Angst vor dem Tod - abnormal?

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Illamay
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Angst vor dem Tod - abnormal?

Beitrag Do., 05.08.2010, 23:14

Hallo alle zusammen Ich glaube ich muss ziemlich weit ausholen, um begreiflich zu machen wer ich bin, und warum ich mir die oben angeführte frage stelle.

Alles in allem, hatte ich eine schöne kindheit. Eltern mit denen ich mich heute noch sehr gut verstehe und gerne Zeit verbringe. Ich bin übrigends 28. Die meiste Zeit ging es uns auch finanziell extrem gut. Obwohl ich als mädchen gebohren wurde, wurde ich "meines Vaters Sohn". Das ist in der hinsicht zu verstehen, dass ich eine technische ausbildung abgeschlossen habe ( mit ausgezeichnetem erfolg ) und auch sonst eher den interessen meines vaters als der meiner mutter folgte. Obwohl ich die ausbildung aus einem "weiss halt nicht wohin sonst mit mir" moment begann, bin ich darin aufgeblüht, und heute sehr stolz auf mein technisches verständnis. Ich bin dem pfad meiner ausbildung treu geblieben und habe es nie bereut. Eigentlich bin ich es gewohnt, das was ich will erfolgreich zu meistern. Ich habe in dieser männerwalt ein festes standbein und nicht das geringste problem mit selbstvertrauen. Auch wenn ich überdurchschnittlich klein bin ( 1.55cm ) bin ich eigentlich ganz zufrieden mit meinem aussehen. Es erleichtert mir mein gegenüber zu überraschen mit dem was ich kann. Ich bin eigentlich immer nur gut gelaunt anzutreffen. Ich stelle keine hohen anforderungen, und bin daher selten unzufrieden.

Wärend meiner jugend gab es eine ziemlich schwere zeit für meine familie. Wir waren einmal viele, doch die zahl verringerte sich durch krankheit und leider auch durch selbstmorde. Meine uhrgroßmutter lebte ebenfalls im haus meiner eltern, eines tages hatte sie einen schlaganfall und war von diesem tag an bettlegerig. Meine mutter und ich haben uns gemeinsam um sie gekümmert. Leider konnte sie sich nichtmehr richtig artikulieren, auch schreiben war nicht mehr möglich. Sie wollte mir die ganze zeit irgendwas sagen, zog mich immer wieder an sich ran und wollte mir etwas mitteilen. Sie hat es leider nie geschafft, und nahm es mit ins grab.

Als ich etwas älter wurde fing langsam an von thema "tod" besessen zu werden. Der Gedanke verfolgte mich den ganzen tag. Der erste gedanke morgens nach dem aufstehen, der letzte vor dem einschlafen. Alle die ich liebe und ich selbst werden eines tages sterben, und niemand weiss wieviel zeit uns noch bleibt. Damals habe ich gemerkt, das man sich über dieses thema sehr schlecht mit anderen austauschen kann. Fragt man "denkst du manchmal dran .. ?" kommt meistens nur ein knappes "Nein, an sowas denkt man nicht !" oder "Sowas muss man ignorieren, sonst kann man sein leben nicht geniessen."
Mein Problem wurde mit der zeit vielschichter. Ich begann den tod in jedem und überall zu sehen. Im auffälligen husten eines rauchers, im schwerfälligen schritt einer alten frau oder im mundgeruch desjenigen der mich ansprach. Eines tages war es so weit, dass ich wenn ich einen Bus betrat, innerhalb kürzester zeit jedem passagier eine todesart "zugeteilt" hatte. Die frage woran mein gegenüber wohl eines tages verendet dominierte meine gedanken.
Damals war ich 15 und mir bewusst, das ich probleme hatte. Ich vermutete deren ursprung in meiner übergroßen angst vor der ungewissheit "tod". Also beschloss ich zu versuchen mir selbst diese angst zu nehmen. Mithilfe des internets in all seinen facetten fand ich die möglichkeit der gegenüberstellung mit dem thema an sich. Leute mit nahtoderlebnissen, leute die andere beim sterben beistanden, medizinische berichte davor und danach sowie die natürliche zersetzung des körpers. Es war zwar keine sofortige heilung, aber es hat geholfen. Danach war es keine angst mehr die mich verfolgte, sondern viel mehr ein normaler teil des lebens.

Danach fing aber leider ein neues "problem" an. Ich habe schon seit vielen jahren sehr intensive träume. Obwohl ich sie nicht als alpträume empfinde, wache ich fast immer schweissgebadet auf. Sie wirken extrem real und obwohl ich stundenlang schlafe bin ich häufig müde. Oftmals geht es darum um tot und verwesung, aber im traum nehme ich das nicht als schlimm auf. Redende und sich bewegende leichen von menschen die ich kenne, oder verwesung an mir selbst. Wenn ich wärend dem ich träume aufwache und danach wieder einschlafe, träume ich fast immer am selben punkt den gleichen traum weiter. Das aufwachen fühlt sich dann fast wie eine art werbepause zum aufs klo gehen an. Wenn ich anderen von diesen träumen erzähle, meinen engsten freunden, reagieren diese immer extremst schockiert. Ich vermute das normale menschen verrückt werden würden , oder zumindest schreiend aufwachen würden, wenn sie meine träume hätten.
Das ist für mich auch vor allem der Anlass hier zu posten. Ich habe angst verrückt zu werden oder es schon zu sein, weil ich zu diesem thema einfach keine normale bindung aufbauen kann. Es scheint mich immernoch nicht loszulassen, obwohl es mich eigentlich schon lange nicht mehr terrorisiert.

Muss ich daran etwas ändern ? Sollte ich daran etwas ändern, und was kann ich tun ?

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Abnormalität? Achtung ,lange Geschichte" auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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salonkatze
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 01:01

Du musstest dich schon früh mit dem Thema Tod auseinandersetzten, früher als es vermutlich andere in dem Alter machen mussten. Und zusätzlich diese Ballung von Todesfällen.
Der Tod ist ja etwas an dem man nicht vorbei kommt, man muss sich früher oder später damit aueinandersetzten, meist kommt dies erst in den "späteren Jahren" auf einen zu oder man wird damit konfrontiert, weil man die Diagnose "unheilbar" erhält.
Muss ich daran etwas ändern ? Sollte ich daran etwas ändern, und was kann ich tun ?
Ich weiß nicht, wie belastend das Thema für dich ist, du sprichst davon, dass du Angst hast, verrückt zu werden. Also scheint da schon ein hoher Leidensddruck zu sein.
Du hättest die Möglichkeit dich in therapeutische Behandlung zu begeben, um herauszufinden, was der Tod für dich bedeutet und vielleicht einen anderen Umgang damit finden...
Es hat keinen Sinn zu warten bis es besser wird, dass bißchen besser, wär das Warten nicht wert!

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worst case
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 01:26

das denke ich auch.
du bist damals überfordert gewesen mit der situation, und hast das nie verarbeiten können. und jetzt schlägt das ganze solche kapriolen. jeder reagiert anders auf so einen stress, und bei dir ist es so. verrückt ist das nicht. das ist deine "überlebensstrategie". leider ist sie nicht erfolgreich. deswegen rate ich dir auch, dir einen psychologen zu suchen mit dem du über all das mal reden kannst. das ist lange überfällig.

liebe grüße, s.
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Innere_Freiheit
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 08:53

Hallo Illamay,

sehr viele Menschen haben Angst vor dem Tod - damit bist du also nicht alleine.....

Und gerade weil sie Angst vor dem Tod haben, versuchen sie dieses Thema zu verdrängen. Dies ist der Grund, warum die meisten Menschen mit dir nicht über den Tod reden wollen.

Weißt du, es ist ganz sicher, dass wir alle Sterben werden.....
und es ist wahrscheinlich, dass Menschen die du liebst noch vor dir Sterben werden....
da braucht man sich garnichts vormachen.
Dies gehört zum Leben....... und ist vielleicht ganz gut ..... um uns manchmal ein Bisschen aufzuwecken und uns zu zeigen, dass im Leben noch andere Dinge als Besitztümer wichtig sind.....
Illamay hat geschrieben:Muss ich daran etwas ändern ? Sollte ich daran etwas ändern, und was kann ich tun ?
Du musst wissen, wie sehr es dich quält.
Vielleicht genügt es dir, hier zu schreiben?
Wenn es sehr schlimm ist, brauchst du vielleicht jemanden, "der sich mit soetwas auskennt"?

Falls du dich dazu entschließen solltest, einen Therapeuten oder eine psychologische Beratungsstelle aufzusuchen, dann empfehle ich dir dringend darauf zu achten, dass der Therapeut oder psychologische Berater nicht selbst Angst vor dem Tod hat - dies kommt leider häufig genug vor.
Vielleicht kannst du einen Therapeuten finden, der in der Hospizbewegung tätig ist - oder jemanden, der irgendwelche Seminare zum Thema Tod anbietet.

Ich wünsche dir, dass du einen guten Weg für dich findest.

Innere Freiheit
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worst case
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 09:06

Innere_Freiheit hat geschrieben:
dann empfehle ich dir dringend darauf zu achten, dass der Therapeut oder psychologische Berater nicht selbst Angst vor dem Tod hat - dies kommt leider häufig genug vor.
hört sich irgendwie putzig an!
wie stellt man sowas fest?
und was heißt schon angst vor dem tod, ein gewisses unbehagen dürfte nicht ungewöhnlich sein.
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worst case
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 09:11

da fällt mir doch tatsächlich ein test ein

man könnte der oder dem th. ein gewetztes gemüsemesser o.ä., was man so zur hand hat, an den hals setzen. fleht er um sein leben, dann ist er durchgefallen!
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Innere_Freiheit
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 09:22

Natürlich haben die Meisten, und sicher auch Therapeuten, beim Thema Tod ein Unbehagen. Wichtig ist dennoch, wie ein Therapeut selbst schon gereift ist, und ob er das Thema Tod wirklich selbst schon für sich selbst bearbeitet hat!
Wir hatten hier erst kürzlich einen Thread, in welchem der Therapeut selbst Angst vor dem Tod hatte, und daher nicht hilfreich war (siehe Angst vor dem Tod, Krankheit, Alter ...)
worst case hat geschrieben:wie stellt man sowas fest?
Einen wichtigen Punkt beschrieb ich bereits:
Innere_Freiheit hat geschrieben:Vielleicht kannst du einen Therapeuten finden, der in der Hospizbewegung tätig ist - oder jemanden, der irgendwelche Seminare zum Thema Tod anbietet.
Ansonsten würde ich ihm gleich im Vorgespräch das Thema "Tod" reindrücken, dann merkt man sehr sehr schnell, wie er reagiert....
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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worst case
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 09:34

ja, ich finde ein therapeut der hospizbewegung hat sicherlich sinn, wenn man selbst einem nahen tod ins auge sehen muß.

das problem ist hier ja etwas anders gelagert. es geht aus meiner sicht um die verarbeitung eines immens belastenden traumas, das hier kuriose auswirkungen hat.

dass ein th. persönlich gereift ist, ist zwar allgemein wünschenswert, aber man dürfte das erst im verlauf der therapie wahrnehmen.
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 10:16

Hi,

Also daß du realisiert hast daß der Tod eine Tatasche ist und daß inclusive dir selbst jeder mal sterben wird ist völlig natürlich. Und sogar eher gesund, weil was nicht gesund ist ist die Todesverdrängungsgesellschaft in der wir heute leben.

Bevor es bei uns die moderne Medizin gab und auch heute noch in viele "unterentwickelten" Ländern gehörte die Tatsache daß Leute jederzeit an irgnedwas sterben können, unabhängig von Alterschsschwäche zum Leben und es ist normal.

Was den Menschen Trost und Halt gab war die Spiritualität. Sich mit dem Tod auseinandersetzen ist immer auch ein Auseinandersetzen "was ist danach". Wenn man natürlich einem rein materialistischen Weltbild folgt könnte man an dem Punkt ein Problem haben. Tod hat auch immer etwas damit zu tun wie man lebt. (nicht daß ich selbst da der Experte drin bin, ich hab auch Angst vor dem Tod, ich persönlich hab mich spirituell dem Buddhismus zugewant)



Zu deinen Träumen über Leichen und Verwesung etc. Also ich kenne dieses Motiv aus meinen eigenen Träumen. Und zwar ist es bei mir immer ein Anzeiger dafür, daß ich Anteile von mir selbst unterdrücke, die quasi bildlich dann unter der Oberfläche "faulen", so wie eine Tüte Müll die man irgenwo in einer Ecke vergessen hat. Und diese Sachen bahnen sich dann nachts ihren Weg an die Oberfläche.
Es kann aber genauso gut sein, daß Tod bei dir in Träumen nicht diese Bedeutung hat, was man im Traum erlebt hat ja immer zu allererst mit einem persönlich zu tun und ich schätze hier sollte man nicht leichtfertig irgendwas verallgemeinern.

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Illamay
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 18:58

Hallo nochmal alle zusammen !

Es ist wirklich schön, das über nacht so viele geantwortet haben das freut mich. Danke für eure zeit.

Ich bin keineswegs abgeneigt einen psychiater aufzusuchen und erhoffe mir viel davon. Leider ist es so, das ich obwohl ich eigentlich einen ziemlich gut bezahlten job habe, ich mir solche dinge vermutlich nicht leisten kann. Mein lebensgefährte ( wir sind schon seid 13 jahren in einer glücklichen beziehung ) ist leider seid mitlerweilen 4 jahren arbeitslos und da ich verdiene bekommt er keinen cent. Das geld mit dem wir monatlich über die runden kommen müssen ist also leider kaum mehr als das 2er arbeitsloser.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 20:55

Hä? Psychiater zahlt die Krankenkasse und Psychotherapie in D auch.

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Innere_Freiheit
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Beitrag Fr., 06.08.2010, 21:26

Hallo Illamay,
Illamay hat geschrieben:Ich bin keineswegs abgeneigt einen psychiater aufzusuchen und erhoffe mir viel davon.
Ein Psychiater ist jemand, der irgendwelche Psychopharmaka verschreibt.
Wenn du Hilfe in Anspruch nehmen willst, dann wäre ein Psychotherapeut wohl eher angesagt.

Wenn du gesetzlich versichert bist, dann übernehmen soetwas in der Regel die Krankenkassen, falls du privat versichert bist, müsstest du deinen Vertrag genau prüfen.

Ich bin jetzt nicht derjenige der meint, jeder müsse unbedingt Therapie machen.... und ich weiß ja nicht, wie sehr es dir unter den Nägeln brennt.
Ich denke, das Forum hier kann dir 'Austausch über das Thema Tod' bieten, jedoch das Thema nicht tiefer mit dir durcharbeiten.

Einen lieben Gruß

Innere Freiheit
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