Betrunken in Therapiestunde?

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situation
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Betrunken in Therapiestunde?

Beitrag Sa., 27.02.2010, 09:40

Hallo!

War von Euch schon mal jemand in der Therapiestunde angetrunken? Hat der/die Thera das gemerkt? Habt Ihr es gesagt?

Warum ich frage: ich bin momentan an einem Punkt, wo innerlich nicht weiterkomme. In den Stunden bin ich zerrissen zwischen Übertagungsliebe und Übertragungsangst. Das fühlt sich wie ein gegen mich kämpfen an, was ich so langsam nicht mehr aushalte. Gestern kam mir der Gedanke, zumindest die Angst mit Alkohol mildern zu können, dann würde ich mich innerlich nicht mehr schachmatt setzen, sondern durch die Enthemmung vielleicht weiterkommen. Alkohol als Therapeutikum. So nach dem Motto: Alk ist auch eine Lösung. Schlimm, oder?

Wenn jemand mit was raten kann....vielen Dank schonmal!

PS: es tut mir leid, wenn jemand Probleme mit Alk hat, dass ich das hier so thematisiere. Bitte sorgt gut für Euch!

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AmEnde
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 09:55

Hallo Situation,

ich war zwar noch nicht angetrunken in der Therapiestunde, aber ich kann dir sagen, dass ich genau solche Gedanken wie du auch schon hatte-aus demselben Grund!

Und da ich auch mit dem Auto hinfahre, wäre Alkohol eh eine schlechte Idee.

Ich habe aber ein paar Mal etwas zur Beruhigung genommen, weil ich hoffte, mich dann besser auf das Therapiegeschehen einlassen zu können, das hat aber auch nicht wirklich was geändert an dem "Schachmatt-Gefühl".

Wahrscheinlich kann man das alles nur durch Drüber-Reden auflösen, das erkenne ich nun nach der langen Zeit der inneren Quälerei. Solange man diese Gefühle in sich einsperrt oder vlt. auch Angst vor ihnen hat, nehmen sie einfach nur eine große Menge Energie in Anspruch, die uns dann in der Therapie fehlt.
LG. R.
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegard

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Flugente
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 09:55

Also betrunken in die Therapiestunde, das bringt überhaupt nichts. Wenn man betrunken ist, hat man sich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, lallt nur mehr dummes Zeugs, kann nicht mehr gerade stehen/gehen, fangt zum weinen oder zum kichern an, je nachdem also ist völlig Banane. Was genau versprichst du dir von so einem Auftritt?

Aber bekannt ist, dass Alkohol enthemmt und es gibt sicherlich Situationen, wo das ganz hilfreich sein kann. Wenn du also darüber nachdenkst, mal ein Gläschen Wein vor der Therastunde zu kippen, einfach um mal ein bisschen lockerer zu sein, warum nicht?

Du könntest ja genau das einmal ansprechen in der Therapiestunde, dass du gern mal ein Gläschen Alkohol trinken würdest um die Hemmungen oder Ängste fallen zu lassen. Wäre sicher eine interessante Gesprächseröffnung, die dich um einiges weiterbringen könnte.

Ansonsten kann ich dir nur raten, das Ziel das du mit dem Vorhaben, eine Therapie zu beginnen verfolgt hast, nicht aus den Augen zu verlieren. Konkret: falls es noch nicht zu spät ist, Finger weg von diesem Übertragunskult. Das ist etwas, das im Therapieprozess eine Rolle spielen kann und womit der Therapeut arbeiten kann, aber es hat überhaupt keinen Sinn, sich als Patient in sowas hineinzusteigern.

Alles Gute
Flugente
Eisberg voraus!

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situation
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 10:15

Erstmal danke für die schnellen Antworten!
Rotkarierte hat geschrieben: Wahrscheinlich kann man das alles nur durch Drüber-Reden auflösen, das erkenne ich nun nach der langen Zeit der inneren Quälerei.
Ja, eigentlich denke ich das auch. Das habe ich bisher versucht, aber ich sehe (noch?) keine Erfolge. Es fühlt sich so an, als ob diese Angespanntheit immer schlimmer wird.
Flugente hat geschrieben:Was genau versprichst du dir von so einem Auftritt?
Nunja, ich hätte jetzt nicht vorgehabt, absolut neben der Spur zu sein. Wie Du schreibst, vielleicht ein Glas Wein oder so, was mir bei der Entspannung hilft.
Flugente hat geschrieben:Wäre sicher eine interessante Gesprächseröffnung, die dich um einiges weiterbringen könnte.
Ja, ich versuch erstmal das Drüberreden. Kann mir auch vorstellen, dass das gut und interressant werden könnte. Und wenn das immer noch nicht weiterhilft, dann weiß ich auch nicht...bin grad echt frustriert...über mich...
Flugente hat geschrieben:Ansonsten kann ich dir nur raten, das Ziel das du mit dem Vorhaben, eine Therapie zu beginnen verfolgt hast, nicht aus den Augen zu verlieren.
Wie weise. Ja, ich verrenn mich gerne in Übertragungsgeschichten, so lange, bis ich keinen Ausweg mehr weiß. Mensch, das rüttelt mich gerade auf. Es geht um das Thema, weswegen ich in die Therapie gegangen bin, nicht vornehmlich um Beziehung Therapeut-Klient. Danke für diese Geraderückung! Ich hoffe, sie kommt bei meinem Inneren an.

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Gärtnerin
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 10:21

Ich kam einmal angetrunken in die Therapiestunde. Allerdings habe ich mich nicht wegen der Therapie betrunken, sondern kam direkt von einer kleinen Feier unter Arbeitskollegen. Ich habe das der Therapeutin direkt gesagt, aber selbstverständlich hat sie es auch so gemerkt. Was ich ihr sonst noch so in jener Stunde erzählt habe, weiß ich nicht mehr.

Falls du sonst keine Alkohol- oder anderer Suchtproblematik hast und es nicht zur Gewohnheit wird, fände ich es nicht schlimm, es einmal auszuprobieren. Nur erwarte nicht zu viel davon. Mir hat meine alkoholisierte Sitzung nicht allzuviel gebracht. Sei dir auch bewusst, dass der/die Thera es merken und vermutlich thematisieren wird. Von daher kannst du auch genausogut gleich Flugentes Vorschlag folgen und deinen Wunsch nach alkoholbedingter Enthemmung in der Therapiestunde ansprechen, anstatt ihn umzusetzen.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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ENA
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 10:38

Also ehrlich gesagt, halte ich es für sinnvoller, mit der Therapeutin darüber zu sprechen, warum es in den Stunden so schwierig ist und ggf. auch, warum Dir der Gedanke mit dem Alkohol kam.
Alkohol halte ich definitiv nicht für eine Lösung, da es ja letztenendes darum geht, in einer Therapie Dinge klar zu bekommen und zu bearbeiten, anstatt sich zu benebeln oder mit irgendwelchen Substanzen die Therapiestunden einfacher zu machen.
Natürlich gibt es auch Menschen, die Psychopharmaka nehmen. Die beeinflussen auch in gewisser Weise das Therapiegeschehen und die Art und Weise, wie weit man sich darauf einlassen kann,....aber bevor jemand sich mit sonstigen Mitteln zudröhnen muss, um eine Therapiestunde aushalten zu können, fände ich es besser, mit der Therapeutin zu klären, was da passiert und wie man es sich für sich (mit Handlungen und Denkweisen) leichter machen kann.
Es geht ja in einer Therapie auch um Reden, Klären, gucken, wie man miteinander umgehen kann,...dass ist mit Sicherheit manchmal auch ein Spiegel für Beziehungen, die man auch außerhalb hat,...und da gilt auch Klären (und die Therapeutin hilft wie) und nicht mit Alkohol zu schütten,...denn ansonsten bräuchte man wohl keine Therapie... .
...und vielleicht hat die ganze Sache auch etwas mit Vertrauen zu tun: Mit Vertrauen in sich, der Therapeutin, der Klärbarkeit, Auflösbarkeit, Endlichkeit der Situation,....und nicht in den Alkohol... .
Alkohol hilft höchstens für den Moment, aber nicht für die Dauer,...und da eine Therapie ja auch dafür da ist, zu gucken, wie es einem dauerhaft besser geht, halt ich ihn für ziemlich therapiegefährdend und ansprechwürdig... .

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situation
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 11:03

Vielen Dank auch Euch für die Antworten...
Gärtnerin hat geschrieben: Falls du sonst keine Alkohol- oder anderer Suchtproblematik hast und es nicht zur Gewohnheit wird, fände ich es nicht schlimm, es einmal auszuprobieren. Nur erwarte nicht zu viel davon. Mir hat meine alkoholisierte Sitzung nicht allzuviel gebracht.
Nein, ich habe keine Suchtproblematik, und ehrlich gesagt habe ich Angst vor Abhängigkeit, weswegen ich es nur einmalig probieren würde, ob es mir etwas bringt. Vielleicht bringt es ja den Durchbruch...
ENA hat geschrieben:vielleicht hat die ganze Sache auch etwas mit Vertrauen zu tun: Mit Vertrauen in sich, der Therapeutin, der Klärbarkeit, Auflösbarkeit, Endlichkeit der Situation,....
ja, dieses Vertauen habe ich nicht mehr, ich kam in meiner letzten Therapie schon an diesen Punkt, wo es nicht mehr weiter ging. Die letzte Therapie musste, nachdem wir uns ca. ein 3/4-Jahr im Kreis gedreht hatten, leider beendet werden, weil meine Therapeutin weggezogen ist. Insofern gab es keine Möglichkeit, dadurch zu gehen. Und jetzt stehe ich schon wieder davor. Ich kann nicht mehr, will nicht mehr...

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Thread-EröffnerIn
situation
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 11:07

situation hat geschrieben:
Flugente hat geschrieben:Ansonsten kann ich dir nur raten, das Ziel das du mit dem Vorhaben, eine Therapie zu beginnen verfolgt hast, nicht aus den Augen zu verlieren.
Wie weise. Ja, ich verrenn mich gerne in Übertragungsgeschichten, so lange, bis ich keinen Ausweg mehr weiß. Mensch, das rüttelt mich gerade auf. Es geht um das Thema, weswegen ich in die Therapie gegangen bin, nicht vornehmlich um Beziehung Therapeut-Klient. Danke für diese Geraderückung! Ich hoffe, sie kommt bei meinem Inneren an.
Auf der anderen Seite: ich zeige doch in der Therapie gegenüber dem Therapeuten Verhaltensmuster, die seit Jahren in mir drin sind, die beziehungszerstörereisch sind, und die ich bisher nicht habe ändern können. Meine Hoffnung ist immer, dass in der Therapie endlich der Durchbruch kommt...

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ENA
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 12:02

Hallo Situation!
situation hat geschrieben:ja, dieses Vertauen habe ich nicht mehr, ich kam in meiner letzten Therapie schon an diesen Punkt, wo es nicht mehr weiter ging. Die letzte Therapie musste, nachdem wir uns ca. ein 3/4-Jahr im Kreis gedreht hatten, leider beendet werden, weil meine Therapeutin weggezogen ist. Insofern gab es keine Möglichkeit, dadurch zu gehen. Und jetzt stehe ich schon wieder davor. Ich kann nicht mehr, will nicht mehr...
Habe ich was überlesen und Deine jetzige Therapeutin zieht auch weg?
Wenn nicht, hast Du doch wenigstens jetzt die Möglichkeit, "dadurch" zu gehen und die Situation zu klären. Was Du damals wegen dem Unzug der Therapeutin nicht konntest, kannst Du jetzt tun: Neue Chance, neues Glück, sozusagen... .
...und ich finde auch wirklich, dass genau dieses Thema in die Therapie hineingehört (auch das Thema Vertrauen und wie es Dir mit dem Umzug Deiner letzten Therapeutin ging), damit sich etwas ändern kann!...Gespräch direkt mit ihr, worum es geht, statt Alkohol zwischen Euch !...
situation hat geschrieben:Nein, ich habe keine Suchtproblematik, und ehrlich gesagt habe ich Angst vor Abhängigkeit, weswegen ich es nur einmalig probieren würde, ob es mir etwas bringt. Vielleicht bringt es ja den Durchbruch...
Diese Angst halte ich auch für gut... .
Wobei jetzt, mal ganz unabhängig von Dir, ein "nur einmal" ganz oft am Anfang einer Sucht stand,...und dann später zum "nur einmal noch" wurde und noch später zu "nur ein bisschen", oder "ich schaff das schon", "ich kenne meine Grenzen",...etc. . ...und manchmal wird es dann zum Selbstläufer.... .
Ich will jetzt nicht sagen, dass Du Gefahr läufst, zur Alkoholikerin zu werden, wenn Du da einmal auftauchst, wenn Du was getrunken hast.
...aber was willst Du der Therapeutin sagen?...und was machst Du, wenn es nicht wirkt,...oder noch viel spannender: wenn es wirkt? Trinkst Du bei den nächsten Malen dann wieder?
Weißt Du, das sehe ich so als Gefahr!...
situation hat geschrieben:Auf der anderen Seite: ich zeige doch in der Therapie gegenüber dem Therapeuten Verhaltensmuster, die seit Jahren in mir drin sind, die beziehungszerstörereisch sind, und die ich bisher nicht habe ändern können. Meine Hoffnung ist immer, dass in der Therapie endlich der Durchbruch kommt...
Das ist doch gut, dass Du das wahrnimmst!...und dann thematisiere das in der Therapie. Denn nur wenn die Therapeutin weiß, was ist, kann sie Dir auch helfen. Ich mein, die wird mit Sicherheit auch Vermutungen haben, einige hat sie Dir mit Sicherheit auch schon genannt,...aber letztendlich wissen, was in Dir vorgeht, kannst nur Du selbst,...und das gehört für mich ins Gespräch,...mit der Therapeutin!...
Vielleicht findet ihr auch Möglichkeiten, wie Du es für Dich hinbekommen kannst, dass es Dir leichter mit der Situation fällt... . Auch das hinzubekommen, ist Chance in einer Therapie.... .

Wünsche Dir ganz viel Erfolg, ENA!

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Flugente
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 12:45

situation hat geschrieben:Auf der anderen Seite: ich zeige doch in der Therapie gegenüber dem Therapeuten Verhaltensmuster, die seit Jahren in mir drin sind, die beziehungszerstörereisch sind, und die ich bisher nicht habe ändern können. Meine Hoffnung ist immer, dass in der Therapie endlich der Durchbruch kommt...
Klar aber das ganze Übertragungsdings sollte dennoch nur das Werkzeug zum Durchbruch sein und nicht irgendwann das zentrale Thema einer Therapie.

Wenn du einen Kasten zusammenbaust, dann brauchst du einen Schraubenzieher. Das Ziel ist der zusammengebaute Kasten. Wenn du dich aber irgendwann darin verfängst, dich nur mehr auf den Schraubenzieher zu konzentrieren und sich alles nur mehr darum dreht, dann wird der Kasten nie fertig, hast immer nur vielleicht grad die Rückwand und ein paar Bretter. Die Folge: Frust und sehr sehr viele vertanene Zeit. Verstehst du? Das ist die Krux an diesem ganzen Übertragungskult.
Eisberg voraus!

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situation
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 13:07

Flugente hat geschrieben:Frust und sehr sehr viele vertanene Zeit
Du beschreibst perfekt meine momentane Situation! Darf ich fragen, ob Du das selber "durchlitten" hast, oder ist das einfach so logisch, nur meine momentane Gemütsverfassung verhindert das Verstehen der inneren Zusammenhänge.
Flugente hat geschrieben:Klar aber das ganze Übertragungsdings sollte dennoch nur das Werkzeug zum Durchbruch sein und nicht irgendwann das zentrale Thema einer Therapie.
Okay, manchmal, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, habe ich das Gefühl, dass ich aus diesem Übertragungsdings gar nicht raus möchte, es ist viel zu cosy, es könnte ja irgendwann soweit sein, dass der Thera meine tiefsten Wünsche erfüllt, dass ich irgendwann zum Ziel komme, "zuhause zu sein" bei ihm. Im Grunde bleibe ich dadurch weiter in der regressiven Opferrolle, oder? Aber manchmal braucht man das auch einfach. Ich verstehe diese Gradwanderung einfach nicht. Selber aktiv zu werden, unabhängig von dem Thera meine Bedürfnisse zu stillen, und dann wieder emotionale Geborgenheit gerade dort zu bekommen. Das ist wie ein Locken ohne Happy End.

Irgendwie ändert sich gerade der Fokus dieses Threads, aber es geht zum Kernthema. Meine konträren Übertragungsgeschichten (positiv und negativ) halten mich in einer inneren Patt-Situation. Bewirken, dass ich flüchten will in Drogen. Mögliche Lösung: Übertragung weglassen. Aber wie kann ich das so einfach? Ich könnte wieder meine äußere, selbstsichere, lustige Fassade aufsetzen und wir haben eine "gute Zeit" in der Therapie. Aber es geht nicht tiefer. Ach, ich weiß nicht, bin gerade sehr verwirrt...

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metropolis
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 13:14

Hallo situation
situation hat geschrieben: Okay, manchmal, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, habe ich das Gefühl, dass ich aus diesem Übertragungsdings gar nicht raus möchte, es ist viel zu cosy, es könnte ja irgendwann soweit sein, dass der Thera meine tiefsten Wünsche erfüllt, dass ich irgendwann zum Ziel komme, "zuhause zu sein" bei ihm.
Du willst die Übertragung nicht loslassen, weil du dir Wünscherfüllung und Befriedigung erhoffst. Welche Wünsche sind das genau? Was bedeutet "zuhause zu sein"? Und wird es dir nach der Erfüllung ebendieser Wünsche tatsächlich besser/anders gehen?

Das Perfide an Wunscherfüllungen ist doch, dass man auch danach nicht zufrieden ist und immer mehr will.

LG

metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Beitrag Sa., 27.02.2010, 13:18

Noch eine Frage: wie intensiv sprecht ihr momentan über deine Übertragungsgeschichten? Und welches Ergebnis hättest du dir durch den Alkohol in dieser Angelegenheit erhofft? (Sorry, aber ich habe die Funktion des Alkohols in Bezug auf deine Therapieprobleme noch nicht so ganz verstanden.)
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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situation
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 13:24

ENA hat geschrieben:Habe ich was überlesen und Deine jetzige Therapeutin zieht auch weg?
Nein, aber ich habe gerade eine Übergangstherapie (wo sich schon wieder dieses Übertragungszeugs eingeschlichen hat) bis in 3 Wochen meine richtige Therapie anfängt (sorry, konfus). D.h. in der jetzigen Übergangstherapie werd ich das Thema auch wieder nicht zu ende durcharbeiten können (vielleicht ist das ja ein Fluch auf meinem Leben?...scherz)
ENA hat geschrieben:Weißt Du, das sehe ich so als Gefahr!
Danke für Deine Sorge um mich, aber ich denke, da bin ich stark genug, nicht in eine Abhängigkeit zu verfallen.
ENA hat geschrieben:Das ist doch gut, dass Du das wahrnimmst!...und dann thematisiere das in der Therapie
Das mache ich ja schon, aber es wird nicht besser, das ist das, was mich gerade so frustriert...ich kenn mich, ich werd nächste Stunde wieder voll verkrampft da sitzen und über meine Ängste und inneren Mauern berichten, ohne, dass sich etwas ändert...

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situation
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 13:33

situation hat geschrieben:Du willst die Übertragung nicht loslassen, weil du dir Wünscherfüllung und Befriedigung erhoffst. Welche Wünsche sind das genau? Was bedeutet "zuhause zu sein"? Und wird es dir nach der Erfüllung ebendieser Wünsche tatsächlich besser/anders gehen?

Das Perfide an Wunscherfüllungen ist doch, dass man auch danach nicht zufrieden ist und immer mehr will.
Eine Sache, die ich mittlerweile gelernt habe, zumindest kognitiv, ist, dass ich die "wahre Erfüllung" nur in mir finden kann und werde. Erst, wenn ich bei mir bin, in mir zuhause bin, werde ich unabhängig von außen. Das klingt logisch, ist aber so ein schwerer Weg. Denn viel zu oft verfalle ich in den Status (unbewusst in der Therapiestunde): Bitte gib, gib, gib, hol mich hier raus, fülle meinen Mangel aus! Mein Verstand hat den Weg gecheckt, aber mein Herz noch nicht. Das braucht wahrscheinlich auch Zeit.

Auf der anderen Seite, wenn ich dieses Angenommensein, diese vollkommene Akzeptanz während der Stunde spüre (was viel, viel zu selten ist, weil wie oben gesagt, ich vor Angst nicht aufmachen kann), dann kann ich mich auch selber annehmen, dann fällt es mir leichter, bei mir zu sein.

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