Narzisstischer Missbrauch

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Lea73
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Narzisstischer Missbrauch

Beitrag So., 28.03.2010, 17:18

Liebe Leute im Forum!
Heute bin ich im Internet auf eine Seite gestoßen (nachdem ich ein Taschenbuch gelesen habe, das vom Münchhausen Stellvertreter Syndrom gehandelt hatte und und einige - allerdings nur wenige Parallelen zu meiner Kindheit sah und ich deswegen im Internet nachlas),die über narzisstischen Missbrauch handelt. Hier sah ich meine Situation als Kind, Jugendliche und junge Erwachsene recht trefflich beschrieben.
Meine Mutter war alleinerziehend und ich ihr größter Schatz.
Ich sollte all ihre Defizite füllen, all ihre Verletzungen, die sie im Leben erfahren hatte, heilen.
Wir lebten ziemlich isoliert,ohne Verwandte, ohne Freundeskreis.
Meine Liebe durfte nur ihr allein gehören, wenn ich mich anderen Menschen zuwand, vertrauensvoll anderen gegenüber war, bekam sie Angst um mich und empfand es als Verrat ihr gegenüber.
Sie vermittelte mir eine gefährliche, böse Welt, wo Mißtrauen angebracht war.
Ohne ihren Schutz wäre es mein Untergang. Ihr Schutz waren auch Glaubenssätze, die ich so verinnerlicht habe, daß ich mich nicht davon lösen kann.
Sie hatte ein Bild von mir, das sie liebte - und das zu erfüllen,war meine Aufgabe.
Sie wußte stets besser, wie ich mich fühlte, bzw. fühlen sollte, was ich tun wollte oder sollte, als ich selbst. (sie bestimmte, wieviel und was ich anzog, wieviel ich essen mußte, wie schwer ich sein mußte, ob ich mich bewegen durfte - alles, was sie für gefährlich hielt, unterließ ich, um sie nicht zu kränken.) Mein Korper gehörte nicht mir, ebenso nicht meine Gefühle und Meinungen. Nur, wenn ich mich ihr anpasste, war Friede. Andernfalls war sie in panikartier Verzweiflung, gerade so, als müßte sie als Mutter hilflos zusehen, wie ihr Kind durch einen Kugelhagel an einer Kriegsfront gejagt wurde - allerdings geriet sie bereits in eine analoge Panik, wenn ich für ihre Begriffe ein Eis zu rasch schleckte. (Sehr gefährliche Aktion in ihren Augen)
-Ich hörte auf, ein Körpergefühl zu haben - sie allein wußte, wann mir warm und wann mir kalt war. Ich durfte ihr dabei nicht mißtrauen,(mußte dabei aber zwangsläufig mir selbst mißtrauen) andernfalls würde ich garantiert wieder krank werden. Daß ich häufig krank war, stimmte wirklich. Trotz ihrer übertriebenen Fürsorge.
-Ich hörte auf, meine Gefühle und Einschätzungen zu kommunizieren, allerdings hörte ich nicht auf, sie zu haben. Auch wenn ich unsicher war, mir selbst und meiner Meinung vertrauen zu können.
-Intellektuell war ich außerhalb ihres Einflusses - wenngleich sie wollte, daß aus mir etwas werden sollte (als Teil ihrer Selbstbestätigung) so interessierte sie sich jedenfalls nicht für mein Lernen. Diesbezüglich konnte ich vom Volkschulalter an frei entscheiden, wann ich was lernen wollte, welche Schule, welchen Beruf ich ergreifen wollte. Hier konnte ich mich frei entfalten, tat es auch, wenn auch auf etwas unsicheren Beinen, zumal die anderen Teile meiner Persönlichkeit bis heute nicht ausreichend entwickelt sind.
Meine Mutter ist das 12. Jahr tot, und noch immer ist mein Alltag davon bestimmt, so zu leben, wie es ihr Recht wäre.
Ich habe kaum Erfahrungen im Umgang mit Menschen, welche über das berufliche Maß hinausgehen.
Ich habe kaum ein Körpergefühl.
Und ich habe Angst, meinen Gefühlen und anderen Menschen zu vertrauen.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich irgendwo unter Leuten bin und willkommen - ich bin ein Außenseiter, nicht liebenswert. Das nahm ich mit,als ich in der Schule - heute weiß ich, es war aufgrund meiner nicht vorhandenen sozialen Kompetenz und meines nicht vorhandenen Selbstwertgefühls - gemobbt wurde. Niemand wird mich je so lieben, wie sie es tat - das sagte sie mir einst. Ich antwortete damals nicht. Mein Verstand sagte, das sei auch sehr zu hoffen, daß mir eine solche Liebe niemals mehr widerfährt.
Hat irgendjemand von Euch ähnliches erfahren? Wie habt Ihr es auf die Reihe gekriegt, ein eigenes Privatleben aufzubauen? Sich von den ungeschriebenen Gesetzen der eigenen Mutter zu lösen?
Ich würde mich über eine Antwort freuen!
Lg. Lea

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subzeroo
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Beitrag Mo., 05.04.2010, 11:12

hallo lea,
ich bin auch bei einer alleinerziehenden mutter aufgewachsen, doch glücklicherweise hatte ich noch einen kleinen bruder! trotzdem hatte ich den druck des großen bruders zu ertragen, der irgendwo den kleinen mit erziehen sollte... also war meine kindheit so mit 10 jahren zu ende...

ich kann man mir gut vorstellen, dass wenn ich alleine bei ihr aufgewachsen wäre, ich paar störungen mehr hätte. ich will jetzt meine mutter nicht fertig machen, sie hat halt selbst probleme gehabt, als mein vater sie ohne irgendwelche hilfe verlassen hat... doch sie hatte trotzdem dieses merkwürdige verhalten. sie wollte uns anscheinend zu katholischen "gutmenschen" erziehen, damit sie was zum zeigen hat. wir sind und waren immer ihre vorzeige-objekte wenn besuch kam oder wir zu besuch irgendwo hingingen...
desweiteren hat meine mutter in ihrem wohnzimmer ein riesiges bild von mir! das war als heranwachsender pubertierender son scheiss gefühl... du willst langsam reifen, siehst dich aber immer im alter von 7 jahren anner wand kleben...

ich bin mittlerweile 25 jahre alt und hatte noch keine beziehung zu einer frau, obwohl ich eigentlich kein hässlicher kerl bin, dumm bin ich auch nicht! ich hab halt irgendwie nen relativ schwaches selbstwertgefühl, das is auch der hauptgrund für meinen drogenkonsum... mit 16 habe ich mit gras angefangen, heutzutage amphetamine und alkohol... ich habe mich immer gefragt was mein problem ist, aber den drogen an und für sich habe ich nie die schuld gegeben... heute weiß ich, dass die drogen nur mittel zum zweck sind, sie helfen mir die symptome, die der narzistische missbrauch meiner mutter mir gegenüber mit sich brachte, zu lindern. die ursache bleibt aber erhalten! zum glück habe ich jetzt wenigstens die selbst-erkenntnis! jetzt kann ich das problem an der wurzel angehen! ich bin nicht mehr blind!

letztens hatte mich meine mutter besucht. ich habe für uns gekocht, und als sie ging, wollte sie mich auf den mund küssen!! ich find das schon irgendwo pervers, aber ich will ihr das nicht verübeln, denn sie hatte nach meinem vater lediglich einen freund und das auch nicht lange... anscheinend hat sie selbst narzistische störungen... sie ist im endeffekt auch unfähig zu lieben, von ihr habe ich diese unfähigkeit erlernt.

herzlichst,
bastian


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 07.04.2010, 17:39

Hi Lea,
mir erging es etwas Ähnlich. Einzelkind einer alleinerziehenden Mutter, die, in meinem Fall das auch bewusst so wollte. Sie wollte gar keinen mann dazu, mein Vater sollte die Rolle eines Samesspenders haben mehr nicht und so ist es auch gekommen. Ganz so drastisch würde ich meine Situation nicht ausdrücken, wie du es hast. Vielleicht wars bei mir nicht so schlimm oder ich tendiere immer noch zum verarmlosen und Idealisieren, weiß ich nicht so genau. Aber im Grunde umreißt du ganz gut eine Situation, die ich auch so kannte.
Bei mir war es dnan so, dass meine Mutter schon starb als ich ein Kind war, das ist nun fast 20 Jahre her. Ich denke sich emanzipieren von der Mutter ist für Kinder von alleinerziehenden Müttern, insbesondere Einzelkindern besoinders schwer, weil meist nie eine Triangulierung stattgefunden hat. Es wird noch schwerer, wenn man die Situation als solche erkennt und die Mutter dann schon tot ist. Denn an wem soll man sich nun reiben, mit wem soll man sich auseinander setzen?
Ich mache das innerhalb einer Therapie. ich denke das ist wirklich der Ideale ort. Erstmal ist da überhaupt ein Mensch mit dem man sich in der Art auseinander setzen kann und die Situation bedingt es, dass man eh Muster aus der Kindheit auf die Therapeutin überträgt. So hat man die Chance sich mit den Themen an der Therapeutin abzuarbeiten, um die es einem geht. Misstrauen, die böse Welt, Misstrauen gegenüber den eigenen Gefühlen usw.

Bei mir kam nach dem Tod meiner mutter eine ziemlich problematische Lebensphase, Situation hinzu, die mir noch mehr Unsicherheit und Misstrauen bereitet hat. Durch die Therapie habe ich gelernt auf meinen körper zu hören, meinen gefühlen zu trauen. Insgesamt mehr Vertrauen in die Welt und in mich zu haben. habe gelernt, dass ich nicht dazu da bin so zu sein wie andere es wollen. Muss keinem Bild mehr entsprechen, sondern nur noch Ich sein.

Es besteht noch Hoffnung! Viel Erfolg.
amor fati

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alexanderM
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Beitrag So., 11.04.2010, 19:34

Na ja, Ihr habt sie Körperlich begraben, aber im Kopf nicht. Ihr müsst trauen um Sie gewisse Zeit und dann im Kopf begraben. Und sagen, jetzt geht um mein Leben

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feminam
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 08:39

Hallo,
ist der narzisstische Missbrauch innerhalb von Familien die Norm? Trifft es jede Familie oder gibt es auf dieser Welt auch noch Menschen, die normal aufwachsen?
Ich leide zeitlebens als Einzige unter Depressionen in der Familie. Alle anderen wehren sie entweder ab, indem sie ihr Größenselbst leben oder wie mein Vater, der sich in die Religion flüchtete. Ich bin das Nesthäkchen und ein Nachzügler. An mich klammerte sich meine Mutter, war einerseits überfürsorglich, andererseits emotional nicht zugängig. Ich musste meine Gefühle unterdrücken. Ich war ein besonders sensibles, aber auch offenes Kind in den ersten Lebensjahren und scheine damit ein wenig Licht in die Familie bzw. meiner Mutter gebracht zu haben. Allerdings änderte sich dies, als ich mich auch anderen Menschen zuwandte, meinem Vater etc. Ich kann heute den Neid und den Hass spüren, den meine Geschwister wohl auf mich hatten und später dann auch meine Mutter. Ich durfte nicht sein, ich musste Acht geben auf ihre unberechenbaren Reaktionen etc. Ich war einsam und allein.
Später dann eben ein solcher Freundeskreis, inkl. einer Psychotherapeutin, in der man keine Schwächen zeigen durfte. Erst wurde ich idealisiert und dann ausgegrenzt, nachdem ich das Ideal nicht erfüllt hatte!
Gibt es irgendwo eine normale Welt jenseits dieser Welt, die man kennen gelernt hat? Wenn ich mich umsehe, sehe ich überall den Missbrauch in Beziehungen etc. Wird man je in der Lage sein ein normales Leben zu führen?

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feminam
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 10:56

Sollte narzisstischer Missbrauch nicht in der Therapie aufgedeckt werden? Ich habe eher den Eindruck, dass dies verschleiert wird, dass der Patient diesbzgl. nicht aufgeklärt wird. Wie sind hier eure Erfahrungen?

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feminam
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Beitrag Fr., 20.11.2015, 11:07

Psychischer Missbrauch in der Familie ect. Wie geht man damit um? Ist es zu empfehlen diesen aufzudecken? Man wird ihn leugnen, da das Leben existenziell in Frage gestellt würde. Das Lügengebäude würde zusammenbrechen. Ist es zu empfehlen den Kontakt zur Familie abzubrechen? Oder muss man wie mit den Wölfen mitheulen? Sollte man für die eigene Familie Empathie aufbringen, da sie offensichtlich nicht anders handeln konnten? Ist der seelische Missbrauch allgegenwärtig überall, immer? Ich bitte um ernst gemeinte Rückmeldung von Menschen, die hier Erfahrung mitbringen. Ich weiß mir derzeit nicht zu helfen.

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Zilan
Helferlein
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Beitrag So., 22.11.2015, 20:19

ich denke etwas ähnliches druchgemacht zu haben.

jetzt kann ich sogar zeitweise über mach eine übertriebene reaktion lachen. aber damals war es nicht lustig.

zu schnell das eis geschleckt? uh todsünde und führt zum sofortigen tod! zumindest zu garantierten halsschmerzen die unweigerlich in einer langen und schweren krankheit münden. rein nach ihrer panikreaktion zu urteilen.

immer sind ihr neue dinge eingefallen, die ich nicht essen durfte oder essen musste. medikamente waren an der tagesordnung. dass ich krank war auch. aber das kam nur daher, weil sie mir schon frühzeitig mein immunsystem zerstört hat.
ich habe es mir später durch abhärtung wieder selbst aufgebaut und bin jetzt sehr viel seltener krank als andere.

aber ja, die eifersucht auf den vater. eigentlich sowieso auf alle anderen. habe ich mich mit jemandem, und sei es aus der familie gut verstanden, war das sofort insgeheim ein feind für sie. aber in der hinsicht war mein vater genauso. übertriebene "fürsorge" auf der einen seite, auf der anderen seite völlig allein gelassen.

sie hat mir auch sehr erfolgreich in den ersten jahren alle freunde, oder die es werden wollten, vom leib gehalten. erst sehr viel später brachte ich mir selber bei sozial zu sein. und was es überhaupt heißt soziale kontakte zu pflegen.

ebenso wurde ich von sportlichen aktivitäten diverer art ferngehalten (überall lauern tödliche gefahren) und so wude mir eine weitere möglichkeit genommen kontakte aufzubauen.


selbst heute will sie mir noch erzählen was nicht alles gefährlich ist, aber ich kann sie durch den räumlichen abstand ganz gut fernhalten. will sie mir wieder etwas von ihrer panik zu eigen machen, reagiere ich sehr ungehalten. das tut mir oft auch sehr leid, aber damit konnte sie rechnen nach so einer erzeihung.

aber wer weiß wie tief der samen gesetzt wurde.

da schlummern noch einige defizite im untergrund, die ich nun nach und nach ausgrabe und bearbeite.


habt ihr gute seiten die man zu dem thema lesen kann?

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Zilan
Helferlein
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weiblich/female, 77
Beiträge: 113

Beitrag So., 22.11.2015, 20:28

@feminam also ich kenne eigentlich keinen einzigen menschen der eine "normale" kindheit hatte. mag sein, dass man mit so einen hintergrund wie wir, nur solche leute anzieht.
mag sein, dass wenn man selbser auf gewisse dinge draufkommt wacher ist im beobachten.

ich kenne viele, die sich selbst und ihre kindheit als gesund bezeichnen würden. und dann höre ich ihre geschichten. da kommen dinge zutage, die noch schlimmer waren als bei mir.

sehr viele blenden aus.

sehr viele "vergessen"

sehr viele machen dasselbe wie ihre eltern und sehen kein problem darin.

also ja, ich sehe es auch so, dass missbrauch, welcher art auch immer, die norm ist.

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