Stabilität - wie erreichen?

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Serpentina
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Stabilität - wie erreichen?

Beitrag Do., 01.07.2010, 19:42


Ich hab so Kopfschmerzen und es ist so heiß hier. Ich bin so ????.: Gerade musste ich an ne Stelle aus einem Roman denken, in der ein Protagonist über Einsamkeit philosophiert und die verschiedenen Bedeutungen des Begriffs erläutert. Leider finde ich das Buch nicht, vielleicht könnt ich dann genauer oder überhaupt beschreiben, wie es mir geht.


Mist, ich will das genau beschreiben können – aber es geht einfach nicht.


Vielleicht so: In einem Science-Fiction-Roman funktioniert das Raumschiff nicht mehr, weil es ein kleines Schwarzes Loch durchflogen hat, das – glaub ich – irgendwelche Datensätze beschädigt hat.

So ist es mit den ganzen Bildern in meinem Kopf auch: Es gibt viele gute, schöne Erinnerungen und trotzdem ist da immer wieder dieses Schwarze, all das, was nicht leben kann und mir meine ganze Energie raubt. Es durchbohrt all diese Bilder und mein momentanes Leben und saugt es in sich auf (bin ich gerade dabei, verrückt zu werden?).

Ich versuche das Loch ständig zu stopfen, aber es frisst und frisst und ich hab keine Energie, mich um mein aktuelles Leben zu kümmern. Manchmal möchte ich, dass dieses Loch mich einfach verschlingt, dann ist es endlich, endlich vorbei. Dann wieder kämpfe ich, doch vergebens, es kommt immer wieder, bricht in mein Leben und hält mich im Griff. Dieses Loch ist die absolute Isolation, die Einsamkeit, die Unfähigkeit, andere Menschen zu spüren. Es ist der große Schmerz, den ich nie dauerhaft stillen kann und dem ich gerade eben meine Zeit opfere. Und auch sonst irgendwas, was ich nicht benennen kann.


Ich habe keinen Hunger, rauche viel zu viel und vor allem kann ich mich nie entspannen. Es ist heute so ein schöner, heißer Tag und ich verbringe ihn hier, um dieses Schwarze Loch zu stopfen, ich gehe nicht aus dem Haus, ich mache gar nichts, nur hier rumsitzen und warten, bis es Zeit für mein Antidepressivum wird. Wieder opfere ich diesem Mist meine ganze Zeit. Ich muss morgen früher aufstehen, um zu arbeiten. Ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr. Nur weiß ich nicht, wie das geht: Soll ich alles hinschmeißen, aber dafür bin ich zu vernünftig. Einfach hinlegen und nicht mehr aufwachen. Das wäre der Weg des geringsten Widerstands.

Ich weiß einfach auch nicht mehr, was ich machen soll: Ich bemühe mich wirklich, dass alles besser wird. Nur schaffe ich es nicht. Es geht einfach nicht. Ich bin so müde, weil ich immer so kämpfen muss, so abgrundtief müde und es hört nicht auf, niemals. Ich weiß auch nicht, was ich machen soll, damit es endlich aufhört. Immer wieder bemühe ich mich so, hab mir ein schönes Leben aufgebaut, könnte auch eine glückliche Beziehung führen, könnte so viele Freunde haben, weil mich Menschen gerne mögen.


Dann schaffe ich es wieder für kurze Zeit, dann geht es mir auch fast gut, ich hab ein erfülltes Leben und das Loch ist ganz klein und mit wenig zufrieden. Dann ist wieder alles kaputt, weil mich das Schwarze Loch auffrisst. Dann geht es wieder von vorne los: Wieder bringe ich den Willen und die Disziplin auf, meinen inneren Scherbenhaufen zusammenzubasteln und es geht eine Zeitlang gut.


Dann ists so wie die letzten drei Wochen: Ich mache einen Fehler, arbeite viel zu lange, schon fängt alles wieder von vorne an: Es fängt an, dass ich kleinere Einbrüche hab und das Schwarze Loch beginnt zu wachsen. Ich versuche es schnell satt zu machen, einige Zeit lang funktioniert das, kostet aber viel Energie.

Dann wird es so groß, dass es mich wieder fast verschlingt. Es ist aber gemein, das Loch: Statt mich ganz zu vernichten, saugt es so viel Lebensenergie heraus wie nur möglich - ohne mich aber umzubringen. Dann hätte der Parasit ja keinen Wirt mehr und müsste selbst sterben. Ergo müsste ich mich umbringen, ich will aber leben.


Es fordert meine gesamte Aufmerksamkeit und deshalb kann ich auch nichts machen (nicht X anrufen, nicht Y anrufen, nicht Z anrufen, nicht XX anrufen, nicht YX bitten zu kommen, nicht in den Biergarten gehen, nicht schwimmen gehen, nicht spazieren gehen, nicht entspannen, nicht fernsehen, nicht lesen, nicht fröhlich sein, nicht leben, aber auch nicht sterben, nur hier sitzen, schreiben, weinen, rauchen, verzweifelt sein).


Wer hat eine Idee, wie ich dieses Loch dauerhaft verschließe, damit ich endlich leben kann?

Grüße,
Serpentina

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Dakota
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Beiträge: 370

Beitrag Fr., 02.07.2010, 05:32

Hallo Serpentina,

Also in so einigem was Du so schreibst finde ich mich auch wieder. Ich habe auch phasenweise richtige Einbrüche, wo irgendwie gar nichts mehr geht und ich mich immer mehr in mir zurückziehe und mich am liebsten mit irgendwas betäuben und nur noch schlafen will, ich dauernd weinen muss und meine Gedanken um irgendetwas kreisen, ich mich mit viel Schreiben versuche wieder selbst zu finden, zu erklären.
Dann gibt es aber, wie Du auch schreibst, gute Phasen, wo alles läuft und ich zufrieden, aktiv und gut gelaunt durch den Tag gehe.
Und doch, das kennst Du vielleicht auch ist trotzdem immer das Gefühl da, es fehlt etwas (was auch immer das sein mag )...?!
Hmm... Ich weiss gerade nicht wie ich Dir helfen kann, aber zumindest bist Du schonmal nicht allein !!

Du schreibst, Du nimmst ein Antidepressivum. Bist Du denn auch in psychotherapeutischer Behandlung ?? Es wäre ja schon wichtig den Grund für diese Schwankungen zu erarbeiten.
Hast Du Hobbies ? Irgendwas was Dich erfüllt und glücklich macht ? Wie läuft es im Job ? Bist Du zufrieden oder hast Du eigentlich nur das Gefühl dort hinzugehen und zu "funktionieren" ??

liebe Grüsse !

Dakota

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Serpentina
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Beiträge: 61

Beitrag So., 04.07.2010, 13:14

Hallo Dakota,
danke für deine Antwort.
Dakota hat geschrieben: Und doch, das kennst Du vielleicht auch ist trotzdem immer das Gefühl da, es fehlt etwas (was auch immer das sein mag )...?!
Dakota
Dieses Gefühl hab ich sehr oft bzw. taucht es - auch wenn es mir gut geht - immer wieder im Verlauf eines Tages auf. Es ist so, als würde ich nicht dazugehören, manchmal kann ich auch nicht nachvollziehen, warum gerade jemand fröhlich ist.

Ich bin schon recht lange in Behandlung und weiß auch mittlerweile recht gut Bescheid, warum es mir oft so geht, dennoch sind diese Einbrüche immer sehr kräfterauben und es kostet mich viel Energie, mich wieder einigermaßen normal zu fühlen.

Meinen Beruf mag ich gern, er ist zwar keine Berufung für mich - insgesamt aber tuts mir gut, wenn ich eine feste Struktur hab: Manchmal ists auch besser für mich - gerade wenns mir schlecht geht - zur Arbeit zu gehen, weil ich dann von mir selbst abgelenkt bin.

Nach jeder Krise (hab ich so alle 6-8 Wochen) bin ich erschöpfter und frustrierter, weiß einfach auch nicht mehr, was ich noch machen kann, damit es nicht zum nächsten Absturz kommt. Meine Therapeutin meinte, dass diese Einbrüche bald mal nicht mehr so extrem sein werden. Aber mit jeder weiteren Krise verliere ich auch den Mut und die Hoffnung.

Dieses Wochenende hab ich mich aber dann doch wieder aufgerafft und versucht, viel zu unternehmen, damit ich nicht immer in meiner Wohnung sitze und nicht mehr aus dem schwarzen Loch rauskomm. So ists jetzt etwas besser.

Ich muss immer daran denken, dass mir in meinem Leben (äußerlich) nichts mehr fehlt und bin dann niedergeschlagen, weil ich mein -eigentlich schönes - Leben nicht leben kann.

Es hat mich recht viel Kraft gekostet, mir mein Leben so einzurichten, dass ich im Großen und Ganzen zufrieden sein kann und es macht mich traurig, dass es - obwohl ich so viel über mich selbst weiß und so viele Dinge geändert hab - trotzdem alle 6-8 Wochen diesen Absturz gibt, dessen Scherben ich dann immer und immer wieder zusammenklebe.
Dakota hat geschrieben:zumindest bist Du schonmal nicht allein !!
Dakota
Danke für deine lieben Worte

Lg,
Serpentina

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neko
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Beiträge: 599

Beitrag So., 04.07.2010, 14:25

ah serpentina, auch mir kommt das alles sehr bekannt vor. vor gar nicht langer zeit ging es mir genauso, ich wurd auch zunehmend verzweifelter und dachte, das hört nie auf. aber seit beginn diesen jahres ist es ENDLICH vorbei. woran das liegt, kann ich gar nicht in einem satz sagen. bei mir hat es wohl was damit zu tun, dass ich mich endlich selber spüren kann, dass ich nicht mehr so viele rollen spielen muss, weil ich eigentlich gar nicht weiß, was ich will, fühle, was ich mag, was mir schmeckt usw. wenn ich jetzt zurück gucke, hatte ich egentlich auch denn, wenn es mir ganz gut ging, immer irgendwie das gefühl, als wie wenn zwischen mir und der welt und anderen menschen so eine glaswand ist. na ja, und diese glaswand ist jetzt endlich weg. ich denke jetzt manchmal, das meine vielen abstürze nötig waren, um mich auf die existenz dieser glaswand, auf meine eigene unendliche entfernung von mir selber aufmerksam zu machen. du merkst - ich kann dir nicht wirklich was raten, außer aushalten und weitermachen. ich glaub, deine therapeutin hat recht, es wird irgenwann weniger werden - schon allein deshalb, weil die verzweiflung der erste schritt zum fühlen lernen ist.

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Gärtnerin
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Beitrag So., 04.07.2010, 15:52

Hallo Serpentina,

ich habe keine konkreten Alltagstipps für dich, aber ein paar kleine Gedankenanstöße aus meinen 12-jährigen Erfahrungen mit meinem eigenen großen schwarzen Loch.
Serpentina hat geschrieben:Ich versuche das Loch ständig zu stopfen, aber es frisst und frisst und ich hab keine Energie, mich um mein aktuelles Leben zu kümmern. (...)
Es ist der große Schmerz, den ich nie dauerhaft stillen kann und dem ich gerade eben meine Zeit opfere.
Vielleicht will das Loch gar nicht gestopft und der Schmerz gar nicht gestillt werden? Vielleicht wollen sie lediglich wahrgenommen und gefühlt werden? Vielleicht brauchen sie nur liebevolle Zuwendung?
Serpentina hat geschrieben:Es fordert meine gesamte Aufmerksamkeit
Was würde geschehen, wenn du ihm wirklich deine gesamte Aufmerksamkeit schenken würdest? Das klingt jetzt vielleicht nach einer seltsamen Frage, denn schließlich scheint das Loch dich in diesen Phasen ja völlig zu beherrschen. Nur hört es sich für mich nicht so an als würdest du dich dem Loch wirklich zuwenden. Stattdessen bekämpfst du es mit aller Macht, bis es laut schreit.

Hast du es schon einmal gefragt, was es wirklich von dir braucht? Vielleicht braucht es ja gar nicht so viel. So lange es noch klein ist, sagt es vielleicht nur leise: "Ich bin hier. Ich will gesehen werden." Aber du siehst weg. Du wendest dich dem äußeren Leben zu, lenkst dich ab und tust alles, um das Loch nicht sehen zu müssen. Oder du versuchst, ihm ganz schnell das Maul zu stopfen:
Serpentina hat geschrieben:Ich versuche es schnell satt zu machen
Und was, wenn es gar keinen Hunger hat? Wenn es stattdessen bloß auf deinem Schoß sitzen und kuscheln will?
Serpentina hat geschrieben:es macht mich traurig, dass es - obwohl ich so viel über mich selbst weiß und so viele Dinge geändert hab - trotzdem alle 6-8 Wochen diesen Absturz gibt, dessen Scherben ich dann immer und immer wieder zusammenklebe.
Was sind das für Scherben? Was würde passieren, wenn du sie nicht wieder zusammenklebst? Oder etwas ganz Neues daraus bastelst?

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Serpentina
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Beitrag So., 04.07.2010, 16:52

Danke für deine aufbauenden Worte, neko!

Wie lange hat denn dieser ganze Prozess bei dir gedauert?

Ich bin jetzt seit nicht ganz drei Jahren in Therapie und hab - obwohl ich das in dunklen Zeiten gern vergesse - doch schon einige Fortschritte gemacht: Von der totalen Gefühllosigkeit hin zu diesem Punkt, an dem ich jetzt stehe. Ich habe jetzt zumindest eine Vorstellung davon, wie ich mich überhaupt fühle bzw. was ich brauche oder was mir schadet.

Wie hast du dich denn motiviert, immer weiter zu machen (mal ganz abgesehen davon, dass das Leben immer irgendwie weiter geht)?

Liebe Grüße,
Serpentina

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Thread-EröffnerIn
Serpentina
Helferlein
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Beiträge: 61

Beitrag So., 04.07.2010, 17:13

Hallo Gärtnerin,

danke für deine Antwort. Du stellst jede Menge kluge Fragen, über die ich gerade nachdenke.

Wahrnehmen und Fühlen kann ich meinen Schmerz mittlerweile, deshalb bin ich nicht mehr so richtungslos. Ich wüsste auch rein theoretisch, womit ich das Loch oder die Wunde versorgen könnte.

Doch da stehe ich mir selbst im Wege: Ein Teil des Loches ist die geringe emotionale Wärme, der hohe Erwartungsdruck und der Psychoterror meiner Kindheit und Jugend. Also müsste ich jetzt meinen Schmerz umarmen, damit er sieht, dass all das Vergangenheit ist. Oder besser gesagt: Ich könnte die fehlende Nähe im Moment leicht haben, schaffe es aber nicht, weil ich anderen Menschen sehr misstraue und ich aufgrund meiner schlechten Erfahrungen schwer Nähe zulassen kann. So kann ich meine Wunde nicht versorgen, obwohl ich es gerne möchte. Aber das Denkmuster, dass viel Nähe nichts Gutes verheißt, ist so fest in mir drinnen, dass ich es nicht überwinden kann.


Was ich vielleicht noch ergänzen muss, ist, dass ich eine PTBS habe. Deswegen schreit das Loch in mir auch so laut und in diesen Phasen sitzt es quasi auf meinem Schoß und hält mir das Messer an die Kehle. Ich versuche dann, diese Flashbacks als gegeben hinzunehmen, gleichzeitig zermürben sie mich aber so sehr.

Und es stimmt schon: Manchmal möchte das Loch nur kuscheln und beachtet werden. Da muss ich noch daran arbeiten, ich bin Neuling darin, wahrzunehmen, was ich brauche.


Die Scherben, von denen ich sprach, sind meine Zuversicht, dass jetzt alles besser wird, mein Wille, mitten durch das alles durchzugehen und es aufzuarbeiten, damit ich zufrieden leben kann, meine große Hoffnung auf Stabilität.

In Krisenzeiten sehe ich alles, wofür ich so hart gekämpft hab, einfach wieder dahinschwinden.

Eine weitere Scherbe ist auch das Verhältnis zu meinen Mitmenschen: In guten Phase arbeite ich sehr daran, mein großes Misstrauen und meine Mauer abzubauen. Nach einer Krise - in der ich niemanden spüren kann - muss ich mir das alles wieder neu erarbeiten.

Liebe Grüße, Serpentina

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Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1162

Beitrag So., 04.07.2010, 18:19

Serpentina hat geschrieben:Deswegen schreit das Loch in mir auch so laut und in diesen Phasen sitzt es quasi auf meinem Schoß und hält mir das Messer an die Kehle.
Stimmt, wenn die Situation schon so eskaliert ist, ist es natürlich kaum noch möglich, vernünftig mit dem Loch zu reden oder es gar liebzuhaben. Aber vielleicht geht es ja vorher, solange es noch klein ist und dich nur am Ärmel zupft.

Leider weiß ich selber, dass die Verlockung groß ist, das Loch mit einem "Jetzt nicht!" abzuspeisen, solange es noch nicht vor Wut schäumend auf dich eindrischt...
Serpentina hat geschrieben:weil ich anderen Menschen sehr misstraue und ich aufgrund meiner schlechten Erfahrungen schwer Nähe zulassen kann.
Vertraust du dir selbst? Kannst du es zulassen, dir selbst mit all deinen Seelenanteilen nahe zu kommen?

Auch wenn es sich für dich vielleicht nicht so anfühlt: Mir scheint, du bist auf einem guten Weg - Schritt für Schritt.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Dornröschen Dorn
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Beiträge: 2323

Beitrag So., 04.07.2010, 20:52

Super hilfreiche Beiträge, Gärtnerin!
(habe dir dafür schon einen Punkt gegeben! )
Drucke mir deine aus und werde sie mir sehr zu Gemüte ziehen und bestimmt schiessen mir neue Gedankengänge und Bewältigungsstrategien dadurch durch den Kopf.

Lieben Gruss
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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neko
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Beiträge: 599

Beitrag So., 04.07.2010, 22:34

liebe serpentina,

bei mir hat das schon auch arg lange gedauert, gefühlt oft viel zu lange. in therapie bin ich jetzt 2,5 jahre undavor war ich 2 monate stationär. zum durchhalten hat mich zweierlei motiviert. erstens das quälende fehlen jeder alternative. ich hatte oft den eindruck, dass ich mit dem fühlen anfangen ein fass aufgemacht habe, das ich beim besten willen nicht mehr schließen kon. und ich gebe gerne zu, dass ich mich, die welt und meine therapeutin oft in den lautesten tönen verflucht habe für das, was mir manchmal wie ein unbedachtes spielen mit der pandorra-büchse vorkam. in lichten momenten half mir aber zweitens auch die mich von zeit zu zeit und manchmal auch nur ganz kurz durchschießende lebendigkeit, die in mancher therapie-stunde aufblitzte. auch wenn mir das manchmal enorm angst bereitet hat, weil das ja immer auch mit der verfluchten nähe zu tun hat, die ich nur schwer ertragen konnte und die mir heute auch noch hin und wieder zusetzt, fand ich das doch immer so aufregend, das ich das nicht mehr missen wollte. ach ja, und in der klinik hatte ich dieses programm it den abstürzen und dem sich mühsam wieder aufrappeln in ganz geraffter form. damals dachte ich noch nach jedem fall, das war jetzt sicher der letzte. i hatte dann ein sehr gutes gespräch mit meiner klinik-therapeutin, die mich behutsam darauf hinwies, dass mir das noch ziemlich oft bevorstehen würde, die mir aber gleichzeitig mit auf dem weg gab, dass sie eine veränderung in meinem umgang damit wahrnehme. meine ambulante therapeutin hat dann in den phasen, in denen ich trotzdem aufgeben wollte, es irgendwie immer geschafft, den faden des kontats zu mir nicht abreißen zu lassen. in meinen aboluten tiefphasen hat sie mich immer wieder zum reden gebracht und sei es nur, dass sie mich aufforderte, meine schmerzen und meine hoffnungslsigkeit in immer neuen worten zu beschreiben. ganz langsam setzte sich dadurch in mir die gewisshet durch, dass ich damit nicht allein bin. außerdem hat es meine selstwahrnehmung geschult, so dass ich bei jedem neuen auftauchen aus diesem chaos, das gefühl hatte, was gelernt zu haben, etwas das mich befähigte, auch die wenigen schönen momente intensiver zu spüren als je zuvor. aber noch mal: ich erinnere mich gut, we schwer das alles war und ganz oft hatte ich auch keine hoffnung mehr. da hat mir geholfen, dass meine t. mir immer wieder sagte, sie wisse wie hart und schwer das sei. keine ahnung, das war für mich auch ganz wichtig. na ja und wenn es ganz dicke kam, hab ich mich daran festgehalten, dass meine t. hoffnung hatte und immer dann, wenn ich weglaufen wollte, wie eine löwin für mein bleiben kämpfte. klingt ein bisschen albern, aber das brauchte ich.

serpentina, zumindest für mich blitzt aus deinen letzten beiträgen ein ganz unübersehbarer hoffnungsschimmer hervor. ich glaub, du bis trotz alledem auf einem guten weg. ich bin mir sicher, dass sich das alles lohnt. ich will nie wieder zurück in die gefühllosigeit und genau das lese ich aus deinen worten auch raus. setzte dich btte nicht unter druck. das braucht einfach viel zeit.

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Serpentina
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Beiträge: 61

Beitrag Mo., 05.07.2010, 18:33

Hallo Gärtnerin,
habe mal darüber nachgegrübelt, ob ich mir selbst vertraue.

Bin da etwas zwiegespalten:
Meinem Verstand traue ich schon, er greift oft korrigierend ein.
Auf meine Gefühle kann ich mich weniger verlassen, die laufen gerne mal Amok oder lassen mich Situationen falsch einschätzen (v.a. wenn es um Nähe oder Distanz geht)
Die Therapeutin sagt immer zu mir, ich soll mehr auf mein Gefühl vertrauen, aber wenn ich nur an letzte Woche denke...
Die Kehrseite der Medaille ist aber auch, dass ich mich zu sehr von meinem Verstand lenken lasse.
Wieder ein Dilemma...

Andererseits ist es auch schön, etwas zu spüren. Das ist mir zuerst in meiner Arbeit aufgefallen (Mein Beruf hat viel mit Menschen zu tun). Allerdings konnte ich meine Arbeit auch gut verrichten, ohne selbst großartig etwas zu fühlen, was irgendwie auch paradox ist.

Hallo Neko,
all das, was du schreibst könnte von mir sein (bis auf das Happy End, das kommt (hoffentlich) auch bei mir noch). Ich fühle mich getröstet, dass ich mit meinem Problem nicht allein bin, obwohl es mir oft so vorkommt.
Manchmal ists auch so, dass ich erstaunt bin, WAS ich alles gar nicht mitbekommen hab, OBWOHL es sich vor meinen Augen abspielt, weil ich eben gar nicht fühlen konnte.

Danke an euch beide für eure einfühlsamen und hilfreichen Beiträge

Liebe Grüße,
Serpentina

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Serpentina
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Beitrag Mo., 05.07.2010, 18:36

@Gärtnerin:

Ich kann jetzt auf alle Fälle mehr Anteile von mir selbst wahrnehmen, knabbere aber schon daran, dass der Mensch von letzter Woche auch zu mir gehört.
Wenn es mir gut geht, versuche ich mir in Erinnerung zu rufen, dass da "etwas" in mir ist, das es genauso gibt. Aber das zu akzeptieren fällt mir schwer.

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