Seit drei Jahren bin ich geschieden. Die Trennung von meinem Ex-Mann verlief damals dramatisch, in diesem Zusammenhang musste ich vieles in meinem Leben verändern und aufgeben. Unter anderem eine neue Wohnung beziehen und damit auch liebgewordene Dinge aufgeben - meinen Garten, den kurzen Weg zur Arbeit, den ich viele Jahre lang mit dem Fahrrad zurücklegen konnte. Viele Monate lang musste ich in Angst vor meinem Ex-Mann leben.
Im großen und ganzen ist jetzt wieder Ruhe in mein Leben eingekehrt. Es könnte alles so schön sein - mit meinen Kindern habe ich wieder guten Kontakt und seit zwei Jahren habe ich einen lieben Freund. Das Problem liegt darin, dass die Vergangenheit mich einfach nicht loslassen will - nachts oder morgens beim Aufwachen befallen mich depressive Gedanken, die erst im Laufe des normalen Alltags sich wieder legen. Ich bin traurig und wütend darüber, dass ich damals aus meinem "normalen Leben" so abrupt herausgerissen wurde und viele Dinge nicht mehr so machen kann, wie ich es gewohnt war. Der Verstand sagt mir, dass man im Leben auch mal einen Schlussstrich ziehen und etwas Neues beginnen muss. Ich weiß aber nicht, wieviel "Neues" ich verkrafte.
Mein Freund musste in der Vergangenheit sehr mit meinen Stimmungsschwankungen kämpfen. Dabei musste ich erkennen, dass er selber nicht sehr belastbar ist und er noch mehr "in den Seilen hing", wenn er merkte, dass es mir schlecht ging. Unsere Beziehung haben wir sehr oft in Zweifel gestellt, uns zwischendurch auch zweimal "getrennt", aber letztlich sind wir doch zusammen geblieben. Langsam sind wir auf einem guten Weg und es könnte alles perfekt sein.
Jeder von uns hat seine eigene Wohnung, wir sind abwechselnd bei ihm oder bei mir. Dieser Zustand ist für mich zeitweise belastend, weil ich irgendwie immer mit Wechselklamotten in der Tasche unterwegs bin und ständig planen und überlegen muss, welche Sachen ich bei ihm oder bei mir zuhause brauche. Bin ich am Wochenende bei ihm, kann ich manche Dinge in meiner Freizeit nicht machen (weil ich beispielsweise meine Gitarre nicht in seiner Wohnung habe). Wir wohnen 25 km entfernt voneinander und ich besitze kein Auto, um "mal eben schnell" etwas zu holen.
Mein Freund würde am liebsten mit mir zusammenziehen und spricht sogar immer wieder vom Heiraten. So gerne ich ihn habe, bin ich aber weit davon entfernt, diese Schritte zu wagen. Ich habe zum erstenmal in meinem Leben meine eigene Wohnung und möchte unter keinen Umständen diesen eigenen Bereich und die Rückzugsmöglichkeit aufgeben. Und der Gedanke an Heirat verursacht bei mir richtiggehend Panik.
Zu meinem Freund möchte ich nicht ziehen. Er bewohnt eine kleine Wohnung in seinem eigenen Haus, das restliche Haus wird von seinen Kindern, deren Partnern und seiner Mutter bewohnt. Auch wenn mehr Platz zur Verfügung stünde, möchte ich nicht in sein Haus ziehen, weil im Falle einer Trennung wieder ich diejenige wäre, die gehen muss. Zu seiner Familie habe ich inzwischen ein einigermaßen gutes, aber sicher kein herzliches Verhältnis. Auch aus diesem Grund möchte ich auf keinen Fall heiraten, weil ich niemals ein richtiges Familienmitglied sein werde und es auch nicht sein möchte.
Mein Freund hat vorgeschlagen, uns woanders eine gemeinsame, größere Wohnung zu nehmen. Finanziell wäre dies für ihn überhaupt kein Problem, ich allerdings könnte mir eine größere Wohnung allein nicht leisten - in meinem Kopf schwirrt schon wieder der Gedanke, was wäre, wenn wir uns trennen.
Ich möchte es im Moment einfach so belassen, wie es ist - ich bin nicht der Mensch, der bei Problemen sofort die Flucht ergreift (ich habe in meiner Ehe 27 Jahre lang durchgehalten), Aber der Gedanke, meine "Eigenständigkeit" wieder aufzugeben, macht mir total Angst.
Mein Freund drängt mich nicht, aber irgendwann möchte er etwas "Festes", ich werde aber auf keinen Fall einen Schritt machen, hinter dem ich nicht voll und ganz stehe. Auch auf die Gefahr hin, dass er sich dann von mir trennen wird.
Möchte nicht zusammenziehen
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Inwiefern begründet dein Partner denn, dass eure Beziehung erst etwas "festes" wäre, wenn ihr gemeinsam wohnen würdet? Was würde sich dabei gefühlstechnisch ändern aus seiner Sicht?
Seine letzte Beziehung verlief ähnlich - getrennte Wohnungen, heiraten wäre nicht in Frage gekommen, da seine Freundin ihre Witwenrente verloren hätte - die Beziehung ging nach fünf Jahren in die Brüche. Möglicherweise möchte er mich "ganz für sich haben" und in seinem Alter (Ende 50) möchte er nicht noch eine Beziehung scheitern sehen.Schneekugel hat geschrieben:Inwiefern begründet dein Partner denn, dass eure Beziehung erst etwas "festes" wäre, wenn ihr gemeinsam wohnen würdet? Was würde sich dabei gefühlstechnisch ändern aus seiner Sicht?
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Hat er auch gesagt, warum er annimmt, dass die Beziehung bei gemeinsamer Wohnung noch gehalten hätte?
Variante 1) Die Wohnung hat Superkräfte die euch zwingt verliebt zu sein, egal was passiert.
Variante 2) Um nicht den negativen Konsequenzen einer Wohnungsauflösung und die damit verbundene Arbeit ausgeliefert zu sein, wäre die Beziehung trotz nicht funktionierendes Kerns weitergeführt worden. Dann hätte er jetzt auch keine Beziehung mehr, sondern eine WG-Partnerin.
Er hat natürlich das Recht sein Leben selbst bestimmen zu wollen, bzw. für sich Konsequenzen zu ziehen, aber selbiges gilt natürlich auch für dich. Solange du nicht dahinterstehst, macht es keinen Sinn sich die Arbeit anzutun.
Hast du schon versucht ihm zu vermitteln, dass eine Beziehung aus den Gefühlen zweier Menschen zueinander besteht? Egal ob ihr zusammen wohnt oder nicht, eure Beziehung kann auch wieder zu Ende gehen oder ewig halten, aber wird sicher nicht länger halten nur weil ihr einen gemeinsamen Haufen Ziegel um euch rumhabt.
Variante 1) Die Wohnung hat Superkräfte die euch zwingt verliebt zu sein, egal was passiert.
Variante 2) Um nicht den negativen Konsequenzen einer Wohnungsauflösung und die damit verbundene Arbeit ausgeliefert zu sein, wäre die Beziehung trotz nicht funktionierendes Kerns weitergeführt worden. Dann hätte er jetzt auch keine Beziehung mehr, sondern eine WG-Partnerin.
Er hat natürlich das Recht sein Leben selbst bestimmen zu wollen, bzw. für sich Konsequenzen zu ziehen, aber selbiges gilt natürlich auch für dich. Solange du nicht dahinterstehst, macht es keinen Sinn sich die Arbeit anzutun.
Hast du schon versucht ihm zu vermitteln, dass eine Beziehung aus den Gefühlen zweier Menschen zueinander besteht? Egal ob ihr zusammen wohnt oder nicht, eure Beziehung kann auch wieder zu Ende gehen oder ewig halten, aber wird sicher nicht länger halten nur weil ihr einen gemeinsamen Haufen Ziegel um euch rumhabt.
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Hallo Raphaela,
hast du deinem Freund schon mal das gesagt, was du hier im ersten Beitrag in dem Thread geschrieben hast?
Liebe Grüße
chicheringrün
hast du deinem Freund schon mal das gesagt, was du hier im ersten Beitrag in dem Thread geschrieben hast?
Liebe Grüße
chicheringrün
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt
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Na sicher weiß er es.chicheringrün hat geschrieben:Hallo Raphaela,
hast du deinem Freund schon mal das gesagt, was du hier im ersten Beitrag in dem Thread geschrieben hast?
Liebe Grüße
chicheringrün
Wieso?
Er grübelt weniger als ich......
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