Unsere Feinde lieben und / oder sich wehren?

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Eve...
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Unsere Feinde lieben und / oder sich wehren?

Beitrag Sa., 26.12.2009, 22:26

Hallo!

Ein Satz aus einem anderen Thread,
(http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-f ... 09#p199409)
in dem es um ein ähnlich gelagertes, aber nicht identisches Thema ging, läuft mir nach. Vielleicht kann man ihn (und das, was unter der Überschrift noch zum Tragen kommt) hier weiterdiskutieren?

Der Satz lautet:
Genauso solltest du nicht passiv akzeptieren, wenn Leute mit giftiger Kritik auf dich losgehen
Ja, gut - was aber dann? Wie damit DENN umgehen.

"Lächeln", stellten die meisten fest, ist schwierig bis unmöglich. "Hau drauf" ist eh nicht die richtige Methode. Also was ...?

Die Kernfrage ist wohl: Wie kann ein kluges Sich-zur-Wehr-Setzen ohne blinde Aggression oder überhaupt ohne Gegenaggression aussehen?

Eve

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(V)
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Beitrag Sa., 26.12.2009, 22:38

Indem man Grenzen setzt. Einfach nur das. Indem man bestimmt und entschieden setzt.

Wenn das nicht funktioniert, gibt es zwei Möglichkeiten:

(a) entweder man kennt die eigenen Grenzen nicht und kann sie nicht verteidigen

(b) der Gegenüber ist schlichtweg dagegen resistent, und dann kann man gar nichts machen außer flüchten, dulden oder zurückzuschlagen.

Möglicherweise ist es schon hilfreich heraus zu finden, in welche Kategorie etwas fällt? Nicht immer liegt es an einem selbst. Nicht immer liegt es nur am anderen. Aber auch nicht immer sind "beide schuld".
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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Eve...
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Beitrag Sa., 26.12.2009, 22:50

Ja, stimmt.

Hmmm. Nächste Frage (bitte nicht hauen dafür! ):
Wie sieht das "Grenzen setzen" aus?

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richie
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Beitrag Sa., 26.12.2009, 23:04

hallo!

man kann andere nicht ändern.

man kann versuchen in kleinen häppchen auf sie einwirken.
wenn das nicht hilft, sie ignorieren / lassen wie sie sind.

hast du ein konkretes beispiel für deine frage?

lg

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Beitrag Sa., 26.12.2009, 23:08

Etwas allgemeine Frage. Hmm. Ich will es mir willkürlichen Beispielen versuchen:

"Das geht dich nichts an. Das ist meine Sache."

"Es ist egal, wie du das findest, ICH muss damit klar kommen."

"Das lasse ich mir nicht bieten."

"Ich habe es nicht nötig mir diesen Mist anzuhören. Wenn du etwas sagen willst oder mit mir zur besprechen hast, dann in einem vernünftigen Ton. Ansonsten kann ich auch gleich gehen."

"Nur weil DU ein Problem hast, musst du es ja nicht an mir auslassen."

"Nicht in diesem Tonfall!"

"Du willst ja schließlich was von mir, und nicht umgekehrt!"

"Da! Red mit meiner Hand! Auf diesem Ohr bin taub!"

"Das ist deine Sache, wenn du das so denkst."

usw.

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foobar
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Beitrag Sa., 26.12.2009, 23:32

@Eve

Der Satz stammt ja aus der von mir geposteten Zen Weisheit. Also kann ich ja auch mal posten wie ich das verstehe (Ich bin natürlich im Grunde genommen nicht ausgebildet genug dafür)
Eve... hat geschrieben: Der Satz lautet:
Genauso solltest du nicht passiv akzeptieren, wenn Leute mit giftiger Kritik auf dich losgehen
Ja, gut - was aber dann? Wie damit DENN umgehen.
Ich denke Du hast mehrere Möglichkeiten. Erstmal kannst Du einfach aus der Situation rausgehen. Dich also der ungerechtfertigten Kritik entziehen.

Wenn das nicht möglich ist, dann kannst Du doch einfach sagen: "Ist mir egal". Wenn Dich jemand kritisiert und Du das als nicht gerechtfertigt betrachtest, dann sagst Du Dir: "Na und?!". Eine Kritik wird doch erst dann zum Problem wenn Du Dich in einer gewissen Weise abhängig vom Urteil anderer machst.

So, und dann gibt es ja noch den Fall in dem Du wirklich abhängig bist. Wenn diese Kritik also z.B. vom Ehemann kommt. Dann kannst Du doch ruhig und sachlich klar machen, dass es so nicht geht. Ich sag nicht das das einfach ist aber wenn in solchen engen Beziehungen keine sachliche Diskussion möglich ist, dann liegt ja prinzipiell was im Argen, oder? In solchen Fällen sollte man vielleicht einmal lernen sich durchzusetzen und seine eigenen Interessen zu vertreten, sollte lernen "Stop!" zu sagen.

Ich weiss jetzt nicht ob ich Deine Frage richtig verstanden und beantwortet habe aber wenn nicht, dann werden andere Postings vielleicht für bessere Aufklärung sorgen.
Eve... hat geschrieben: Hmmm. Nächste Frage (bitte nicht hauen dafür! ):
Ich hau prinzipiell nicht.
Eve... hat geschrieben: Wie sieht das "Grenzen setzen" aus?
Indem Du für Dich sagst (für Dich ganz alleine!). Ich bin bereit dies oder jenes zu akzeptieren aber das hier, das ist zuviel. Das mache ich nicht mit. Da ist meine Grenze erreicht.

Vielleicht mal ein (evtl. völlig unpassendes) Beispiel.

Nehmen wir an Dein Mann ist extrem eifersüchtig und er sagt zu Dir: "Ne, ich will nicht das Du mit Manfred zusammen in den Urlaub fährst", Manfred aber echt Dein bester Freund ist und Du und Dein Mann im Grunde wissen, dass da nie was laufen würde. Dann kannst Du sagen: "Ok, das ist zwar völlig grundlos aber wenn es meinen Mann glücklich macht, dann lass ich das halt.". Dann ist Deine Grenze nicht erreicht.

Nehmen wir nun an, Du triffst Dich stattdessen mit Deiner besten Freundin und Ihr wollt essen gehen. Dein mann sagt wieder: "Ne, das will ich nicht wer weiss welche Männer da rumlaufen". Dann sagst Du Dir: "Stop! Hier ist meine Grenze erreicht. Eifersucht hin oder her. Das ist völlig überzogen und mein Mann hat sich damit zu arrangieren. Basta!"

Ich denke, dass in etwas ist es was man unter "Grenzen setzen" versteht. Vielleicht hab ich jetzt Unsinn gepostet aber das musst Du mir dann verzeihen. Mir geht's heute besch… und ich kann mich nicht wirklich konzentrieren.


Lg foobar
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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hungryheart
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Beitrag So., 27.12.2009, 16:28

hi eve,

ich glaube, der thread-titel spiegelt nicht den sinn der im anderen thread kritisierten übung wider.

man kann grenzen setzen und sich wehren und gleichzeitig gelassen bleiben.
ich bemühe mich immer, die motive des anderen zu verstehen, weil es mich selbst gelassener macht.
das ist alles.

wenn ich weiß, xy ist böse zu mir, weil er selbst belastet ist und probleme hat, dann muss ich ja deswegen nicht alles mit mir machen lassen. (im gegenteil)
ich halte mich nur idealerweise nicht mit irgendwelchen mich selbst aufreibenden und kräfte kostenden hassgefühlen auf, sondern setze grenzen, wehre mich und gut ist.

ich muss meine feinde auch nicht lieben.
es ist nur eine erleichterung, sie nicht zu hassen und in ruhe und gelassenheit für sich sorgen zu können.
Nimm was du willst und zahl dafür.


Raziel
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Beitrag So., 27.12.2009, 16:30

Servus, Eve...

Gegen sachliche bzw. konstruktive Kritik kann man sich zur Not wehren. Diese hat aber auch zur Grundlage, ein Problem zu erkennen und es zu lösen. Geht man ebenso sachlich damit um, dürfte sie leicht zu bewältigen sein.

Anders sieht es bei unsachlicher Kritik aus. Hier geht es meistens nicht um das Problem an sich. Gerade hier kommt es darauf an rauszufinden, was dein Gegenüber damit bezweckt. Will dieser einfach nur Dampf ablassen, versuchen etwas durchzusetzen oder schlichtweg nur verletzen? Entsprechend sollte man darauf reagieren.
Man liest sich
RazielBild

Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

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Eve...
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Beitrag So., 27.12.2009, 16:56

@ Heart
ich glaube, der thread-titel spiegelt nicht den sinn der im anderen thread kritisierten übung wider.
Kann schon sein; es war dann wohl eher meine Interpretation davon.

@ Richie
Konkretes Beispiel? Hm, fällt mir schwer aus Gründen der "Demaskierung" hier. Ich möchte verständlicherweise "draußen" nicht erkannt werden.

Ich versuchs mal allgemein: Ich komme nicht damit klar, wenn ich direkt angefeindet werde, verspottet, verhöhnt und Versöhnungsversuche nicht fruchten, sondern mit Ablehnung quittiert werden. Ich versuche eine Weile standzuhalten - und dann greift es mich doch zu sehr an und ich sehe nur im Fortgehen eine Möglichkeit, mit der Sache fertigzuwerden.

Und ich schaffe es sehr selten, - hier kommt wieder der Teil des anderen Threads ins Spiel, Heart! - im buddhistischen Sinn nur weise zu lächeln oder im christlichen Sinn die andere Wange hinzuhalten ... Nee, das gönne ich dem Fiesling denn doch nicht! Natürlich triumphieren Feinde schon dann, wenn sie uns in die Flucht geschlagen haben.

Am liebsten wäre mir, ich könnte den Angreifer parieren, indem ich ihn mit seiner Giftigkeit auf dem Trockenen sitzen lasse ... Ich glaub, ich schaff mir mal ein Buch in der Richtung an ... soll da recht gute geben. Danke dem netten User für die Empfehlung per PN.

Hat übrigens nichts mit meiner Ehe zu tun, foobar. Trotzdem danke für die Tipps; sie waren ja auch allgemein gemeint, verstehs schon. Auch die anderen Gedanken hier sind hilfreich, machen nachdenklich ...

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Nurse_with_wound
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Beitrag So., 27.12.2009, 23:18

Ich finde schade dass die Diskussion über den Text auf diesen einen Satz reduziert wird.
Mich würde viel mehr das Thema Affirmationen, Autosuggestionen interessieren .
Ich konnte gestern meinen Gedanken gar nicht zu Ende führen weil mich mein Freund unterbrochen hat.
Also kurz mal "offtopic" oder zu ursprünglichem Thread:
Also bei mir haben die Affirmationen wirkung gezeigt. mir ging es besser danach.
Ich weiss nicht woran es lag, ob an diesen Affirmationen oder am Wein (Besuch war da) , aber ich habe heute jemanden angelächelt den ich länger vom Sehen her bereits lange(vielleicht 10 Jahre) kenne und somit kennengelernt, smalltalk geführt.

Ich habe mich in der letzten Zeit mit dem Thema beschäftigt, Gedankenkontrolle, veränderung der Gedankenmuster mit solchen Methoden , meine meinung:.
Solche Autosuggestionen sind zwar wirklsam, aber zunächst wenig überzeugend weil sie für den Leser extrem unlogisch klingen.
Man kann Gedankenmuster ändern wenn man von etwas überzeugt ist, wenn man es logisch nachvollziehen kann und das geht am besten in der Therapie.
Deswegen halte ich diesen Weg für schwierig.
Ich denke auch, es ist extrem schwierig die richtige Suggestion zu finden.
Es kommt mir vor, dass man die Symptome heilt aber nicht die Ursache. Deswegen wirkt meines Erachtens dieser Satz , oder dieses Vorhaben anderen zu vergeben , viel zu lächeln so absurd. Weil es nicht die Ursache behandelt
Weil was nützt mir das wenn ich der einen Person vergebe, aber am nächsten Tag mich wieder über 5 andere Leute ärgere weil ich momentan aus anderen Gründen mies drauf bin oder irgendwelche Traumata nicht verarbeitet habe


@topic ich finde in grossen Dingen , also bei zentralen Themen der Therapie , Exfreund, Vater, Mutter etc halte ich vergeben für heilsam. Ich glaube auch, dass dieser Satz wirkungsvoll ist, solange die Wunden nicht allzu frisch sind und der Vergagenheit angehören. Egal wie unlogisch er klingt.
Man denkt immer, man kann mit Hass und abneigung jemanden bestrafen, oder sich wehren.
Blödsinn, am meisten vergiftet man sich selbst damit. Wehren kann man sich doch am besten wenn man klaren Kopf behält. Also ist eigentlich toll wenn man es beeinflussen kann dass eine hässliche Sache aus der vregangenheit einem stück gleichgültiger wird.
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Eve...
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Beitrag So., 27.12.2009, 23:22

Man denkt immer, man kann mit Hass und abneigung jemanden bestrafen, oder sich wehren.
Blödsinn, am meisten vergiftet man sich selbst damit. Wehren kann man sich doch am besten wenn man klaren Kopf behält. Also ist eigentlich toll wenn man es beeinflussen kann dass eine hässliche Sache aus der vregangenheit einem stück gleichgültiger wird.
Natürlich - und das dürfte es auch sein, was hinter diesem "Satz des Lächeln", hinter diesem merkwürdigen und widersinnigen Ansinnen, eigentlich steht!

Und eines ist klar: Wer das SCHAFFT - alle Achtung!


Gast
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Beitrag So., 27.12.2009, 23:45

Hier meine Haß-Story aus dem geschlossenen Threat:

Kurz nachdem sich mein Vater suizidiert hatte (ich war 17), starb auch meine Großmutter, und ich erbte von ihr das Zweifamilienhaus, in dem wir lebten. Die Mieter im Erdgeschoß waren ein kinderloses Ehepaar, er Grundschullehrer, sie Hausfrau. Ich war überhaupt von Lehrern umgeben: beide Eltern, 3 Großeltern (Großvater mütterlicherseits war bei meiner Geburt bereits tot). Die Mieter lebten zurückgezogen, der Umgang war rel. problemlos bis er mit ca. Mitte 50 invalidisiert wurde und sich zum totalen Querulanten entwickelte. 4 Dinge waren entscheidend: 1. daß sich das Ganze in der DDR abspielte, in der ein privater Hauseigentümer nichts und ein Mieter alles galt. 2. daß ich selbst Jurist war, und sich die Mieter als arme Rentner darstellten vs. cleveren Juristen 3. daß ich psychisch auch schon vor 35 Jahren labil war. 4. daß ich nur mit meiner Mutter dort wohnte, keine Familie hatte. Es kam zu zahllosen Prozessen. Die Gerichte drängten mich stets zu Vergleichen, auf die ich Idiot auch meist einging. Die Richter waren verärgert über den Kleinkram, Behörden schlampten, so daß die Mieter nicht mal 50 Mark Strafe zahlen mußten, weil sie verjährt war. Ein Staatsanwalt sagte mir, die Mieter seien wahrscheinlich krank (meine Diagnose: Querulantenwahn, Paranoia, Folie à deux), und ich als der Vernünftige und Jurist müßte das beachten. Die psychischen Störungen der Mieter gingen aber nicht so weit, daß sie nicht zu disziplinieren gewesen wären. Ich bekam von einem Polizeioffizier (!) den Rat, körperliche Gewalt anzuwenden. Bei gegebenem Anlaß schlug ich dem Mieter also 2x in die Fresse. Es kam genauso - wie ich es mir vorgestellt hatte: Die Frau eilte herbei und brüllte auf der Straße die Nachbarn herbei. Ein Krankenwagen fuhr den Mieter ins Krankenhaus, er erstattete Anzeige, ich mußte mehrfach zu Vernehmungen, das Verfahren wurde wegen Beweismangels eingestellt, Mieter legte Einspruch ein, Ortstermin: 1 Staatsanwalt, 2 Kriminalisten - wieder Verfahrenseinstellung. Die Nachbarn schauten mich wütend an. Eine Mietaufhebungsklage wurde wegen des Alters der Mieter und der langen Mietzeit seit 1953 abgewiesen
Meiner Mutter und meine Kräfte waren einfach aufgebraucht. Depressionen kamen wieder und Haß. Natürlich auf den Schweinestaat "DDR" (auch heute ist der Mieter noch König, aber nicht bei einer Einliegerwohnung im Zweifamilienhaus), der mir nicht half. Aber eben auch auf die Mieter, Mitgefühl jedenfalls keines.
Ich habe das Haus dann im Jahr 1988 für einen lächerlichen Preis in Ostmark an einen ehemaligen Kommilitonen verkauft, der dann im Sommer 89 mit Sohn in den Westen floh; seine Frau, die davon nichts wußte, ließ sich scheiden, das Haus wurde für ca. 1/2 Mio DM verkauft. Die Mieter zogen Anfang der 90er nach Bad Reichenhall, wo sie dann verreckt sind. Ihr seht, da sind heute noch Aggrssionen bei mir da. Es war das erste Thema, das ich bei Beginn meiner Therapie angesprochen habe. Ich kann die Sache bis heute nicht verwinden, kann sie nur verdrängen.
Ich hab's schon gesagt: Grau ist alle Theorie.

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Lemone
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Beitrag Mo., 28.12.2009, 00:39

@Foobar

danke für den Tip mit PME nach Jacobson. Werde es ausprobieren.

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mo., 28.12.2009, 00:51

@Eve, also ich finde es sinnvoll zu vergeben, aber was draus lernen , lernen solchen Situationen vorzubeugen .
Vergeben und wieder naiv auf ähliche Menschen, ähnliche Dinge reinfallen, allen und jedem wie ein Wasserfall persönliche Dinge erzählen und immer immer wieder Angriffsfläche bieten usw usf ist dumm. War mal bei mir auch so früher
Ich bin jetzt das andere extremum, mich treiben negativen Erlebnise in die Isolation , Das ist falsch. Aber ich kann wieder vielleicht bewusster aus der Isolation rausgehen. Vorsichtiger , misstrauischer .
etc


Sir, und dir fällt es schwer zu vergeben? Ich glaube muss mal wieder offtopic, Ich fühle mit dir mit. Eigentlich bin ich froh dass jemand die kleinen Verbrechen im Alltag im kommunistischem Regime mal thematisiert Hier im Westen fühle ich mich so alleine und unverstanden damit. Niemand kann das glauben (!) geschweige denn nachvollziehen wie es war. Hierzulande ist politisch rot zu sein extrem angesagt. Ich könnte sagen dass ich das hasse, dass es Leute gibt, die das rote Regime verherrlichen, die ganze DDR Romantik, kommunistische Symbolik gehört genau so verboten wie Hakenkreuze.
Ich wurde als Kind grösstenteils verschont. Andererseits, galten meine Eltern als wohlhabend (ist im Westen natürlich ein Witz), Akademiker, ich war die einzige in der Klasse mit diesem "Glück" und wurde dementsprechend behandelt. 80er waren wo ich aufwuchs kritisch, die Lebensmittelläden waren leer und wir haben Pakete aus dem Westen bekommen . Die Kinder hielten mich für was besseres , als hätte ich was weiss ich für ein Reichtum, und haben ihren Frust an mir ausgelassen . Auch Lehrer haben Sprüche abgelassen. Also ich bin gerade dabei, die Traumata von damals zu verarbeiten. Ich kanns immer noch nicht. Ich kann dir schreiben empfehlen.
Mich hat es gerade überwindung gekostet öffentlich darüber zu schreiben, weil es so tief sitzt, die Misshandlungen.
Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass das System schuld war. Dass niemand was dafür konnte. Mir hilft er momentan.
Mein Vater hat übrigens mein Haus mit dem ich so viel verbinde auch für Witzgeld verkauft.
Er wollte es loswerden, weil das Haus eine last war.
Die Zeit war halt so. Ich war sehr traurig darüber weil mir praktisch nichts aus meiner Jugend übrig blieb.
Es war so schön dort, im Garten wuchsen Obstbäume, ach ja...
Ich wollte damals Geschäfte machen Grundstücke kaufen und sie teuerer verkaufen, aber ich war zu jung und meine Eltern zu alt.
Wir bräuchten einen Kommnies Auskotz Thread.

Noch ein Trostgedanke, auch hierzulande haben die Vermieter mit Mietern extreme Probleme.
Nicht nur mietnomaden. Aber du weisst es sicherlich .
Practice what you preach


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Beitrag Mo., 28.12.2009, 01:06

Hallo Nurse_with_wound,
Nurse_with_wound hat geschrieben:
Hierzulande ist politisch rot zu sein extrem angesagt.
Ja, die Altachtunsechziger haben sich überall festgesetzt und fortgepflanzt (war nicht alles schlecht, was sie gemacht haben).

Nurse_with_wound hat geschrieben:Also ich bin gerade dabei, die Traumata von damals zu verarbeiten. Ich kanns immer noch nicht. Ich kann dir schreiben empfehlen.
Habe mich lange in politischen Foren herumgetrieben. Aber ich glaube, nach 20 Jahren will das einfach niemand mehr hören.

Nurse_with_wound hat geschrieben:Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass das System schuld war. Dass niemand was dafür konnte. Mir hilft er momentan.
Eigenartige Sichtweise. Es gibt genug namentlich bekannte Schuldige, nur geht's denen oft sehr gut heute. "Wir wollten Gerechtigkeit und haben den Rechtsstaat bekommen." - Bärbel Bohley
Mich baut auf, daß es auch echte Helden gab, wie Dr. Dietrich Koch, den ich persönlich kenne.

Nurse_with_wound hat geschrieben:Wir bräuchten einen Kommnies Auskotz Thread.
Ob sich da genug Diskutanten fänden?

LG
Sir

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