Alkohol und Angehörige

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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Honest2211
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Alkohol und Angehörige

Beitrag Di., 17.11.2009, 20:16

Hallo zusammen,
ich bin neu hier und dachte ich schreibe direkt mal was Sache ist. Ich hoffe hier richtig zu sein. Brauche dringend einen Rat von euch. Also, mein Vater ist sein 7 Jahren Alkoholiker, es wurde von Jahr zu jahr schlimmer. Vor kurzem hat er eine Langzeittherapie begonnen, die vor ca 3 Wochen endete. Es ging ihm schon vorher nicht wirklich gut, sein Körper hat stark abgebaut. Er humpelt und kann sich nur schlecht bewegen. Sein Kurzzeitgedächnis ist sehr angeschlagen, doch er war fest von sich überzeugt, nach der Therapie trocken zu bleiben, ich kann mir vorstellen dass es nicht so leicht ist. Am Tag der Heimreise, habe ich ihn sofort besucht damit er nicht so alleine ist, doch da war er schon wieder betrunken. Ich dachte mir, ok, Rückfälle gibt es immer doch dass er jeden Tag wieder eine Flache Vodka trinkt beunruhigt mich sehr. Er vergisst Dinge die wir vor ein Paar Minuten besprochen haben. Er kann durch seine Polyneuropathy noch schlechter laufen und es geht ihm psychisch richtig schlecht. Um die Sache auf den Punkt zu bringen, ich habe Angst ihn an dem Alkohol zu verliehren, ohne es aufhalten zu können.
Ich würde alles für ihn tun doch das kann ich nur bedingt. Ich kann einfach die ganze Lage nicht mehr einschätzen. Ich bin selber in einer psychotherapie, doch die Sorge kann sie mir natürlich nicht nehmen. habt ihr erfahrungen mit sowas? Gibt es nich Grund sich Hoffnungen zu machen?
ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend, liebe Grüße =)

Ps: Sorry wegen der groß und klein schreibung meine tastertur zickt ab und zu =)

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Clara11
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Beitrag Di., 17.11.2009, 20:31

Hallo Honest,

Deine Angst ist berechtigt. Das schlimme ist, das Du nichts tun kannst, außer zusehen oder dich innerlich und auch äußerlich ab wenden und dein eigenes leben leben. Wenn er es nach einer Langzeittherapie nicht schafft nicht mal einen Tag trocken zu bleiben, steht da schonmal die Frage im Raum, ob er für sich angenommen hat, Alkoholiker zu sein. Ich geh mal ganz stark davon aus, dass in so einer Therapie auch Möglichkeiten erarbeitet werden, was man bei Suchtdruck tun kann und wo man sich hinwenden kann, wenn man merkt, dass die Sucht stärker ist. Meine Erfahrung mit Alkoholikern hat mir gezeigt, dass man ihnen nur helfen kann, wenn man sie losläßt, aufhört ihnen zu zeigen, dass man sich um sie sorgt, aufhört sie zu bemuttern oder zu beschützen.

Vielleicht kannst du zusätzlich zur Therapie in eine Angehörigengruppe gehen, um dich von deinem Gefühl verantwortlich zu sein zu entlasten und um die Hilflosigkeit auszuhalten.

LG Clara
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

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Eve...
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Beitrag Di., 17.11.2009, 23:10

Hallo Honest!

Es gibt, wie die AA (Anonyme Alkoholiker) es ausdrücken, keine hoffnungslosen Fälle; damit Dein Vater noch umdenkt, müsste aber eine Art Wunder geschehen - nun, auch die gibts.

Er ist bereits schwer vom Alkohol gezeichnet und trinkt weiter. Du kannst ihm nicht helfen, den Wodka stehen zu lassen, das entscheidet allein er. Er kann sich tatsächlich täglich dafür entscheiden, das erste Glas nicht zu trinken - es wäre eine Möglichkeit für ihn, eine AA-Gruppe aufzusuchen und von dort ein Umdenken zu erfahren, das ihn bewegen könnte, seine Sucht wirklich anzugehen und damit seine ihm noch geschenkte Lebenszeit in Würde zu verbringen.

Wie steht er zu solchen Gruppen?

Ohne eine derartige Hilfe sehe ich schwarz für ihn, er findet mit diesem Problem auf sich gestellt offenbar nicht die notwendige Motivation.

Eve

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Honest2211
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 19:51

Hallo=)

Ich denke auch dass es keine Hoffnung gibt, wenn er es selber nicht möchte. Er sagt zwar immer, er will sich Hilfe suchen doch das tut er nicht. Es ist soweit das eine Frau vom Gesundheitsamt ihn abholen muss damit er zur amtsärztlichen Untersuchung geht. Alle Türen würden ihm offen stehen, er könnte in ein ambulanten betreutem Wohnen aufgenommen werden und tagsüber in eine Tagesbetreuung gehen, dich er unternimmt nichts dafür. Zwingen kann und will ich ihn ja auch nicht. Morgen habe ich erstmal einen Termin bei dem Gesundheitsamt, vieleicht wird da einiges klarer. Mal sehen. Ich bin auch der Meinung dass er garnicht in der Lage ist sich Hilfe zu suchen weil er ja sofort alles wieder vergisst. Ist schon nicht so leicht...!
Liebe Grüße an euch allen=)

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Hamna
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 21:30

Gibt es in einem solchen Fall die Möglichkeit, sofort zurück in die Klinik zu gehen?

Wie lang dauerte denn diese Langzeittherapie?

Hat er noch andere Menschen/Familienangehörige, die sich um ihn kümmern, außer dir?

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Honest2211
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 21:49

Hallo,

ob es die Möglichkeit gibt, sofort wieder in die Klinik zu gehen weiß ich garnicht genau, davon ab, würde er es eh nicht machen.
Mein Onkel unterstützt ihn noch, aber eher bei Amtsangelegenheiten. Sonst will er sich da auch eher raus ziehen. Außer uns beiden unterstützt ihn aus der Familie nicht wirklich einer, seine Mutter ist noch da, die ist allerdings schon 88 Jahre alt. Desshalb hoffe ich sehr auf Hilfe von außen, damit ich nicht so ...alleine...da stehe.
Liebe Geüße

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hawi
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 21:55

Hallo Honest!

Eigentlich haben Clara und Eve schon alles geschrieben, was sich nach meiner Meinung inhaltlich schreiben lässt!

Achte bitte vor allem auch auf dich. Das was du da grad machst, machen musst, ist Schwerstarbeit, mindestens emotionale!

So groß und berechtigt deine Angst um deinen Vater ist! Deine Möglichkeiten, ihm zu helfen sind begrenzt, mindestens so begrenzt wie bei einer schweren Krebserkrankung.
Allein sich das klar zu machen, das so zu sehn, sich nicht selbst als Angehöriger, Tochter, vorzuwerfen, womöglich noch zu wenig zu tun, meinen, mehr tun zu können und zu müssen, ist unendlich schwer aber sehr sehr wichtig. Bei einer schwerer Alkoholkrankheit vielleicht noch wichtiger. Denn grad da geht es halt auch darum, dass der Kranke selbst mitmacht, seine Krankheit als Krankheit nimmt, sich genauso aktiv an der Behandlung beteiligt wie jemand, der z.B. Krebs hat. Alles andere geht gar nicht.
Zu viel von dir, emotional genauso wie manches, was du womöglich noch meinst, für deinen Vater tun zu können, dich macht es nach und nach womöglich selber krank und ihm hilft es kaum bis gar nicht!

Achte bitte (auch) auf dich, darauf dass du bei allem auch noch selber lebst, nicht nur für deinen Vater.

Alles Liebe
hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Anne1997
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 18:40

[quote="hawi"]Deine Möglichkeiten, ihm zu helfen sind begrenzt, mindestens so begrenzt wie bei einer schweren Krebserkrankung. Allein sich das klar zu machen, das so zu sehn, sich nicht selbst als Angehöriger, Tochter, vorzuwerfen, womöglich noch zu wenig zu tun, meinen, mehr tun zu können und zu müssen, ist unendlich schwer aber sehr sehr wichtig. (...) Achte bitte (auch) auf dich, darauf dass du bei allem auch noch selber lebst, nicht nur für deinen Vater.[/quote]

[quote="Clara"]Meine Erfahrung mit Alkoholikern hat mir gezeigt, dass man ihnen nur helfen kann, wenn man sie loslässt, aufhört ihnen zu zeigen, dass man sich um sie sorgt, aufhört sie zu bemuttern oder zu beschützen.[/quote]

Hallo Honest,

eigentlich hast Du alle Antworten bereits erhalten! Und obige zwei Zitate halte ich für besonders wichtig und ebenso wie schon von einigen angemerkt, dass Du Dich um Dich sorgst, für Dich Hilfe holen kannst, in der Therapie oder sonst wo.
Ich kann nur noch etwas aus meiner Erfahrung schreiben: mein Vater hat bis heute "überlebt". Jetzt ist er um die 70 und er ist quasi unberechenbar. Selbst der Hausarzt rät, zur Not die Polizei zu rufen. Auf der anderen Seite kann er allen Menschen die heilste Welt zaubern, in der es ihm gut geht.
Habe mich oft wegen ihm sehr geschämt (er ist nicht unbekannt), konnte und kann manchmal seinen Zustand kaum aushalten.
Ja und ich habe X-Jahre damit verbracht, ihn retten zu wollen, nach einer "heilen" Familie zu suchen.
Wie Hawi schreibt ist es unendlich schwer und schmerzhaft "loszulassen", einzusehen, dass man nicht helfen kann. Ich lerne da heute immer noch dazu, gerade weil man ja die Eltern liebt und ich irgendwie eine besondere Beziehung zu meinem Vater hatte, die er auch ausgenutzt hat (habe sehr lange gebraucht, um zu begreifen, dass Alkohol wirklich ein Problem ist, obwohl er regelmäßig zu viel getrunken hat, ich wollte das teilweise gar nicht wahrhaben).
Es hilft "nur" loszulassen, sich zu distanzieren, seinen eigenen Weg zu finden und (ganz wichtig meiner Meinung nach) sich anderen anvertrauen zu können.

Es gibt viele Seiten im Internet bzw. Gruppen in Städten für Jugendliche, junge Erwachsene, die Kinder von Alkoholikern sind. Das kann helfen.

Wünsche Dir alles Gute!
Anne

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lyra
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag So., 22.11.2009, 15:52

Hallo Honest,

es gibt ein Forum in dem Du Dich speziel zum Thema Alkoholsucht austauschen kannst.
http://www.forum-alkoholiker.de/selbsth ... um-13.html

LG Neraa

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liv
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Beitrag So., 22.11.2009, 17:08

Danke Neraa,

genau DEN Vorschlag wollte ich jetzt eben auch machen .

Hi Honest,

Ich schreibe dort in diesem Selbsthilfeforum als Selbstbetroffene (trockene Alkoholikerin) mit, aber es sind auch wirklich viele Co-Abhängige und EKA (erwachsene Kinder von Alkoholikern) dort. Der Austausch ist dort über diese Themen recht intensiv.

Ich wünsche Dir, dass Du für DICH die richtigen Entscheidungen treffen kannst. Liebe Grüsse, liv

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Honest2211
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 20:27

Hallo Ihr lieben

Vielen Dank für eure Antworten. Es ist wol noch ein langer Weg, wieder zu mir zu finden aber diesen werde ich gehen. Ich danke euch einen schönen Abend noch

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Tante Käthe
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 21:42

Honest2211 hat geschrieben:Hallo,

ob es die Möglichkeit gibt, sofort wieder in die Klinik zu gehen weiß ich garnicht genau, davon ab, würde er es eh nicht machen.

Liebe Geüße
Die Klinik, in der mein Sohn war, bietet diese Notfallfürsorge an. Er hätte, bei hohem Suchtdruck sofort den Weg in die Klinik suchen können und sich dort Hilfe holen. Man hätte ihn für einige Tage dort behalten und ihm bei der Stabilisierung geholfen. Das bieten bestimmt viele Kliniken an. Aber wenn er erst einmal wieder in dem Sog drin ist - so Dein Vater - würde die Tippeltappeltour von vorne beginnen, von der Beantragung über Entgiftung bis hin zur Thera. Das waren zumindest die Erläuterungen, die es bei uns gab.

Lg Käthe
Es ist schwieriger eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom
(Albert Einstein)

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 10:02

Hi liebe User!

Ich bin hier mal reingeklickt. Normalerweise bleib' ich von solchen Threads weg. Mein Alter war nämlich ein Hardcore-Säufer und ich hab' ihn gehasst. Das ging dem Rest der Familie nicht anders. Auch Alk selber finde ich nur verabscheuungswürdig.

Und weil das alles so ist, hab' ich voll den Hass auf jeden, der an der Flasche hängt. Aber ich weiß, dass ich da einfach den Hass auf meinen Vater auf alle ausdehne, die das gleiche Problem haben wie er. Das ist nicht fair von mir, ich kann aber nicht anders, deshalb bleibe ich von diesen Leuten, diesem Thema normalerweise weg. Ich geh' nicht irgendwo auf Leute los und räch' mich für das, was er meiner Familie und mir angetan hat an anderen, die ich gar nicht kenne. Sondern ich mache einfach - normalerweise - einen Bogen um diese Leute, um das Zeug und um das ganze Thema.

Meine Idee hier für diesen Thread wäre, dass vielleicht diejenigen, die von Alk-Abhängigkeit betroffen waren, weil sie nicht selber der Abhängige waren, sondern jemanden kannten, mit ihm lebten, leben mussten, hier ihre Erfahrungen berichten können. Grund: Damit die, die konsumieren, trinken, saufen, hier nachlesen können, was das für andere bedeutet und dass sie - abgesehen von sicher selber - vor allem andere zerstören.

Warum ich so einen Thread für sinnvoll halte?

Weil die meisten Alkoholiker im Suff Dinge tun, die schrecklich sind. Wenn sie wieder nüchtern werden, haben sie Filmriß, dh vielen ist das Ausmaß ihrer alkoholbedingten Schreckensherrschaft nicht bewusst. Ein Therapeut hat das mal so beschrieben. Alkoholismus ist wie ein Orkan. Der Abhängige lebt mit seiner Droge mit relativ vielen Wohlfühlstunden, wo's ihm durch den Alk gut geht. Er ist im Inneren/dem Auge des Orkans, wo es ruhig und friedlich ist, und kriegt mangels Nüchternheit oft kaum noch was mit. Und um ihn herum rotieren die Angehörigen, Kollegen, Freunde, Verwandte bis zum Zusammenbruch und noch länger, um als Co-Abhängige mit den Folgen seiner Sucht fertig zu werden. Die haben keine Auszeiten und Wohlfühlstunden wie der Abhängige, der sich diese mit seinen Drogen verschafft, sondern leiden unaufhörlich oft Höllenqualen.

Ich fände es gut, schön und richtig, wenn sich die, die unter dem Alkoholismus von anderen zu leiden hatten hier äußern. Erstens steht auch ihnen eine Plattform zu, wo sie was sagen können. Zweitens drehen sich viele Alkoholiker nur um sich selbst, sehen nur ihre Schwierigkeiten, ihr Leid, bedauern sich ohne Ende. Dabei geht's allen außenrum hundeelend, weil einer an der Flasche hängt.

Nebenbei: Es kriegt keine Gruppe von psychisch Kranken so viel und so gute Unterstützung wie Alkoholiker. Davon können andere Patientengruppen oft nur träumen.

Wer wirklich in den Entzug geht, wird davon sehr wahrscheinlich profitieren. Die Heilungsaussichten sind recht gut.

Und noch eins, an die, die trinken:

Wer nicht aufhört oder es wenigstens versucht, der ist selber schuld. Und da hab' ich auch überhaupt kein Mitleid.

Denen, die mit so jemandem verkettet sind, kann ich nur raten, schnellstmöglichst da abzuhauen. Zum Selbstschutz. Was anderes als zu gehen, wenn jemand alkoholabhängig ist, klappt nicht und man ruiniert sich damit nur sein Leben. Und wer als Frau eines Alkoholabhängigen dort mit seinen Kindern bleibt, der ruiniert sein Leben und das seiner Kinder!

GLG

ausgefuchst

PS Wäre schön, wenn hier viele schreiben, damit mal das ans Licht kommt, was Alkoholismus wirklich ist und damit Alkoholiker wissen, was sie erwartet. Z.B. können Eltern, die gesoffen haben, nicht damit rechnen, dass Kinder dafür Verständnis aufbringen werden.

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 10:48

Hallo Honest!

Der Beitrag ist schon etwa einen Monat alt, aber ich möchte trotzdem was dazu schreiben. Das Thema ist bei mir grade so ein bisschen im Rückblick aktuell, deshalb.

Mein Vater ist auch alkoholabhängig gewesen. Ja, gewesen, weil inzwischen ist er schon lange tot. Und ich bin gottfroh, dass er in der Kiste liegt!! Der hat viel, viel zu lange gelebt!!

Du siehst, es geht mir anders als Dir. Der Unterschied zwischen uns ist, dass Du Deinen Vater halt viele Jahre als Nicht-Säufer erlebt hast. Da ist sicher viel Liebe entstanden und Du verlierst jemanden, den Du liebst, an den Alkohol. Das war bei mir nicht so. Ich kannte ihn nicht anders als voll bis obenhin, streitsüchtig, aggressiv, die Wohnung demolierend, vergewaltigend, prügelnd, tobend. Im Bestfall war er so voll, dass nix mehr ging und er gepennt hat.

Dein Vater ist jetzt schon schwer abhänig. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Du hast ihn schon an die Sucht verloren, das ist das, was passiert ist, wenn man es realistisch betrachtet.

Wenn die AA sagen, es gibt keine hoffnunglosen Fälle, dann weiß ich nicht, woher die diese Überzeugung nehmen. Mein Alter war am Ende so stark körperlich und psychisch abhängig, dass die Ärzte ihm gesagt haben, sie könnten ihm nicht zum Entzug raten, weil er die Entzugserscheinungen nicht mehr überleben würde. Irgendwann hat sich die Sucht so in den Regelkreisläufen des Gehirns und des Organismuses festgesetzt, dass es ohne Alkohol körperlich gar nicht mehr geht.

Du tust mir endlos leid, weil Dein Herz an jemandem hängt, der im Grunde schon sein Hirn und damit auch seine Fähigkeit auf Dich angemessen einzugehen, Beziehungen zu haben und zu pflegen, versoffen hat. Du rennst dem Bild nach, was Du von Deinem Dad hast, als Du klein warst. Aber Du hast nur noch einen Geist vor Dir und nicht mehr diese Person.

Ich kann Dir nur dringend raten, Dir klar zu machen, was die Realität ist und Dich soweit wie's irgendwie geht, Dich von Deinem Vater zu verabschieden, weil er Dich sonst mit kaputt macht. Du kannst Deinen Vater gerne in Erinnerung behalten, wie er mal war, und falls sich nochmal was ändern sollte (absolut unwahrscheinlich, er kann ja nicht mal mehr denken), dann kannst Du Dich ihm wieder zuwenden. Alles andere ist nicht mehr Dein Problem. Du musst ihn loslassen, als ob er gestorben wäre. Das ist er gewissermaßen auch schon, den der Mensch, den Du kanntest, der ist schon längst abgesoffen im Alk.

Tut mir leid, aber Du bist verheddert und verrannt in kindliche Gefühle von Anhänglichkeit und Du bist genauso naiv und gefährdet, Dich darin so zu verstricken, bis Du Dich darin erhängst.

Er trinkt, dann soll er es aushalten, dass es ihm mies geht. Er ist selber schuld, Du dafür nicht verantwortlich, weder für's Trinken noch für's Nicht-Aufhören.

Er säuft sich zu Tode. Du kannst daneben stehen bleiben und mit leiden. Oder gehen und frei sein und leben.

GLG

ausgefuchst

PS Helfen kann ihm keiner, nur er selber. Und Dir kann keiner helfen, ihm zu helfen, sondern auch nur Du Dir selber, indem Du es geschehen lässt und es nicht an Dich ran lässt.

Und zur Überschrift:

Der Alkohol ist nicht der Teufel. Der Alkohol ist eine Flüssigkeit, die in Flaschen abgefüllt zu kaufen ist oder die man selber brauen kann. Wenn man ihn nicht anfasst und nicht trinkt, dann kann einem der Alkohol gar nichts antun.

Der Teufel ist der, der das Zeug in sich reinschüttet, damit das Risiko eingeht, dass er abhängig wird. Und das ist verantwortungslos und jeder, der abhängig wird, hat seinen Teil dazu beigetragen!

Oder hast Du schon mal gesehen, dass irgendwo in Deutschland jemand auf offener Straße von fünf Leuten gepackt wurde, von fünf Mann mit Gewalt in eine Kneipe geschleift wurde, und man ihm dort das Zeug zwangsweise reingeschüttet hat?

Ich nicht! Jeder hat selber angefangen mit dem Trinken und abhängig wurden die, die mit Alk nicht richtig umgegangen sind. Es ist immer der fahrlässige Umgang mit dem Zeug, dass dazu führt, dass die Sucht entsteht. Es gibt keine Sucht, ohne vorherigen Konsum! So einfach ist das. Mitleid ist da fehl am Platz.

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Eve...
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 11:34

Mit dem Satz: "Es gibt keine hoffnungslosen Fälle" wollen die AA lediglich ausdrücken, dass auch Menschen, denen man es nie zugetraut hätte, es schaffen, aufzuhören mit dem Trinken.

Soviel Hass und Bitterkeit oben drüber... verständlich, aber traurig.

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