Wie erfolgreich sind Anti-Aggressionstherapien?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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srico
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Wie erfolgreich sind Anti-Aggressionstherapien?

Beitrag So., 05.09.2010, 16:58

Hallo,

ich wurde von meinem Exfreund letzte Woche das zweite Mal geschlagen.

Nach dem ersten mal trennte ich mich und kam mit der Bedingung zurück, dass er eine Therapie macht.
Er war einverstanden und leitete alles in die Wege. Doch die eigentliche Therapie beginnt erst nächste Woche und letzte Woche ist es dann wieder passiert.

Ich weiß, dass ich mich eigentlich endgültig trennen müsste, schaffe es aber nicht...........ich verstehe selbst nicht warum und habe mich selbst jetzt auch zu einer Therapie, bzw. Beratungsgespräch angemeldet. Doch trotzdem werde ich verrückt, ich kann nicht ohne ihn und nicht mit ihm.

Hat jemand Erfahrungen damit wie erfolgreich Therapien sind?

Ich würde mich sehr über Ratschläge freuen.

Viele Grüße

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Zumba
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Beitrag Mo., 06.09.2010, 22:08

Hallo srico

Hatte dein Freund denn einen Grund zu diesem Anlass oder waren da Alkohol und/oder Drogen im Spiel,dass er dich geschlagen hat?

Nachdenkliche Grüsse
Zumba


Eremit
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Beitrag Di., 07.09.2010, 02:06

Ausgehend von meinen eigenen Beobachtungen würde ich sagen, daß die Erfolge bei solchen Therapien sich in Grenzen halten, um nicht zu sagen: Die Ausnahme sind.

Wenn physische wie psychische Verletzungen frequent auftreten, ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt. Du solltest Dich trennen und erst mal nur an Dir arbeiten mit Hilfe der Therapie und alles andere erst mal ad acta legen. Dabei ist es völlig irrelevant, wie der genaue Hergang war.

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srico
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Beitrag Di., 07.09.2010, 06:31

Hallo und danke für eure Antworten.

@Zumba
Um ehrlich zu sein war Alkohol im Spiel. Ob auch Drogen weiß ich nicht, davon habe ich nie etwas mitbekommen, meine Schwester meint ja.

Ich habe mich fast bis zum Schluss sehr liebevoll verhalten, was aber leider nichts brachte, er ließ mich nicht in Ruhe und am Ende wurde ich etwas lauter und habe ihm klar gemacht, dass ich schlafen möchte. Da ist er dann ausgerastet.
Auch im nüchternen Zustand neigt er zu Aggressionen, allerdings kann er die da wohl noch sehr gut kontrollieren.

@Eremit
Woher stammen deine Beobachtungen? -hast du damit beruflich zutun? -würde mich sehr interessieren.
Ich habe heute ein Beratungssgespräch und werde danach eine Therapie anfangen um passiertes zu verarbeiten, allerdings dachte ich, dass vielleicht mit viel Abstand und Zeit noch eine Chance möglich wäre, wenn er die Therapie auch wirklich macht und etwas ändern will.
Gibt es Statistiken über solche Themen?

Viele Grüße, Srico

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Eremit
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Beitrag Di., 07.09.2010, 07:48

Beruflich hatte ich damit zum Glück nicht zu tun, aber privat.

Das Problem ist, daß sich die Patienten/Kunden solcher Therapien/Trainingskurse ja vorstellen, sie würden das absolvieren, und peng, sind die Aggressionen einfach weg. Dem ist aber nicht so, nur der Umgang mit ihnen ändert sich höchstens.

Diesen Aggressionen liegt weit mehr zugrunde, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Bis sich Erfolge einstellen dauert es viele Jahre. Es wird also höchstwahrscheinlich zu enormen Durststrecken für Dich kommen, und es ist die Frage, ob Du für sowas überhaupt Kraft hast.

In der Regel hat aber der Entzug die oberste Priorität. So lange er frequent Alkohol und/oder Drogen konsumiert, ist er nicht therapierbar. Erst nach dem Entzug hätte eine Therapie Sinn. Die Therapie würde dann aber auch eher auf das fokussieren, was den Aggressionen zugrunde liegt, heißt, auf seine EIGENTLICHEN Probleme...

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srico
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Beitrag Di., 07.09.2010, 12:30

Danke Eremit, für deine Aufklärung.

Das klingt alles sehr einleuchtend und logisch...........wenn ich wüsste, dass er es ernst meint, würde
ich sehr gerne diese Kraft aufbringen, aber das weiß ich ja noch nicht, da ich momentan auch überhaupt keinen Kontakt zu ihm habe und mir auch dringend davon abgeraten wird.
Vielleicht trägt auch dies dazu bei, dass er anfängt darüber genau nachzudenken.

Kennst du vielleicht noch ein paar Links von Seiten in denen man noch mehr zu dem Thema erfährt?


Eremit
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Beitrag Di., 07.09.2010, 13:50

Ich kenne mich hinsichtlich der Angebote in der Schweiz nicht aus, da aber Basel eine große Stadt ist, gehe ich davon aus, daß es sowas wie einen psychosozialen Dienst gibt. Schau mal, was Google Dir für Ergebnisse mit diesem Suchbegriff liefert, dort könntest Du Psychiater und Sozialarbeiter bezüglich des Angebots fragen, die kennen eine Menge Stellen, die man teilweise gar nicht über das Internet findet.

Ebenso könntest Du Deinem Freund anraten, eine solche Stelle aufzusuchen bzw. die erhaltenen Informationen bezüglich der weiteren Angebote an ihn weiterleiten, unter der Voraussetzung natürlich, er ist einsichtig. Wenn er aber wirklich sein Problem sieht, wird er bereits über diese Informationen verfügen - ich denke, Du weißt, was ich damit sagen will...

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Zumba
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Beitrag Di., 07.09.2010, 19:02

Hallo srico

Wie gehts dir denn heute?

Ja,wie ich sehe,hast du schon hilfreiche Antworten bekommen.Hast du Informationen bekommen,bezüglich einer Anti-Aggressionstherapie?

Ich würde dir auch erstmals Abstand zu ihm raten und dass du dich um dich selbst kümmerst.

Wenn Alkohol im Spiel ist,denk ich auch,dass es eher hart sein wird,eine solche Therapie erfolgreich zu absolvieren.Vorallem muss er einsichtig sein und wissen,warum er solche Aggressionen in sich hat.

Ich wünsche dir viel Kraft und dass du für dich die richtige Entscheidung triffst.

Grüessli Zumba

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srico
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Beitrag Mi., 08.09.2010, 06:46

Hallo ihr beiden.

Tausend Dank für eure Antworten, das hilft mir wirklich sehr.

@eremit
Er hat vor drei Monaten bereits alles für eine Aggressionstherapie in die Wege geleitet und
hat dort nächste Woche seinen zweiten Termin. Man sagte ihm in seinem Vorstellungsgespräch,
anhand der ausgewerteten Bögen, die er ausfüllen musste, dass er eine Verhaltensstörung hätte,
dies aber kein Problem sei und man ihm sicher helfen könne. So hat er mir es damals erzählt.
Leider haben Therapeuten sehr lange WArtezeiten und so ist der erste richtige Termin erst nächste Woche. D.h. er muss noch hin und sich wirklich helfen lassen.

@Zumba
Danke dir, mir geht es heute schon besser, allerdings spielt mein Kopf verrückt.
Ich denke die ganze Zeit an ihn und ob es noch Sinn hat. Mal sagt mir mein Kopf ja, mal sagt er nein.
Schließlich wird er immer krank bleiben.

Das mit dem Alkohol ist so eine Sache, da er nicht immer trinkt, sondern nur zu besonderen Anlässen.
So z. B. wenn er etwas zu feieren hat, aber auch wenn es ihm schlecht geht.

Meine beste Freundin hat ihn nur kurz kennengelernt und meint, er sei ein grundauf schlechter Mensch und wenn ich wieder zurück gehen würde, würde irgendwann etwas schlimmes passieren, das hätte sie ihm Gefühl. Sie hatte ja auch mit dem letzten Unglück recht............................

Ich hatte gestern mein Beratungsgespräch im Frauenhaus und das war nicht wirklich hilfreich, außer, dass sie mir eine Verhaltenstherapie Ambulant vorschlagen, damit ich das Passierte verarbeite.

Die Beraterin meinte aber auch "ach, wenn ihr Freund eine Therapie macht, dann ist das ja super, das machen nur wenig Männer"
Das war wieder ein Grund für mich positiv zu denken.

Es ist so schwierig.....................................

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Kelpie
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Beitrag Mi., 08.09.2010, 08:03

Behandle dein eigenes psychisches Problem oder finde zumindest heraus, was dich in einer solchen Beziehung hält.
Coabhängigkeit?
Helfersyndrom?
Bist du devot-masochistisch, ohne dass es dir wirklich bewusst ist? (In dem Fall: Prügel und reale Erniedrigung sind nicht das, was du brauchst.)
Alles miteinander?

Deine Freundin hat vollkommen recht, du solltest diese Beziehung unverzüglich beenden. Wenn du dein Verhalten klarer siehst, ist das auch nicht mehr schwierig.

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srico
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Beitrag Do., 09.09.2010, 07:09

Hallo Kelpie,

ich glaube, so ist das nicht.
Habe mich nach den ersten Anzeichen sofort getrennt und nach der Atacke im Urlaub auch.
D.h. ich möchte nich verprügelt werden, dem bin ich mir sehr sicher.

Mein Problem ist glaub ich, dass ich zu leichtgläubig bin, denn was ich von ihm verlange ist,
dass so etwas nicht mehr passiert. Deswegen geht er jetzt in die Therpie.
Ich habe gestern das erste mal seit dem Tag wieder mit ihm gesprochen und er wusste nicht genau,
was passiert ist. Er möchte die Therapie so schnell wie möglich beginnen, weil er selbst wissen möchte, was mit ihm los ist. Die Frage ist, ob das wirklich stimmt und ob eine Therpie wirklich was bringt.
Das sind meine Fragen.......................natürlich kann mir keiner Gewissheit geben, aber ist es nicht schoneinmal ein Schritt in die Richtige Richtung?

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Kelpie
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Beitrag Do., 09.09.2010, 09:44

Deine Trennung war keine, denn du bist ja noch bei ihm und machst dir für ihn Gedanken.
Hallo, er hat dich dazu gebracht, im FRAUENHAUS Hilfe zu suchen. Würdest du sagen, dass einen der Freund ins Frauenhaus bringen sollte? Ist das dann ein Freund?
Findest du dir keinen anderen, besseren, wenn du ihm den Laufpass gibst?

Therapie kann er machen, das ist SEINE Verantwortung, nicht deine. Vielleicht hilft es ihm ja, sich bei einer NÄCHSTEN Freundin wie ein Mensch zu benehmen.

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srico
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Beitrag Fr., 10.09.2010, 06:38

Kelpie hat geschrieben:Therapie kann er machen, das ist SEINE Verantwortung, nicht deine. Vielleicht hilft es ihm ja, sich bei einer NÄCHSTEN Freundin wie ein Mensch zu benehmen.

Das hoffe ich sehr..........................

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