Einweisung ins Altenheim

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Erdbeere02
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Einweisung ins Altenheim

Beitrag Fr., 20.11.2009, 20:52

Hallo/Guten Abend,
ich weiß nicht, ob ich hier im richtigen Forum bin; wenn nicht, dann bitte ins richtige Forum verschieben.
Also, ich habe einen Bekannten/Freund (87 Jahre alt), der körperlich noch einigermaßen fit ist, aber mittlerweile einige Dinge des Alltags vergißt, bzw. damit überfordert ist. Jetzt wollen sie ihm auch noch seinen Führerschein wegnehmen, obwohl er gar keinen Unfall gebaut hat, bzw. auch nicht geblitzt worden ist. Einem guten Bekannten und mir scheint eine Einweisung ins Altersheim angebracht. Weitere Details kann ich später erzählen.
Mir geht es jetzt erstmal nur um folgendes: Wie läuft jetzt die "technische Abwicklung" für den Umzug ins Altersheim ab ? Muß die "Einweisung" gruzndsätzlich über einen Arzt erfolgen oder kann man sich da selber "anmelden" ? Inwieweit müssen darüber die Angehörigen befragt werden ? Muß/sollte die örtliche Beratungsstelle der Stadt, z.B. das Seniorenbüro mit einbezogen werden ? Muß/sollte grundsätzlich ein Betreuer bestellt werden ? Wo kann man erfahren, welches Heim gerade Plätze frei hat ? Muß/sollte ein Gutachten des Medizinischen Dienstes beigebracht werden ? Ist es sinnvoll, daß ein Freund/Angehöriger bei allen Gängen mit dabei ist usw.?
Viele Fragen- ich würde mich über viele Antworten freuen.
PS Ich habe schon zwei Altenheime, die in Frage kommen, angeschrieben. Leider haben die bis heute nicht geantwortet, obwohl das schon eine Woche her ist. Wie sollte man den Brief formulieren, damit man brauchbare Antworten bekommt ?
Vielen Dank im voraus und ein schönes Wochenende erstmal !

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Gast
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 21:05

Hallo Erdbeere02,
Erdbeere02 hat geschrieben:Einem guten Bekannten und mir scheint eine Einweisung ins Altersheim angebracht.
Und wie sieht der alte Herr es selbst? Ist er in irgendeiner Beziehung in seinen (Selbstbestimmungs-)Rechten formal eingeschänkt?

Meine Erfahrung mit Alten- bzw. Pflegeheimen ist: Unangemeldet hingehen und sich einen (möglichst unverstellten) Eindruck verschaffen. Bei manchen bin ich sofort wieder umgedreht. Nach einigem Suchen habe ich ein gutes für meine Mutter gefunden. Aber so 10 Heime habe ich mir schon angesehen. Sie sind in der Qualität, was ich gesehen habe, oft SEHR unterschiedlich, auch, was den Umgang des Personals mit den alten Leuten angeht.

Gruß
Anastasius

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Erdbeere02
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Beitrag Mo., 07.11.2011, 21:12

Hallo,
ich habe meinen alten Beitrag wiedergefunden und möchte die neue Situation beschreiben.
Sein ältester Sohn (kann ihn nur viermal pro Jahr besuchen) hat jetzt endlich eine Betreuung beantragt. Den Betreuer konnte ich jedoch nur kurz kennenlernen. Welche Befugnisse hat so ein Betreuer ? Kann er ohne Rücksprache mit den Angehörigen irgendwas anordnen ? Darf er einfach so über sein Konto verfügen ? Darf er ohne weiteres in die Wohnung des Betreuten gehen ? Kann man evtl. einen anderen Betreuer beauftragen ? Nicht daß ich Bedenken bei dem jetzigen Betreuer hätte, ich möchte nur sicher gehen, daß er seinen Aufgabenbereich nicht überschreitet.
mfg

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abendrot79
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 21:46

Hallo Erdbeere02,

wenn eine Person zum gesetzl. Betreuer "bestellt" wurde, gibt es darüber eine sogenannte "Bestellungsurkunde" und da stehen die Aufgabenbereiche des Betreuers genau drin - diese sind nämlich nicht immer gleich, sondern auf den Klienten angepasst. Das können sein Gesundsheitsfürsorge, Vermögenssorge, Aufenthaltsbestimmungsrecht etc. Geb´mal bei wikipedia den Begriff "Betreuerpflichten" ein.

Wenn der Betreuer von deinem Bekannten das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat, darf er den Bekannten im Heim anmelden. Wenn er sich um das Vermögen kümmert, darf er an alle Konten dran. Und natürlich darf er seinem Klienten jederzeit einen Besuch in der Wohnung abstatten. Ob diese mit dem Klienten abgesprochen werden müssen, hängt sicher vom Zustand des Klienten ab. Termine mit Demenzkranken zu machen gestaltet sich äusserst schwer, da wird der Betreuer sicher eher unangemeldet kommen.

Was ich etwas schade finde ist die Bezeichnung Einweiung wenn es um einen Umzug ins Heim geht. Natürlich gibt es auch geschlossene Heime gerade für stark demenzkranke Leute, aber generell handelt es sich bei einem Heim um ein Zuhause und dorthin wird man nicht eingewiesen. Ja ich weiss, es gibt ganz schlimme Heime und mit einem Zuhause kann kaum ein Heim mithalten, aber rein theoretisch ist es ein Zuhause für den letzten Lebensabschnitt.

Habt ihr mal über die Betreung durch einen ambulanten Pflegedienst nachgedacht? Dies kann erstmal eine Alternative zum Heim sein ...

Viele Grüsse,
abendrot79
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Erdbeere02
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Beitrag So., 13.11.2011, 18:30

Hallo,
vorhin konnte ich ihn im Altenheim besuchen. Er ist erst vorgestern direkt vom Krankenhaus hierhin gebracht worden. Er ist allerdings zunächst nur zur Kurzzeitpflege und auf einer Station für Schwer-Pflegefälle, also vorw. Schlaganfallpatienten und Rollstuhlfahrer, woanders wäre im Moment kein Bett frei. Das Haus macht einen recht ordentlichen Eindruck, er hatte sich es schon früher einmal angesehen und für gut befunden. Ambulanter Pflegedienst kommt nicht in Frage, da er die normale Zubereitung von Mahlzeiten nicht mehr hinbekommt, zum einen wg. der Demenz, zum anderen wg. des fehlenden Geldes und Pkws.
Was mich vor allem stört, daß ich keinerlei Infos vom Betreuer bekomme, sondern seinen anderen Bekannten/Freund anrufen mußte. Braucht oder möchte er mir keine Auskunft geben ? Ich habe ihm schon genug Infos zu seiner Situation gemailt. Eine Betreungs-/Bestallungsurkunde habe ich natürlich auch noch nicht gesehen, ich kann nur hoffen, daß alles mit rechten Dingen zugeht.
Ich habe ihm heute erstmal Sachen zum Anziehen mitgebracht, er läuft ja schon über eine Woche in denselben Sachen rum. Da hat sich bisher keiner drum gekümmert.
Kann ich noch etwas für ihn tun ?
Soweit erstmal,

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abendrot79
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Beitrag So., 13.11.2011, 20:09

Erdbeere02 hat geschrieben:Ambulanter Pflegedienst kommt nicht in Frage, da er die normale Zubereitung von Mahlzeiten nicht mehr hinbekommt, zum einen wg. der Demenz, zum anderen wg. des fehlenden Geldes und Pkws.
Ich kenne deinen Bekannten nicht und ich weiss nicht wie stark seine Demenz ausgeprägt ist, aber wenn er seine Mahlzeiten nicht alleine zubereiten kann, kann sein Betreuer "Essen auf Rädern" bestellen, dann wäre er schonmal mittags versorgt. Und ein ambulanter Pflegdienst könnte ihm morgens und abends das Essen machen. Ich arbeite selber bei einem Pflegedienst und wir haben ganz viele demente Kunden, die auf diese Art und Weise versorgt werden. Dort wurden dann Herd etc. abgeklemmt damit sie aufgrund ihrer Demenz keinen "Umsinn" machen können, aber sie dürfen halt weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung bleiben . Sobald die Pflegestufe durch ist, wird er ein bischen Geld zur Verfügung haben und sollte das nicht reichen, gibt es noch immer das Sozialamt. Die bezahlen auf Antrag auch das Essen auf Rädern und die Kosten für eine ambulante Betreuung durch einen Pflegedienst. Unterm Strich ist das fürs Soizialamt günstiger als ein Heimplatz ... der ja auch irgendwie finanziert werden muss ...
Erdbeere02 hat geschrieben:Was mich vor allem stört, daß ich keinerlei Infos vom Betreuer bekomme, sondern seinen anderen Bekannten/Freund anrufen mußte. Braucht oder möchte er mir keine Auskunft geben?
Er braucht dir keine Auskunft geben, denn ER ist ja nun der gesetzliche Betreuer für deinen Bekannten, sprich er ist Niemandem gegenüber verpflichtet Auskünfte zu geben. Was etwas schade ist, dass du ihn mit Infos versorgst, aber im Gegenzug keine Gegeninfos bekommst . Aber mal neugierig gefragt, was würdest du denn gerne wissen? Welche Infos fehlen dir?
Erdbeere02 hat geschrieben:Ich habe ihm heute erstmal Sachen zum Anziehen mitgebracht, er läuft ja schon über eine Woche in denselben Sachen rum. Da hat sich bisher keiner drum gekümmert.
Kann ich noch etwas für ihn tun ?
Darüber solltest du dich direkt auf der Station beschweren auf der dein Bekannter ist. Hat er denn genügend Klamotten mitbekommen? Sollte er keine Klamotten im Heim haben, wäre es Aufgabe des Heims den Betreuer anzurufen und um weitere Aniehsachen zu bitten. Der Betreuer wird für die Erfüllung seiner Aufgaben bezahlt und somit kann man auch verlangen, dass er sich um seinen "Schützling" kümmert.

Wenn du was für deinen Bekannten tun möchtest, dann sei für ihn da!!! Für einen Dementen kann eine fremde Umgebung ein regelrechter Schock sein, jenachdem wie man dort mit seiner Demenz umgeht, kann sich sein Zustand auch verschlechtern. Deswegen sei so oft wie du kannst für ihn da, verbringe Zeit mit ihm etc. Erkennt er dich denn überhaupt? Oder ist die Demenz noch nicht so stark?
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Erdbeere02
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 17:26

Ich möchte hier mal weiter berichten. Also, mein Bekannter ist noch bis zum 6.12. in Kurzzeitpflege auf einer Station für schwere Pflegefälle (sein Zimmernachbar z.B. kann so gut wie nichts mehr, er stöhnt und röchelt nur noch), er ist also nicht auf der richtigen Station. Seine Demenz ist allerdings noch nicht so stark ausgeprägt, das Sprechen und die Motorik klappen noch sehr gut, d.h. für einen Außenstehenden verhält er sich ganz normal. Aber sein Kurzzeitgedächtnis hat stark nachgelassen, was gestern oder heute morgen passiert ist, weiß er schon nicht mehr.
Was mir überhaupt nicht gefällt, daß sein Betreuer mir keine vernünftige Auskunft gibt. Z.B. habe ich in der letzten mail eine Liste mit mögl. Altenheimen vorgeschlagen. Ich kopier mal seine heutige Antwortmail hier rein:


Text entfernt (Annemarie): Bitte keine Originaltexte von Briefen, Mails, etc. (Briefgeheimnis) und auch keine Realnamen von Personen posten. Siehe auch die hier gültige Netiquette.


Ich finde das reichlich arrogant; mag ja sein, daß er Ahnung hat, aber ich möchte doch nur ein wenig in den Entscheidungsprozeß mit eingebunden werden, d.h. z.B. was er jetzt mit ihm vorhat. Ich vermute eher, er will uns vor vollendete Tatsachen stellen. Bloß nicht zuviel erzählen, könnte ja gegen ihn verwendet werden. Kann man einen Betreuer eigentlich wieder abbestellen, bzw. wechseln ? (Die anderen Antwortmails waren ähnlich nichtssagend, aber noch in freundlichem Ton.)
Soweit erstmal,

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 17:34

Ich würde mich an deiner Stelle mal nach Angehörigen Selbsthilfegruppen für Demenzkranke umsehen. Die kennen sicher alle Angebote in eurer Gegend.

Oder aber per Internet an eine überregionale Demez Organisation.

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abendrot79
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Beitrag Mi., 30.11.2011, 20:59

Erdbeere02 hat geschrieben: .... aber ich möchte doch nur ein wenig in den Entscheidungsprozeß mit eingebunden werden, d.h. z.B. was er jetzt mit ihm vorhat. Ich vermute eher, er will uns vor vollendete Tatsachen stellen. Bloß nicht zuviel erzählen ...
Das Problem ist, dass er damit durchaus im Recht ist! Du musst daran denken, dass er der gesetzliche Betreuer ist und damit braucht er dir keine Auskünfte geben und es gibt keinerlei Verpflichtung dich in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Das ist hart, aber er ist leider im Recht. Er ist da "nur" deswegen zum Betreuer bestellt worden, weil niemand anders diese Aufgabe übernehmen wollte / konnte.
Erdbeere02 hat geschrieben:Kann man einen Betreuer eigentlich wieder abbestellen, bzw. wechseln ?
Ja, das geht, aber mit einem anderen Betreuer wird es auch nicht anders laufen. Auch der muss dich über nichts informieren, geschweige denn um deine Meinung fragen.

Schau mal hier:
http://wiki.btprax.de/Betreuerwechsel

Es tut mir leid wenn ich lese / mitbekomme wie du unter deiner Hilflosigkeit leidest, das Problem ist wirklich, dass der Betreuer bisher nichts Falsches gemacht hat. Für ihn ist die Zeit der Kurzzeitpflege natürlich eine leichte Zeit, in der er sich um nichts kümmern braucht (ausser wie es danach weiter geht) und trotzdem weiterhin sein Geld bekommt. Aber auch das ist sein gutes Recht.

Ich finde es absolut nicht ok dass der Betreuer dir keine Auskünfte gibt, hast du denn mal gefragt wie es nach der Kurzzeitpflege weiter geht? Das ist ja eine Frage, auf die er durchaus eine Antwort geben könnte, ohne dass er sich einen Zacken aus der Krone bricht

Und gib´ bitte nicht auf, weder was deine Hartnäckigkeit angeht, noch was deinen Bekannten selber angeht. Sei für ihn da! Damit kannst du ihm wahrscheinlich z.Zt. am meisten helfen!
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Erdbeere02
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 18:54

So, ich möchte mal weiter berichten: Mein Bekannter ist seit dem 6.12. in ein anderes Heim gekommen, wo er wohl langfristig bleiben kann, aber nicht möchte. Als ich ihn am letzten Samstag kurz besuchen konnte, stand er da mit gepackten Koffern/Taschen und hat mich gefragt, ob ich ihn nach Hause bringen könne. Das habe ich natürlich verneint mit dem Hinweis, daß es mit seinem Betreuer abgeklärt werden müsse. Wie gesagt, er ist mittlerweile sehr vergeßlich geworden und steht seit 1.11. unter Betreuung. Auch sein anderer Bekannter, der ihn fast täglich besucht, meint auch, daß er dort im Heim bleiben solle/müsse. In der vorigen Woche ist er schon einmal "abgehauen"; gottseidank hat sein anderer Bekannter ihn wieder zurückbringen können. Warum möchte er nicht in diesem Heim bleiben ?
1. Die Mitbewohner wären nicht sein Niveau (er war früher Lehrer) und die meisten wohl mehr demenzkrank, manche hätten keine Tischmanieren (sprechen laut, schmatzen usw.)
2. Das Heim liegt weit außerhalb am Ortsrand (ehem. Jagdschloß), es gibt keine anderen Häuser in der Nähe.
3. Die Matratze in seinem Bett wäre zu hart (Das kann man ja noch ändern).
4. Er möchte lieber wieder zuhause von seiner Putzfrau versorgt werden.
(Die ist aber keine Altenpflegerin und der Betreuer ist auch dagegen.)
5. Telefon hat er auch (noch) nicht, ist wahrscheinlich Absicht.

Ich habe dem Betreuer vor ein paar Tagen eine mail mit diesen Punkten geschickt, leider bisher keine Antwort. Entweder hat er viel zu tun oder er meint vielleicht, mein Bekannter müsse sich damit abfinden. Meine Frage jetzt: Wie kann man meinem Bekannten begreiflich machen, daß er quasi bis zum Lebensende da bleiben muß ? Es sind natürlich noch andere Dinge zu berücksichtigen (Familienverhältnisse, Finanzierung usw.), die ich aber hier zunächst nicht weiter ausbreiten möchte. Ich habe schon manches über Demenz im Netz gelesen, die dort angegebenen Symptome treffen aber (noch) nicht alle auf ihn zu. Auf der anderen Seite sollte man einen Demenzkranken aber schon möglichst früh "einweisen", damit er sich schonmal an die neue Umgebung gewöhnen kann. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen. Vielen Dank.
mfg

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abendrot79
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Beitrag Mi., 21.12.2011, 20:34

Hallo Erdbeere,

schön dass du schreibst wie es weitergegangen ist.
Erdbeere02 hat geschrieben: .... stand er da mit gepackten Koffern/Taschen und hat mich gefragt, ob ich ihn nach Hause bringen könne. In der vorigen Woche ist er schon einmal "abgehauen"; Die Matratze in seinem Bett wäre zu hart.
Ich denke, dass genau diese Punkte dafür sprechen, dass dein Bekannter wirklich dement ist. Auch wenn dein Bekannter nicht alle typischen Demenz-Symptome zeigt, muss das ja nicht bedeuten dass er nicht dement ist. Ein und die gleiche Krankheit kann bei fünf verschiedenen Leuten ganz unterschiedlich verlaufen, das sieht man ja schon an einer einfachen Erkältung. Und es gibt ja verschiedene Stufen der Demenz, vielleicht ist er ja wirklich noch recht "am Anfang", immerhin scheint er nach der langen Abwesenheit noch zu wissen dass er eine Putzfrau hatte. Und er scheint dich und die andere Bekannte noch zu erkennen.
Erdbeere02 hat geschrieben:Ich habe dem Betreuer vor ein paar Tagen eine mail mit diesen Punkten geschickt, leider bisher keine Antwort.
Welche Antwort hättest du denn gerne auf deinen Brief? Mal ganz im ernst, meinst du der Betreuer schreibt dir zurück, wenn Herr XY lieber von seiner Putzfrau versorgt werden möchte und die Mitbewohner nicht seinem Niveau entsprechen, holen wir ihn selbstverständlich nach Hause zurück?
Erdbeere02 hat geschrieben:Wie kann man meinem Bekannten begreiflich machen, daß er quasi bis zum Lebensende da bleiben muß?
Am meisten hilfst du ihm, wenn du nicht versuchst ihm klar zu machen, dass dies die letzte Station seines Lebens sein wird. Er wird es nicht verstehen, immerhin ist er demenzkrank. Besser wäre es, wenn du ihn ablenkst bzw. auf seine "Beschwerden" eingehst. Wenn er damit anfängt dass die Matratze zu hart ist, gebe ihm recht, sage dass du dir vorstellen kannst dass es unbequem ist und du dich darum kümmern wirst dass er eine andere Matratze bekommt. Jenachdem wie dement dein Bekannter ist, kannst du dich danach wirklich beim Personal erkundigen ob es eine andere Matratze gibt oder du beläst es einfach dabei. Das ist gar nicht böse gemeint, aber bei stark demenzkranken reicht es oft, wenn man ihnen recht gibt und ihnen in der einen Situaton bestätigt, dass man sie ernst nimmt.

Oder wenn er wieder sagt dass ihm seine Mitbewohner zu niveaulos wären, gebe ihm recht, sage ihm dass du ihn verstehen kannst und frage ihn, was er gerne machen würde. Ob du mit ihm spazieren gehen sollst, ob du ihm mal ein leckeres Stück Kuchen mitbringen sollst, ob er Lust auf Rätsel hätte. Also irgendeine Ablenkung die ihm das Gefühl gibt, dass du ihn ernst nimmst und mit ihm eine Lösung suchst (und wenn es nur für den Augenblick ist). Und wenn er nochmal mit gepackten Koffern dasteht, nimm ihn an die Hand, geht zusammen weg von den Koffern z.Bsp. einen Kaffee trinken (sofern dort möglich) und sage ihm, dass ihr nochmal darüber sprecht. Ihr könnt auch erstmal rausgehen und eine Rund elaufen. Lenke ihn ab und sag ihm später, dass ihr den Koffer jetzt erstmal wieder auspackt und dann morgen nochmal darüber sprecht.

Bei Demenzkranken geht es ganz viel darum, dass sie sich verstanden und ernstgenommen fühlen. Du darfst nicht erwarten dass er dich versteht wenn du an seinen Verstand apellierst. Das funktioniert bei diesem Krankheitsild leider nicht mehr Sei weiterhin für ihn da, lenke ihn ab, verbringe Zeit mit ihm. Das kostet Kraft, ich weiss, aber damit hilfst du ihm am meisten.

Liebe Grüsse,
abendrot79
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Erdbeere02
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Beitrag Di., 03.01.2012, 19:22

Hallo,
ich möchte mal weiter berichten. Ich selber hatte in den letzten Wochen leider keine Zeit, ihn zu besuchen. Dafür konnte ich heute (mal wieder) mit seinem Betreuer telefonieren. Er hat ihn wohl gestern abend besucht und hätte mit ihm ein Streitgespräch geführt über seinen weiteren Verbleib. Was sein Betreuer mittlerweile "nervt", ist der Altersstarrsinn bei meinem Bekannten. Obwohl lt. Betreuer Heimbedürftigkeit gegeben ist, sieht er es nicht ein und möchte wieder nach Hause und von seiner Putzfrau versorgt werden (Das Thema hatten wir schon). Seine Altersdemenz ist noch nicht so stark ausgeprägt, somatisch hat er wohl keine Beschwerden, von daher ist es schon verständlich, da wegzukommen. Der Betreuer hat ihn aber darauf hingewiesen, daß er einen Vertrag über den Heimaufenthalt eingegangen sei und nicht so ohne weiteres davon Abstand nehmen könne. Hinzu kommen jetzt noch finanzielle Probleme: Da mein Bekannter bisher seine getrennt lebende Frau unterstützt hat (Unterhalt), reicht die Rente jetzt nicht mehr. Sie müsse jetzt "Grundsicherung", also Sozialhilfe beantragen. Seine Frau habe ich schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen, halte sie aber für recht einfach "gestrickt", evtl. ist sie damit etwas überfordert. Der Betreuer sagte mir, daß die Rente vorwiegend für die Heimkosten verwendet werden müsse, evtl. müßte sogar weiteres Vermögen verwertet werden (also irgendwann Hausverkauf). Alles nicht so einfach !
Ich habe natürlich jetzt etwas Angst/Bedenken, daß wenn ich ihn das nächste Mal besuche, er mich wieder bitten wird, ihn nach Hause zu bringen. Da ich von Natur aus gutmütig bin, gebe ich ihm evtl. nach. Aber dann bekomme ich bestimmt Ärger mit seinem Betreuer, und das möchte ich auch vermeiden. Ich denke, daß ein weiterer Heimaufenthalt für ihn schon notwendig ist. Insofern bewundere ich die Nervenstärke des Betreuers, aber die braucht man wohl in diesem Job. Soweit erstmal,

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abendrot79
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 21:29

Hallo Erdbeere,

ja, bei einem Heimaufenthalt kommt meistens recht schnell die Kostenfrage, denn so ein Heimplatz kostet einiges. Aber wieso stresst du dich bzgl. der Kosten? Stehst du deinem Bekannten so nah, dass du da involviert bist? Eigentlich sollte die Verwaltung der Finanzen Aufgabe des Betreuers sein und der muss sich dann auch um den Antrag des Sozialamtes kümmern - sofern nicht soviel Vermögen da ist, dass es verschwendete Zeit ist einen Antrag zu stellen.

Wie kommt es eigentlich dass der Betreuer plötzlich so offen mit dir spricht und die soviele Auskünft gibt? Das war doch sonst nicht der Fall ...
Erdbeere02 hat geschrieben:Da ich von Natur aus gutmütig bin, gebe ich ihm evtl. nach. Aber dann bekomme ich bestimmt Ärger mit seinem Betreuer, und das möchte ich auch vermeiden. Ich denke, daß ein weiterer Heimaufenthalt für ihn schon notwendig ist.
Und genau weil es notwendig ist, stresse ihn nicht damit, dass du ihm Hoffnung machst dass er durch dich dort rauskommen könnte. Gutmütigkeit hin oder her, damit tust du ihm keinen Gefallen!
Erdbeere02 hat geschrieben:Insofern bewundere ich die Nervenstärke des Betreuers, aber die braucht man wohl in diesem Job.
Du darfst nicht vergessen, dass dein Bekannter für den Betreuer ein "Fremder" ist. Natürlich kennen sich die Beiden mittlerweile ganz gut, aber letztendlich haben sie keine persönliche Beziehung und da fällt es generell leichter die nötige Distanz zu dieser Lebensgeschichte zu wahren.

Viele Grüsse,
abendrot
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Tigerkind
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Beitrag Mi., 11.01.2012, 21:58

Hallo erbeere02, hast Du schon mal was von sogenannten Demenz-WGs gehört, das ist eine sehr gute Alternative zum Pflegeheim !

Google mal, vielleicht wäre das etwas für Euch ?

Liebe Grüße

Tigerkind
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Erdbeere02
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Beitrag Fr., 13.01.2012, 18:54

von sogenannten Demenz-WGs gehört
Ich konnte heute morgen kurz mit seinem Betreuer telefonieren, er hat mir gesagt, daß eine Wohngemeinschaft für ihn nicht geeignet ist. Kann ich mir gut vorstellen, er hat ja die letzten 20 Jahre mehr oder weniger für sich gelebt, brauchte nicht auf andere Menschen Rücksicht nehmen. Und in seinem Alter kann er sich wohl nicht mehr umstellen. In der letzten Woche hat er sich wohl mit dem Betreuer noch ein anderes Heim angesehen, das hat mein Bekannter wohl nicht für gut befunden. Später auf dem Rückweg hat er wohl zu dem Betreuer gesagt, daß er doch dorthin möchte, aber da war es schon zu spät. Kann ich nicht beurteilen, ich vermute mal, daß der Betreuer es (auch) nicht für geeignet befunden hat. Jetzt muß er erstmal in dem jetzigen Heim bleiben; ich finde es nicht so schlecht dort, man kann sich an alles gewöhnen.
Schönes Wochenende erstmal,

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