Vaterlos und die Folgen

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Wanderlust
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Vaterlos und die Folgen

Beitrag Mo., 22.02.2010, 19:02

Auf Spiegel-Online gibt es gerade eine rege Diskussion zum Thema Vaterlosigkeit bei Jungen:

http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=12410

Mich interessiert das Thema sehr, da ich betroffen bin (jetzt 34Jahre und ohne jeden Kontakt zum Vater aufgewachsen). Als Kind habe ich die Defizite nicht bemerkt, die sich da ansammeln, das ging erst viel später los. Im Artikel ist von erhöhter Neigung zu Depressionen und Drogenmissbrauch die Rede -was beides in meinem Leben stattgefunden hat. Ich habe mich zwar wieder ganz gut unter "Kontrolle", aber die Defizite, die ich ausgleichen muss, sind irgendwie mit jedem Jahr ab etwa Mitte zwanzig stärker in den Vordergrund gerückt. Und jetzt wo ich in das Alter zum Familie gründen komme, eröffnet sich nochmals ein Feld, das mit dieser Problematik verbunden ist und mir Sorgen bereitet. Ich würde mich freuen hier einen kleinen Erfahrungsaustausch bezüglich dieses Themas anzustoßen, vorzugsweise mit "betroffenen" Männern, die ähnliche Erfahrungen haben:

Hat sich die Vaterlosigkeit bei Euch negativ ausgewirkt?
In welchen Bereichen fühlt ihr Euch den Vaterkindern unterlegen?
Wie, glaubt Ihr, hat sich die Vaterlosigkeit auf Euer Verhältnis zu Frauen ausgewirkt?
Welche männlichen Eigenschaften habt ihr Euch später vielleicht in "Eigenregie" angeeignet?/Welche nie erlernt?
Sind Depressionen und Drogenkonsum ein Thema in Eurem Leben gewesen?
Das sind nur mal so ein paar Punkte, es gibt noch tausend andere Sachen, die dazu gehören!

Ich freue mich auf Antworten und werde dann auch etwas spezifischer zu meiner Situation schreiben, wenn sich Interessierte finden, dieses Thema mal etwas aufzudröseln!

Bis dann!
Wanderlust

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Wanderlust
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 19:41

Noch ein paar Aspekte zu Anregung:

Berufswahl. Hattet ihr Problem Euch zu entscheiden/oder habt ihr Eure Entscheidung bereut/korrigiert
Erfahrungen mit Schuldgefühlen fürs männlich/aggressiv sein...
Hattet ihr Vater(ersatz)Figuren?
Wie hat sich das Verhältnis zur Mutter gestaltet.

Allgemein möchte ich hier kein Jammerlied anstimmen oder alles, was im Leben schief läuft auf die Vaterlosigkeit abschieben. Es geht mir darum zu erfahren (und zu berichten), wie Männer ohne Vater und Vaterersatz ihr Leben meistern und wie sie es geschafft oder vielleicht auch nicht geschafft haben ein Leben in relativem Gleichgewicht zu führen...

Danke

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candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 20:10

Ich weiß nicht, spielt es eine Rolle keinen Vater zu haben im Gegensatz zu Menschen, deren Eltern emotional kaum anwesend waren?

Welche Defizite hast Du denn noch, die nicht väterlich vorgegeben sind?

candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 20:19

Hallo Candle,

ich finde das Thema, welches Wanderlust hier angeschnitten hat, durchaus interessant.
Ich kenne hier in meinem nächsten Umfeld auch jemand, der so bzw ähnlich aufgewachsen ist, allerdings ist er älter als Wanderlust.
Ich würde mich freuen, wenn doch der Ein oder Andere, den es betrifft etwas dazu schreiben würde.
Viel mehr, ich bitte darum.

LG

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candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 20:21

Ich sehe nur, dass die Auswirkungen egal wie man aufwächst durchaus sehr ähnlich sein können.

Ich habe auch immer Ersatz- Vaterfiguren wie auch Mutterfiguren in meinem Leben erlebt- also beides. Schlimm ist es ja nicht, oder?

candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 20:28

candle hat geschrieben:Ich weiß nicht, spielt es eine Rolle keinen Vater zu haben im Gegensatz zu Menschen, deren Eltern emotional kaum anwesend waren?
Hallo Candle!

Es geht mir nicht um einen Vergleich. Mir ist auch bewusst, das es familiäre Situationen gibt, in denen die Kinder gern auf ihren tyrannischen oder schlagenden Vater verzichtet hätten. Auch Väter, die anwesend abwesend sind, meine ich nicht. Ich würde das gern ausklammern, um beim vaterlosen Szenario bei Jungen/Männern zu bleiben. Das Andere ist auch spannend, will ich aber nicht thematisieren. Wanderlust

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gompert
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 20:34

Würde ich deiner Definition entsprechen? Mein Vater starb als ich vier war. Ersatz hat's leider nicht gegeben.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Beitrag Mo., 22.02.2010, 20:50

gompert hat geschrieben:Würde ich deiner Definition entsprechen?
Hallo Gompert,

ja und nein, denke ich. Das ist sicher eine besondere Ausformung der Problematik, weil Du ja vielleicht sogar eine Erinnerung an Deinen Vater hast und den Verlust eventuell sogar betrauern konntest.

Das spezifische an meiner Situation ist, dass durch die völlige Abwesenheit des Vaters sogar der Begriff/ das Gefühl für den Verlust fehlt. Erst mit den Jahren, also wirklich erst ab Mitte zwanzig habe ich angefangen zu verstehen, was mir eigentlich fehlt. Bei mir wurde der Vater zuhause überhaupt nicht thematisiert. Und ich habe mich auch nicht gefragt, warum das so ist. "Ich habe keinen Vater", habe ich gesagt (und gemeint). Das ist aber, das merkt man schon beim Lesen des Satzes, irgendwie unmöglich. Aber genau diese Vakuum entfaltet eine seltsame Sogwirkung. Es ist wie eine Behinderung, die man nicht sieht. Eine unsichtbare Wand, gegen die man rennt. Und es führt zu einer (wohl unbewussten) Vatersuche, die ganz verschieden aussehen kann. Und zu Halt- und Maßlosigkeit!? Ich war zum Beispiel ein völlig "ungebremstes" Kind, voller Aggressionen. W

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gompert
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:03

Es mag dann wohl vieles von der Person der Mutter abhängen, von ihrem pädagogischen Talent für zwei zu erziehen?
Zuletzt geändert von gompert am Mo., 22.02.2010, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Winterwolke
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:14

Mich würde Gomperts Perspektive aber auch interessieren.
Lunyu 6.17 (Kapitel Yong Ye)

Konfuzius sprach: “Wer sucht schon einen anderen Weg aus dem Haus, als die Tür?
Warum folgen wir nicht genauso auch in anderen Dingen dem einen richtigen Weg?”

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candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:23

Wie vaterlos warst Du denn? Ist er verstorben oder hat er Euch verlassen? Insofern würde mich gomperts Beitrag auch interessieren, weil ich es dennoch vergleichbar finde.

Wenn Du aber Dein Thema noch stärker eingrenzen willst, mußt Du vielleicht noch etwas genauer werden.

Als ich Kind war hatte es durchaus auch gesellschaftlich noch Stellenwert ohne Vater zu sein und gab Anlass zu Hänseleien. Möglicherweise bist Du aber zu jung für diese Generation? Aber das macht sicher auch was mit einem Kind, wenn auch indirekt.

candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:27

Ja, natürlich! Und von Ihrem Männerbild!

Außerdem glaube ich, dass das Dreieck Vater-Kind-Mutter, wenn vorhanden, dem Kind ermöglicht, sich von jeweils einem Elternteil abzuwenden. Wenn Mutti böse ist auf mich, gehe ich zu Papi und umgekehrt. In einer Mutter-Sohn Konstellation geht das doch nicht. Lehnst Du Dich auf gegen die Mutter, bist Du gleich isoliert, allein. Du hast die Wahl, sie -salopp gesagt- bei Laune zu halten, oder mit der Isolation klar zu kommen... Ich stelle mir vor, das es für so einen Zwerg ganz schön eng wird.
Mir wird es in Zweierbeziehungen oft so eng, dass ich das Gefühl habe absolut nicht mehr atmen zu können. Ich bekomme einen solchen Drang mich loszureißen, obwohl ich meinen Partner liebe, auch wenn es keinen Streit gab, dass es oft nur half (mittlerweile bin ich da vorsichtiger!) die Beziehung zu beenden -was natürlich nichts half. Ist das etwas, das andere auch an sich beobachten? Es muss etwas mit Autonomie zu tun haben. Ich bleibe Ich, obwohl ich mich distanziere. Das Kind im "Normalfall" streitet vielleicht mit Mutti und denkt, "ich bin jetzt nicht Mutti!", geht zum Vater und denkt, "ich bin Vati!" Wo geht das Kind hin das allein ist? Es denkt vielleicht: "Ich bin nicht Mutti, ich bin ...niemand!" W

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candle
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:32

Wanderlust hat geschrieben:
Außerdem glaube ich, dass das Dreieck Vater-Kind-Mutter, wenn vorhanden, dem Kind ermöglicht, sich von jeweils einem Elternteil abzuwenden.
Das ist für meine damalige Situation leider völlig unrichtig. Da waren die Eltern eine Front.

Ich bin generell auch sehr autark, will sagen, dass ich mich zwar gebunden hatte, aber eben so fest dann auch nicht. Das machte eine Menge Probleme. Es ist also auch nicht zwangsläufig an vaterlosigkeit festzumachen, eher vielleicht ein überbehütet sein durch die Mutter, denke ich.

Wie bist Du denn aufgewachsen? Wo war Dein Vater, den es ja geben muß. Deine Existenz spricht dafür.

candle
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Wanderlust
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:51

candle hat geschrieben:Das ist für meine damalige Situation leider völlig unrichtig.
Liebe Candle, ich habe auch nicht versucht eine Aussage über Deine damalige Situation zu treffen. Eigentlich wollte ich einen Erfahrungsaustausch mit MÄNNERN, die ähnlich aufgewachsen sind. Ich bekomme das Gefühl, dass es Dich stört da ausgeschlossen zu sein. Weil ich geahnt habe, dass zu dem Thema Vater jeder/jede irgendwie was beisteuern kann, habe ich bewusst versucht meine Anfrage einzugrenzen. DAFÜR habe ich den Thread eröffnet.

Bitte das nicht falsch zu verstehen, aber ich würde gern beim Thema bleiben!

Danke

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gompert
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 21:58

Dann fang doch bitte selbst einfach an deine Jugend zu beschreiben, Wanderlust. Es werden sich schon welche melden die von Anfang an vaterlos waren. Wie du siehst sind auch andere interessiert. Ich bin zum Beispiel sehr neugierig nach deiner Mutter.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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