Angst vor Erfolg (?) (!)

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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cupa
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Angst vor Erfolg (?) (!)

Beitrag Sa., 12.12.2009, 21:43

hallo, liebe foris!

zunächst: sollte dieses thema schon irgendwo besprochen werden, weist mich bitte darauf hin! dann hab ichs übersehen! sollte es doch zu den ängsten gehören, bitte dort-hin-verschieben! war mir sehr unschlüssig. [genug vorausgeschickt um vorzubeugen, dass mir wer sagen kann, was ich hätte besser wissen können? oder will ich mein anliegen noch länger rauszögern? entschuldigt bitte die jetzt schon befürchtete ausführlichkeit! sammas jetzt?]


erfolgsangst. dieses schlagwort wurde mir schon mehrfach um die ohren gehauen und ich war zunächst sehr verwirrt. ich hab doch angst zu versagen! und das will ich vermeiden! (ich hab angst, dass mir mein traum futsch geht, wenn ichs probiere! was mach ich denn ohne den? der ist viel zu wichtig für mich!) <- keine spur von angst vor ERFOLG! gegenargument: "aber wenn du angst vor MISSERFOLG hättest, würdest du doch alles tun um den zu vermeiden! dann wärst du erfolgreich!" ... klingt logisch.

inzwischen weiß ich ein klein wenig mehr über diese ominöse angst (kann nicht nur den beruf sondern auch das privatleben betreffen). kann z.b. daher kommen, dass man eigentlich wo hin will, wo man sich von seiner herkunftfamilie oder den übernommenen werten zu weit entfernt... jedenfalls sabotiert man sich tatsächlich aus irgendeinem grund, um nicht erfolg zu haben.

also ich.
ich habe von klein auf ein klein wenig zu viel verantwortung übernehmen müssen und hab viel anerkennung dafür bekommen, wie klug und erwachsen und selbstständig ich doch sei. eine wahre stütze! (stütze ist was, was andere runterdrücken, um selbst gerade stehen zu können.) ich suchte mir bereiche für mich aus, für die ich talent hatte und bezog aus der anerkennung, die ich dort bekam, meinen selbstwert. nur: mit anfang/mitte 20 fing meine leistungsfähigkeit an zu bröckeln. es folgten diverse ängste und depressionen. nach beendigung des studiums (ja, eh super) begann ich meine therapie, weil ich feststellen musste, dass das mit der jobsuche nicht hinhaut, so wie ich beinander war. seither hatte ich verschiedene ungeliebte jobs (und keiner davon hatte irgendwas mit meinem traum zu tun), bin gerade zum 2. mal arbeitslos (wirtschaftskrise sei dank! mit meiner existenzangst, meinem prinzipiellen durchhaltevermögen und meiner unfähigkeit, mich für die jobs [erfolgreich] zu bewerben, die ich tatsächlich will, wäre ich dort auf ewig versauert!), bin ziemlich zufrieden mit dem weg, den ich innerlich seither zurückgelegt habe und hätte jetzt eigentlich auch mal einen im außen vor mir, den ich mir auch tatsächlich ZUTRAUE und den ich gehen möchte. nur: ich machs nicht. (aber irgendeinen job werde ich mir demnächst wohl suchen müssen.)

das ist nämlich so... das leben ist mir was schuldig. ich war so lang lieb und brav und hab mich immer bemüht das richtige zu tun. ich hätte dafür bitte gerne eine belohnung. damit ich weiß, wozu's gut war. etwas infantil, nicht? wie im märchen...
dass das in mir ist, weiß ich nun schon etwas länger. ich konnte nur nichts damit anfangen und habs wieder vergraben. aber in dieser woche... weil jetzt ja eigentlich wirklich alle zeichen auf grün stehen würden, überfällt mich DAS DA: aber wenn ich mir das jetzt alles selber schaffe - dann kann mich das leben ja gar nicht mehr retten!!! (und dann war die ganze vergangenheit zu nix gut.) dann muss ich jetzt ja wirklich erwachsen sein! *will nicht*
...eigenverantwortung...*grummel*

das kam da leider aus ganz tief drin mit emotionsrucksack und musste tatsächlich ernst genommen werden. nur mittlerweile hab ichs mir zerkopft. muss ja irgendwie damit umgehen können. aber meine gedankenkreisel bringen nichts! da ist dead end! einfach machen. schon klar. (ich werde in zukunft meine zunge/finger hüten... )

was will ich hier mit diesem thema? 1. wär's mir grad lieber gewesen, wenn dieses schlagwort schon vorhanden gewesen wäre (interessierts niemanden? fühlt sich sonst niemand betroffen? das glaube ich nicht!). 2. habe ich euer aller wortspenden in der kurzen zeit, in der ich hier bin, bereits sehr zu schätzen gelernt, liebe foris! also bittebitte um feedback, auch wenn ihr euch denkt, was in wessen-namen-auch-immer mit mir los ist und ihr das ganze gar nicht nachvollziehen könnt! 3. gaaanz kleine hoffnung (wünschen darf ich mir, was ich will, muss ja nicht passieren): vielleicht entkommt jemandem von euch der genau für mich passende arschtritt!

ich hab euch vorgewarnt, dass das ganze länger dauern könnte... sorry! danke fürs lesen!

lg cupa

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MrN
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Beitrag So., 13.12.2009, 12:52

Hallo cupa,
ich fühle mich sehr direkt von Deinem Thema angesprochen.
Im Grunde ist die Angst zu versagen die größte meiner Ängste. (Vor ein paar Monaten hätte ich sogar noch gesagt - die EINZIGE!!!).

Daß die Versagensangst Erfolglosigkeit provoziert kann man vielleicht als selbsterfüllende Prophezeiung verstehen. Ich mach da mal folgende Gedankenkette auf:

Stell Dir vor Du hast Erfolg.
Mit dem Erfolg kommt Anerkennung.
Nach der Anerkennung kommt die Pflicht.
Mit der Pflicht kommt Verantwortung.
Verantwortung wird auf Dauer zur Last.
Last ist beschwerlich.
Die Last auf Dauer nicht tragen können, bedeutet Versagen.

Ergo: Erfolg haben, schützt nicht vor dem Versagen.
Aber: Versagen macht Dir Angst.
usw. usf.


Ist, grob gesagt, so ein Gedanken, den ich dazu in den letzten Moanten ausgebrütet habe. Der erklärt einiges aber bestimmt nicht alles.

Was meinst Du?
LG
MrN

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cupa
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Beitrag So., 13.12.2009, 19:27

danke für deine antwort, MrN!

bei deinen worten kam direkt ein gefühl in mir auf: ohnmacht. das gefühl meiner kindheit - gespeist aus dem kindlichen allmachtswahn "ich muss nur gut genug sein, dann wirds schon". da hab ich versagt. trotz all der anerkennung.

(haaaallllo! nicht meine verantwortung! deren baustelle! raus aus dem selbstmitleid! das gehört auch auf eine andere baustelle!)

dass die angst vor erfolg bei mir doch im grunde auf versagensangst beruht, möchte ich nicht auf der stelle wieder von mir weisen. ... aber das gefühl, das ich bei meinem "aua-thema" beruf(ung) habe, hat zumindest nichts mit meinem oben beschriebenen gefühl zu tun.

dass ich versagensangst kenne und auch immer wieder habe stimmt. allerdings war in diesem zusammenhang eine erfahrung für mich wichtig, die ich vor wenigen jahren gemacht habe. da verlangte "das leben" von mir, einen kleinen phönix aus der asche hinzulegen: schon länger arbeitslos, schwere depressionen, beziehung futsch, wohnung futsch, schulden. -> aufbau eines eigenverantwortlichen lebens. das war nur möglich, weil ich meinen stolz über bord schmeißen musste und gelernt habe um hilfe zu bitten. und es war nur möglich, weil ich gelernt habe, mir selbst fehler zu erlauben: in der organisation meines lebens und v.a. im gerade angetretenen job. ich wurde in meinem 1. jahr dort gemobbt (weil dort neuankömmlinge aufgrund von hoher fluktuation so gar nicht willkommen waren und weil ich schlichtweg nicht leistungsfähig war) und hatte gar keine andere wahl als mich nicht auch noch selber fertig zu machen. ich habe gelernt, immer nur die nächste stufe anzupeilen und diese dann auch zu erklimmen. auch wenn dazu mehrere versuche nötig waren. und ich habe gelernt, nach und nach auch (verdammt noch mal!) ein wenig netter zu mir zu sein!

entschuldigt bitte, dass ich schon wieder so ausführlich werde, aber dieses jahr, das ich für diesen "phönix" gebraucht habe, war wohl das wichtigste in meiner entwicklung. es war auch das schwerste (soweit es nur mich selbst betrifft und nicht von äußeren schicksalsschlägen gekennzeichnet war). ich kann mich an dieses jahr nur durch einen sehr dichten nebel erinnern, stand wohl die meiste zeit komplett neben mir, aber ich habs überstanden und profitiere bis heute von dem, was ich da für mich gelernt habe.

heute erlaube ich mir fehler. ich bin zwar manchmal noch unsicher, was man daran erkennt, dass ich mich ständig selbst(-ironisch) relativiere [vgl.: der kleingeschriebene einleitungstext bei meiner threaderöffnung], aber ich habe für mich einen weg gefunden, damit umzugehen. ich mach jetzt einfach mal. - tatsächlich in vielen bereichen (und zaudernd auch in richtung traum). wenn mir wer bei einem wunden punkt auf die finger haut (oder "das leben" grad wieder mal "böse" sein will), verkrieche ich mich zwar sofort, aber nach 1-2 tagen komm ich wieder raus (ausm bett oder der inneren isolation, je nachdem was grad möglich war).

der weg, den ich jetzt in richtung traumentwicklung vor mir sehe, ist einer mit vielen stufen und es ist vor allem nicht der einzige dens gibt (nur der, der derzeit auf dem arbeitsmarkt noch am ehesten gefragt ist).
ich habe in diesem jahr "produkte" meines talents - erstmals seit jaaahren - der kritik ausgesetzt. ok, ich musste auch gleich lernen mit kritik umzugehen, aber in erster linie habe ich bestätigung bekommen - und konnte nach und nach sowohl kritik als auch anerkennung annehmen und bin gerade auf einem guten weg, mir die anerkennung auch selbst zu geben (unabhängig vom außen). - das jahr war lang.

und dieses posting wirds auch schon wieder!

ich traue mir den weg jetzt zu! außerdem ist er nicht der einzige! ich zerstöre mir meinen traum nicht, wenn ich hier scheitern sollte! und - so ganz nebenbei - wer sagt denn, dass ich scheitere? fehler machen heißt nicht scheitern. ( ich spreche mir grad selber mut zu! ich bin so lieb zu mir! )

trotzdem noch ein wort zur angst vor erfolg: es kann sein, dass ich mich da wieder mal auf ein schlagwort gestürzt habe, mit dem ich mich einfach viiiel lieber identifiziere als mit der angst vor versagen (immer noch nicht gelernt, dass mich das identifizieren womit auch immer in meinem sein und meiner entwicklung einschränkt - work in progress). aber trotzdem noch eine anmerkung zu meinem -absatz von gestern: sobald ich die komplette verantwortung für mein leben und meine träume übernehme(-n kann), bin ich nicht mehr ein opfer meiner vergangenheit. ... dann würde ich auch für fehler, für vermeintliches "nicht funktionieren", die verantwortung tragen. dann habe ich keinen anspruch auf entschädigung mehr. weil mein gegenwärtiges leben keine schreiende anklage mehr ist.

...oioioi. ich hör' jetzt auf. was kommt denn da noch raus??? ... lg cupa

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cupa
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Beitrag Di., 15.12.2009, 01:45

ich treffe die entscheidungen in meinem leben. wenn ich einen schritt nicht machen kann, ist das in ordnung. wenn ich einen schritt nicht machen will, ist das in ordnung. das hat meine gründe.

aber wenn ich mich wirklich für einen weg entscheide, sollte ich ihn auch antreten. und abschied nehmen vom alten, das mich beschützen will. ich mach das jetzt mal selber. es wird nichts schlimmes passieren. "es gibt im leben kein scheitern, sondern nur eine entwicklung, die man macht." (meine thera)


ps: mit dank an OutsiderWorld!

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MrN
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Beitrag Di., 15.12.2009, 13:11

cupa hat geschrieben: aber das gefühl, das ich bei meinem "aua-thema" beruf(ung) habe, hat zumindest nichts mit meinem oben beschriebenen gefühl zu tun.
Darf man Dich nach Deiner Berufung fragen?

Beim "Phönix-aus-der-Asche" wünsche ich Dir jedenfalls viel Erfolg.
LG
MrN

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cupa
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Beitrag Di., 15.12.2009, 13:35

berufung ist was, das man machen muss, weil ohne immer was fehlt. bei mir ists im allerweitesten sinne ein handwerk. da muss am ende gar nicht mal was sinnvolles dabei rauskommen, aber es ist die einzige tätigkeit (mit der ich geld verdienen könnte), deren sinn für mich ich währenddessen nicht hinterfrage. sie hat ihren sinn in mir.

das war jetzt a bissl kitschig, sorry!

meinen phönix (im bezug aufs praktische leben) habe ich ja schon vor einigen jahren hingelegt. deswegen kann ich mich zwischendurch auf seinen früchten ausruhen. aber... ja, vielleicht ist jetzt ein "phönix aus der asche" bei meinem traum fällig.

vielen, vielen dank, MrN! auch für deine worte! damit hast du mich wirklich erwischt! und berührt.

ich wollte nur nicht so schnell loslassen... den a***tritt hab ich dann schließlich dort bekommen, wo ich ihn nicht gesucht habe.

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