Moral / Welche Rolle?

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Moral / Welche Rolle?

Beitrag Di., 13.07.2010, 18:37

Hallo,

eine gute Freundin sagte mir vor einiger Zeit, ich betrachte vieles unter moralischen Aspekt. Ich denke auch, dass das stimmt.

Ich bin einfach neugierig. Was versteht ihr ganz persönlich unter Moral, welche Rolle bzw. Bedeutung, welches Gewicht hat sie für euch?

Gruß
Anastasius

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Milly1
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Beitrag Di., 13.07.2010, 18:48

Ich fange mal an?
Obwohl ich solch "hochtrabende" Worte wie Moral nicht unbedingt mag.

Für mich heißt es, mein Handeln (und direkt bzw. indirekt damit meine Worte und mein Denken) vor mir selbst verteten zu können.

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Hamna
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Beitrag Di., 13.07.2010, 19:54

Ich glaube, Moral hat für mich einen ziemlich hohen Stellenwert, auch wenn viele meinen, das sei heute nicht mehr zeitgemäß

Für mich persönlich im täglichen Leben bedeutet es soviel wie "immer sauber bleiben!" Unehrlichkeiten und kleine Gaunereien (um nur ein Beispiel zu nennen: kleiner Versicherungsbetrug - für viele ein Kavaliersdelikt) lehne ich für mich total ab. Auch, mir Vorteile auf Kosten anderer zu verschaffen, selbst wenn es der andere nicht zu spüren bekäme (z. B. mir 'ne "Provision" draufrechnen, wenn ich für jemanden was zum Personalrabatt besorge).

Lieber nehme ich sogar Nachteile in Kauf, als irgendwie unehrlich oder "unmoralisch" zu werden

Was ich auch unmoralisch finde: schlecht über andere zu denken oder zu reden, so nach dem Motto "boah, sieht die sch*** aus!" Nachweislich schwächt das nämlich die Meridiane des anderen .(Oder das Qi, ich weiß nicht mehr genau, aber ich habe mal an praktischen Tests dazu teilgenommen.)

Meine Tochter erziehe ich auch dahingehend, das ist mir ganz wichtig. Neulich hat sie mir mal gestanden, dass sie im Bus öfter mal schwarz fährt, um das Geld zu sparen Das geht GAR nicht!!! Konsequenz daraus - und zur Belohnung ihrer Ehrlichkeit: Taschengelderhöhung

Irgendwie scheint mir die ganze heutige Gesellschaft sehr unmoralisch zu sein Mich kotzt z. B. das sexualisierte TV-Programm bzw. die Werbung extrem an, auch und gerade im Hinblick auf meine Tochter. Beispiel: real p0ppende Leute bei Big Brother - wobei dieses Sendeformat allein schon fragwürdig ist.

Wahrscheinlich komme ich jetzt rüber wie eine vertrocknete Jungfer... mit Tweedrock, orthopädischen Schuhen, dicker Brille und strengem Haarknoten vielleicht mag auch ich deswegen den Begriff "Moral" an sich nicht besonders.

Edit: Jaaa, es ist auch unmoralisch, mit jemandem zu schlafen, von dem man weiß, dass er in einen verliebt ist und dessen Gefühle man nicht erwidert - Asche auf mein Haupt!

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Milly1
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Beitrag Di., 13.07.2010, 20:04

Ja genau Rilki, so wie du dich in deinem letzten Absatz beschreibst, stelle ich mir dich vor...

Aber genau wie du mag ich den Begriff eben an sich auch nicht. Denn als erstes stellt sich die Frage "Was ist Moral"?
Hierfür mag es sicherlich auch einen Wiki - Artikel geben ,
der den Begriff wunderbar "theoretisch" erklärt, aber ich denke letztlich muss das eben jeder für sich entscheiden.
Dann aber danach zu handeln, zu leben, finde ich nicht "unmoralisch"

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Beitrag Di., 13.07.2010, 20:45

Hallo Milly1,
Milly1 hat geschrieben:Aber genau wie du mag ich den Begriff eben an sich auch nicht . . .
Vielleicht sollte ich doch noch was zum Begriff "Moral" sagen. Natürlich ist zum einen damit nicht die gesellschaftliche normierte Moral gemeint.
Ich zögere mit dem Begriff, aber ich habe keinen besseren, der treffend(er) wäre. Ich möchte ihn ganz "tief hängen" im Sinne von einem Orientierungssystem von sozialen Verhaltensweisen und Haltungen, die als gut oder schlecht beurteilt werden.
Rilke hat geschrieben:auch wenn viele meinen, das sei heute nicht mehr zeitgemäß
Für mich eines der überzeugendsten Argumente überhaupt. Auch bei einem gesellschaftlichen Rückfall in den Kanibalismus (nur so als Beispiel) könnte man das schließlich zu Recht anführen, nicht zeitgemäß.
Rilke hat geschrieben:Mich kotzt z. B. das sexualisierte TV-Programm bzw. die Werbung extrem an,
Da geht es mir genau so. Das ist auch eine Art von Wertevermittlung.

Gruß
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Di., 13.07.2010, 21:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Proge
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Beitrag Di., 13.07.2010, 20:51

Hallo Anastasius,
Anastasius hat geschrieben:Hallo,

eine gute Freundin sagte mir vor einiger Zeit, ich betrachte vieles unter moralischen Aspekt. Ich denke auch, dass das stimmt.
Mich würde zuallererst interessieren, in welchen Aspekten konkret du in ihren Augen moralische Sichtweisen zeigst. Sie wird dir bestimmt ein paar Beispiele genannt haben. Vielleich möchtest du sie hier teilen?

Bye,
Ghostvoice!

(schliesslich ist der Vorwurf moralischer Sichtweisen ein ziemlicher Tiefschlag, somit hätte ich gerne einen Überblick, wie schlimm die Situation ist, bevor ich etwas dazu schreibe. )
I'm not here - I'm just your imagination!

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Milly1
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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:03

Hallo Anastasius,

ich denke, so wie du den Begriff definierst, würde ich es auch tun (jedenfalls fällt mir nichts besseres ein ).

Auch wenn ich mich wiederhole, da muss jeder für sich seine eigene Antwort finden.
Das, was du vielleicht als "gute soziale Verhaltensweise" benennst, ist für mich "schlecht" und andersherum.

Jedenfalls denke ich, dass jeder aufgrund seiner "moralischen Vorstellung" das Verhalten anderer danach beurteilt. Wonach auch sonst?

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foobar
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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:03

Moral ist IMHO erst einmal die Differenzierung zwischen Gut und Böse und die aus dieser Differenzierung entstehende Vorgabe für das eigene Handeln. Dabei spielen natürlich gesellschaftliche Übereinkünfte eine Rolle.Bin ich in einem muslimischen Land geboren und aufgewachsen, dann werde ich mit Sicherheit durch meine Sozialisation zu einer anderen moralischen Wertung kommen was das oben ohne Baden von Frauen betrifft als ein Europäer. Bin ich in Indien geboren, dann werde ich auch zu einem anderen Schluss kommen was das Küssen in der Öffentlichkeit betrifft. I.A. ist Moral kein fixer Begriff. Er ist wandelbar. Er ist abhängig von der Gesellschaft.Ich würde sogar sagen er ist abhängig von der jeweiligen Gesellschaftsgruppe. Letztendlich kann man vielleicht sagen: Moral ist eine Frage des Zeitgeistes. Es gibt nicht DIE Moral.

Und welche Rolle Moral für mich spielt? Nun, ich teile als Agnostiker natürlich nicht die Moralvorstellungen der christlichen Kirchen aber ich habe natürlich für mich selbst eine gewisse Vorstellung von Moral. Für mich persönlich hat es etwas mit Respekt vor dem Anderen, mit Fairness und mit Verantwortung für das Ganze zu tun. Meine Moral ist ein Leitfaden meines Handelns. Es ist das Ideal was ich habe auch wenn ich es nicht unbedingt erreiche. Es ist das was ich gelernt und für mich als richtig akzeptiert habe.

EDIT:

Es ist auch eine persönliche Sache. Ich versuche zu vermeiden anderen Unmoral zu unterstellen. Ich versuche in erster Linie mich selbst unter moralischen Gesichtspunkten zu beurteilen. So würde ich das im Moment einfach mal beschreiben aber ich hab mir da noch nie wirkliche Gedanken gemacht,
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!


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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:13

Kants Kategorischen Imperativ halte ich für die allgemeinste Moralregel:

"Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."

Oder einfach : "Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem andern zu."

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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:14

Hallo Milly1,
Milly1 hat geschrieben:Das, was du vielleicht als "gute soziale Verhaltensweise" benennst, ist für mich "schlecht" und andersherum.
Das ist schon klar. Mein Interesse war jai, was ist für wen warum wie?
Die Ralativität, eine spannende Frage, finde ich, weil Moral (jedenfalls m. E.) absolut nicht begründet werden kann. Wie damit umgehen, wenn andere (Arbeit, Freundschaft etc.) sich diametral verhalten.

Gruß
Anastasius

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Innere_Freiheit
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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:15

Moral ist, wenn man meint, man wäre besser als die Anderen!

Aber indem ich das sage, unterstelle ich ja, ich wäre besser als die Moralisten.

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foobar
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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:16

Sir hat geschrieben: Oder einfach : "Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem andern zu."
Dem kann ich mich anschliessen.
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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foobar
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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:23

Anastasius hat geschrieben: Wie damit umgehen, wenn andere (Arbeit, Freundschaft etc.) sich diametral verhalten.
Erstmal gilt: Einfach mal locker bleiben! Andere Menschen sind anders und haben andere Vorstellungen. Und wenn die Einstellungen wirklich aufeinanderprallen. Wenn das was die anderen tun mit Deinen eigenen Vorstellungen nicht einmal im Ansatz in Übereinstimmung zu bringen sind, dann gilt: Such Dir andere Freunde.

Moral ist nichts absolutes. Moral ist DEINE Vorstellung. Deine Moral ist in allererster Linie das an was DU Dich selbst halten solltest.
Zuletzt geändert von foobar am Di., 13.07.2010, 21:29, insgesamt 2-mal geändert.
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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Milly1
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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:25

Spannend, bisher scheint jeder dasselbe (oder das gleiche ) zu meinen, nur jeder "umschreibt" es anders.

Inzwischen kam mir auch der Bergriff "Wertevorstellung" in Sinn (ist wohl aber auch so "schwammig")

"was ist für wen warum wie?"

Möchtest du es jetzt spezielle Beispiele oder eine "allgemeine" Antwort?
Allgemein kommt es wohl aufgrund von Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen, die das Leben so bietet.

Wie damit umgehen, wenn Andere andere Vorstellungen haben?
Wenn man es selbst für falsch hält: versuchen zu ergründen, woher der Andere seine Aufassung hat und ggf. andere Sichtweisen aufzeigen. Oder es akzeptieren. "Leben und leben lassen".

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Beitrag Di., 13.07.2010, 21:25

Hallo Sir,
Sir hat geschrieben:Oder einfach : "Was du nicht willst, daß man dir tu', das füg' auch keinem andern zu."
DAS hat Kant nicht gemeint, worauf er selbst ausdrücklich in den "Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik . . . " hinweist.
Ich möchte aber überhaupt nicht auf eine explizit theoretische Moraldiskussion eingehen. Nur soweit, Kant ist ein Klasse-Denker. Da liegen mir aber im Endeffekt die Vertreter der sogenannten Verantwortungsethik entschieden näher als der "Formalismus" Kants.

Gruß
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Di., 13.07.2010, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.

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