Nächtliche Grüße und mal eine Frage:
Habe gerade bei RTL-aktuell in einen Beitrag reingeschaltet, in dem es darum ging, dass in Großbritannien jetzt für Kriegstraumatisierte ein Videospiel entwickelt wurde, das den Traumapatienten helfen soll, ihre Erlebnisse aus Afghanistan zu verarbeiten, indem sie praktisch Erlebtes nachspielen können - es geht von harmlosen Straßenszenen bis hin zu schweren Explosionen, die sogar von spürbaren Vibrationen begleitet werden. Es ist die rede davon, dass das Spiel die Patienten in erlebte Szenen "täuschend echt zurückversetzt". Der "Spielende" ist am Computer in Begleitung eines Psychologen, mit dem er die nachgespielten/nachempfundenen Szenen sogleich besprechen kann.
Ich habe gerade die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und frage mich, da ich hier im Forum schon des öfteren von Retraumatisierung gelesen habe, ob das der richtige Weg sein kann. Entwickelt wurde das Spiel wohl, weil die meisten Betroffenen den Gang zum Therapeuten scheuen, da das mit Schwäche gleichgesetzt wird.
Der Link, um die Sendung kostenlos anzuschauen: http://rtl-now.rtl.de/aktuell.php?conta ... 0&player=1
Der Beitrag beginnt bei 03.19 Minuten.
Habt ihr davon schon gehört, könnt ihr euch sowas vorstellen, was haltet ihr davon? Gibt ja einige hier, die sich mit Traumatherapie auskennen - auch die Meinung von Herrn Fellner würde mich zu dieser Methode sehr interessieren.
lg, Rilke
Traumatherapie per Videospiel?
Traumatherapie per Videospiel?
Zuletzt geändert von Hamna am Sa., 06.02.2010, 03:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Hallo Rilke,
ein erster Gedanke: Ich könnte mir vorstellen, dass ein traumatisierter Soldat, der in sein "zivilisiertes" Heimatland zurückkehrt, sich von den anderen Menschen abgeschnitten fühlt.
ER hat die Bilder im Kopf und in der Seele.
Die Möglichkeit in einem nett eingerichteten Therapiezimmer über die grausamen Erlebnisse (mit allen zugehörigen Sinneseindrücken) zu berichten - einem Menschen gegenüber der dies nicht ansatzweise erlebt hat - stelle ich mir nicht so leicht vor.
Retraumatisierend empfinde ich es nicht, denn die quälenden Bilder leben ja sowieso unverarbeitet in seinem Inneren.
Im gemeinsamen Anschauen des Videos kann das Erlebte, wenigsten zu einem ganz kleinen Stück und zeitgleich, geteilt/mitgeteilt werden. Der spezialisierte (!) Therapeut hat dann die Gelegenheit Reaktionen des Patienten auf bestimmte Szenen zu registrieren und gezielt Interventionen anzubringen.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass diese Videotherapie hilfreich ist.
Gruß
Moni
ein erster Gedanke: Ich könnte mir vorstellen, dass ein traumatisierter Soldat, der in sein "zivilisiertes" Heimatland zurückkehrt, sich von den anderen Menschen abgeschnitten fühlt.
ER hat die Bilder im Kopf und in der Seele.
Die Möglichkeit in einem nett eingerichteten Therapiezimmer über die grausamen Erlebnisse (mit allen zugehörigen Sinneseindrücken) zu berichten - einem Menschen gegenüber der dies nicht ansatzweise erlebt hat - stelle ich mir nicht so leicht vor.
Retraumatisierend empfinde ich es nicht, denn die quälenden Bilder leben ja sowieso unverarbeitet in seinem Inneren.
Im gemeinsamen Anschauen des Videos kann das Erlebte, wenigsten zu einem ganz kleinen Stück und zeitgleich, geteilt/mitgeteilt werden. Der spezialisierte (!) Therapeut hat dann die Gelegenheit Reaktionen des Patienten auf bestimmte Szenen zu registrieren und gezielt Interventionen anzubringen.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass diese Videotherapie hilfreich ist.
Gruß
Moni
Interessanter Aspekt, Moni!Moni. hat geschrieben:Retraumatisierend empfinde ich es nicht, denn die quälenden Bilder leben ja sowieso unverarbeitet in seinem Inneren.
Stimmt, was ja eigentlich ziemlich einmalig ist - das Trauma durch die nachgestellten Szenen direkt mit jemandem zu teilen.Moni. hat geschrieben:Im gemeinsamen Anschauen des Videos kann das Erlebte, wenigsten zu einem ganz kleinen Stück und zeitgleich, geteilt/mitgeteilt werden.
Darf ich mal fragen - weil wir uns noch nicht kennen - ob du mit Traumata und Traumatherapie eigene Erfahrungen gemacht hast?
Wie schon gesagt hat mich der Beitrag bzw. diese Vorgehensweise eigentlich deswegen so erschreckt, weil ich hier im Forum des öfteren von Betroffenen schon über die Gefahr der Retraumatisierung gelesen habe.
Liebe Grüße, Rilke
-
- Forums-Gruftie
- , 56
- Beiträge: 757
Hallo Rilke,
allein die Formulierung deines Betreffs ist schon ausreichend: "Traumatherapie per VideoSPIEL".
Zerrissene
allein die Formulierung deines Betreffs ist schon ausreichend: "Traumatherapie per VideoSPIEL".
Zerrissene
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Hallo Rilke,
sorry, ich lese Deine Fragen erst jetzt.
Ja, der Grund mich in Therapie zu begeben waren traumatische Erfahrungen. Ich habe diese nicht ganz verdrängen können, jedoch sehr lang gut und erfolgreich kompensiert - und ich habe geschwiegen.
Durch einen äußeren Konflikt brachen später alle Schutzmechanismen zusammen und die „alten Wunden“ waren plötzlich mit aller Wucht präsent.
Leider war ich in der Therapeutensuche nicht sehr wählerisch. Die aufgesuchte Therapeutin hat meine Geschichte nicht ausgehalten, agierte teilweise offen hilflos oder aggressiv. (Eine typische Begleiterscheinung in Traumatherapien bei Überforderung des Therapeuten.)
Dazu kamen weitere Ungereimtheiten.
In wichtigen Bereichen fand eine Wiederholung statt.
Eine solche therapeutische Retraumatisierung wünsche ich keinem Patienten. Sie kann einen (auch mich) an den Rand der Existenz führen.
Um jetzt mal die Schwere raus zu nehmen, es gab Hilfe. Ein Therapieangebot mit Zusatzausbildung in analytischer Traumatherapie.
Besonders hilfreich empfand ich die Gewissheit, ich werde als Patient nicht wieder narzisstisch besetzt. Gefühle der Zuneigung waren authentisch. „Negative“ ebenso.
Alle Gefühle und Konflikte durften ihren Raum haben.
Sie wurden ausgehalten!
Und die schönste Erfahrung war, dass Symptome ohne Anstrengung verschwanden.
Es geschah einfach...
Ein schönes Wochenende
Moni
sorry, ich lese Deine Fragen erst jetzt.
Ja, der Grund mich in Therapie zu begeben waren traumatische Erfahrungen. Ich habe diese nicht ganz verdrängen können, jedoch sehr lang gut und erfolgreich kompensiert - und ich habe geschwiegen.
Durch einen äußeren Konflikt brachen später alle Schutzmechanismen zusammen und die „alten Wunden“ waren plötzlich mit aller Wucht präsent.
Leider war ich in der Therapeutensuche nicht sehr wählerisch. Die aufgesuchte Therapeutin hat meine Geschichte nicht ausgehalten, agierte teilweise offen hilflos oder aggressiv. (Eine typische Begleiterscheinung in Traumatherapien bei Überforderung des Therapeuten.)
Dazu kamen weitere Ungereimtheiten.
In wichtigen Bereichen fand eine Wiederholung statt.
Eine solche therapeutische Retraumatisierung wünsche ich keinem Patienten. Sie kann einen (auch mich) an den Rand der Existenz führen.
Um jetzt mal die Schwere raus zu nehmen, es gab Hilfe. Ein Therapieangebot mit Zusatzausbildung in analytischer Traumatherapie.
Besonders hilfreich empfand ich die Gewissheit, ich werde als Patient nicht wieder narzisstisch besetzt. Gefühle der Zuneigung waren authentisch. „Negative“ ebenso.
Alle Gefühle und Konflikte durften ihren Raum haben.
Sie wurden ausgehalten!
Und die schönste Erfahrung war, dass Symptome ohne Anstrengung verschwanden.
Es geschah einfach...
Ein schönes Wochenende
Moni
Ich habe das auch gesehen. Ich denke, das eignet sich nur für die Menschen, die im Krieg waren, wenn überhaupt.
candle
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Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
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