Schwindel bzw. Dissoziation in Therapiestunde?

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Sträubi
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Schwindel bzw. Dissoziation in Therapiestunde?

Beitrag Do., 12.11.2009, 11:24

Hallo alle zusammen, ich lese hier schon eine Weile mit, und habe jetzt auch mal eine Frage.

Kurz zu mir, ich bin w, 26, und leide seit 5 Jahren an einer Panikstörung, die bisher medikamentös in den Griff zu bekommen war. Jetzt mache ich eine TP Therapie, da ich eine sehr miese Kindheit hatte.

In der ersten Therapiestunde wurde mir klar, dass ich mich ja eigtl. garnicht wirklich kenne, bzw. meine Gefühlszustände.
In der 2. Stunde wurde mir im Gespräch schwindelig (es ging schon um meine traumatische Kindheit).

Heute, in der 3. Stunde, ging es um ein Thema, das ich kenne und mich auch schon vorher damit beschäftigt habe, aber heute hat er es auf mich bezogen (Thema masochismus und wie es sich entwickelt etc.)

Dabei fing es an, dass ich irgendwie meine Beine nicht mehr gespürt habe, ich musste sie dauernd bewegen um sicherzugehen dass sie noch da sind. Nach kurzer Zeit wurde mir schwindelig und es fühlte sich an als "kippe ich nach hinten weg" und alles fühlte sich total komisch an, auf einmal war seine Stimme ganz weit weg und meine Proportionen veränderten sich gefühlsmässig, total *strange* und komisch. Bekam auch sowas wie eine Panikattacke dadurch und war völlig neben mir.

Ich habe es ihm direkt gesagt, und er meinte ich "dissoziiere" (???)
Hat mir dann ne Wärmflasche geholt, Minzöl aufgetupft, ne Entspannungsreise gemacht. Es wurde erst besser als ich ne Beruhigungstablette bekommen habe.

Jetzt meine Frage: Was meinte mein T. mit dem "dissoziieren"? Sind solche Gefühle normal? Ich hab jetzt total angst, dass ich jedesmal in so nen unwirklichen Zustand komme, wenns n bisschen an mein inneres geht. Wir waren ja noch nichtmal richtig dran, es ging nur um verhaltensweisen die man an den Tag legt, wenn man als Kind z.b. viel geschlagen und misshandelt wird. Doch eigtl. wusste ich das ja schon vorher dass es da Zusammenhänge gibt, wie kann dann sowas komisches ausgelöst werden nur durch ein Gespräch mit dem Therapeuten?

Hoffe es kann mir jemand was dazu beitragen, vllt ging es ja mal jemandem ähnlich. Ich will ungern die Thera abbrechen, da ich dringend eine machen sollte (obwohl ich eine riesige, unbändige Angst vor dem habe, was da in mir ist bzw. hinausdrängt..) Möchte einfach nur hören, dass sowas nicht nur ich habe, und dass es in einem gewissen Rahmen "normal" ist, sowas in der Therapiestunde zu empfinden.

ganz viele liebe Grüsse
das Sträubi

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MrN
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Beitrag Do., 12.11.2009, 12:40

Hi Sträubi,
wilkommen und schön, daß Du nachfragst.

Was Du erlebt hast ist ok - auch, daß es Dir zuerst einmal Angst macht.
Nimm es als Zeichen, daß Deine Therapie wirksam ist. Und wenn Du mit der Zeit merkst, daß es wieder besser wird, dann kannst Du daran auch den Erfolg sehen.

Mir ist es auch so gegangen, daß ich bis vor ca. 1/2 Jahr gar nicht gewußt habe, was das ist.
Dabei mußte ich dann erkennen, daß ich tatsächlich sehr häufig und auch schon sehr lange dissoziiere.
Das kann im Alltag schon ziemlich lästig sein...

Nun ja, ich denke mal, daß das Empfinden dabei individuell sehr unterschiedlich ist. Aber vorletzte Woche ist es mir nach der Therapie ähnlich gegangen, wie Du es beschreibst:
Die Therapeutin sagte mir, daß sie in meiner Beziehung zu meinem Opa einen Knackpunkt sieht. Damit begann ein heftiger innerer Widerstreit. Als ich am kommenden Morgen aufgewacht bin, da hatte ich das Gefühl, mein Kopf wäre schief aufgesetzt. Eine Hälfte fühlte sich völlig hohl und taub an. Es gab da ein paar Gedanken, die ich einfach nicht zu Ende denken konnte. Dieser Gedächtnisbereich fühlte sich an wie Watte aus Blei. Das war entsetzlich, aber doch auch gut - schließlich hatte ich vorher gar nicht gewußt, daß es da Dinge in meinem Leben gibt, die so undenkbar sind, daß ich da gar keinen bewußten Zugang mehr dazu habe.

Mal noch zur Erläuterung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziation_(Psychologie)

Das ist zwar nicht sehr einfühlsam geschrieben, gibt aber einen guten Überblick über die Phänomene, welchen man begegnen kann, wenn man dissoziiert.

LG
MrN

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Honest2211
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Beitrag Di., 17.11.2009, 20:29

Hallo Sträubi=)

Um ehrlich zu sein bin ich ein bisschen erleichtert, da ich dachte nur ich hätte sowas komisches. Ich kenne das Gefühl sehr gut. Bei mir tritt es immer auf wenn wir an einer unangenehmen Sache schauen und die Hintergründe erforschen. Beim ersten mal hat meine Therapeutin eine Art Traumreise gemacht, wo es darum ging, in sich zu schauen. Ich saß dort auf sem Stuhl und dachte ich würde jeden Moment vorne rüber kippen und ohnmächtig werden. Meine Finger kribbelten und mir war sooo schlecht. Das war nicht schön. Jetzt passiert es ab und zu immer noch dass mir schlecht wird und das Gefühl habe um zu kippen. Aber ich habe gemerkt, dass es ...nur... ein Gefühl ist und ich das durchstehen kann wenn ich mich nicht dagegen währe. Nach einer Weile geht es weg aber Angst macht das allemal. Ich wünsche dir noch ganz viel Kraft Liebe Grüße Honest

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Wildkatze
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Beitrag Mi., 18.11.2009, 00:02

Liebe Sträubi,
Sträubi hat geschrieben:Nach kurzer Zeit wurde mir schwindelig und es fühlte sich an als "kippe ich nach hinten weg" und alles fühlte sich total komisch an, auf einmal war seine Stimme ganz weit weg und meine Proportionen veränderten sich gefühlsmässig, total *strange* und komisch
Ich kenne das auch, dass ich mich plötzlich in der Therapie ganz komisch fühle.

Dann habe ich das Gefühl, als wenn ich gleich in Ohnmacht falle. Ich fühle mich dann auch so, als kippte ich nach hinten weg. Ich bin dann immer froh, dass ich sitze und denke, wenn ich in dem Moment stehen würde, dann würde ich ganz bestimmt umkippen.

Ich habe dann das Gefühl, als wenn nicht ich es bin, die gerade redet, sondern jemand anders. Ich höre meine Stimme dann sozusagen von außen. Meine Stimme hört sich dann so leiernd an. Ich kann es kaum ertragen, mir zuzuhören. Irgendwie höre ich mich langweilig und quälend an. Ich komme mir vor, als würde ich jemandem zuhören, der andere unglaublich auf die Nerven geht. Dann kommt wieder die Angst, dass meine Thera von meiner Art genervt und gelangweilt sein könnte.
Dann gibt es aber auch wieder Situationen, in denen ich mich wundere, wie scharfsinnig, präzise und interessant ich reden kann.

Manchmal habe ich das Gefühl, als wenn ich für Sekundenbruchteile "weg" war.
Dann verändert sich mein Gehör so komisch. Als hätte ich einen Hörsturz.
Ich denke dann, dass ich nicht weitersprechen kann, werde unkonzentriert, versuche, mir nichts anmerken zu lassen, kämpfe dafür, nicht wegzukippen.

In letzter Zeit hatte ich das Gefühl, wenn ich mich zu Anfang der Stunde hinsetzte, als wenn der Raum sich verändert hat. Das Licht ist plötzlich so anders, alles wirkt so fremd.

Ich kenne diese Gefühle auch aus Alltagssituationen. Aber während der Therapiestunde fällt es mir besonders auf; es stört mich besonders.

Diese Dissoziationen passieren in der Thera nicht in extremen Stresssituationen, sondern dann, wenn das Gespräch scheinbar "normal" verläuft. Sie kommen ganz plötzlich. Manchmal geht es von alleine weg, manchmal dauern sie die ganze restliche Stunde an.
Es passiert mitten in der Stunde, nicht gleich am Anfang. Außer dieses Gefühl, dass der Raum sich verändert hat, das ist am Anfang.

Ich gehe nie hungrig oder durstig zur Therapie.
Ich esse vorher immer besonders sorgfältig und trinke kurz vor der Stunde immer noch viel Wasser. Um dem ganzen wenigstens etwas vorzubeugen.
Das hilft schon eine Menge.
Für mich ist das ein Zeichen, dass sich etwas in mir bewegt, aber die Plötzlichkeit und das nicht zu kontrollierende an diesen Zuständen machen mir immer wieder Angst.

Meine Thera weiß, dass ich dissoziiere, auch in der Stunde, aber von diesen akuten Situationen habe ich mir nichts anmerken lassen.
Ob meine Thera wirklich nichts bemerkt?

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Zauberstaub
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 01:05

Merken es Therapeuten immer wenn man dissoziiert?
Viele Grüße

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Hamna
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 02:19

Zauberstaub hat geschrieben:Merken es Therapeuten immer wenn man dissoziiert?
Seitdem ich es meinem Therapeuten gesagt habe, dass ich in der Thera-Stunde auch öfter dissoziiere, merkt er es (fast) jedesmal und holt mich dann zurück.

Bei mir ist es nur dieser Trance-Zustand, ich gleite geistig weg ohne es zu merken. Manchmal merke ich es auch, aber wenn er nicht diesen Satz sagt, um mich zurückzuholen, dauert der Zustand schon mal mehrere Minuten an, bevor ich mich selbst zurückholen kann.

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Zauberstaub
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 23:05

Rilke hat geschrieben:
wenn er nicht diesen Satz sagt, um mich zurückzuholen
Was sagt er? Bzw. wie holt er dich zurück?
Viele Grüße

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Hamna
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 23:19

Zauberstaub hat geschrieben:
Rilke hat geschrieben:
wenn er nicht diesen Satz sagt, um mich zurückzuholen
Was sagt er? Bzw. wie holt er dich zurück?
Er sagt: "Bleiben Sie bei mir!"

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Zauberstaub
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 23:34

Weißt du woran es bei dir liegt, dass du in der Therapiestunde dissoziierst?

Ich habe es meinem Thera noch nicht gesagt, dass ich dissoziiere. Weiß deswegen auch nicht ob er das gemerkt hat.
Ich konnte es bei mir noch nicht rausfinden ob es am Thema liegt, worüber wir sprechen, oder ob es Stress ist, den ich verdränge oder doch etwas anderes.
Viele Grüße

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Hamna
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Beitrag Fr., 20.11.2009, 23:41

Also, ich dissoziiere bei unbequemen Fragen oder wenn er zu lange redet.
Bei den unbequemen Fragen fängt es eigentlich so an, dass ich entweder erstmal versuche, über eine Antwort nachzudenken und dann aber komplett "verloren gehe", oder ich flüchte sofort, weil ich mich nicht mit der Frage auseinandersetzen mag.

Wenn er zu lange redet, kann ich mich nicht darauf konzentrieren, ihm zuzuhören, und dann gleite ich praktisch aus dem Fenster. Das sind so die Momente, wo er es nicht immer merkt und ich mich dann nach einigen Minuten selbst wieder zurückholen kann. Wenn ich dann merke, dass er immer noch redet, unterbreche ich ihn dann aber auch oft.

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Zauberstaub
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 01:22

Ja, wenn ich jetzt so nachdenke, dann passiert es mir auch sehr oft wenn jemand (egal wer) etwas erzählt, dann schalte ich irgendwann ab und bin kurz weg. Wenn ich wieder da bin, hoffe ich, dass man mich jetzt nicht irgendwas fragt weil mir ein Stück fehlt, von dem was er gesagt hat. Ich gebe mir Mühe, dass es nicht passiert aber ich kann es nicht kontrollieren.
Viele Grüße

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Hamna
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 02:15

Zauberstaub hat geschrieben:Ja, wenn ich jetzt so nachdenke, dann passiert es mir auch sehr oft wenn jemand (egal wer) etwas erzählt, dann schalte ich irgendwann ab und bin kurz weg. Wenn ich wieder da bin, hoffe ich, dass man mich jetzt nicht irgendwas fragt weil mir ein Stück fehlt, von dem was er gesagt hat. Ich gebe mir Mühe, dass es nicht passiert aber ich kann es nicht kontrollieren.
Entscheidend ist aber wohl, ob du dann deinen eigenen Gedanken nachhängst, anfängst zu träumen oder so.
Bei mir ist es wirklich so, dass ich überhaupt keine Gedanken habe dann, und dass ich einfach im Nirgendwo verschwinde für kurze Zeit.

Dadurch wurde ich überhaupt erst auf das Problem aufmerksam, weil ich normalerweise ständig irgendwelche Gedanken im Kopf hin- und herwälze. Dieses völlig ohne Gedanken sein, war mir so fremd, das war nicht mehr ich, darum wurde ich überhaupt darauf aufmerksam.

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Zauberstaub
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 03:51

Es hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber ich weiß dann meistens nicht ob ich was gedacht hab oder nicht weil ich mich sofort wieder auf das konzentriere, was der andere erzählt, damit er nicht merkt, dass ich "weg" war. Ich kann mich dann gar nicht mehr erinnern ob ich an etwas anderes gedacht habe.
Viele Grüße

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gaate
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 11:42

Bei mir ist es genau umgekehrt wie bei euch, Zauberstaub und Rilke, ich bin in den Gesprächspausen manchmal kurz weg. Mir ist es auch aufgefallen, als ich feststellte, dass ich in dieser Zeit überhaupt nichts gedacht habe. Ich habe erst etwas gedacht und dann war ich plötzlich weg. Ich habe es meiner Therapeutin mehrmals gesagt, dass das in den Gesprächspausen passiert und ich habe den Eindruck, dass sie jetzt versucht die Pausen nicht so lang werden zu lassen.

Ich glaube sie merkt es aber nicht, wenn ich kurz weg bin. Es passiert auch nicht so oft. Einmal habe ich sie angesehen und war dann kurz weg. Ich bin erst wieder zu mir gekommen als sie sagte, Sie gucken so. Wir haben dann aber nicht darüber gesprochen warum ich so geguckt habe.

Wenn sie länger redet, was nicht so oft vorkommt, dann schweife ich auch ab. Aber da hänge ich dann anderen Gedanken nach, bzw. betrachte intensiv die Möbelstücke und mache mir Gedanken dazu. Ich vermute, ich möchte dann nicht hören was sie in dem Moment sagt. Ich habe es aber noch nicht geschafft ihr das mal zu sagen, wenn ich die Möbelstücke interessanter finde als das was sie sagt.

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Zauberstaub
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 17:48

Passiert dir das nur in der Therapiestunde oder auch privat?
Viele Grüße

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