der mir zuhört, brauche ich auch jemanden, der mit mir spricht. Fragen, Antworten, seine Erinnerungen... Aus diesem Grund erzähle ich auch von mir, wenn es eigentlich um mein Gegenüber geht. In der Hoffnung, dass der andere darin etwas finden kann. Und sei es ein "nein, bei mir ist es anders". Das hilft dann auch mir, besser zu verstehen. Oder zumindest nicht komplett falsch zu verstehen. Hilft aber nur, wenn es etwas zu verstehen gibt.
Liebe Grüße
cupa
Hallo Zwackel,
eine gute Frage (Zuhören - was ist daran so schwer?)!!!
Um mit "Momo" (von Michael Ende) zu sprechen: Weil es (nicht nur) in unserer Zeit heute etwas Besonderes, fast eine Kunst ist...
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte - nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten.
Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten.
Oder - anders formuliert (Möglichkeiten):
Hier gefällt mir der "Ich-Du"-Ansatz von Martin Buber sehr - im Alltag oft schwer realisierbar und auch nicht immer notwendig ("Ich-Es"-reicht dann).
Und Zuhören erfordert dauerndes Üben..., ich ertappe mich selbst oft dabei, dass ich nur das heraushöre, was ich heraushören will...., tja, seuffz.... Training = gefragt.
Oh, da kamen ja jede Menge Beiträge fast zeitgleich rein...., sorry, kann sein, dass sich jetzt manches doppelt.
Liebe Grüße,
Anne
eine gute Frage (Zuhören - was ist daran so schwer?)!!!
Um mit "Momo" (von Michael Ende) zu sprechen: Weil es (nicht nur) in unserer Zeit heute etwas Besonderes, fast eine Kunst ist...
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder.
Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte - nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten.
Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten.
Oder - anders formuliert (Möglichkeiten):
- weil Zuhören eben nicht einfach ist ...
- weil man manchmal seinem Gegenüber nicht (ehrlich) mitteilen will, dass man jetzt gerade nicht zuhören kann, dann nur "halbherzig" zuhört, anstatt einen Zeitpunkt für ein Gespräch auszumachen.
- weil ein Gespräch Zeit, Raum, Geduld und .... Pausen / Abschalten können braucht. Das ist fast anachronistisch oder - je nach Perspektive - sehr modern (in Mangagerseminaren in Klöstern wird es trainiert...).
- weil viele nicht die Fähigkeit erlernt haben, zurückzumelden, was man verstanden hat (an Bedeutungen, Gefühlen, Inhalten etc.) oder dass man zuhört, selbst wenn man sich mal nicht direkt anschaut.
- weil man viel über sich lernen kann, wenn man zuhört (wenn man sich selbst dabei wahrnehmen kann)
- Weil es schwer (gemacht wird) ist, seine eigene Meinung zurückzustellen und Gespräche manchmal Wettkampfcharakter haben, oft gegenseitig unterbrochen werden (wer die besseren Argumente hat, hat gewonnen - gerade im beruflichen Kontext). Dabei gibt es immer mehrere Möglichkeiten....
- weil viele nicht mehr Unterschiede, andere Meinungen, andere "Landkarten" aushalten, ertragen, tolerieren können.
- dass zu häufig erwartet wird, dass man jedes Gespräch versteht bzw. / oder Verständnis für "alles" hat.
Muss man aber gar nicht, dass kann man "kommunizieren": interessant, Deine Meinung zu hören, ich für mich kann dem nicht zustimmen.., ich verstehe das gerade nicht, lasse es aber mal wirken.. - dass das Interesse an den eigenen Belangen oft höher ist als an denen der Anderen. Dabei wird vergessen, dass das "Teilen können" von Themen (selbst auf kontroverse Art und Weise) für die Beziehung mehr bringt. Viele hören genau so lange zu, bis sie meinen, dass es nun genüge. Oft ist dies an einer zunehmenden Ungeduld oder Abwendung mit dem Kopf zu bemerken. Auch stellen sie keine interessierenden Nachfragen (z.B. was das demjenigen bedeutet, wie es ihm dabei ging usw...)
Hier gefällt mir der "Ich-Du"-Ansatz von Martin Buber sehr - im Alltag oft schwer realisierbar und auch nicht immer notwendig ("Ich-Es"-reicht dann).
Und Zuhören erfordert dauerndes Üben..., ich ertappe mich selbst oft dabei, dass ich nur das heraushöre, was ich heraushören will...., tja, seuffz.... Training = gefragt.
Oh, da kamen ja jede Menge Beiträge fast zeitgleich rein...., sorry, kann sein, dass sich jetzt manches doppelt.
Liebe Grüße,
Anne
Liebe Zwackel,
Annes Punkt, dass häufig der zeitliche Rahmen nicht passt, finde ich für mich in vielen Fällen sehr zutreffend.
In welchen Situationen sprichst du andere Menschen an? Wer ist das vor allem?
Du schreibst, dass manche Menschen diese Fähigkeit des Zuhörens durchaus besitzen und - so schlussfolgere ich - du dich bei ihnen gut aufgehoben gefühlt hast.
Wie unterschieden sich diese Situationen von denen mit Menschen, die dir nicht zuhören konnten?
Annes Punkt, dass häufig der zeitliche Rahmen nicht passt, finde ich für mich in vielen Fällen sehr zutreffend.
In welchen Situationen sprichst du andere Menschen an? Wer ist das vor allem?
Du schreibst, dass manche Menschen diese Fähigkeit des Zuhörens durchaus besitzen und - so schlussfolgere ich - du dich bei ihnen gut aufgehoben gefühlt hast.
Wie unterschieden sich diese Situationen von denen mit Menschen, die dir nicht zuhören konnten?
Vielen Dank für euere ausführlichen Antworten, das freut mich sehr !!!
@Phönixia:
Daran hapert es doch oft sehr. Manche sprechen dann eben davon, wie es ihnen in einer anderen Situation schon mal ging, die aber mit meiner eigentlich nicht allzu viel zu tun hat. Das heißt nicht, dass mich das grundsätzlich nicht interessieren würde. Aber in dem Moment wäre es für mich eben hilfreicher mein Gegenüber würde sich selbst mal ein bisschen zurückstellen und sich auf mich einlassen (genauso wie ich das schon oft genug bei ihm gemacht habe).
In welchen Situationen spreche ich andere Menschen an: Meistens rufe ich abends eine meiner Freundinnen an oder ich frage, ob wir uns in einem Café zum Reden treffen könnten.
Wenn ich anrufe, frage ich natürlich nach, ob sie gerade beschäftigt ist. Ich falle auch nicht sofort mit der Tür ins Haus, sondern lenke das Gespräch halt dann auf mein Problem, wenn ich den Eindruck habe, sie ist dafür zugänglich.
Trotzdem entwickelt sich das Gespräch eben oft so, dass am Ende doch wieder ich diejenige bin, die zuhört und Verständnis für die Sorgen der Freundin zeigt, anstatt umgekehrt.
Es fällt mir nicht leicht, dann zu sagen, "Moment mal, ich wollte eigentlich über was anderes mit dir reden."
@Phönixia:
Ich meine natürlich nicht, dass der andere nur zuhören und gar nichts dazu sagen soll. Aber er sollte sich in meine Situation einfühle n können und meine Gefühle verstehen und nachempfinden können.Phönixia hat geschrieben:Ich denke nur Zuhören gibt es nicht, es entsteht fast immer ein Dialog. Denn der Andere reagiert, oder meint auf dein Gesagtes reagieren zu müssen. Halte ich also für völlig menschlich.
Daran hapert es doch oft sehr. Manche sprechen dann eben davon, wie es ihnen in einer anderen Situation schon mal ging, die aber mit meiner eigentlich nicht allzu viel zu tun hat. Das heißt nicht, dass mich das grundsätzlich nicht interessieren würde. Aber in dem Moment wäre es für mich eben hilfreicher mein Gegenüber würde sich selbst mal ein bisschen zurückstellen und sich auf mich einlassen (genauso wie ich das schon oft genug bei ihm gemacht habe).
@Sandy Z.: Ja, der zeitliche Rahmen ist manchmal schon ein Problem. Es ist schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Ich will ja keinen in ein "Problemgespräch" verwickeln, der gerade absolut keine Zeit dafür hat oder den Kopf voll mit seinen eigenen Problemen.SandyZ. hat geschrieben:Annes Punkt, dass häufig der zeitliche Rahmen nicht passt, finde ich für mich in vielen Fällen sehr zutreffend.
In welchen Situationen sprichst du andere Menschen an? Wer ist das vor allem?
In welchen Situationen spreche ich andere Menschen an: Meistens rufe ich abends eine meiner Freundinnen an oder ich frage, ob wir uns in einem Café zum Reden treffen könnten.
Wenn ich anrufe, frage ich natürlich nach, ob sie gerade beschäftigt ist. Ich falle auch nicht sofort mit der Tür ins Haus, sondern lenke das Gespräch halt dann auf mein Problem, wenn ich den Eindruck habe, sie ist dafür zugänglich.
Trotzdem entwickelt sich das Gespräch eben oft so, dass am Ende doch wieder ich diejenige bin, die zuhört und Verständnis für die Sorgen der Freundin zeigt, anstatt umgekehrt.
Es fällt mir nicht leicht, dann zu sagen, "Moment mal, ich wollte eigentlich über was anderes mit dir reden."
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)
(John Lennon)
Warum fällt es dir schwer? Was könnte passieren, wenn du es doch tust?Es fällt mir nicht leicht, dann zu sagen, "Moment mal, ich wollte eigentlich über was anderes mit dir reden."
Hall Zwackerl,
So wie du es machst, könnte deine Freundin natürlich glauben, du willst nur einen netten Abend mit ihr verbringen und stellt sich darauf ein. Sie erwartet gar kein größeres Problem von dir. Ja so stell ich mir das vor.
Warum sagst du deiner Freundin nicht gleich am Telefon: "Ich habe ein Problem, über das ich mit jemanden sprechen will, können wir uns nicht treffen?"Meistens rufe ich abends eine meiner Freundinnen an oder ich frage, ob wir uns in einem Café zum Reden treffen könnten.
So wie du es machst, könnte deine Freundin natürlich glauben, du willst nur einen netten Abend mit ihr verbringen und stellt sich darauf ein. Sie erwartet gar kein größeres Problem von dir. Ja so stell ich mir das vor.
@Sandy:
Hhm, wahrscheinlich wäre mein Gegenüber etwas erstaunt, weil es sehr untypisch für mich ist nicht auf den anderen einzugehen, sondern darauf zu bestehen, dass meine eigenen Interessen im Vordergrund stehen sollen. Die "Zuhörerin", das ist eben eher meine Rolle.
Phönixia:
Wenn ich meine Freundinnen frage, ob wir uns "zum Reden" in einem Café treffen könnten, dann ist es eigentlich schon klar, um welches Problem es mir geht. Sie wissen genau, was mich momentan belastet.
Ausserdem hab ich auch gar nicht vor, den ganzen Abend nur Probleme zu wälzen. Nach einer gewissen Zeit würde ich dann schon das Thema wechseln und trotzdem einen netten Abend mit ihr verbringen. Das eine schließt das andere gar nicht aus.
Hhm, wahrscheinlich wäre mein Gegenüber etwas erstaunt, weil es sehr untypisch für mich ist nicht auf den anderen einzugehen, sondern darauf zu bestehen, dass meine eigenen Interessen im Vordergrund stehen sollen. Die "Zuhörerin", das ist eben eher meine Rolle.
Phönixia:
Wenn ich meine Freundinnen frage, ob wir uns "zum Reden" in einem Café treffen könnten, dann ist es eigentlich schon klar, um welches Problem es mir geht. Sie wissen genau, was mich momentan belastet.
Ausserdem hab ich auch gar nicht vor, den ganzen Abend nur Probleme zu wälzen. Nach einer gewissen Zeit würde ich dann schon das Thema wechseln und trotzdem einen netten Abend mit ihr verbringen. Das eine schließt das andere gar nicht aus.
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)
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Du schreibst, dass die "Zuhörerin" deine Rolle sei. Ist das gut oder schlecht?
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