Bin sehr erschöpft...

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Kelpie
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Bin sehr erschöpft...

Beitrag Mi., 11.11.2009, 11:08

Ach was soll ich nur tun...

Ich wollte immer einen naturnahen Beruf. Habe mich deshalb trotz einer schweren chronischen Lungenkrankheit durch die AHS gekämpft und dann Botanik studiert. "Gekämpft" deshalb, weil ich sehr viele Fehlstunden hatte. Ich hatte immer gute Noten, aber das hat mich auch viel Willen und Kampfgeist gekostet. Noch in der Schule haben die Lehrer allerdings gesgt, dass ich später schwer einen Job finden werde.

Sie behielten Recht. Sieben Jahre bin ich jetzt Magistra und hatte nie eine meiner Ausbildung entsprechende Stelle. Ich schlage mich mit den unmöglichsten Jobs durch. Ich weiß ja, es ist nicht meine Schuld, sondern die Zeit ist schlecht, Finanzkrise und so. In dem Callcenter, wo ich jetzt arbeite, sitzen genug Akademiker, die genau so lange nichts gefunden haben.

Aber mir ist trotzdem, als ob man mir den Boden weggezogen hätte und als ob ich immer tiefer fallen würde. All die Jahre der Mühe umsonst. Ich bin nicht so belastbar wie andere - schweres Asthma, schwere Allergien, geschädigte Knie, Bandscheibenprobleme, von den Medikamenten (Cortison) schlechte Knorpel und Arthrose, sowie eine arge Neigung zu Migräne. Ich bekomme jede Erkältung und Vorbeugung ist kaum möglich. Sogar beim Schweinegrippe-Impfen hat mich die Ärztin weggeschickt, weil ihr die Impfung zu riskant erschien bei so starken Allergieproblemen.

Früher hatte ich die Kraft und den Willen, allen zu zeigen, dass ich dasselbe oder mehr leisten kann wie sie. Ich habe erfolgreich Leistungssport gemacht (Bogensport), ich bin neben dem Studium voll arbeiten gegangen. Aber alles mit der Hoffnung, dass ich es mir irgendwann richten kann und dass ich dann ein ruhigeres Leben haben darf mit einem ausreichenden Einkommen (Luxus brauch ich nicht.) und meinen geliebten Pflanzen und Tieren ständig um mich.

Ich denke an die Selbstständigkeit. Es wäre sicher das beste, da könnte ich mir den Arbeitsplatz doch am besten nach meinen Bedürfnissen gestalten. Auch bei einer Beratung für chronisch kranke Arbeitnehmer hat man mir geagt, ich müsste mir die Arbeit selber schaffen.
Finanzielle Reserven hätte ich, müsste halt meinen Garten verkaufen. Ich studiere auch ergänzend weiter und schreibe Diss, um nicht den Anschluß zu verlieren. Ich hab mich für ein Handwerk interessiert und bin gut genug geworden, dass ich es gewerblich ausüben dürfte. Ins Kunsthandwerk würde ich sehr, sehr gern gehen.

Aber ich habe jedes Selbstvertrauen verloren. Ich glaube nicht mehr, dass ich es schaffen kann. Wahrscheinlich bin ich nicht stark genug, um mich gegen andere durchzusetzen. Bin ich ja nicht mal am normalen Arbeitsmarkt, wie soll ich dann erst allein durchkommen. Rede ich mit jemanden über meine Ideen, werde ich auch meistens belächelt, also sind sie vermutlich wirklich blöd. Aber es wäre halt das, wo ich in meinem Leben noch Sinn sehen würde.

Ich habe starke Angstanfälle in fast jeder Nacht und fühle mich alt und kraftlos. Ich bin ständig müde Eigentlich lebe ich nur mehr für meinen Hund und ich will nicht mehr weiterleben, wenn er mich in ein, zwei Jahren verläßt. Ich will endlich Ruhe haben.

Ich habe die Diagnose Burn-Out bekommen. Die Psychlogin sagte, das hätte sich ein Leben lang angebahnt. Ich weiß nicht, ob ich wieder Kraft bekommen kann. Therapie mache ich keine, weil da muss man doch zumindest ein bisschen was bezahlen und es ist mir so peinlich, dass ich mir 15 Euro für so eine Gesprächsstunde eigentlich nicht leisten kann mit meinem derzeitigen Einkommen. (Unter 700 Euro.)

Seit zwei Tagen bin ich ganz down. Heute habe ich mich krank gemeldet... fühl mich auch so... ich werde weit spazieren gehen, weil mir nach Weglaufen ist.

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Eve...
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Beitrag Mi., 11.11.2009, 12:32

Hallo!

Zunächst einmal: Gratuliere zu dem, was Du alles schon geschafft hast!
All die Jahre der Mühe umsonst
Nein, das würde ich nicht so sehen an Deiner Stelle. Du hast das für DICH doch immerhin erreicht, hast Deinen Abschluss, auch wenn die Zeiten schwer sind und Du keinen Traumjob findest. Und Du hast damit mehr als andere errungen! (Ich hätte mir mein Leben lang so etwas gewünscht.)

Irgendwo in Dir muss es eine veschüttete Stahlsaite geben ...

Wie sieht es aus mit einer Kur? Du wärest dafür geradezu prädestiniert, finde ich; vielleicht sogar in einer psychosomatischen Klinik. Etwas Abstand und dazu Gruppengespräche und eine Kräftigung bezüglich Deiner Krankheit - also, ich würde mich intensiv darum bemühen. Du wirst einen völlig anderen Blick erhalten!

Danach - mit frischen Kräften - fänd ich die Idee der Selbständigkeit umzusetzen für Dich super.

LG Eve

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