Ein Jahr ohne Sex

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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geierwalli007
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Ein Jahr ohne Sex

Beitrag Sa., 06.02.2010, 17:05

Mein Lebensgefährte und ich haben uns vor 3 Jahren kennengelernt. Er ist heute 50, ich 42, beide sind wir also mit ausreichend Erfahrung in Sachen Liebe & Co. in die Beziehung gegangen. Vor fast 6 Monaten ist unsere Tochter zur Welt gekommen. Ich arbeite derzeit nicht, mein Lebensgefährte hat einen Saisonjob (selbstständig), d.h. Sommer Vollgas, Winter nichts. Zur Zeit ist unsere Tochter also in der wohl ziemlich einzigartigen Situation, dass sich beide Elternteile rund um die Uhr um sie kümmern können. Das genießen wir auch sehr und haben viel Freude mit ihr.

Eine Sache beschäftigt mich allerdings zunehmend: wir hatten seit gut einem Jahr keinen Sex mehr. Als ich schwanger wurde (es war übrigens eine von beiden Seiten gewollte Schwangerschaft), hatten wir zu Beginn ganz normal Sex. Erst, als bei mir langsam ein Bäuchlein sichtbar wurde und die Ultraschall-Bilder immer menschlicher wirkten, meinte mein Lebensgefährte, Sex würde ihm jetzt irgendwie komisch vorkommen. Ich verstand und respektierte seine Haltung, auch, wenn ich selbst große Lust gehabt hätte. Gegen Ende der Schwangerschaft habe ich ihm gegenüber öfter erwähnt, dass mir der Sex fehlen und ich mich schon wieder auf die Zeit nach der Geburt freuen würde. Er hat darauf immer zustimmend reagiert und gesagt, dass er sich auch schon wieder auf Sex freuen würde. Dann kam also unser Baby auf die Welt und dann hat man eh mal 6 Wochen Verbot. Danach hab ich dann mal 2 oder 3 Anläufe unternommen, mit ihm zu schlafen, bin aber immer abgeblitzt. Das war für mich jedes Mal wie ein Tiefschlag, denn besonders sexy hab ich mich in dieser Zeit ohnehin nicht gefühlt. Ich hab das Thema schon mehrfach angesprochen, hab ihm gesagt, dass mir in unserer Beziehung etwas fehlen würde, dass ich die Nähe, die bei Sex entsteht, vermissen würde, dass Sex für mich auch nicht nur der Akt selbst wäre, dass das mein Selbstwertgefühl als Frau nicht gerade hebt, dass ich mich zur Zeit auf meine Rolle als Mutter reduziert fühle und die Rolle als Frau zu kurz käme, habe auch konkret gefragt, ob es an mir liegen würde, oder ob eine andere Frau im Spiel wäre. Er versicherte mir zwar jedes Mal, dass es nicht an mir läge und es auch keine andere Frau gäbe, aber ich bekam nur unzufriedenstellende Antworten. Zu Beginn Ausreden ("Jetzt lass mal den September vorüber gehen, der stresst mich so." oder nach der Schwangerschaft "Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen!"), dann, als ich ihn mit solchen Antworten nicht mehr durchkommen ließ, erzählte er mir, dass er schon immer Phasen der totalen Lustlosigkeit hatte, die auch schon mal ein halbes Jahr gedauert hätten, und in unserem Fall sei halt das Kind dazwischen gekommen. Mir war tatsächlich schon immer aufgefallen, dass er ein eigenartiges "Sex-Muster" hatte, ein paar Tage hintereinander täglich zum Teil mehrfach Sex wurden übergangslos abgelöst von 3 Wochen ohne Sex. Mich daran zu gewöhnen war gar nicht leicht, aber irgendwie ging das dann schon. Ich muss dazu sagen, dass ich ein sehr körperlicher Typ bin, der dazu neigt, Sex mit Liebe zu verwechseln, und eine sexuelle Zurückweisung als Liebesentzug (also sehr schlimm) und umgekehrt Sex als Liebesbeweis zu empfinden. In diesem Sinne habe ich das Sex-Verhalten meines Lebensgefärten als persönliche Herausforderung für mich gesehen. Aber ein volles Jahr ohne Sex in einer aufrechen und guten Beziehung, Kind hin oder her, das kann ich jetzt echt nicht mehr verarbeiten!

Ich bin echt ratlos! Ich spüre Frust in mir aufsteigen, weil ich mich der Situation hilflos ausgesetzt fühle. Für meinen Lebensgefärten ist alles in Ordnung ("Du bist ja eh da!"), wir lieben uns, haben ein süßes Kind, und seine Lust wird schon irgendwann wieder kommen. Wird sie das? Sagt er mir die Wahrheit oder verbirgt er etwas vor mir? Können das möglicherweise Dinge sein, die ihm selbst nicht bewusst sind (Er kommt aus einer Familie mit einer sexuell hochaktiven Mutter, die es mit der Treue nicht so genau genommen hat. Demzufolge wird bei mindestens zwei der fünf Kinder der Vater offen in Frage gestellt. Die Mutter wurde immer als Sexmonster bezeichnet und ich könnte mir vorstellen, dass mein Lebensgefährte in diesem Klima kein gesundes Verhältnis zu Sex aufbauen konnte. Unmittelbar nach dem Sex wäscht er sich auch immer sofort!)? Und vor allem: nimmt unsere Beziehung nicht jeden weiteren Tag ohne Sex nicht wieder gutmachbaren Schaden?

Ich habe Angst und weiß nicht, was ich tun soll! Vielleicht kann mir bitte jemand helfen - ich stecke fest!

Danke.

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Eve...
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 17:28

Du gibst Dir eigentlich ja selbst schon die Antwort: Er konnte kein ungezwungenes Verhältnis zum Sex aufbauen.

Mein Rat, den ich Dir ans Herz legen möchte: Guck weniger auf die Zeit, die es schon "ohne" dauert, als darauf, was bei Euch gut läuft - es gibt da ja so einiges, zum Glück. Bei allem Verständnis für Dich, aber je mehr Du ihn lassen kannst, desto besser für Euer Verhältnis. Niemand sollte sich zur Lust "zwingen" müssen - das schadet Euch mehr als das Fehlen über einige Zeit.

Und Du wirst ihn grundsätzlich auch nicht zu Deinem Vorteil verändern können, diese Dinge sind in einem angelegt und ohnehin nur bedingt zu beeinflussen. Deshalb: Genieß das, was Du an ihm hast, das scheint ja auch eine Menge zu sein. Und irgendwann kanns wieder anders werden, vielleicht wie vorher ... Du lässt ihm jedenfalls so die Freiheit, und das ist ein hohes Gut. Ich denke, Angst musst Du dann nicht haben.

Wie Du mit Deinen eigenen Bedürfnissen zurecht kommst, ist natürlich eine andere Frage. Vielleicht gelingt es Dir ja, sie noch eine Zeitlang zu kompensieren, wenn sonst alles in Ordnung ist zwischen Euch. Daneben gibt's entsprechende andere Möglichkeiten ...


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Beitrag Sa., 06.02.2010, 18:05

Hallo geierwalli,

willkommen hier.

Was Eve sagt, ist ja gut und schön, wird Dir aber bei der Lösung Deines drängende Problems nur wenig Trost sein. Ich glaube nicht, daß Sex eine Nebensache in einer Partnerschaft ist, für den man sich einfach Ersatz besorgen kann. Früher hieß das einmal "eheliche Pflicht". Deine Auffassung, wonach Sex ein Liebesbeweis (und Deine Ansicht über das Gegenteil) ist, finde ich völlig normal.
Natürlich hat Eve recht, zur Lust kann man niemanden zwingen. Aber so lange auf Entzug gesetzt zu werden, ist ein unhaltbarer Zustand. Mir fällt nichts Besseres als der Ratschlag ein, Deinen Partner zu überzeugen, gemeinsam professionellen Rat in Anspruch zu nehmen.

LG
Sir

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Eve...
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 18:12

Sir, mir stellt sich nur die Frage: Ist eine "aufs Auge gedrückte" Paartherapie nicht auch eine Art Zwang? Ist er selbst dazu bereit, wäre es natürlich schon eine gute Sache.

Es ist sicher ein schwieriges Thema, das sich nicht "einfach so" hinnehmen lässt, und meine Vorschläge sind sicher keine Ideal-Lösung, das behaupte ich auch nicht. Aber ein Dramatisieren bringt gerade in der Hinsicht meist nicht nur keine Besserung, sondern eine Verschlechterung, ebenso wie der oft obligate "gute" Rat, sich einen Liebhaber zu nehmen. Unterschiedliche Bedürfnisse bestehen in einer Beziehung ja recht häufig, nur lässt sich meist ein Kompromiss finden - was hier nicht möglich zu sein scheint aufgrund seines Hintergrundes ...

Es ist ein Dilemma, ja, aber noch besteht doch die Hoffnung, dass es nicht zum wirklichen Dauerzustand wird. Druck erzeugt zu 99 % leider, um es nochmals zu sagen, eher das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte.
Zuletzt geändert von Eve... am Sa., 06.02.2010, 18:19, insgesamt 1-mal geändert.

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Nico
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 18:17

Wie schaut es denn mit Zärtlichkeiten aus ? Kuscheln, streicheln, schmusen? Auch nix ??
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Sonnenhut
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 19:31

Hallo,
Ich kann Eve nur rechtgeben, daß Druck nur das Gegenteil erzeugt, habe ich selber leidvoll erfahren müssen, aber wie lange soll man denn warten 1,2,5 oder 10Jahre ?, ich hoffe für Geierwally, daß sich was ändert, denn es nagt auf Dauer immer mehr an der Beziehung, wenn man selbst ein sexuell aktiver Mensch ist. Da werden dann Dinge die einen jetzt verbinden durch den sich anstauenden Frust immer mehr verdrängt, irgendwann bekommt man dann Depressionen, vielleicht eine sinnvolle Einrichtung der Natur, dann geht einem die vorher vorhandene Libido flöten und man paßt sich an den lahmen Partner an.(Zynismus aus)

Ich glaube deshalb nicht, daß Warten eine Option darstellt, besonders wenn man schon um die Sexualgeschichte seines Partners weiß. Wenn ihm was an seiner Beziehung liegt, ist er jetzt gefordert, vielleicht wäre für ihn wegen seiner Vorgeschichte eine Sexualtherapie angeraten, dann würde Geierwally das Warten sicher leichter fallen, sähe sie doch die Bemühungen seinerseits.

Gruß, Sonnenhut

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Eve...
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 19:50

Sonnenhut,

wie lange warten - das lässt sich sicher nur individuell beantworten und dürfte z. B. davon abhängen, wie weit man selbst sich überhaupt sexuell beschränken kann, zudem von den Umständen wie dem sonstigen Verhältnis zueinander und wieviel einem die Beziehung an sich wert ist. Da gibts sicher keine Pauschalantwort. Das macht es auch nochmal schwieriger, da hast Du Recht.

Aber man muss die Alternativen anschauen: Gehen, wenn die Ehe sonst gut ist, wenn Kinder da sind? Mit der vagen Hoffnung, dass man einen neuen Partner findet, der einem eine erfüllte Sexualität schenken kann, und das dann natürlich schneller als es der Wartezeit in der alten Beziehung entspräche ... Wie viele suchen als Getrennte dann jahrelang vergeblich nach einer neuen Liebe?

Ist es also wirklich eine bessere Lösung, nicht lange zu warten, sondern zu gehen? Oder sogar, fremdzugehen? Das mag für einige so sein, einfach ist aber auch das sicher nicht.

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Sonnenhut
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 21:07

Eve,
Warten tun wohl die meisten, besonders wenn Kinder da sind und die Beziehung sonst einigermaßen stimmt. Wenn man aber das Sexproblem hat und da sind nunmal beide involviert, möchte man von dem Passiven wenigstens ein paar Bemühungen sehen um einen erträglichen Kompromiß zu schließen, wenn das Problem auf dem "Tisch" liegt und kommuniziert wurde.
Wenn man kein Bemühen erkennen kann frustriert das ungemein und vergiftet die sonst gute Atmosphäre, dann würde ich Nebenbeziehungen, Bordellausflüge nicht verteufeln, denn in solchen Konstellationen könnte das die Primärbeziehung eher stabilisieren, trotz der sicher vorhandenen Gefahren.
Schnell gehen werden wohl die Wenigsten, obwohl es das natürlich auch zu genüge gibt.

Gruß, S.

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geierwalli007
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 21:58

Eure Antworten spiegeln das Dilemma wider, in dem ich mich befinde, zwischen Initiative und Warten. Auf der einen Seite fühle ich die Notwendigkeit zur Initiative, möchte aber weder Druck ausüben, noch meinen Lebensgefährten zu etwas überreden, von dem er selbst nicht überzeugt ist. Auf der anderen Seite versuche ich, wie Eve geraten hat, das Positive unserer Beziehung zu sehen, es als etwas Besonderes und Wertvolles zu schätzen und darauf zu warten, dass sich das Sexleben wieder einstellt. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass der Sex zu einer Beziehung dazu gehört, dass er mehr als körperliches Vergnügen ist, sondern den Kitt einer Beziehung darstellt. Daher ist das Warten ein Gang auf Messers Schneide - zu schnell hat man den Grat überschritten und ehe man sich's versieht, ist so viel Schaden angerichtet, dass es kein Zurück mehr gibt.

Und jetzt fühle ich mich in einer Patt-Stellung: meine sanften Mittel der Initiative sind mir ausgegangen, zu Druckmitteln will ich nicht greifen, aber das Warten macht mir Angst ... groooooße Angst.

Es wird wohl nur Reden, Reden, Reden helfen, oder?

Und: es gibt auch kein Streicheln, Schmusen, ganz selten sowas wie Kuscheln. Als Nähe-Frau, die immer mit Distanz-Männern zusammen war (scheint irgendwie ein Grundgesetz zu sein), bin ich es gewöhnt, meinen dauernden Drang nach körperlicher Nähe zurückzuhalten. Aber jetzt komme ich doch stark an meine Grenzen ...

Gehen ist im übrigen keine Option für mich - das würde nur dann in Frage kommen, wenn die Beziehung aus Frust über den fehlenden Sex und wegen der fehlenden Nähe so vergiftet ist, dass sie nicht mehr zu kitten ist. Das Gleiche gilt für Nebenbeziehungen o.Ä. - ich könnte nicht nur mit Sex fremdgehen, sondern würde zumindest einen Teil meiner Gefühle mitnehmen. Diesem Risiko will ich mich gar nicht aussetzen.

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Eve...
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 22:07

Als Nähe-Frau, die immer mit Distanz-Männern zusammen war (scheint irgendwie ein Grundgesetz zu sein)
Tja, wahrhaft kurios ist, wie mir mal ein Therapeut sagte: Wenn eine Nähe-Frau auf einen Nähe-Mann trifft, soll es vorkommen - und gar nicht so selten - dass sie sich für sich selbst überraschend ziemlich schnell in eine Distanz-Frau verwandelt, und umgekehrt natürlich = ewiger Tanz der Geschlechter?

Bleibt nur, Dir - Euch - alles Gute auf dem Weg aus dem Dilemma zu wünschen. Eine Patentlösung gibts nicht. Wenn er sich drauf einlässt, ist Reden, Reden, Reden wohl zur Zeit wirklich das Günstigste.

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engelinchen
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 22:34

hallo geierwalli

zitat von geierwalli:
Mir war tatsächlich schon immer aufgefallen, dass er ein eigenartiges "Sex-Muster" hatte, ein paar Tage hintereinander täglich zum Teil mehrfach Sex wurden übergangslos abgelöst von 3 Wochen ohne Sex. Mich daran zu gewöhnen war gar nicht leicht, aber irgendwie ging das dann schon.


vielleicht liegt es an diesem "Sex-Muster" wenn es einmal durchbrochen würde......dann könnte vielleicht auch wieder mehr folgen.
es scheint mir als wäre es auch vorher schon nötig gewesen es nach drei wochen zu durchbrechen

ich selbst habe bei meinem ersten ehemann den totalen einbruch nach der geburt unserer tochter erlebt.......in drei jahren vielleicht drei mal sex

meine analyse war das er das geburtserlebnis.....mich so zu sehen wie es bei einer geburt nun mal ist nicht verkraften konnte..........

gl engelinchen

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Pitt
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 23:24

Hi Geierwally,
ich finde Dein Ausgangsposting und Deine Ausgangssituation unglaublich spannend und hoffe, dass Du hier "am Ball" bleibst.
Übrigens tangieren mich - ganz nebenbei gesagt - eigentlich Beiträge von Leuten ähnlichen Alters wie ich, mehr, als die von ganz jungen Menschen.
Ich habe mein Leben auch in einer Ehe verbracht, in denen der Sex einschlief und grüble heute noch darüber, woran es eigentlich lag. Am Sex selber (Stichwort "Schlechter Sex"), an nachlassender erotischer Anziehung, an sonstigen Beziehungsumständen und Alltagsbelastungen, an fehlender "Liebe" zueinander usw. usf.
Obwohl ich einerseits sagen würde, dass es nicht an mir lag, dass der Sex einschlief, stimmt das womöglich nicht ganz. Ich wollte zwar immer Sex, aber natürlich entwickelte auch ich mich sexuell weiter. Während es in jungen Jahren ausreichte, dass da einfach (m)eine Frau im T-Shirt neben mir im Ehebett lag, genügte mir das irgendwann nicht mehr. Ich erwartete irgendwann Initiative von ihr. Ich erwartete, dass sie auf Wünsche einging.
Und seien es nur neckische Dessous.
Irgendwann war dann die "Patt-Situation" erreicht, wo sich wohl beide innerlich sagten: "Bemüh bitte Du Dich um meine Geilheit".
Die Frage: "Was kann ich für Dich tun" wurde in dieser Klarheit niemals gestellt. Von Keinem.
Lg
Pitt


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Beitrag So., 07.02.2010, 01:07

geierwalli007 hat geschrieben: Es wird wohl nur Reden, Reden, Reden helfen, oder?
Ich habe den Eindruck, daß Du da auch schon an eine Grenze gestoßen bist. Hast Du Deinen Partner schon mal gefragt, ob er einverstanden wäre, daß Ihr gemeinsam mal einen Profi aufsucht?

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geierwalli007
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Beitrag So., 07.02.2010, 09:54

@Pitt: Deine Anregung, die Frage zu stellen "Was kann ich für Dich tun?" gefällt mir, das werde ich tatsächlich versuchen. Denn bei aller Problemanalyse vergisst man oft die Lösung!

@Sir: Nein, hab ich noch nicht. Bis jetzt fehlt meinem Partner auch völlig das Problembewusstsein. Da muss ich noch viel "Aufklärungsarbeit" leisten, um ihm zu verklickern, dass sein Verhalten beziehungsgefährdend ist. Für mich ist das aber definitiv eine Option.

Vielen Dank für Eure Anregungen und Meinungen - allein das hilft mir schon moralisch!

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Sonnenhut
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Beitrag So., 07.02.2010, 10:38

Hallo Geierwally
geierwalli007 hat geschrieben:@Sir: Nein, hab ich noch nicht. Bis jetzt fehlt meinem Partner auch völlig das Problembewusstsein. Da muss ich noch viel "Aufklärungsarbeit" leisten, um ihm zu verklickern, dass sein Verhalten beziehungsgefährdend ist. Für mich ist das aber definitiv eine Option.
Das kenne ich so 1:1 von meiner Ehe, dem Partner fehlt ja nichts, Du willst ja mehr Sex, er nicht. Erkennen hätte man es eventuell schon früher können, daß es mal so kommt, das sexuelle Muster von ihm war doch schon irgendwie komisch, bei meiner Frau war es so, daß sie quasie nie die Initiative ergriff. Dann zeugt man miteinander Kinder und danach ists aus. Ich glaube heute, daß es einfach Menschen gibt, die Sex nur als Bindemittel in der Verliebtheitsphase nutzen, dann noch zum Kinderzeugen, denen aber Sex um des Sex willen überhaupt nichts sagt.
Die können sich einfach nicht in die Welt eines "Sexuellen" hineinversetzen, denen ist familiärer Zusammenhalt, einen festen "Ankerplatz" haben wichtig. Man will das anfangs einfach nicht wahrhaben und versucht Veränderungen voranzutreiben, doch wie oben gesagt kann das eine Sisiphusarbeit sein.

Ich glaube Du stehst noch am Anfang, Du kämpfst noch, Du mußt noch Deine Frustrationstoleranz ausloten.
Leider scheint es so zu sein, daß wenn die Unzufriedenheit einmal da ist, es seltenst besser wird, schau mal die Befragung von 60300 Menschen im Projekt Theratalk an (http://www.theratalk.de), Uni Göttingen, kann ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen.

Werde mit Interesse, Deine weiteren Bemühungen verfolgen.

Gruß, Sonnenhut

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