PTBS, akute Flashbacks!

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Dakota
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PTBS, akute Flashbacks!

Beitrag Di., 13.07.2010, 16:59

Hallo liebe Foris,

ich weiss nicht ob dies nun die richtige Rubrik dafür ist, aber ich muss etwas loswerden....

ich bin vollkommen aufgewühlt heute !
Ich arbeite in einer Facharztpraxis.
Auf einmal blickte ich hoch und da stand ein Mann vor der Theke, der verblüffende Ähnlichkeit mit einer gewissen Person in meinem Leben hat (gewalttätiger, stalkender Ex-Freund).
Es war eine Sache von Sekunden in denen meine Wahrnehmung sich total verzerrte, ich sah nur noch IHN ! Mir wurde heiss und kalt zugleich. Ich fing an zu stottern, als ich mit dem Patienten redete. Er sah aus wie S. .Die gleiche Statur, die gleiche Kopfform, der gleiche Mund, die gleiche Haarfarbe und Frisur, das gleiche Kinn...die Augen...gruselig diese Übereinstimmingkeit.

Kaum hatte ich ihn angenommen und er sich im Wartezimmer gesetzt, bin ich erstmal auf Toilette geflüchtet. Mir kamen die Tränen, ich fing an zu zittern und wie in einem MTV-Video spielten sich vor meinem geistigen Auge Szenen mit S. ab.
Ich liess mir kaltes Wasser über die Hände laufen um nicht zu dissoziieren. Ich hatte richtig Angst wieder raus an den Empfang zu gehen und ihn zu sehen.
Die ganze Zeit (Empfang und Wartezimmer sind Eins) musste ich immer wieder heimlich hinsehen...diese Ähnlichkeit !
Ich hatte Herzrasen.

Nun werde ich die Gedanken und Erinnerungen an S. nicht los. Die Vergangenheit holt mich auf einmal wieder ein. Ich fühle mich schlecht. Kann überhaupt nicht im Hier und Jetzt verweilen... Ich schwebe gerade in einer Parallelwelt.

Hat jemand einen Tipp, was ich tun kann um dieses Kopfkino zu beenden, bevor das in Schneidedruck ausartet ?!?

Ich habe gerade keinen Therapeuten dem ich schreiben kann und der mir antworten kann....ich stehe zum ersten Mal seit langer Zeit allein da...


Dakota

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nichtmehrda
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:03

Hat jemand einen Tipp, was ich tun kann um dieses Kopfkino zu beenden, bevor das in Schneidedruck ausartet ?!?
ruf doch bei einem psychosozialen notdienst / telefonseelsorge / krisendienst an!


ich drück dich (wenn's dir nicht zu eng ist!!)

momo
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Dakota
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:18

Danke, für das "Drücken" ! Ist angekommen !

Puh, ich weiss nicht. Ich traue mich nicht da anzurufen. Habe ein Problem mit fremden Leuten.
Bis jetzt konnte ich immer meinem Thera schreiben oder auf Station in der Klinik anrufen, weil ich das Pflegepersonal kenne. Aber meine Therapie ist seit letztem Quartal offiziell beendet. Keine Anlaufstelle mehr. Das schmerzt sehr. Ich war immerhin 3 1/2 Jahre in abwechselnd ambulanter und stationärer Behandlung...
Alles vorbei. Mir fehlt die Bezugsperson. Gerade in einer Situation wie dieser !
Das Schreiben hier im Forum hilft mir aber schon...zu wissen jemand nimmt Anteil und antwortet. Danke !!
Ich darf mich nur gerade nicht "gehen lassen" (SvV).

Dakota

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Zwiebel
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:27

Dakota hat geschrieben: Bis jetzt konnte ich immer meinem Thera schreiben oder auf Station in der Klinik anrufen, weil ich das Pflegepersonal kenne. Aber meine Therapie ist seit letztem Quartal offiziell beendet. Keine Anlaufstelle mehr. Das schmerzt sehr. Ich war immerhin 3 1/2 Jahre in abwechselnd ambulanter und stationärer Behandlung...
Ruf dort an. Es gibt immer eine Möglichkeit das Abzurechnen (2-3 Stunden pro Quartal sicher, Notfallmäßig gibts auch Abrechnungsmöglichkeiten) und wenn du so lange dort warst, wirst du sicher auch mal außerhalb der Therapie anrufen dürfen.

Du brauchst neue traumatherapeutische Unterstützung. Aktuell gibt es noch mehr Hilfen. Sei es, sich mit Freunden zusammenzusetzen, irgendwie ablenken, oder Telefonseelsorge, oder.... .

Lieben Gruß

Zwiebel



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Dakota
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:37

Hallo Zwiebel,

Danke, für Deine Antwort !!!
Ruf dort an.
Ich kämpfe gerade mit mir. Offiziell sind die in der Klinik ja nicht mehr für mich zuständig. Ich kenne ein paar Leute des Pflegepersonals sehr gut, aber ob die auch gerade Dienst haben ?!
Ich traue mich einfach nicht. Ich soll ja langsam "Abstand" gewinnen.
Du brauchst neue traumatherapeutische Unterstützung.
Man hat mir geraten eine Traumatherapie in einer anderen Klinik zu machen. Ich schliesse das auch nicht ganz aus, nur habe ich seit Anfang des Jahres einen neuen Job und möchte diesen natürlich auch nicht aufs Spiel setzen. Ich zwinge mich gerade zu funktionieren.
Das Erlebnis heute zeigt mir aber mal wieder, dass ich trotz 3 Jahren Therapie meine Traumata zwar ver-aber nicht be-arbeitet habe.

Ich muss da heute irgendwie schaffen. Habe gerade schon "Bedarf" geschluckt um etwas "runter zu kommen".

Danke, dass Ihr hier alle so schnell antwortet !!!! Das hilft mir gerade sehr !

Dakota

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MrN
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:42

Hallo Dakota,
ich möchte mich dem Tip mit einer psychologischen Hotline bzw. Notfallstelle anschließen. Ggf. mußt Du sogar eine neue Therapei ins Auge fassen, denn mit dem Geschehen ist da noch einiges nicht austherapiert. Auf der anderen Seite ist es auch ein Glücksfall (klingt albern, aber stimmt), weil Du bei einem solch akuten Schub sehr gute Chancen hättest, Dich von dem Flashback insgesamt zu lösen, das Geschehene als geschehen und vergangen sowie die Realität als solche - jedes für sich stehen zu lassen.

Ich hatte kürzlich einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so dramatischen Fall:
Meine Frau war wg. einer OP in einer Klinik. Ich hab sie so oft es ging besucht. Dort gab es auch eine Krankenschwester, welche mich auf Anhieb anzuhimmeln schien. Ich konnte kein Auge von ihr lassen. Als ich meine Frau nach Hause abgeholt habe, da mußte ich unwillkürlich noch einen Schritt in die Schwesternstation gehen, wo ich sie ganz alleine vorfand. Wir waren beide sehr gerührt und blinzelten uns sehr gefühlvoll noch einmal zu. Dann brachte ich meine Frau nach Hause und konnte mir die ganze Zeit nicht erklären, was da eigentlich mit mir geschehen war. Bis ich eines Nachts im Traum meiner ersten "richtigen" Freundin tief in die einst so lieben Augen blickte und im Aufwachen erkannte, daß die Krankenschwester meiner alten Freundin wie aus dem Gesicht geschnitten war. Leider nahm meine Beziehung damals ein schlechtes Ende, was ich wohl verdrängt hatte und nun brach's aus mir heraus. Erinnerungen, Fragen, verdrängte Schuldgefühle - alles war auf einmal wieder da. Und der böse Verdacht, daß dieses verdrängte Erleben all die langen Jahre wie ein dunkler Schatten auf uns'rer nicht mehr ganz intakten Ehe gelastet hat.

In Absprache mit meiner Therapeutin wollte ich eine Konfrontation versuchen: Einmal um zu sehen, daß die Person tatsächlich doch anders war, als die and're aus meiner Eriinnerung. Zum anderen, um meine Erinnerungen komplett ins Gedächtnis zu holen und nun endlich auch zu verarbeiten.
Leider war die Klinik zu sehr um ihren "guten Ruf" besorgt, um mein Anliegen auch zu verstehen. So erlebte ich eine bittere Enttäuschung, jedoch die emotionale Spannung, welche dabei von selbst in mir erwuchs, half mir auch Vergangenes und aktuelles voneinander zu trennen, weshalb ich doch einen wichtigen Schritt an mir weiter gekommen bin.


Ob Dir diese Erzähliung hilft, liebe Dakota, kann ich nicht sagen. Jedenfalls möchte ich Dir allen Mut machen, dich der unerwarteten Situation zu stellen und das Geschehene erneut und vielleicht mit ganz neuen Möglichkeiten aufzuarbeiten.
LG
MrN

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Zwiebel
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:45

Hallo Dakota,

los, anrufen *schiebschubsschieb

Dein Bedarfsmedikament ist bestimmt auch angebracht, genau dafür da. Runterkommen.... .

Gegen solche akut ausgelösten Serien- Flashbacks habe ich auch kein Wundermittel parat. Aushalten, akzeptieren dass sie kommen, weil das Thema noch nicht verarbeitet ist.... . Und: es ist VORBEI, Vergangenheit. Sags dir immer wieder. Schreibe es auf. lies es.

Gruß

Zwiebel



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Dakota
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:51

Hi Mr N,

Danke Dir für Deine Geschichte.
Ggf. mußt Du sogar eine neue Therapei ins Auge fassen,
Ich bin bereits in Kontakt mit meinem Ex-Therapeuten !!! Darüber freue ich mich auch sehr, weil die Chemie zwischen uns absolut stimmt. Ich bin auf seiner Warteliste und bis es zum "offiziellen" Therapiebeginn kommt, will er mich "niederfrequent" als "psychotherapeutisches Gespräch" sehen...also 2-3 Mal pro Quartal.
Nur darf ich ihm noch nicht belastendes schreiben...weil er eben NOCH nicht verantwortlich für mich sein kann. Daher wende ich mich für Unterstützung an dieses Forum.

lieben Gruss !

Dakota

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Dakota
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Beitrag Di., 13.07.2010, 17:54

Liebe Zwiebel,
los, anrufen *schiebschubsschieb
Ach ...mensch... jaaa...ich werde es versuchen. OK.
Aushalten, akzeptieren dass sie kommen, weil das Thema noch nicht verarbeitet ist.... . Und: es ist VORBEI, Vergangenheit. Sags dir immer wieder.
Du hast Recht !! Es darf mich nicht so beherrschen !!!

liebe Grüsse !

Dakota

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Dakota
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Beitrag Di., 13.07.2010, 18:43

...habe es gewagt ! Ich habe auf Station angerufen und glücklicherweise meine Lieblingskrankenschwester in der Leitung gehabt (wir kennen uns auch privat).
Ich habe ihr mein Herz ausgeschütet und wurde von ihr aufgefangen. Das tut mir gut. Fühle mich gerade etwas erleichtert. Sie kennt meine Geschichte und so musste ich mich nicht gross erklären.
Es tat gerade gut mit jemand zu reden.

Dakota

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candle
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Beitrag Di., 13.07.2010, 18:44

Ja, aber hat man denn sofort ein PTBS oder woher kam jetzt die Diagnose?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Zwiebel
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Beitrag Di., 13.07.2010, 19:23

Dakota hat geschrieben:...habe es gewagt ! Ich habe auf Station angerufen
Klasse! Na bitte....

Sie hat bestimmt gesagt, du kannst dich wieder melden?

Gruß

Zwiebel



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nichtmehrda
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Beitrag Di., 13.07.2010, 19:50

auch von mir und !!!!
super, dass du dir unterstützung geholt hast!!!
und sonst: wie zwiebel schon geschrieben hat:
es ist VORBEI, Vergangenheit. Sags dir immer wieder. Schreibe es auf. lies es.
schließe mich voll und ganz an!
glg momo
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Dakota
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Beitrag Mi., 14.07.2010, 05:34

Hallo Momo & Zwiebel,

lieben Dank !
Sie hat bestimmt gesagt, du kannst dich wieder melden?
Sie fand es auf jeden Fall gut und okay, dass ich angerufen habe.
Sie hatte eignetlich auch nicht viel Zeit, aber blieb solange am Telephone, bis ich etwas runtergekommen bin.

@Candle
Ja, aber hat man denn sofort ein PTBS oder woher kam jetzt die Diagnose?
Ich habe eine Postraumatische Belastungsstörung (da gibt es mehrere schwerwiegende Ereignisse), Borderline Persöhnlichkeitsstörung und Dissoziative Sensibilitäts-und Empfindungsstörung. Das wurde von Klinik und Psychotherapeut diagnostiziert. Steht auf meinen Entlassungsberichten. Ist also nichts was ich mir selbst ausgedacht habe

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candle
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Beitrag Mi., 14.07.2010, 05:37

Ach so, ich dachte Du warst/ bist austherapeirt, sorry! Hab auch grade heftige Panikatacken, aber mir hilft nix.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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