Wie nennt man die 'Sucht', kranksein zu wollen ?

Hier können Sie Fragen zu Begriffen, Diagnosen und sonstigen Fachworten stellen, die einem gelegentlich im Zusammenhang mit Psychologie und Psychotherapie begegnen oder die Bedeutung von Begriffen diskutieren.
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56er
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Wie nennt man die 'Sucht', kranksein zu wollen ?

Beitrag Di., 24.08.2010, 00:47

Hallo,

ich hab in meinem Bekanntenkreis jemanden, der ständig über sein mögliches
Kranksein redet, bzw. sich dadurch wirklich krank machen kann.
Bspw. nicht mit Röntgen verifizierbarer Leistenbruch bzw. Phantomschmerzen trotz Operationen usw.
Das geht soweit, dass er dann ins Spital kommt, und wenn er dort liegt
oder danach auf Erholung ist, fühlt er sich erst gesund und lebt richtiggehend auf.

1) Gibts es ausser Hypochondrie noch Abarten?

2) Was für Ursachen kann "sich-selber-krankreden-bzw.-kranksehenwollen" haben?


danke & servus

PS: Bisherige Info-Quellen (ohne Klärung meiner Frage) ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_eingebildete_Kranke
http://de.wikipedia.org/wiki/Hypochondrie
L(i)ebensquelle: (Ich) Mach' es wie die Sonnenuhr, zähl' die schönen Stunden nur ... :)

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visual_quicksteps
Helferlein
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Beitrag Di., 24.08.2010, 05:35

hi,

hat erst sonst probleme? oder mag er nicht daheim sein?

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TimpeTe
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Beitrag Di., 24.08.2010, 05:54

Hallo 56er
Das geht soweit, dass er dann ins Spital kommt, und wenn er dort liegt
oder danach auf Erholung ist, fühlt er sich erst gesund und lebt richtiggehend auf.
Ich vermute mal, derjenige fühlt sich einsam und sucht auf diesem Weg nach Zuwendung.

Wenn's so ist- ist's traurig...finde ich....

l.g. medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)


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Beitrag Di., 24.08.2010, 06:11

Hallo 56er

das Münchhausen Syndrom.
Wenn jemand Krankheiten für eine andere Person, z.B. sein Kind, erfindet: Münchhausen Stellvertreter Syndrom

Rosenrot

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comus
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Beitrag Di., 24.08.2010, 09:51

@56er: Möglicherweise steht der Krankheitsgewinn hierbei im Vordergrund.


Tipi tipi hoe
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Beitrag Di., 24.08.2010, 11:24

Hallo,
Stimme Rosenrot zu, denke auch an das Münchhausen-Syndrom als nicht "näher bezeichnete vorgetäuschte Störung". Gehört aber psychiatrisch diagnostiziert.
LG Tipi
Es ist besser, das zu überschlafen, was du zu tun beabsichtigst, als dich von dem wach halten zu lassen, was du getan hast.
(Afrikanisches Sprichwort)

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56er
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Beitrag Di., 24.08.2010, 20:35

DANKE! ... Euch Allen!

Das hilft mir SEHR weiter, diesen (nahestehenden) Menschen zu verstehen - der zudem
stark eigensinnig ist, andere Meinungen ablehnt bzw. diese iwF als Angriff empfindet.

Da tun sich Begriffs-Welten auf - ich werd versuchen diese richtig zu deuten, kombinieren
bzw. nachzuverstehen.

BTW:
Münchhausen-Syndrom (NICHT zu verwechseln mit http://de.wikipedia.org/wiki/Münchhause ... tersyndrom)
http://de.wikipedia.org/wiki/Münchhausen-Syndrom

(auch als „artifizielle Störung“ bezeichnet) ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen körperliche Beschwerden erfinden bzw. selbst hervorrufen und meist plausibel und dramatisch präsentieren.

Die Bezeichnung prägte 1951 der Londoner Psychiater Sir Richard Asher (1912–1969) nach dem Baron Münchhausen, dem „Lügenbaron“ (The Lancet, 1951).
____________________________________________________________________

Krankheitsgewinn (engl.: morbid gain) http://de.wikipedia.org/wiki/Krankheitsgewinn

ist eine allgemeine Bezeichnung für die objektiven und subjektiven Vorteile, die ein kranker Mensch aus seiner Krankheit zieht. Sobald ein Mensch die Rolle des Kranken einnimmt, kann er in der europäischen Kultur in der Regel davon ausgehen, von seinen Alltagspflichten entbunden zu werden und Anteilnahme und schonendes Verhalten seiner Umwelt zu erfahren. Zudem kann der Kranke mit der wirtschaftlichen Unterstützung der Sozialversicherungsträger rechnen, wird also teilweise oder ganz vom eigenen Erwerb entbunden. Allerdings ist diese gesellschaftlich allgemein gewünschte Einstellung von der gegenüber Aggravation und Simulation zu unterscheiden. Bei der Simulation handelt es sich rein begrifflich um eine absichtliche und bewusste Vortäuschung und Nachahmung der Krankheitssymptome ohne Krankheitswert. Bei der Aggravation sind tatsächliche Krankheitsveränderungen vorhanden, die jedoch ebenfalls absichtlich überbetont werden.

Die Einteilung in primären Krankheitsgewinn und sekundären Krankheitsgewinn geht auf den Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud zurück.


Konversion (Psychologie) http://de.wikipedia.org/wiki/Konversion_(Psychologie)

ist in der Psychoanalyse nach Sigmund Freud ein Begriff für die Übertragung von Affekten wie Angst, Aggression, Wut, Ärger, Schuld, sexueller Triebwünsche usw. auf Organe. Symptome wie beispielsweise Erektionsstörungen, Erröten, Ohnmacht, Kopfschmerzen bzw. Migräne, Magen-Darm-Störungen lassen sich als psychosomatische Krankheiten oft als Übertragung einordnen. Dabei geht es um das Verdrängen von unerträglichen psychischen Zuständen auf die körperliche Ebene.
Eine besondere Form der Konversion ist das Affektäquivalent, eine Abwehrreaktion des Körpers die durch bestimmte Emotionen ausgelöst wird.


Aggravation (von lat. aggravare: schwerer machen) http://de.wikipedia.org/wiki/Aggravation

wird das bewusst übertriebene Betonen vorhandener Krankheitssymptome aufgrund von ›vermehrter‹ Selbstbeobachtung bezeichnet. Ein Aggravant ist ein Patient, der seine Symptome übertrieben stark darstellt.

Beim aggravierenden Patienten besteht im Unterschied zum Simulant ein echtes Symptom, dessen Schwere jedoch nicht im Verhältnis zum objektiven Krankheitsbefund steht.


Organneurose

bezeichnet eine Somatisierungsstörung als besondere Form einer psychischen Störung, bei der die geklagten Beschwerden sich auf bestimmte Körperbereiche oder bestimmte Organe beziehen. Als synnonym gilt die Bezeichnung vegetative Neurose, mit der insbesondere die Funktionsstörungen einzelner innerer Organe oder Organsysteme bezeichnet werden sollten.

Beispiele:
Herzneurose oder Cardiovaskuläres Syndrom / Effort-Syndrom / DA-COSTA-Syndrom usw.
Magenneurose oder funktionelle gastrointestinale Beschwerden
Penisneurose

Dabei treten diese Neurosen ohne eindeutig fassbare anatomisch-physiologische Körperstörungen auf, d. h. als funktionelle Syndrome.
salü 56er
L(i)ebensquelle: (Ich) Mach' es wie die Sonnenuhr, zähl' die schönen Stunden nur ... :)

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