Liebe ForumsteilnehmerInnen,Englisch/Deutsch Dictionary hat geschrieben:trigger, engl.: "Auslöser"
auf manchen Websites hat es sich eingebürgert, "heikle" Beiträge mit Trigger-Warnungen zu versehen, also Warnhinweisen (sog. Spoilern) vor möglichen Auslösereizen (z.B. wird die Betreffzeile mit "Achtung, könnte triggern" ergänzt), oder Splats zu verwenden (also potenziell problematische Begriffe durch Sternchen zu verschleiern, z.B. "M*ssbr*uch"). Ein Auslösereiz könnte in diesem Zusammenhang beispielsweise die Schilderung eines sexuellen Missbrauchs in einem Beitrag sein, der bei Mißbrauchsopfern starke Angst- und Panikgefühle auslösen kann.
Im Psychotherapie-Forum sind derartige Dinge eher unerwünscht und werden von uns zumeist entfernt.
Warum?
Wir gehen davon aus, dass jede(r), der(die) ein Forum zum Thema Psychotherapie (!) besucht und dort z.B. Beiträge im Forumsbereich "Gewalt" liest, sich der Wahrscheinlichkeit bewusst ist, dass hier vermutlich entsprechende Beiträge zu finden sind! Bei einem Forum wie diesem, welches sich fast ausschliesslich mit psychischen Problemen befasst, wäre ja darüber hinaus im Grunde die Frage zu stellen, wo denn eine Grenzziehung vorzunehmen wäre: könnte nicht "alles" "irgendwie" triggern? (in letzter Konsequenz müsste man vielleicht vor dem Hineinlesen ins Forum überhaupt warnen...). Persönlich empfinde ich diese ständige "Warnerei" in unserer sog. "Sicherheitsgesellschaft" mitunter als übertrieben, verunselbständigend und in ihrem Wert höchst fragwürdig.
Hinzu kommt, dass ich meine Website-BesucherInnen - so wie alle anderen Menschen auch - grundsätzlich als mündig und selbstverantwortlich betrachten möchte: wir wissen doch i.d.R. alle recht gut, was uns gut tut und was nicht. Von daher will ich auch die BesucherInnen hier nicht als potenziell unmündig prophylaktisch mit Samthandschuhen anfassen, sondern sie gerne selbst aussuchen lassen, wie stark sie sich selbst "rannehmen" und konfrontieren möchten. Aus professioneller Sicht ist es ebenfalls nicht immer gut, wenn wir uns potenziellen "Auslösereizen" ständig nur entziehen (und, nebenbei bemerkt, üben gerade Threads mit Spoilerwarnungen häufig große Anziehungskraft auf viele Betroffene aus). Und schliesslich wünsche ich mir in meiner Eigenschaft als Forumsuser möglichst klar les- und interpretierbare Kommunikation - man kann auf klar Ausgesprochenes hilfreicher und sicherer eingehen, als etwa auf die Frage "was soll ich tun, wenn er meine Sch******** (M*****) k***** und N***** l***** will?"
Es braucht sich hier also niemand ein "Blatt vor den Mund" zu nehmen (solange die Forums-Netiquette eingehalten wird) - letztlich würden ja die meisten beim Lesen dann doch soweit nachdenken, bis sie die gemeinte Aussage verstehen - ...somit aber läuft der ganze Aufwand des Unkenntlichmachens (der zudem eben leider auch die Lesbarkeit der Beiträge reduziert) auf ein Alibi-Schutzverhalten mit fragwürdigem Effekt hinaus. Da sich Psychotherapie meiner Überzeugung nach aber gerade darum kümmern soll, fragwürdige Effekte und Alibiverhalten zu reduzieren, möchte ich dafür eben kein Forum bieten...
Herzliche Grüße
R.L.Fellner