Selbstversuch: Forcieren (m)einer Depression

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littlebuddha
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Selbstversuch: Forcieren (m)einer Depression

Beitrag Sa., 24.04.2010, 15:55

Hallo!
Nun gut, ein richtiger Selbstversuch ist es nicht, da ich es eigentlich gar nicht möchte, aber da ich merke dass ich die Entwicklung nun nicht mehr aufhalten kann mache ich halt einen Selbstversuch draus, um dem wenigstens etwas Gutes abzugewinnen.

Worum es geht: Ich möchte hier schreiben, wie sich die Depression, die sich bei mir seit Wochen immer näher anschleicht und nun schon mit einem Fuß in der Haustür steht, entwickelt hat und entwickelt. Noch sind meine Verstandestätigkeiten geschult und fähig, und so lange wie ich kann hoffe ich etwas sinnvolles aussagen zu können über die Entwicklung der Depression. Vielleicht kann es anderen helfen, Einsichten in ihre eigene Depression zu bekommen. Vermutlich werde ich etwas wirr und chronologisch durcheinander schreiben, weil dies kein wissenschaftlicher Text ist, sondern ein Erfahrungsbericht.

Wie es anfing, kann ich nicht mehr genau sagen. Jedenfalls hatte ich dieses Jahr und im letzten Sommer ganz dick "Pech" mit Frauen und Freundschaften. "Pech" in Anführungsstrichen, weil es eben kein Pech ist sondern ein Muster, das mir sehr vertraut ist und mich seit ich denken kann begleitet. Nun, jedenfalls waren diese Frauenerlebnisse für mich äußerst schmervolle Erfahrungen (mal wieder). Und dies ganz kurz hintereinander. Die letzte Enttäuschung und den letzten Schmerz erlebte ich zu Ostern, als alle meine Hoffnungen mit der einen Frau ins Nirvana fuhren. Ich musste mich eine Woche krankschreiben lassen und dachte, ich stünde kurz vor einen Herzinfarkt (alles dabei: Herzrasen, Brustschmerzen, Ausstrahlung nach links, Schwäche, Übelkeit). Durch Selbsthilfemethoden bekam ich es einigermaßen in Griff, jedoch war zusätzlich zuvor noch etwas so heftiges, dass mich nun ganz aus der Bahn wirft. Und darüber will ich, ohne ins Detail zu gehen, schreiben, weil ich denke es hat ursächlich mit der Entwicklung der Depression zu tun.

Ich sprach also zuvor mit einem Freund über meine Beziehungsprobleme. Und schlagartig wurde mir bewusst, das mein Problem ganz woanders liegt und meine Beziehungsprobleme nur Symptom dieses anderen Themas sind. Es war plötzlich ein gewaltiger Schmerz in mir, ich habe so etwas nie erlebt. Es ging sofort direkt aufs Herz und die nächsten zwei Wochen lang litt ich zunächst an starken physiologischen Symptomen (Herzbeschwerden: Herzrasen, Brustdruck; starke Schwäche; verstärkte Schlafstörungen, die ich aber zuvor auch schon hatte). Es kam mir vor, als lastete dieses Gefühl so stark auf mir, dass es mich wortwörtlich drückte; es kam nicht selten vor dass ich fast gebückt lief und kaum mehr Kraft hatte, von der Arbeit nach Hause zu laufen. Eine wahrhafte de-Pression. Es drückte heftig. Als es dann soweit war und ich völlig arbeitsunfähig wurde und zum Arzt ging (der mir nicht helfen konnte), kam im Warteraum wo ich Gott sei Dank völlig allein war auf einmal dieser heftige Schmerz hoch - er wollte raus! Ich wollte quasi explodieren. Doch irgendwie ging das nicht, bzw. ein Teil von mir hielt ihn in mir gefangen und brüllte den Schmerz voller Hass und Aggression an: "Du bleibst hier, du bleibst in mir!!!" Und ich brach fast zusammen aber der Schmerz blieb in mir, ratet mal wo - im Herzen.

So weit so gut. Alles fing also emotional an und ging zuerst auf die körperlich Ebene. Nun hat es sich gewechselt und ist eher psychisch (was ja in dem Sinne nur eine andere Ausdrucksform des Gleichen ist). Die De-Pression unterdrückt erfolgreich den Schmerz und unterdrückt aber auch alles andere. Ich bin ziemlich unfähig noch etwas sinnvolles zu tun oder mich mit irgendwelchen andern Menschen zu beschäftigen. Lesen geht auch nicht. Arbeiten gerade noch so. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, ist aber schwer. Jeder Tag ist eine Qual. Jedes Zusammensein mit anderen Menschen ist eine Qual. Ich komme seit zwei, drei Wochen überhaupt nicht mehr mit anderen klar. Ich wurde völlig beziehungsgestört, und ich meine dabei nicht nur Liebesbeziehungen, sondern jede Form von besserer persönlicher Bekanntschaft.

Es sitzt dieser Splitter in meinem Herzen. Ich weiß noch nicht, ob und wie ich ihn ziehen kann. Ich weiß nur, dass ich es trotz aller Selbsthilfe-Tools nicht allein schaffen kann, das Gefühl das dort sitzt ist zu heftig.

So: Warum ich das schreibe - vielleicht erkennt manch ein andere sich wieder. Vielleicht haben andere einen (oder viele) ähnlichen Splitter im Herzen. Ich habe für mich erfahren, dass das Unterdrücken dieses Splitters zur Depression führte.

OK, meine Konzentration lässt schon nach. Gute Nacht,
Littlebuddha
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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Eve...
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Beitrag Sa., 24.04.2010, 16:02

Hallo Buddha!

Was Du schreibst, lese ich mit einer gewissen Sorge. Magst Du nicht wenigstens andeuten, um WAS es geht bei dem "Urschmerz", der Dir so zu schaffen macht? Es ist sonst sehr schwer zu erfassen, was bei Dir gerade geschieht.

Ohne vorgreifen oder Deine Absicht, die der Titel ausdrückt, abwürgen zu wollen: Dein Alleingang ist es hauptsächlich, der mir Bedenken bereitet: Niemand und auch Du kannst ja nicht wissen, wie weit es abwärts gehen kann. Willst Du Dir nicht therapeutische Begleitung holen oder kannst Du es zur Zeit nicht?

Eve

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littlebuddha
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Beitrag Di., 27.04.2010, 22:13

Hallo Eve,
keine Sorge, ich mache das mit kaltem Verstand und mein Verstand funktioniert bestens.

Sport! Sport! Laufen! Das wirkt! Habe ich bei Servan-Schreiber gelesen, habe ich probiert. Nach 20 Minuten war mein Gemüt aufgeklärt, ich lief noch weitere 20 Minuten. Immer wenn besonders dunkle Gefühle kamen bin ich einfach so schnell gerannt, dass ich mir diese Gefühle einfach rausgequält habe. Das hat mich regelrecht an Forest Gump erinnert. Nach dem Laufen war ich aufgeheitert, gelöst. Nun gehe ich immer laufen und rennen, gerade wenn mein Körper ganz gedrückt ist und mein Gemüt finster.

Sport ändert zwar nichts an meinen Schwierigkeiten, die mich de-pressen, hilft aber sehr wohl gut diese Zustände zu verbessern. Die Schwierigkeiten und vor allem dieser "Urschmerz" muss irgendwie anders angegangen sein. Ich versuche professionelle Hilfe zu finden, die diesen Splitter aus meinem Herzen zieht.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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