Magisches Denken, paranoide Ideen, Wahnvorstellungen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Hotaru
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Magisches Denken, paranoide Ideen, Wahnvorstellungen

Beitrag Sa., 05.06.2010, 16:22

Hej.

Vor kurzem vielen diese Begriffe in der Therapie, als ich meiner Therapeutin von einigen meiner Zwänge erzählte. Ich glaube dann, dass wenn ich an etwas denke, dieses Ereigniss eintreffen wird. Ich kann das Ereigniss aber verhindern, indem ich bestimmten Regeln folge. Das kann dann zum Beispiel sein, dass ich auf einen ganz bestimmten Platz im Bus sitzen muss oder ich muss eine ganz bestimmte Hose, ein ganz bestimmtes T-Shirt tragen, ein bestimmtes Getränk trinken usw. Das können durchaus mehrere Regeln sein, die ich einhalten _muss_.

Ich fühle mich oft von Kameras beobachtet. In der Uni oder bei meiner Therapeutin im Wartezimmer. Bei ihr glaube ich dann, dass sie sich die Bilder anguckt, um heraus zu finden, was ich mache, was ich denke usw. Habe ihr aber nicht erzählt, dass ich glaube das sie mich dann beobachtet. In der Uni wären es dann irgendwelche Leute von der Uni. Im Prinzip weiß ich auch, dass das Unsinn ist. Aber es könnte eben doch sein und ich fange an mich anders zu benehmen.

Vor einigen Wochen hatte ich eine schlimme Phase, wo ich im Glauben war das meine Kommolitionen einen Plot gegen mich schmieden, sich heimlich treffen um zu überlegen, wie sie mich aus dem Studiengang rausekeln können. Sie reden hinter meinen Rücken, irgendwelche Äußerungen beziehe ich sofort auf mich, ihre Witze zielen grundsätzlich auf mich und wenn sie über etwas reden, dann meinen sie insgeheim mich. Das ging dann so weit, dass ich nicht mehr in die Uni bin und ich furchtbar aggressiv und wütend auf diese Leute wurde, weil sie so ein mieses Spiel hinter meinen Rücken spielen.

Erst später wurde mir bewusst, dass das Unsinn ist. Die haben wichtigeres zu tun, als Pläne zu schmieden wie sie mich loswerden können.

Die Therapiestunde war zu Ende, weswegen ich es nicht ansprechen konnte, aber ich frage mich, wie man dagegen vorgehen kann und ob es dafür Auslöser gibt. Kann das am Stress liegen? Aber mein letztes Trimester war alles andere, nur nicht stressig. Kann man die Auslöser für so ein Denken an irgendwelchen äußeren Faktoren festmachen? Kennt das jemand? Wie geht ihr wohlmöglich damit um? Gerade was die Zwänge angeht, habe ich sie nicht immer. Ich kann auch jetzt sagen, dass meine Kommolitionen nichts gegen mich planen - vor ein paar Wochen hätte das noch anders ausgesehen.

Mh.

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Beitrag Sa., 05.06.2010, 16:42

Hotaru hat geschrieben: Kann man die Auslöser für so ein Denken an irgendwelchen äußeren Faktoren festmachen? Kennt das jemand? Wie geht ihr wohlmöglich damit um? Gerade was die Zwänge angeht, habe ich sie nicht immer. Ich kann auch jetzt sagen, dass meine Kommolitionen nichts gegen mich planen - vor ein paar Wochen hätte das noch anders ausgesehen.
Hallo Hotaru,

ich kenne paranoide Gedanken auch. Sie entstanden allerdings in einem paranoiden Umfeld, der DDR-Gesellschaft. Konkret fühlte ich mich von der Stasi beobachtet und glaubte, daß in mein Haus eingebrochen worden wäre. Zu einem geringen Teil wurde mir das durch Einsicht in meine Stasi-Akte auch bestätigt. Vieles habe ich mir auch zusammengereimt. Ein Rest bleibt: so behaupte ich bis heute, daß meine Akte unvollständig ist. Gespräche mit Angehörigen, Freunden und Psychiatern ("Du nimmst dich zu wichtig."), brachten gar nichts. Nur die Zeit konnte mich erlösen. Voraussetzung war ein gewisses Grundmißtrauen gegenüber einer Gesellschaft, die ich ablehnte. Auch bei Dir scheint die Zeit Heilung gebracht zu haben. Das ist nicht schön, aber die einzige Lösung.

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ENA
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 18:42

Hallo Hotaru!

Es ist ja schon mal gut, dass das bei Dir nur phasenweise auftauchen zu scheint und Du später auch erkennen kannst, was da passiert... .

Ich würde in der nächsten Sitzung mit Deiner Therapeutin darüber sprechen. Vielleicht auch ganz zu Anfang, damit diesmal auch die Zeit dafür reicht. Sie wird Dich mit Sicherheit auch nicht für "verrückt" erklären und Dich stattdessen mit Deiner Wahrnehmung ernst nehmen.

Magisches Denken passt für mich sehr gut in Ängste und Zwänge hinein, Wahnvorstellungen aber nicht mehr. Das ist schon ein bisschen mehr... .
Ich denke aber, dass Dich Deine Therapeutin soweit kennen wird, dass sie besser beurteilen kann, was das ist, als wir und mit Dir gemeinsam auch nach Lösungen gucken kann.

Liebe Grüße, ENA!

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Hotaru
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 18:55

Was es damit auf sich haben könnte... dazu bestehen schon Theorien. Ich frage mich nur, ob es anderen auch so geht und ob so etwas, wie bei einem Flashback, durch einen Trigger ausgelöst werden kann. Ob man irgendwie dagegen ansteuern kann.

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ENA
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 18:56

Das weiß ich leider nicht!

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HerbertK
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Beitrag Fr., 29.10.2010, 20:02

Hallo Horatu,

auf mich wirkt das was du am Anfang dieses Treads geschrieben hast wie "konstruiert!". Ich finde es zu statisch und ganz wenig emotional.
Was sind denn Kommolitionen?
Meintest du Kommilitonen?

Liebe Grüße,
Herbert

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Aurora
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Beitrag Fr., 29.10.2010, 21:50

Was sind denn Kommolitionen?
Meintest du Kommilitonen?
Ich glaube das kann ich dir auch beantworten, natürlich meint sie Kommilitonen, sie studiert ja auch an einer Uni

Ich finde ihren Beitrag garnicht konstruiert. Diese Überzeugungen dass Komplotte hinter ihrem Rücken geschmiedet werden und alle sie mit Kameras beobachten etc habe ich bisher häufig bei schizophrenen Menschen erlebt.

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LovePolice
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Beitrag Sa., 30.10.2010, 18:00

Hallo!

Ich kenne solche paranoiden Gdanken, aber ohne Zwänge, auch. Dachte früher oft mal, daß "die anderen" über mich schlecht reden, Komplotte im Gange sind. zusätzlich hatte ich mal eine art psychose, wo irrste wahnvorstellungen vorhanden waren...der höhepunkt war, daß ich mich nicht mehr traute, allein zu einem vereinbarten platz u gehen, aus angst, unterwegs erschossen zu werden.
ich glaube, daß bei solchen schwierigkeiten in erster linie die eigene bzw familienbiographie, eigene glaubenssachen, hohe sensibilität und eine gewisse abhängigkeit des selbstbildes von anderen eine rolle spielen.

was ich getan habe, war, solchen gedanken die oft auch gekoppelt waren mit gedanken, daß ich etwas ganz besonderes wäre (zB in direkter verbindung mit jesus), solchen gedanken sofort ein NEIN entgegenzusetzen.....mir hats geholfen:)und an meinem selbstwert zu arbeiten...meditation
alles liebe für dich!

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Hotaru
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Beitrag So., 05.12.2010, 13:02

Seit 2 Monaten werde ich nun zusätzlich medikamentös behandelt, nachdem ich im August in ein verherrendes Loch gefallen bin. Zumindestens die Suizidgedanken sind besser geworden. Meine Therapeutin ist der Meinung, dass all meine Symptome mit meinen Erfahrungen in meiner Kindheit und Jugend zusammen hängen und das ich nie Menschen vertrauen konnte und nie ein sicheres Umfeld hatte, sondern ständig in Angst und Angespanntheit gelebt habe und meiner eigenen Wahrnehmung nicht trauen konnte und deswegen immer Misstrauisch bin, was sich dann in schlimmen Phasen zu Wahnvorstellungen mit Paranoia steigert.

Ich finde es zu statisch und ganz wenig emotional.
Das kann durchaus sein und verwundert mich eigentlich nicht wirklich.

Was sind denn Kommolitionen?
Meintest du Kommilitonen?
Nein, Kommolitionen ist eine Frucht aus Paraguay.

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LovePolice
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 19:01

Oh Gott Bist du einfach genial witzig oder sind Kommolitionen echt Früchte?

Ja...und zur Sache selbst; was die Erklärungen deiner Thera betrifft, find ich, klingt seeeehr plausibel. was denkst du dazu?

Aaaaaalles Liebe, nuith

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LoVeLy
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Beitrag Sa., 14.01.2012, 22:03

So magische Denkweisen hören sich so ein bisschen Schizotypisch an, aber zu der Schizotypischen Persönlichkeitsstörung gehört noch viel mehr als das allein.

"Vor einigen Wochen hatte ich eine schlimme Phase, wo ich im Glauben war das meine Kommolitionen einen Plot gegen mich schmieden, sich heimlich treffen um zu überlegen, wie sie mich aus dem Studiengang rausekeln können."

Ich meine das ist schon mehr als nur ein paranoider Gedanke, das geht für mich schon in Richtung einer Wahnvorstellung.
Jedenfalls hört sich dein gesamtes Problem für mich nach einer Paranoiden Persönlichkeitsstörung an.

So magische Denkweisen kenne ich von mir auch, ich glaube auch oft an eine höhere Macht die mich verflucht, manchmal macht mich das irgendwie fast wahnsinnig.
Im Wartezimmer des Psychologen glaube ich auch oft durch eine Kamera von ihr beobachtet zu werden, so das sie gucken kann wie ich mich Verhalte wenn ich alleine bin
Grundsätzlich weiß ich auch genau wie du, das das unsinnig ist

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