Hi Leute,
der eigentliche Auslöser für den ganzen folgenden Gedankenwust ist die Trennung von meiner Freundin. Das ist nun schon ein paar Wochen her, aber es hat eine ganze Weile gedauert, bis mir klar geworden ist, was da so alles schief lief - und ein absolut wichtiger Punkt war dabei, dass ich (nach einer gewissen "Eingewöhnungsphase") mich ihr gegenüber größtenteils sehr, tja, "egoistisch" verhalten habe... wir hatten ständig Streit, auch wegen immer mehr Kleinigkeit - und jedes Mal "musste" ich gegen alles anreden, mich rechtfertigen, sinnlos herumdiskutieren, nur um nicht "einzuknicken" und mal zu sagen "ok, Du hast Recht, ich habe einen Fehler gemacht". Es war jedes Mal wie ein Rausch, in den ich mich hineindiskutierte und es ging jedesmal nur im Hintergrund darum, dass ich nicht wie der "Verlierer" dastehe, der sich von jedem "rumschubsen" lässt. Dass ich nach solchen dämlichen Streiterein gerade deshalb hinterher derjenige war, der am schlechtesten (und der mit den schlechtesten Gewissen...) dastand, versteht sich von selbst...
Nun, solche Situationen gab es auch in der Beziehung davor... und auch in der davor... genau genommen lande ich fast immer früher oder später mit allen Menschen in solchen Streitereien, die ich gut kenne, an die ich mich gewöhnt habe - denn bei Menschen, die ich kaum kenne, halte ich mich im Zaum.
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, kommen mir sehr oft Situationen in den Sinn, in denen ich von meinen Eltern (bzw. hauptsächlich von meiner Mutter) ermahnt wurde, weil ich "immer eine Extrawurst gebraten" haben wollte, weil ich partout nicht tat, was man mir auftrug (z.B. den Müll rausbringen) und ich immer meinen eigenen Kopf hatte und es nicht haben konnte, wenn man mir "Befehle" erteilte. Oft redete ich auch dagegen an - sehr oft auch mit vollkommen irrationalen Argumenten, weil ich einfach nicht das tuen wollte, was man von mir verlangte. Ich kann mich erinnern, dass es im Laufe meiner Jugend noch viel schlimmer wurde und ich andauernd meinen Willen durchsetzen wollte - bestes Beispiel: Die ganze Familie machte einen Ausflug und ich musste natürlich mit, obwohl ich nicht wollte. Da ich mich aber nicht "eingliedern" konnte fing ich an, rumzuquengeln, bis irgendjemand der Kragen platzte und ich eine Ohrfeige oder dergleichen bekam.
Gerade meine Mutter warf mir oft vor, ich sei ein Egoist und würde nicht an die Anderen um mich herum, sondern nur an mich denken. Beispiel: Es gab irgendwas zum Mittag, aber es reichte nicht für alle für eine zweite Portion - und wenn ich die nicht bekam, war ich oft bockig.
Das ist jetzt alles schon eine ganze Weile her und natürlich bin ich irgendwann erwachsener geworden und kann mich besser anpassen - aber gewisse Strukturen sind in mir immer noch vorhanden und ich frage mich heute mehr denn je, ob ich einfach ein (mal ganz dramatisch ausgedrückt) "schlechter Mensch", ein totaler Egozentrik bin oder ob das alles nur eine Reaktion auf tieferliegende Probleme ist - denn im Laufe der letzten Jahre habe ich immer mehr festgestellt, dass ich ein sehr künstlerisch interessierter (wenn auch nicht unbedingt übermäßig begabter) Mensch bin, der ganz automatisch danach strebt, sich auf seine Weise auszudrücken. Ich habe schon damals als Kind Kurzgeschichten geschrieben und hatte ständig komische Ideen, die ich den wenigen Menschen, die ich damals als Freunde erachtete, mitteilte. Das schlief dann jahrelang ein und erst vor ein paar Monaten fing ich wieder mit dem Schreiben an und spürte sofort, wie es mir eine tiefe Befriedigung verschafft. Nachdem ich von Zuhause ausgezogen war, fing ich auch mit dem Musik machen an und merke, wie es mir unglaublich viel gibt - und jetzt, wo ich meine ersten Auftritte hinter mir habe, spüre ich noch mehr, wie es mir etwas Seltsames gibt, im Mittelpunkt zu stehen, obwohl das eine Sache ist, vor der ich ca. die letzten 10 Jahre unheimliche Angst hatte, denn ich schlug mich mit einer sozialen Phobie herum, aus der ich erst langsam wieder "aufwachte".
Meine Theorie ist jetzt, dass ich vielleicht einfach nie in meinem Leben eine Möglichkeit hatte, mich (bzw. wichtige Teile von mir) auszudrücken und dass sich deshalb viel "Energie" in mir anstaute, die dann eben auf für meine Außenwelt weniger schöne Weise nach Außen drang bzw. immer noch dringt.
Ok, das war jetzt 'ne Menge Text und könnte noch tausende weitere Sachen schreiben...
Kann das jemand irgendwie nachvollziehen? Klingt das für euch einfach nur weit hergeholt?
Mich wurmt das ganze Thema momentan sehr, denn ich fürchte, nie eine funktionierende Beziehung führen zu können, weil ein Teil von mir nie genug kriegen kann und sich nach vorne drängt... wie soll man auch jemanden wirklich lieben können, wenn man ständig mit dem irrationalen Gefühl lebt, sich seinem Gegenüber "aufzuzwängen" zu müssen.
beste Grüße
Dark River
Bin ich ein Egoist?
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Hmm. Deine Gedankengänge kommen mir sehr bekannt vor. Mein Ex war auch so. Und es hat mich wahnsinnig gemacht. Allerdings sehe ich es weniger als "egozentrisches im Mittelpunkt stehen". Sondern ein durch die Eltern entstandenes, tief verwurzeltes Selbstwertproblem und Projektion von der erlebten Kindheit auf die aktuelle Partnerin. Übertragung.
Quasi in Wahrheit willst du dich nicht mit irrationalen Argumenten gegen die jeweilige Partnerin wehren, sondern es ist ein Versuch sich der ewigen Kontrolle und Nörgelei oder auch Überbemutterung der Mutter auseinander zu setzen!
Ich bezeichne es gerne auch als kindlichen Trotz. Nur eben leider an der falschen Person angewendet!
Mein Ex hat mir aus Prinzip immer widersprochen. Aber wie irrational teilweise! Ja, da musste man sogar schon Angst haben, ob er noch Teil dieser Realität ist, so krass war das manchmal! Selbst wenn man zehn hieb-und-stichfeste Beweise vorlegte. Es ging ihm dabei aber NICHT darum, mit aller Gewalt seine Interessen durchzuboxen. Sondern um's Prinzip! Nur, dass er dabei "übersehen" hat, dass ich NICHT seine Mutter war.
Das Fatale war: Er hasste es, dass ich "immer Recht habe". Wobei ich nicht rechthaberisch bin, und man mir wirklich glauben darf, wie unendlich oft ich gehofft habe, ich würde mich irren. Deswegen Widerspruch aus Prinzip. Das Problem: Je irrationaler und absurder er sich in irgendwas hineinsteigerte und sich selbst damit schadete, um so mehr fiel er auf die Nase, um so eher hatte ich am Ende wieder Recht. Was auch nicht schwer ist, wenn der Gegenüber wirklich absurden Nonsens von sich gibt. Also wieder ein Knick für den Selbstwert. Wieder gescheitert. Das nächste Mal es noch hartnäckiger versucht... Das hat sich über 10 bis 12 Jahre ganz schön extrem aufgeschaukelt.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es um "Aufmerksamkeit" oder "im Mittelpunkt stehen wollen" geht. Eher so etwas wie Selbstwertprobleme und sich ERNST GENOMMEN fühlen wollen. Vielleicht auch Grenzen austesten wollen. Aufarbeitung der Kindheit und Übertragung.
Quasi in Wahrheit willst du dich nicht mit irrationalen Argumenten gegen die jeweilige Partnerin wehren, sondern es ist ein Versuch sich der ewigen Kontrolle und Nörgelei oder auch Überbemutterung der Mutter auseinander zu setzen!
Ich bezeichne es gerne auch als kindlichen Trotz. Nur eben leider an der falschen Person angewendet!
Mein Ex hat mir aus Prinzip immer widersprochen. Aber wie irrational teilweise! Ja, da musste man sogar schon Angst haben, ob er noch Teil dieser Realität ist, so krass war das manchmal! Selbst wenn man zehn hieb-und-stichfeste Beweise vorlegte. Es ging ihm dabei aber NICHT darum, mit aller Gewalt seine Interessen durchzuboxen. Sondern um's Prinzip! Nur, dass er dabei "übersehen" hat, dass ich NICHT seine Mutter war.
Das Fatale war: Er hasste es, dass ich "immer Recht habe". Wobei ich nicht rechthaberisch bin, und man mir wirklich glauben darf, wie unendlich oft ich gehofft habe, ich würde mich irren. Deswegen Widerspruch aus Prinzip. Das Problem: Je irrationaler und absurder er sich in irgendwas hineinsteigerte und sich selbst damit schadete, um so mehr fiel er auf die Nase, um so eher hatte ich am Ende wieder Recht. Was auch nicht schwer ist, wenn der Gegenüber wirklich absurden Nonsens von sich gibt. Also wieder ein Knick für den Selbstwert. Wieder gescheitert. Das nächste Mal es noch hartnäckiger versucht... Das hat sich über 10 bis 12 Jahre ganz schön extrem aufgeschaukelt.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es um "Aufmerksamkeit" oder "im Mittelpunkt stehen wollen" geht. Eher so etwas wie Selbstwertprobleme und sich ERNST GENOMMEN fühlen wollen. Vielleicht auch Grenzen austesten wollen. Aufarbeitung der Kindheit und Übertragung.
Hi Gothika,
Das Problem ist halt, dass ich bis heute, nach zig Jahren, noch immer nicht gelernt habe, richtig mit solchen Situationen umzugehen. Ich steigere mich da nicht mehr so krass rein, wie es mal der Fall war und auch die "Regenerationszeit", nach so einer Diskussion, also die Zeit, nach der ich wieder "ich selbst bin" (und mir meist alles furchtbar peinlich ist, sodass ich wieder "angekrochen" komme), ist viel kürzer geworden, aber das grundsätzliche Problem besteht weiterhin.
Hatte sich das bei deinem Ex denn jemals gebessert? Habt ihr Mittel und Wege gefunden, damit irgendwie umzugehen? In meiner Beziehung hat das ständige Herumdiskutieren im Laufe der Zeit sozusagen die gesamte Atmosphäre kontaminiert...
Ich glaube, diese Bezeichnung bringt es auf den Punkt! Genauso fühle mich in solchen Streitsituationen auch... und wenn mir am Ende die Argumente ausgehen (oder ich sie, in meiner fahrigen Art, nichtmal richtig ausrücken kann), spinne ich mir irgendwas zurecht oder werde ausfallend...Ich bezeichne es gerne auch als kindlichen Trotz.
Das Problem ist halt, dass ich bis heute, nach zig Jahren, noch immer nicht gelernt habe, richtig mit solchen Situationen umzugehen. Ich steigere mich da nicht mehr so krass rein, wie es mal der Fall war und auch die "Regenerationszeit", nach so einer Diskussion, also die Zeit, nach der ich wieder "ich selbst bin" (und mir meist alles furchtbar peinlich ist, sodass ich wieder "angekrochen" komme), ist viel kürzer geworden, aber das grundsätzliche Problem besteht weiterhin.
Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, über den ich mal nachdenken muss... bei euch waren es sicherlich ebenfalls oft absolute Kleinigkeiten, die es eigentlich garnicht Wert waren, sich darüber so zu streiten oder?Es ging ihm dabei aber NICHT darum, mit aller Gewalt seine Interessen durchzuboxen. Sondern um's Prinzip!
...das kann ich nur bestätigen! Doch selbst wenn sich bei mir vieles gebessert hat, habe ich immer noch an meinem Selbstbewusstsein zu knabbern - und natürlich habe ich Angst, dass sich das nie soweit bessert, dass ich nicht mehr in solche blöden Diskussionen hineinrutsche...ein durch die Eltern entstandenes, tief verwurzeltes Selbstwertproblem
Hatte sich das bei deinem Ex denn jemals gebessert? Habt ihr Mittel und Wege gefunden, damit irgendwie umzugehen? In meiner Beziehung hat das ständige Herumdiskutieren im Laufe der Zeit sozusagen die gesamte Atmosphäre kontaminiert...
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