Seelische Gewalt

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Josi26
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Seelische Gewalt

Beitrag Do., 03.06.2010, 14:09

Ich weiß manchmal nicht mehr weiter.

Ich, 25, bewohne mit meiner Mama zusammen eine 2 Raum Wohnung. Meine Eltern sind seit 1998 geschieden. Meine Mama ist Alkoholikerin. Nicht so extrem, dass sie jeden Tag betrunken ist, aber aller 2-3 Wochen 2-3 Tage. Sie trinkt aber auch fast jeden Abend eine Flasche Wein. Diese muss ich ihr immer Abends mitbringen, ansonsten würde dies gleich wieder zu Beleidigungen und Demütigungen führen. Deswegen gehe ich damit ihr schon aus dem Weg.

Sie ist arbeitslos und ich bin berufstätig, Vollzeit. Aber der Haushalt bleibt meistens noch an mir hängen und sie verbringt ihre Zeit damit Fern zu schauen oder alles in der Wohnung zu kontrollieren, ob alles an der richtigen Stelle liegt. Das nervt mich total. Ich muss jedesmal Rechenschaft ablegen, in welchen Schrank ich war und was ich raus genommen habe.
Am Wochenende bin ich meistens mit Putzen beschäftigt. Bad, Staub und den Boden. Das geht ja noch, den Rest macht sie. Aber es ist manchmal nervig wenn sie Fern schaut und ich muss putzen. Ich mache gerne was, aber auch wenn man mal gelobt wird. Nein dann wird wieder geschimpft, wenn alles wieder schief "ihrer Meinung nach" steht. "Wie das immer alles wieder steht"; "In deiner Wohnung wird es mal aussehen"; "Schlampe", "Miststück". Das tut schon sehr weh.
Laufe ich ihr nicht nach ihren Plan, gibt es Stress mit Demütigungen und Beleidigungen. Ich darf nicht unbedingt mit Freunden weggehen, dann gibt es wieder Stress. "Lässt du mich wieder alleine". Deswegen habe ich weniger oder fast gar keine Freunde. Weil ich auch da Angst habe, etwas falsch zu machen, weil mir dies manchmal von meiner Mutter vermittelt wird. Rufe ich irgendwo an, redet sie mir ständig rein "Rede nicht so blöd, es versteht dich keiner". Deswegen rufe ich schon an, wenn sie mal außer Haus ist. Ich kann es nicht mehr hören. Ich kann ihr aber auch nix sagen, dann wird sie noch wütender.

Geht es mir gesundheitlich nicht so gut, kommt keine Frage geht es dir gut oder so. Oder wie war es auf der Arbeit? Umarmungen, Drücken gibt es sehr selten. Nur wenn ich mal sage, drück mich mal.

Aber auch die zynischen Anmerkungen machen mich manchmal fertig. "Jetzt kann ich wieder das ordentlich machen, weil ich mal wieder da gesessen habe". Ich habe manchmal das Gefühl zu stören. Ich habe auch nicht mehr so das beste Verhältnis zu ihr. Wenn sie total Ok dann ist es auch OK. Und dann denke ich mir, vielleicht mache ich mich selber verrückt. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm.
Aber wenn dann wieder die Phasen kommen, ist es eine Katastrophe. Und ich kann nix weiter sagen. Dann schaukelt es sich noch mehr hoch. Das will ich dann auch wieder nicht. Und so schlucke ich dann und halte meinen Mund. Ich weine dann zwar, manchmal auch immer Keller, weil sie sonst wieder meint "Ach heulen wir jetzt wieder". Und das beste ist noch das ich mit ihr mein Zimmer, Bett teilen muss. Sie hat zwar selber ihr Zimmer aber sie hockt nur bei mir und schaut Fernsehen. Das nervt. Keine richtige Privatsphäre mehr. Was mich noch nervt, ich mache mein Abi nach und das beim Fernsehen. Sie fragt nicht. "Stört dich das jetzt". Sag ich mal geh doch rüber, "Willst du mich nicht mehr haben, naja du wirst schon sehen was du davon hast, wenn ich bald nicht mehr bin. Dann sage ich wieder garnichts und sie bleibt bei mir im Zimmer. TV-Programme werden nur von ihr gewählt. Ich darf nur dann das schauen was ich will wenn sie betrunken ist.
Manchmal gehen die Beleidigungen, Demütigungen den ganzen Tag lang. Das macht dann immer total sprachlos, ohnmächtig. Wie gelähmt fühle ich mich. Deswegen lasse ich sie einfach gewähren, dass ich auch mal meine Ruhe habe.

Vielleicht kann mir jemand einen Rat geben, was ich am besten machen kann. Ich habe schon überlegt zu einen Psychologen zu gehen. Wird das eigentlich von der Krankenkasse gezahlt?

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Hamna
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Beitrag Do., 03.06.2010, 14:20

Josi, um Himmels Willen, ich bin total geschockt von deinen Schilderungen

Sorry, dass ich dir das so unverblümt sage, aber was du da über dich ergehen lässt, ist der Hammer!

Deine Mutter ist erwachsen, du bist auch erwachsen, warum ziehst du denn nicht einfach aus?

Eigentlich kann ich mir die Antwort wahrscheinlich selbst geben: Du hast Angst um sie, dass sie dann total abrutscht, sie tut dir leid, weil sie dann ganz allein wäre etc. Ist es so?

Eigentlich kann ich dir nur einen Rat geben: Mach, so schnell du kannst, dass du da rauskommst!!!!

Edit: und, ja, geh zu einem Psychologen, denn wahrscheinlich brauchst du Stärkung von außen, um dich abzunabeln. Ja, das bezahlt die Kasse. Such dir am besten noch heute einige Therapeuten raus und ruf da an!

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Nico
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Beitrag Do., 03.06.2010, 14:29

Du hast indem du dein Posting in das Thema Gewalt Agression Missbrauch gestellt hast, bewiesen dass du ganz genau weißt was bei euch los ist. Du wirst von deiner Mutter missbraucht!
Du lässt dir das gefallen weil du völlig Co - Abhängig bist, deine Mutter macht dich mit Vorhaltungen und Drohungen gefügig.
Ich kann mich eigentlich nur Rilke anschließen, mehr gibts dazu nicht zu sagen und auch nicht zu raten.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Schneeglöckchen7
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Beitrag Do., 03.06.2010, 14:41

Hallo Josie,

mir schnürt es gerade die Kehle zu !
Kann mich nur anschliessen, komm so schnell es geht da raus !
Ich kenne dich nicht aber ich kann dir eines versprechen, du wirst deiner Mutter nicht helfen können , nicht mal wenn du bis an dein Lebensende bei ihr bleibst.

Liebe Grüße !

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Josi26
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Beiträge: 2

Beitrag Do., 03.06.2010, 20:02

Hallo Rilke,

ja, ich aber auch schon überlegt auszuziehen. Aber das ist nicht ganz so einfach. Erstens habe ich Angst das meine Mum ganz abrutscht und zweitens ist es nicht so einfach, da wir auch finanzielle Schwierigkeiten haben, die eine Wohnungssuche sehr schwierig macht.

LG

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Nico
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Beitrag Do., 03.06.2010, 20:05

Wenn deine Mum ganz abrutscht ist das ihr Problem und möglicherweise sogar ihre Rettung weil sie dann endlich etwas gegen ihre Alkoholsucht machen muss, währenddem sie jetzt wo du den Laden schaukelst und erhältst ja schön weitertrinken kann. Du hast doch einen Ganztagesjob, da müsstest du dir eigentlich eine kleine Wohnung leisten können, oder ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Hamna
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Beitrag Do., 03.06.2010, 23:58

Josi26 hat geschrieben:da wir auch finanzielle Schwierigkeiten haben
Wer hat denn die finanziellen Schwierigkeiten, du oder deine Mutter?

Wie Nico schon schrieb, du hast einen Job! Also nimm dein Geld und mach dich vom Acker! Sie ist deine Mutter, nicht dein Kind!

DU BIST NICHT FÜR SIE VERANTWORTLICH!!!!!!!!!!!!!

Nimm dein Leben in die Hand, du hast ein Recht auf ein eigenes Leben, sie versucht es dir kaputt zu machen, damit du sie in ihrer Sucht unterstützt. Solange du das tust, wird sie sich keine Hilfe suchen! Sie ist ja sogar zu bequem, sich ihren Stoff selbst zu besorgen - ich könnte kotzen, wenn ich das lese! Wieviele Flaschen besorgst du ihr eigentlich pro Woche? Das ist keine rhetorische Frage, ich will das wirklich wissen, um mir ein Bild machen zu können. Und besorgt sie sich noch selbst welche? Anders: konkrete Frage - wieviel trinkt sie pro Woche?

Liebe, liebe Josi, du hast ein Recht auf ein eigenes Leben! Und deine Mutter hat kein Recht dazu, dir dein Leben zu nehmen! Du kannst nur eins tun: mit ihr abschließen!

Ja, das klingt hart, und das ist es auch - aber es gibt keinen Zwischenweg. Solange du sie unterstützt, wird sie süchtig bleiben - und solange wirst du kein eigenes, gesundes, glückliches Leben führen können!

Ich glaube sogar, dass du, wenn du ausziehst, ihr unbedingt deine neue Adresse verschweigen musst - denn sonst wird sie sich über kurz oder lang bei dir, in deiner neuen Wohnung, einnisten. Es gibt für dich, so hart es auch ist, nur eine Möglichkeit: Flucht!

Sicher ist das Schicksal deiner Mutter hart und bedauernswert - aber sie ist eine erwachsene Frau! Auch das klingt hart: sie hatte einmal (oder sogar mehrmals) die Wahl, wie es mit ihrer Zukunft weitergehen soll. Sie hat sich für diesen Weg in einer gewissen Weise entschieden. Aber bitte lasse nicht zu, dass sie weiterhin in diesem Maße über dein Leben entscheidet!

Suche dir schnellstens Unterstützung, und was du für deine Mutter als letztes tun kannst, wenn du unbedingt willst: suche Unterstützung für sie, dass sie in eine Entzugsklinik kommt. Wende dich an euren Hausarzt, er wird dir weiterhelfen können in allen Fragen!

Aber bitte unternimm etwas, sonst geht dein gesamtes Leben den Bach runter, und das hast du nicht verdient und das muss auch nicht sein! Und wenn deine Mutter auch untergeht - du musst nicht mit ihr untergehen!

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Rosenblüte
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Beiträge: 203

Beitrag Fr., 04.06.2010, 04:05

Liebe Josi26 darf ich dir einen Rat geben. Falls es dir möglich ist, such dir eine kleine Wohnung und laß deine Mutter alleine.
Ich habe bis zum Tod meiner Mutter im Jahre 2003 unter ihr gelitten und mich nur im sie gesorgt.
Sie war psychisch krank und Alkoholikerin.
Wir haben es nicht notwendig uns von solchen Müttern ein Leben lang unterdrücken zu lassen und so wie es bei mir war schließlich von einer Nervenklinik in die andere zu wandern.
Zur Zeit bin ich in einer Privatklinik für psychisch Kranke.
Es ist nur ein Rat. Ich weiß nicht, ob es dir möglich ist.
Lg Rosenblüte
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für
die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry


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Beitrag Fr., 04.06.2010, 14:01

Hallo Josi

geh mal in eine Beratung für Co Abhängige. Ja, klingt schlimm, aber meiner Ansicht nach ist genau das der *Fall* bei dir.

Dort wird man dir helfen können, wenn du zuhörst. Eins sag ich mal vorweg: wenn deine Mutter nicht völlig am Boden ist, komplett allein und ohne jede Hilfe, dann wird sie genau so bleiben, wie sie ist. Eine kranke Frau, die dich triezt, benutzt, ausnutzt. Mißbraucht.

Warum soll sie das denn ändern? Du machst doch alles, das das Leben irgendwie geht. Solange du das tust, kommst du da nicht raus

Du bist 25, hast Arbeit. Geh und zwar so schnell es möglich ist. Such dir eine kleine Wohnung, bereite alles vor. Dann raus dort. Du bist so jung, dir steht die Welt offen.

Oh man, echt, fühl dich mal gedrückt.

Ich würde dich am liebsten an die Hand nehmen und da rausziehen.
Wenn du nicht genug Geld verdienst (wenn du das denkst): es gibt Wohngeld, es gibt aufstockendes ALG2 (Hartz4).

Rosenrot

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mj37
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Beitrag Sa., 05.06.2010, 20:41

hallo zusammen ich bin neu hier und total am ende . ich habe meine Lebensgefährtin und ihre kinder vor knapp 10 monaten aus ihrer geborgenheit gerissen um mit mir zusammen zu ziehen ! meine lebensgefährtin leidet unter deppresionen und hatte natürlich ständiges heimweh. sie hat sich mir immer mehr verschlossen und sich immer mehr zurückgezogen. ich idiot habe sie dann auch noch ständig erdrückt und wurde dann immer total wütend und schrie rum . im dezember begann dann auch noch der finanzielle absturz und die belastung wurde für unsere familie immer grösser und die streiterein immer häufiger . in meiner wut sagte ich dinge die nicht stimmten machte vorwürfe wo es keine zu machen gab und sie gab mir immer wieder eine chance aber ich bekam meine wutanfälle nicht in den griff und schrie weiter rum . nun ist es so das sie und die kinder mich verlassen werden und sie mich hasst. heute dachte ich nach unserem streit von gestern ich helfe meinem onkel damit sie sich beruhigen kann und es nicht wieder zum streit kommt. denkste !! sie fühlte sich allein gelassen und als ich nachhause kam stritten wir wieder ! warum ich mich jetzt hier bei euch im forum befinde hat den grund das ich nach einiger zeit als sie und die kinder weg fuhren ich über den verlauf unserer streiterein nachdachte und feststellen musste das ich es immer war der wütend wurde,zu schrein begann und sachen sagte die nicht stimmten und die sie eigentlich nie machen würde ! ich hoffe hier bei euch hilfe zu finden wie ich meine aufsteigende wut früh erkennen kann und wie ich schnell wieder von 180 runter komm. ich beginne mich immer mehr für mein verhalten zu hassen .

mfg mj37

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Sigmund Freund
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Beitrag Di., 15.06.2010, 15:24

Hallo zusammen,

ich finde es erschütternd, wie wenig bis heute im öffentlichen Bewusstsein verankert ist, dass seelische Gewalt oft ebenso verheerende Folgen hat wie körperliche Gewalt. Nachgewiesenermaßen.

Es ist doch wichtig, dass jeder, der egal in welcher Form missbraucht wird, sich dessen bewusst wird, was da gerade geschieht. Manchmal ist es nicht leicht, sich aus dieser Situation dann zu befreien, aber je länger man ihr ausgesetzt ist, desto größer der Schaden.

Ich habe vor kurzem einen Film gesehen, der sich mit dem Thema "seelische Gewalt" auseinandersetzt und einem die Mechanismen und Folgen plastisch vor Augen hält. Der Film heißt BERGFEST (bergfest-film.de) und ist bisher der einzige, den ich zu dem Thema gesehen habe. Dabei geht es doch unendlich vielen Menschen so, dass sie tiefe seelische Verletzungen erlitten haben, deren Folgen sich bis in ihre eigenen Partnerschaften fortführen.

Ich wünsche mir, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommt, im Sinne aller Betroffenen!

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