Den Titel habe ich hier geklaut. Autoritäten anerkennen - ein Problem, das mich seit meiner Kindheit verfolgt. Meine Mutter hatte zwar in vielen Dingen eine natürliche Autorität, im Beruf (Lehrerin, Germanistin/Anglistin), weniger dagegen in praktischen Dingen des Lebens. Gerade in der sog. DDR, in der ich aufwuchs, galt es, selbst zur Beschaffung alltäglicher Dinge wie bestimmter Lebensmittel (Fleisch, Obst, Gemüse u. a.) ein hohes Maß an Organisationstalent zu entwickeln. So mußte man sich mit Verkäuferinnen gutstellen, damit sie einem etwas zurücklegten, die sog. Bückware, die unterm Ladentisch hervorgeholt wurde. Das konnte meine Mutter nicht. Auch im familiären Verhältnis zu meinem Vater empfand ich sie als "pädagogisch ungeschickt". Es sprengte den Rahmen, dies weiter auszuführen. Mein Vater konzentrierte sich hauptsächlich auf seinen Beruf (Mathematik-/Physikdozent), vernachlässigte seine familiären Pflichten und litt ebenso wie seine Mutter an Depressionen, suizidierte sich als ich 17 Jahre alt war. Er war für mich keine Autorität. Da beide Eltern konkrete berufliche Nachteile durch das kommunistische Regime erlitten hatten, wuchs ich auch zu diesem in kritischer Distanz auf. Mit bedingt durch die Spannungen zu Hause zog ich mich in eine Phantasiewelt zurück. So träumte ich seit meinem 14. Lebensjahr davon, mich den Eltern und dem Staat durch Flucht in den Westen zu entziehen. Dabei spielte es keine Rolle, daß ich im Alter von 17 Jahren das großelterliche Zweifamilienhaus erbte, in dem ich für Ostverhältnisse zumindest nach dem Tod von Vater und Großmutter relativ großzügig wohnte. Ich betrachtete die "DDR" nicht nur als Unrechtsstaat, sondern auch als politisch und wirtschaftlich im Sinn der totalen Hemmung privater Initiative total fehlorganisiert. Es gab aber bis zu ihrem Ende viele, die das nicht begriffen hatten, zuvörderst natürlich die Partei-, Staats- und Wirtschafts"funktionäre" - ein unerschöpfliches Potential für mich, arrogant zu sein. Die Heuchelei, um Schule, Armee, Studium und Beruf (ausgerechnet Wirtschaftsrecht, weil mir nichts anderes einfiel) überstehen zu können, fiel mir zwar schwer, gelang aber halbwegs. Viel schwerer fiel mir dagegen, den staatlich verordneten Unsinn nachplappern zu müssen, wie "Der Sozialismus siegt." ( wenigstens konnte man als Sachse ein "ch" sprechen). Das war für mich ein direkter Angriff auf meine Intelligenz.
Nach der Wiedervereinigung nun die große Enttäuschung: Was für Luschen haben in diesem Staat und in dieser Wirtschaft Spitzenpositionen inne! Ein Totschlagargument lautet dann, man hätte nicht den Überblick wie "die da oben", kennte deren Sachzwänge nicht. Nur - allzuofft haben sich die Karrieristen auf ihrem steten Weg nach oben jede Eigenwilligkeit abgeschliffen. Das ist der Tod jeder kreativen Denkweise. Anstelle kantiger Politiker wie Adenauer, Strauß, Wehner stehen heute die Pofallas, Westerwelles und Merkels und haben für ihre grauenvolle Blässe auch gleich die richtige Ausrede parat:
"Das waren andere Zeiten, da ging es um Grundsätzliches. Heute regelt ohnehin alles die EU." Ja, und, haben wir heute keine grundsätzlichen Probleme? Zugegeben, die sind meist supranational - aber das ist die Herausforderung! Von Bankern und Managern, die keinen Bezug zum Unternehmen und zur Belegschaft wie ein traditioneller Firmenpatriarch haben und nur auf die Aktienkurse und ihre Boni starren, ganz zu schweigen.
Wie ist das bei Euch - habt Ihr grundsätzlich Vertrauen zu Autoritäten oder mißtraut Ihr ihnen erstmal wie ich? Was zeichnet natürliche Autorität aus? Fachliche Kompetenz ganz sicher - oder ist die menschliche wichtiger?
Das Peter-Prinzip oder: Die Hierarchie der Unfähigen
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Der Begriff "Autorität*" ist in meinem Kosmos negativ belegt. Ich erkenne darunter, bar nötiger Kompetenzen, aber durch Glück, Zufall oder Freundschaft erwirkte Macht über andere Menschen. Macht, die nicht zusteht, aber durch ein System gestützt wird. Macht, die nicht zur Rechenschaft zieht, die keine echte persönliche Verantwortung birgt, quasi Autoritätssoldaten erschafft, ohne Verstand und Reife, sondern nur durch Position, birgt in meinen Augen die enorme Gefahr der Entmenschlichung. SO, haben einige unrühmliche Dinge der Vergangenheit ihren Lauf genommen. Erst Menschen brechen, und ihnen dann Autorität schenken wie bunte Zuckerl. Mir macht das Angst. Die Ohnmacht mit einem Idiotenpool umgehen zu müssen, der per Knopfdruck Existenzen vernichten kann, der aber so in der Nicht-Verantwortlichkeit Einzelner zementiert ist, dass jegliche Autorität durchschnitten werden kann wie weicher Käse.
Natürliche Autorität ist eng verknüpft mit einer authentishen, kompetenten Ganzheit. Ein gesunder, starker Kern aus dem heraus ein MENSCH agiert, in seiner Weisheit, Ehrlichkeit und auch der fachlichen Qualifizierung. Lehrer und co. fallen bei mir da nicht automatisch in diese Kategorie. Ein Patriarcht ist nicht zwingend eine Autorität. Ich würde sagen: Autorität ohne der natürlichen Gegebenheit ist eher Tyrannei.
edit: *damit meine ich nicht die weiter unten beschriebene natürliche Autorität.
Natürliche Autorität ist eng verknüpft mit einer authentishen, kompetenten Ganzheit. Ein gesunder, starker Kern aus dem heraus ein MENSCH agiert, in seiner Weisheit, Ehrlichkeit und auch der fachlichen Qualifizierung. Lehrer und co. fallen bei mir da nicht automatisch in diese Kategorie. Ein Patriarcht ist nicht zwingend eine Autorität. Ich würde sagen: Autorität ohne der natürlichen Gegebenheit ist eher Tyrannei.
edit: *damit meine ich nicht die weiter unten beschriebene natürliche Autorität.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
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- Helferlein
- , 42
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Hi Sir,
du siehst das genau richtig. Ich denke, man sollte zwischen Kompetenz und Macht unterscheiden. In Gesellschaften wie der kapitalistischen (BRD) oder der (angeblich) sozialistischen (DDR) herrscht Macht vor, wo eigentlich Kompetenz gefragt wäre. Autorität bedeutet für mich im wesentlichen Macht. Deshalb nehme ich sie normalerweise nicht ernst (bin aber manchmal durch die Umstände gezwungen, mich trotzdem unterzuordnen - ich muß mir schließlich meine Brötchen verdienen). Sei froh um dein Misstrauen, es ist klug.
du siehst das genau richtig. Ich denke, man sollte zwischen Kompetenz und Macht unterscheiden. In Gesellschaften wie der kapitalistischen (BRD) oder der (angeblich) sozialistischen (DDR) herrscht Macht vor, wo eigentlich Kompetenz gefragt wäre. Autorität bedeutet für mich im wesentlichen Macht. Deshalb nehme ich sie normalerweise nicht ernst (bin aber manchmal durch die Umstände gezwungen, mich trotzdem unterzuordnen - ich muß mir schließlich meine Brötchen verdienen). Sei froh um dein Misstrauen, es ist klug.
@ Arta, natürliche Autorität, also fachlich-sachliche und menschliche Führungsqualität, erkenne auch ich an. Hätte nach dem Lesen in Deinem Blog nicht erwartet, daß Du noch so positiv über Menschen denken kannst.
@ Josepheros, ja, leider ist man in Sachzwängen gefangen, aber mit Spott kann man sich wenigstens etwas Erleichterung verschaffen.
@ Josepheros, ja, leider ist man in Sachzwängen gefangen, aber mit Spott kann man sich wenigstens etwas Erleichterung verschaffen.
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Ich glaube nicht, dass man Autorität "haben" kann, so wie man blonde Haare hat oder eine Schuhgröße über 40.
Autorität ist etwas, was einem zuerkannt wird, z.B. über ein Amt und das Vertrauen derjenigen mit denen man zu tun hat und dessen man sich dann würdig erweisen muss.
Schritt 1 erfolgt automatisch. Bei Schritt 2 scheiden sich dann die Geister. Bin ich im Grunde meines Herzens ein hierarchiebedürftiger Mensch, dann werde ich nicht denselben Menschen eine "Autorität" nennen, den ein kooperativ eingestellter Mensch so nennen würde.
Für mich ist Selbstreflexion und Sachlichkeit ein vertrauenswürdiger Aspekt einer Führungsperson. Wenn mich jemand über längere Zeit in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, dann kann ich Vertrauen aufbauen, und diesen Menschen evtl. einmal eine "Autorität" nennen.
Generell hat sich in den letzten Jahrzehnten der Führungsstil in deutschen Institutionen und der Wirtschaft von klaren Hierarchien hin zu mehr Demokratie entwickelt. Alles andere wirkt heutzutage anachronistisch.
Autorität ist etwas, was einem zuerkannt wird, z.B. über ein Amt und das Vertrauen derjenigen mit denen man zu tun hat und dessen man sich dann würdig erweisen muss.
Schritt 1 erfolgt automatisch. Bei Schritt 2 scheiden sich dann die Geister. Bin ich im Grunde meines Herzens ein hierarchiebedürftiger Mensch, dann werde ich nicht denselben Menschen eine "Autorität" nennen, den ein kooperativ eingestellter Mensch so nennen würde.
Für mich ist Selbstreflexion und Sachlichkeit ein vertrauenswürdiger Aspekt einer Führungsperson. Wenn mich jemand über längere Zeit in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, dann kann ich Vertrauen aufbauen, und diesen Menschen evtl. einmal eine "Autorität" nennen.
Generell hat sich in den letzten Jahrzehnten der Führungsstil in deutschen Institutionen und der Wirtschaft von klaren Hierarchien hin zu mehr Demokratie entwickelt. Alles andere wirkt heutzutage anachronistisch.
Ich kann differenzieren!Sir hat geschrieben:@ Arta, natürliche Autorität, also fachlich-sachliche und menschliche Führungsqualität, erkenne auch ich an. Hätte nach dem Lesen in Deinem Blog nicht erwartet, daß Du noch so positiv über Menschen denken kannst.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
Das hab' ich aber anders gelesen.Arta hat geschrieben:Ich kann differenzieren!
Das ist dein gutes Recht.Sir hat geschrieben:Das hab' ich aber anders gelesen.Arta hat geschrieben:Ich kann differenzieren!
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]
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