Hallo zusammen!
Was ist für euch der Unterschied zwischen Verantwortung und Kontrolle?
Mal abgesehen von der Bewertung: Verantwortung für sein Leben zu übernehmen - gut. Kontrolle ausüben zu wollen - schlecht (und illusorisch).
Theoretisch betrachtet: Übernimmt man Verantwortung, sollte man sein Leben ändern können ("sein Leben in die eigene Hand nehmen"). Will man sein Leben kontrollieren, soll das den Status quo aufrechterhalten.
Sich seinen Ängsten stellen - die eigenen Ängste umgehen.
Klingt nachvollziehbar. Aber.
Aber wie soll ich Verantwortung übernehmen, wenn ich mich nicht (komplett) kontrolliere? Ich muss mich ja in ungeliebte Situationen zwingen, damit ich was ändern kann.
Schaffe ich es nicht, mich zu kontrollieren # um zu funktionieren # um was ändern zu können...
Diese Eigenverantwortung, ansonsten eine Karotte vor meiner Nase, erscheint mir heute als theoretisches Konstrukt. Praktisch - ein Rätsel.
Ist das nur für mich ein Widerspruch? Ich hab so das Gefühl, als würde ich da unzulässig was vermischen. Aber ich fühle mich auch betriebsblind.
Wie nehmt ihr Selbstkontrolle und Selbstverantwortung wahr?
LG cupa
Selbstkontrolle - Selbstverantwortung
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Hallo cupa,
bei mir ist es momentan so, dass ich meine Kontrolle einschalte wenn ich fühle das ich verantwortlich bin irgendwo wieder raus zu kommen. Wenn ich irgendwo zu tief bin, und angst hab abzugleiten. (oder schon weg bin)
Ich wollte ja mal beides gleichzeitig schaffen. (während einer Verletzung kontrollieren, doch das geht nicht. Sie muss ja erst rein, damit ich sie als solche wahrnehme)
Je weniger mich etwas trifft, je weniger mich etwas verletzt, umso weniger brauch ich mich mit der Zeit zu kontrollieren.
Selbstkontrolle nehme ich im handeln/korrigieren wahr. (ich hol mich raus)
Selbstverantwortung nehme ich wahr, wenn ich spür, dass ich - jetzt - handeln muss. (ich muss was tun)
lg
bei mir ist es momentan so, dass ich meine Kontrolle einschalte wenn ich fühle das ich verantwortlich bin irgendwo wieder raus zu kommen. Wenn ich irgendwo zu tief bin, und angst hab abzugleiten. (oder schon weg bin)
Ich wollte ja mal beides gleichzeitig schaffen. (während einer Verletzung kontrollieren, doch das geht nicht. Sie muss ja erst rein, damit ich sie als solche wahrnehme)
Je weniger mich etwas trifft, je weniger mich etwas verletzt, umso weniger brauch ich mich mit der Zeit zu kontrollieren.
Selbstkontrolle nehme ich im handeln/korrigieren wahr. (ich hol mich raus)
Selbstverantwortung nehme ich wahr, wenn ich spür, dass ich - jetzt - handeln muss. (ich muss was tun)
lg
...
Versteh deine Frage sehr gut. Ich finde das auch manchmal problematisch. Selbstverantwortung heißt für mich vor allem die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und ihnen Platz einräumen. Selbstkontrolle wäre da fast schon das Gegenteil, die geht mit Gewalt gegen ein Bedürfnis, ansonsten braucht man sie nicht.
Das lässt sich aber imo nicht immer vollständig trennen. Es gibt für die meisten Leute ja immer mal etwas, das sie machen, weil es eigentlich gut für sie sind, obwohl sie im Moment das Bedürfnis haben es nicht tu tun. Als Beispiel sagen wir, ich hab den totalen Widerwillen zur Arbeit zu gehen, würde viel lieber keine Leute treffen, keine Konversation betreiben, keine Aufgabe erfüllen müssen, die jemand mit vorsetzt. Stattdessen ist mir danach mich zuhause einzumuckeln und die Nase nicht rauszustecken. Es wäre nicht eigenverantwortlich, daheim zu bleiben, meinen Job zu verlieren und evtl. depressiv zu werden. Andererseits halte ich es auch nicht für eigenverantwortlich, den Wunsch als lächerlich abzutun, sich gewaltsam zusammenzureißen und zur Arbeit zu zwingen. Aber ein Stück weit bleibt nichts anderes übrig. Ich führ mir halt vor Augen, dass ich Arbeit und Kollegen ja eigentlich mag, sag mir, dass es schon ok ist nicht hin zu wollen und so weiter und so fort und am Ende....geh ich dann doch, zwing mich irgendwie ein Stück weit und missachte dahingehend dann natürlich das Bedürfnis.
Ich denk mir, man muss halt für sich schaun, wie viel Zwang kann ich mir in solchen Situationen geben, ohne dass es schädlich wird. Ich würde zum Beispiel sagen, wenn ich diesen Widerwillen gegen die Arbeit täglich hätte, dass es dann schon wieder nicht eigenverantwortlich wäre, dennoch diese Arbeit zu behalten. Es scheint mir schon persönliche Abwägungssache, ab wann Selbstkontrolle mehr kaputt macht als hilft. Das wiederum zu erkennen und zu unterschieden ist für mich eher ein Schritt in Richtung Eigenverantwortung. Ich finde nicht, dass es beim Thema Eigenverantwortung darum gehen kann einfach nur bestmöglich in unserem gesellschaftlichen Rahmen zu funktionieren, vielmehr würde ich sagen, dass eigenverantwortlich ist, wer sich sein Leben so gestalten kann, dass er sich wohl fühlt. Für mich zumindest gilt, wenn ich mich viel/ stark/ immer/ meistens der Selbstkontrolle unterwerfe, fühle ich mich auch nicht wohl.
Das lässt sich aber imo nicht immer vollständig trennen. Es gibt für die meisten Leute ja immer mal etwas, das sie machen, weil es eigentlich gut für sie sind, obwohl sie im Moment das Bedürfnis haben es nicht tu tun. Als Beispiel sagen wir, ich hab den totalen Widerwillen zur Arbeit zu gehen, würde viel lieber keine Leute treffen, keine Konversation betreiben, keine Aufgabe erfüllen müssen, die jemand mit vorsetzt. Stattdessen ist mir danach mich zuhause einzumuckeln und die Nase nicht rauszustecken. Es wäre nicht eigenverantwortlich, daheim zu bleiben, meinen Job zu verlieren und evtl. depressiv zu werden. Andererseits halte ich es auch nicht für eigenverantwortlich, den Wunsch als lächerlich abzutun, sich gewaltsam zusammenzureißen und zur Arbeit zu zwingen. Aber ein Stück weit bleibt nichts anderes übrig. Ich führ mir halt vor Augen, dass ich Arbeit und Kollegen ja eigentlich mag, sag mir, dass es schon ok ist nicht hin zu wollen und so weiter und so fort und am Ende....geh ich dann doch, zwing mich irgendwie ein Stück weit und missachte dahingehend dann natürlich das Bedürfnis.
Ich denk mir, man muss halt für sich schaun, wie viel Zwang kann ich mir in solchen Situationen geben, ohne dass es schädlich wird. Ich würde zum Beispiel sagen, wenn ich diesen Widerwillen gegen die Arbeit täglich hätte, dass es dann schon wieder nicht eigenverantwortlich wäre, dennoch diese Arbeit zu behalten. Es scheint mir schon persönliche Abwägungssache, ab wann Selbstkontrolle mehr kaputt macht als hilft. Das wiederum zu erkennen und zu unterschieden ist für mich eher ein Schritt in Richtung Eigenverantwortung. Ich finde nicht, dass es beim Thema Eigenverantwortung darum gehen kann einfach nur bestmöglich in unserem gesellschaftlichen Rahmen zu funktionieren, vielmehr würde ich sagen, dass eigenverantwortlich ist, wer sich sein Leben so gestalten kann, dass er sich wohl fühlt. Für mich zumindest gilt, wenn ich mich viel/ stark/ immer/ meistens der Selbstkontrolle unterwerfe, fühle ich mich auch nicht wohl.
Danke für eure Überlegungen!
@jennyfer:
@mitsuko:
"Ich muss gar nichts." - Über diesen Satz und das nach und nach damit einhergehende Bewusstsein habe ich gelernt, den Anspruch zu funktionieren aufzugeben und mir selbst weniger streng zu begegnen. Erst dadurch wurde es möglich, meine Verantwortung zunehmend wahr-zu-nehmen (sie zu erkennen und auszuüben).
Aber mittlerweile fällt mir dieses "gar nichts müssen" immer öfter auf den Kopf. Es richtet sich gegen meine ureigensten Interessen und damit auch (mMn?) gegen meine Eigenverantwortung. Einerseits versuche ich, mir wie einem trotzigen Kind gut zuzureden - "Ich verstehe, dass du das nicht machen willst, aber es ist gut für dich. Der Unwille darf sein. Trotzdem entscheide ich mich jetzt bewusst dafür..." -, andererseits sind die inneren Widerstände groß. Natürlich: Selbstschutz. (Schon klar, wo die Angst auch bei meinen banalen Themen sitzt.) Dem komme ich nur mit Kontrolle bei. "Ich entscheide mich bewusst dafür" erscheint mir als Zuckerguss, mit dem ich mir das ganze schmackhaft machen will. Den Zuckerguss kauf ich mir aber leider nicht ab. "Nö, mach ich nicht, weil: ich muss gar nichts. " Doppelte Selbstverar***ung.
Solange mein Verstand die Kontrolle ausüben will, bleibt alles, wie es ist. Und das ist dazu da, damit ich nicht die volle Verantwortung für mein Leben übernehmen muss. Theoretisch: ja. Praktisch: wie bitte?
Ich kann doch nicht warten, bis sich alles authentisch anfühlt.
@jennyfer:
Im zwischenmenschlichen Bereich nehme ich das auch so wahr. Während ich mir früher bestimmte Verhaltensweisen abverlangt bzw. aufgezwungen habe, die dazu dienten mein Selbstbild vor mir und anderen aufrechtzuerhalten, muss ich mich heute kaum mehr kontrollieren. Ich kann mittlerweile besser mit meinen Schwächen umgehen und bin in der Lage Grenzen zu setzen, d.h. ich kann mir ein Stück weit vertrauen. Und ich weiß, dass das auch eine Form ist, Eigenverantwortung wahrzunehmen.jennyfer hat geschrieben:Je weniger mich etwas trifft, je weniger mich etwas verletzt, umso weniger brauch ich mich mit der Zeit zu kontrollieren.
Aber genau das ist es, wo es sich für mich spießt: Meine Verantwortung, die ich aber nur wahrnehmen kann, wenn ich nicht nach meinen Bedürfnissen handle, sondern mir Verhaltens- und Denkweisen aufzwinge.jennyfer hat geschrieben:bei mir ist es momentan so, dass ich meine Kontrolle einschalte wenn ich fühle das ich verantwortlich bin irgendwo wieder raus zu kommen.
@mitsuko:
Eben. Dein Beispiel von der Arbeit ist gut! (Und mein Thema, wenn auch derzeit nicht mein Problem. Der sehr banale Ausgangspunkt meiner Gedanken war meine wieder mal auftretende Unfähigkeit, eine zufriedenstellende Bewerbung zu schreiben.)mitsuko hat geschrieben:Selbstkontrolle wäre da fast schon das Gegenteil, die geht mit Gewalt gegen ein Bedürfnis, ansonsten braucht man sie nicht.
Ich stimme dir zu! Der Anspruch zu funktionieren hat nichts damit zu tun, selbstverantwortlich zu handeln. Vielmehr gibt man damit Verantwortung ab: Ich will ja nicht... aber ich muss... weil das eben so ist. Dabei übernimmt man eben keine Verantwortung für die Entscheidungen, die man trifft und stellt Ansprüche an sich, die einem oft auf Dauer nicht gut tun.mitsuko hat geschrieben:Ich finde nicht, dass es beim Thema Eigenverantwortung darum gehen kann einfach nur bestmöglich in unserem gesellschaftlichen Rahmen zu funktionieren, vielmehr würde ich sagen, dass eigenverantwortlich ist, wer sich sein Leben so gestalten kann, dass er sich wohl fühlt.
"Ich muss gar nichts." - Über diesen Satz und das nach und nach damit einhergehende Bewusstsein habe ich gelernt, den Anspruch zu funktionieren aufzugeben und mir selbst weniger streng zu begegnen. Erst dadurch wurde es möglich, meine Verantwortung zunehmend wahr-zu-nehmen (sie zu erkennen und auszuüben).
Aber mittlerweile fällt mir dieses "gar nichts müssen" immer öfter auf den Kopf. Es richtet sich gegen meine ureigensten Interessen und damit auch (mMn?) gegen meine Eigenverantwortung. Einerseits versuche ich, mir wie einem trotzigen Kind gut zuzureden - "Ich verstehe, dass du das nicht machen willst, aber es ist gut für dich. Der Unwille darf sein. Trotzdem entscheide ich mich jetzt bewusst dafür..." -, andererseits sind die inneren Widerstände groß. Natürlich: Selbstschutz. (Schon klar, wo die Angst auch bei meinen banalen Themen sitzt.) Dem komme ich nur mit Kontrolle bei. "Ich entscheide mich bewusst dafür" erscheint mir als Zuckerguss, mit dem ich mir das ganze schmackhaft machen will. Den Zuckerguss kauf ich mir aber leider nicht ab. "Nö, mach ich nicht, weil: ich muss gar nichts. " Doppelte Selbstverar***ung.
Solange mein Verstand die Kontrolle ausüben will, bleibt alles, wie es ist. Und das ist dazu da, damit ich nicht die volle Verantwortung für mein Leben übernehmen muss. Theoretisch: ja. Praktisch: wie bitte?
Ich kann doch nicht warten, bis sich alles authentisch anfühlt.
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Hallo Cupa,
Das Problem für mich ist oft weniger, einfach nur etwas tun zu müssen, was ich nicht will, sondern etwas gleichzeitzig einerseits zu wollen, andererseits nicht, so dass ich beiden Bedürfnissen auch gar nicht in voller Gänze gerecht werden kann.
In meinem Beispiel ist das Dilemma, dass ich ja auch ein starkes Bedürfnis nach dieser Arbeit habe, nicht nur rein rational, sondern auch gefühlsmäßig. Ich mag die Arbeit und würde sie vermissen, wenn ich sie verlöre. Vielliecht hilft es ja in solchen Situationen, dich mehr auf deine Wünsche und Bedürfnisse auf der Pro-Seite zu konzentrieren.
LG
mitsuko
Na ja, es stimmt ja ganz grundlegend. Du musst es nicht tun, kannst es lassen. Ich bin der Meinung, wenn du etwas gar nicht oder fast gar nicht willst, dann lass es lieber, Vernunft hin oder her. Die Möglichkeit keine Bewerbung zu schreiben, nicht arbeiten zu gehen etc. besteht ganz faktisch. Wenn sie jedoch von vorne herein eigentlich in Wahrheit ausgeschlossen wird, dann muss man wirklich. Bei mir selbst führt diese Haltung sofort zur Blockade.cupa hat geschrieben:"Ich entscheide mich bewusst dafür" erscheint mir als Zuckerguss, mit dem ich mir das ganze schmackhaft machen will. Den Zuckerguss kauf ich mir aber leider nicht ab. "Nö, mach ich nicht, weil: ich muss gar nichts.
Das Problem für mich ist oft weniger, einfach nur etwas tun zu müssen, was ich nicht will, sondern etwas gleichzeitzig einerseits zu wollen, andererseits nicht, so dass ich beiden Bedürfnissen auch gar nicht in voller Gänze gerecht werden kann.
In meinem Beispiel ist das Dilemma, dass ich ja auch ein starkes Bedürfnis nach dieser Arbeit habe, nicht nur rein rational, sondern auch gefühlsmäßig. Ich mag die Arbeit und würde sie vermissen, wenn ich sie verlöre. Vielliecht hilft es ja in solchen Situationen, dich mehr auf deine Wünsche und Bedürfnisse auf der Pro-Seite zu konzentrieren.
LG
mitsuko
Ja, mitsuko. Das sehe ich auch als einzige Möglichkeit, um eine Blockade zu vermeiden. Dort wo meine inneren Widerstände groß sind, empfinde ich diese Pro-Konzentration allerdings als Kontrolle (meiner Gedanken und Gefühle). Deswegen stellt sich mir die Frage, wie ich Eigenverantwortung in manchen Bereichen ohne Kontrolle wahrnehmen soll. Aber soweit ich euch verstehe, muss das in der Praxis kein Widerspruch sein.mitsuko hat geschrieben:Vielliecht hilft es ja in solchen Situationen, dich mehr auf deine Wünsche und Bedürfnisse auf der Pro-Seite zu konzentrieren
LG cupa
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