'Langsam muß es doch mal gut sein'

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candle
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'Langsam muß es doch mal gut sein'

Beitrag Do., 29.07.2010, 20:39

Hallo zusammen!

Dieser Satz: "Langsam muß es doch mal gut sein" läßt mich nicht los.

Es war in einer Sitzung vor Jahren in der Therapie geäußert vom Therapeuten. Leider weiß ich bis heute nicht was damit gemeint ist. Es passierte wohl so in der 40. Stunde und es ging halt sehr viel um meine Mutter.

Wollte der Therapeut mich da eher aufmöbeln oder war es doch lästiges Gejammere?

Ich spüre hier im Forum auch diese Tatsache, dass ich mich nicht gerne ausführlich äußere über meine Mutter und dem was mir alles nicht gut tat, denn es muß ja mal gut sein, oder?

Leider habe ich da auch etwas Schiß in der nächsten Therapie. Einerseits wird man dazu befragt, andererseits möchte ich auch nicht wie ein Jammerlappen stehen...

Damals ging es mir ja sehr schlecht, deshalb bin ich unsicher, ob es stabilisierend sein sollte, dass mich der Therapeut von dem Thema wegbringen wollte? Mein Therapeut war ziemlich verzweifelt mit mir und hatte das auch zum Ausdruck gebracht, weil damals ja keine Medikamente halfen. Letztlich schaffte ich für mich den Durchbruch bzw. deutliche Besserung mit Lithium.

Jetzt würde ich mal fragen wollen, wieviel Raum und wieviel Stunden solch ein Familienthema, sagen wir mal zu einer Person, bei Euch an Stunden braucht das aufzulösen?

Für mich ist es es ja im Moment so als würde ich gegen einen Schatten kämpfen da meine familiären Probleme einfach alt sind, nicht präsent, nicht vorhanden, weil ja keiner mehr da ist. Und genau DAS finde ich auch so komisch. Früher gab es da Wut und Ärger, Traurigkeit und Hilflosigkeit in aktuellen Situationen, die ja jetzt nicht mehr vorhanden sind.

Wie arbeitet man mit den Geistern, die wieder auferstehen?
Es ist mir sooooo unendlich peinlich, dass mich diese alten Sachen wieder einholen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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worst case
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Beitrag Do., 29.07.2010, 20:53

candle hat geschrieben: Es ist mir sooooo unendlich peinlich, dass mich diese alten Sachen wieder einholen.

candle
naja, du bist 42?
dann hattest du einige jahre zeit, alles zu verarbeiten.
das meinte wohl dein therapeut.
irgendwann sollte es gut sein.

von deiner mutter kommt nix mehr, sie wird sich nicht ändern.
es sind bestimmt komplexere zusammenhänge, das verhalten der mutter wird nicht von ungefähr kommen. sie hatte auch eine herkunftsfamilie.
jeder macht es, so gut er/sie es kann.

warum konntest du das thema bis jetzt nicht abschließen?
es ist dann doch ok, das zu besprechen. wenn alles i.o. ist, braucht man keine therapie.
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Elena
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:00

Hallo candle,

candle hat geschrieben:Dieser Satz: "Langsam muß es doch mal gut sein" läßt mich nicht los.
Kam das von einem Therapeuten??????
candle hat geschrieben:Jetzt würde ich mal fragen wollen, wieviel Raum und wieviel Stunden solch ein Familienthema, sagen wir mal zu einer Person, bei Euch an Stunden braucht das aufzulösen?
Ich finde dies schwer in Stunden zu sagen, ich merke einfach nur, dass das Familienthema meine gesamte Therapie begleitet. Mir werden immer mehr die Zusammenhänge zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart deutlich, warum ich z.b. bestimmte Muster habe, die mich blockieren.
Und diese können nicht einfach abgeschüttelt, sondern müssen bearbeitet werden.
candle hat geschrieben:Ich spüre hier im Forum auch diese Tatsache, dass ich mich nicht gerne ausführlich äußere über meine Mutter und dem was mir alles nicht gut tat, denn es muß ja mal gut sein, oder?
Nein, denn es beeinflusst Dein ganzes Leben, auch wenn Du keinen Kontakt mehr hast, Du bist ja dadurch geprägt worden und es kommt immer und immer wieder hoch. Du bist u.a. zu dem geworden, was Dir widerfahren ist, da kann man nicht einfach sagen, die Probleme sind nicht mehr präsent, sind alt, nicht mehr vorhanden...... Wichtig ist halt, irgendwann angemessen damit umgehen zu können. Damit meine ich, zu sehen, dass man selber sein Leben in der Hand hat und es versucht so zu gestalten, wie man es haben möchte. Alles, was einen daran blockiert, sollte man bearbeiten....
candle hat geschrieben:Es ist mir sooooo unendlich peinlich, dass mich diese alten Sachen wieder einholen.
Warum ist Dir soetwas peinlich??? Das ist ganz normal und menschlich!!!!

LG Elena
Zuletzt geändert von Elena am Do., 29.07.2010, 21:02, insgesamt 1-mal geändert.

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candle
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:00

Hallo worst case!

Ich schätze Deine Antworten und kann sie auch sehr gut verstehen allgemein, aber jetzt tue ich das grad nicht.
worst case hat geschrieben:
dann hattest du einige jahre zeit, alles zu verarbeiten.
Darf ich jetzt mal fragen wie Du das genau meinst in Sachen Zeitfaktor?
warum konntest du das thema bis jetzt nicht abschließen?
Ja, keine Ahnung?

candle
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Elena
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:07

worst case hat geschrieben:naja, du bist 42?
dann hattest du einige jahre zeit, alles zu verarbeiten.
das meinte wohl dein therapeut.
irgendwann sollte es gut sein.
Was ist denn das für eine Aussage, Zeit heilt alle Wunden, oder wie siehst Du die Sache???
Leider funktioniert dies nicht immer so, gerade, wenn einem was richtig Schlimmes widerfahren ist, z.b. irgendwelche Traumatas. Wegdrücken ist manchmal gut, aber funktioniert leider nicht immer, bspw. Mütter, die ihre Kinder verloren haben, Kinder, die misshandelt und missbraucht wurden.....Sowas brennt sich in die Seele ein.

LG Elena

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Rote Zora
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:13

hallo Candle,

ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll. Ich kenne den Satz gut, ich habe ihn auch schon so oft gedacht. Heute ersetze ich ihn eher durch "langsam darf es endlich heilen", weil ich glaube, dass das die wertschätzende Variante davon ist. Und vermutlich/vielleicht/möglicherweise hat dein Therap es damals ähnlich gemeint. Du schreibst, das war vor Jahren - wie kommt es, ass du jetzt darüber nachdenkst, was daran verfolgt dich?

Sind die Geister wieder auferstanden? So, wie du sie kennst? Oder anders? Andere Aspekte? Oder reagierst du anders? Oder sind sie gar nicht auferstanden, sondern die Erinneurng ist noch so präsent?

Jetzt hab ich dir nur meine fragen noch dazu geschrieben, zu den Fragen, die du schon hattest.. vielleicht kannst du ja dennoch was damit anfangen..

lg rZ

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candle
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:15

Hallo Elena!
Elena hat geschrieben: Kam das von einem Therapeuten??????
Ja, wobei es mir nach der Therapie ja richtig gut ging, wobei ich sagen muß, dass der Hauptfokus die Trennung von meinem Mann war. Klar, dass sich da auch alte Mechanismen aufgelöst haben. Die sind nach wie vor auch weg. ABER: Es kommt immer was Neues und ich weiß echt nicht wo das noch enden soll?!
Alles, was einen daran blockiert, sollte man bearbeiten....
Ich bin ja im Prinzip frei und kann tun was ich will. Es ist noch etwas rätselhaft was mich blockiert. Ich spüre es nur immer wieder in Form von Panikanfällen, die mittlerweile täglich, manchmal stundenlang auftreten und naja als ich hier heute las, war es deutlich... aber was genau es ist, weiß ich nicht.

Mein Gefühl, dass ich hier so eine Oberausnahme in meiner Situation bin und mich folglich gar niemand versteht oft auch kritisiert- ja ich glaube das macht mich auch fertig irgendwo. So ein wenig Schutz suche ich da auch grad.

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worst case
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:15

weißte, genau das hab ich mir gedacht!
ich meine, weißt du nicht was ich meine? oder findest du das provokant?

den zeitfaktor sehe ich in bezug auf die persönliche reifung, die fähigkeit, die dinge in relation zu stellen. auch zu sich selbst zu finden, und nicht mehr von der anerkennung der mutter abhängig zu sein. da gilt es ein loch zu füllen.

ich vermute mal, das verhalten deiner mutter hat dich erheblich verletzt.
und es gab in deinem inneren ein riesenloch, verursacht durch die sehnsucht nach zuwendung und liebe, die nicht erfüllt wurde.
aber das loch schließt sich nicht, indem du wartest und einforderst. da tut sich nichts.
aber du kannst in dir, in deinem leben die erfüllung finden. amen.

das würde ich aktiv angehen, und nicht mehr in der alten suppe rühren.
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worst case
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:18

Elena hat geschrieben: Was ist denn das für eine Aussage, Zeit heilt alle Wunden, oder wie siehst Du die Sache???
Leider funktioniert dies nicht immer so, gerade, wenn einem was richtig Schlimmes widerfahren ist, z.b. irgendwelche Traumatas. Wegdrücken ist manchmal gut, aber funktioniert leider nicht immer, bspw. Mütter, die ihre Kinder verloren haben, Kinder, die misshandelt und missbraucht wurden.....Sowas brennt sich in die Seele ein.

LG Elena
Habe ich DAS gesagt?
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:20

Hallo Rote Zora!
Rote Zora hat geschrieben: Sind die Geister wieder auferstanden? So, wie du sie kennst? Oder anders? Andere Aspekte? Oder reagierst du anders? Oder sind sie gar nicht auferstanden, sondern die Erinneurng ist noch so präsent?
So genau weiß ich das alles nicht. Es kommen dann wieder negative Erinnerungen hoch, wenn ich hier manche Threads lese, die mich vor Monaten gar nicht berührt hätten. Wie das nun angetickt wurde, weiß ich leider nicht. Ich hatte ja ziemlich lange auch die positiven Erinnerungen an die Kindheit. Die schieben sich langsam wieder beiseite und die anderen Dinge kommen wieder. Es gibt ja nicht wirklich einen Anlass dazu.

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neko
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:21

candle, nur so eine idee: kann es nicht sein, dass deindamaliger t. dich nur gespiegelt hat und in dem satz etwas explizit formuliert hat, was du selber immer mal wieder denkst? nicht zuletzt um dich damit dazu aufzufordern, dir selber gegenüber einzuestehen, dass es eben noch nicht gut ist? ich hab bei dir immer das gefühl, dass du von außen bestätigt bekommen willst, dass du echt ein recht auf dein leiden an der vergangenheit hast. aber wer dir dabei im weg steht, bist doc letztlich v.a. du selber, oder? so war es zumindest bei mir selber auch lange zeit.

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estelle
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:25

candle hat geschrieben:"Langsam muß es doch mal gut sein"
Es muß garnichts Candle!

Bei mir ist es heute noch nicht gut, obwohl ich drei Jahre Therapie hatte, komme gegen meine Mutter
immer noch nicht gegen an, weil sie so rechthaberisch ist, vielleicht sollte ich nochmal drei Jahre ,
ist das überhaupt möglich nach 300 Stunden nochmal eine neue Therapie zu machen?
Zuletzt geändert von estelle am Do., 29.07.2010, 21:26, insgesamt 1-mal geändert.

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candle
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:25

worst case hat geschrieben: auch zu sich selbst zu finden, und nicht mehr von der anerkennung der mutter abhängig zu sein. da gilt es ein loch zu füllen.
Das ist jetzt eine Sache, wo ich sagen würde, dass das gar nicht auf mich zutrifft. Ich weiß zwar schon, dass ich als Kind da bedürftig war und doch recht schnell bemerkt habe, dass ich das als Kind nicht bekomme. Darum kann es nicht wirklich gehen, weil ich ja doch recht strikt meine Wege verfolgt habe. Ich müßte im Prinzip auch glücklich sein, weil ich schon erreicht habe, was ich erreichen wollte zum Teil.

Kann es denn nicht durchaus auch anders sein, dass es einfach nicht um Anerkennung geht? Ich denke, darum geht es nicht.

candle
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Rote Zora
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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:30

[quote="candle Kann es denn nicht durchaus auch anders sein, dass es einfach nicht um Anerkennung geht? Ich denke, darum geht es nicht.

candle[/quote]

natürlich kann das sein und wer sollte besser als du spüren, was stimmig ist und was nicht.

Ich frage mcih gerade, ob es dir hilft wenn wir hier unsere Einschätzungen abgeben und Ideen haben ... wenn ich lese, dass Du (derzeit?) manchmal stundenlang Panik hast wäre es doch vielleicht besser, erst mal nicht "noch mehr Wunden zu stochern"?

ich weiss es aber nicht, ist nur so ein diffuses Gefühl.

lg

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Beitrag Do., 29.07.2010, 21:31

Hallo neko!
neko hat geschrieben: ich hab bei dir immer das gefühl, dass du von außen bestätigt bekommen willst, dass du echt ein recht auf dein leiden an der vergangenheit hast.
neko, ich denke Du hast da einen Punkt getroffen. Ich schäme mich Therapie in Anspruch zu nehmen, ich bin sauer, dass ich es muß, wobei die "Täter" nicht belangt werden können. Ein Kassenschmarotzer, dabei gehe ich kaum zum Arzt.

Und wenn ich jemand anderes antworten müßte bei meinen läppischen 100 Therapiestunden, die ich hatte, dann würde ich sagen: Mach weiter!

Irgendwie möchte ich schneller sein als andere, schneller ablegen als andere und vergesse, dass meine Bedingungen eigentlich besonders erschwert sind.

Und ja, in diesem einen Thread kam Angst hoch und Wut, weil ich dann denke, dass andere Dinge mir so läppisch erscheinen, die anderen Probleme machen, dabei weiß ich doch, dass jeder anders empfindet.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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