Wie komme ich an Depressiven heran?

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dunja
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Wie komme ich an Depressiven heran?

Beitrag Fr., 23.10.2009, 17:01

Hallo,

ich habe eine Bekannte (Kollegin), von der ich denke, daß sie depressiv ist (Schlafstörungen, kaum bis gar nichts essen, keine Kontakte, extreme Antriebslosigkeit), allerdings habe ich Idiot auch so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann - und das, obwohl ich selber lange genug wegen Depressionen in Therapie bin, wobei es mir aber die letzten drei Jahre ganz gut ging, und meine Kollegin mir den Eindruck vermittelt, dort zu stehen, wo ich ganz am Anfang war (kurz vorm Suizid).

Vor zwei Wochen sagte sie, daß sie ein familiäres Problem habe, aber nicht drüber reden könne. Ich habe ihr mein Ohr angeboten, weil ich weiß, daß sie keine Kontakte und sonst nur drei Familienmitglieder hat.

Zwei Tage später erzählte sie mir, daß sie kaum noch essen würde, seit dieses besagte Problem da sei. Ich habe ihr dann gesagt, daß sie unbedingt mit jmd. reden - nicht unbedingt mit mir - sollte, um sich zu erleichtern. Daraufhin meinte sie, daß es niemanden gäbe, dem sie das erzählen würde und höchstens ich infrage käme. Ich habe noch zweimal die Tage darauf gesagt, daß sie es sich vielleicht mal überlegen sollte (weil sie wieder erzählte, daß sie nicht esse), und ich glaube, beim letzten mal war sie auch schon etwas genervt.

Dann kam meine dämlichste Idee. Am folgenden Wochenende schrieb ich ihr eine SMS, ob wir zu Ablenkung mal was unternehmen wollen (wir haben zwar mal privatere Gespräche gehabt, aber dann in einer ruhigeren Ecke auf der Arbeit, sonst keine Verabredungen). Sie reagierte nicht darauf, ging aber montags etwas auf Distanz, auch wenn wir noch normalen Umgang hatten. Als wir nach Feierabend auf unseren Bus gewartet haben, war ich so frustriert aus Sorge, daß ich ihr schließlich gesagt habe, daß ich das Gefühl hätte, das alles falsch wäre, was ich mache.

Seit diesem Di. ist sie mir dann komplett aus dem Weg gegangen (dazu muß man sagen, daß wir eine gemeinsame Tischgruppe in der Mittagspause haben und uns sonst mal dann und wann an der Haltestelle treffen, aber wir arbeiten nicht zusammen und sehen uns nicht den halben Tag) - kein Wunder, so blöd, wie ich bin. An der Haltestelle grüßte sie zwar z.B. und stellte sich (entfernt) neben mich, zeigte mir aber durch eben den Abstand oder später im Bus selbst, daß sie Distanz und keinen Kontakt möchte, aber andererseits achtete sie beim Verlassen des Busses schon darauf, mich dann doch nicht zu ignorieren.

Jetzt hat sie zwei Wochen Urlaub und mir als Wink mit dem Zaunpfahl (aber ohne mich zu erwähnen) zu verstehen gegeben, daß sie telefonisch nicht erreichbar sei, weil sie nur Ruhe wollte = ich brauche mich nicht melden.

Ich werde mich also in der Zeit auch nicht bei ihr melden, aber ich frage mich, was ich jetzt überhaupt noch machen kann, wenn sie wiederkommt. Ich glaube, ich war von den drei Familienmitgliedern der einzige Mensch, den sie überhaupt mal in letzter Zeit (wahrscheinlich vielen Jahren) an sich herangelassen hat, und ich glaube auch, daß der Bruch erst nach der SMS mit dem Treffen und dem Gespräch danach kam (in dem ich sage, daß ich alles falsch mache) - davor schien sie eher etwas erleichtert zu sein, daß ich mich etwas um sie kümmere, auch wenn ich genervt haben mag.

Das Schlimme ist, daß sie weiterhin kaum/nichts essen wird, ihr Familienproblem scheinbar auf absehbare Zeit nicht lösbar ist, sie meiner Beobachtung nach immer weiter in das schwarze Loch hineinrennt und ich sie kurz vorm Suizid sehe - spätestens Anfang nächsten Jahres, falls sie ihren Job verlieren sollte (bei uns in der firma gibt es "Umstrukturierungen", bei der jede Menge auf der Strecke bleiben werden), weil ihr Job noch der einzige Kontakt mit der Außenwelt ist, sie viel zu antriebslos und mutlos für Bewerbungen ist und davon abgesehen auch schon anfang 50, was die Jobsuche ja nicht gerade erleichtert.

Ist schon toll, wie leicht ich mir in der zweiten Woche alles kaputtgemacht habe, was ich in der ersten noch bei ihr erreicht habe... Und falls es nicht rüberkam, ich sterbe vor Sorgen, ich will unbedingt für sie da sein (ist wohl das Problem, sonst wäre ich ja geduldiger...) und ich bin auch bereit, über meinen Schatten zu springen, wenn ich nur wüßte, wie ich überhaupt erstmal wieder ein normales Verhältnis zu ihr bekomme.

Wäre für Antworten sehr dankbar.

LG,
Dunja

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candle
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag Fr., 23.10.2009, 17:31

Hallo dunja!

Ich möchte Dir sagen, dass Du rein gar nichts falsch gemacht hast.

Da Du Dich selber ja mit Depressionen auskennst, kannst Du Dich vielleicht etwas in Deine Kollegin reinversetzen. Man kann sich oft nicht anvertrauen aus verschiedenen Gründen. Beziehe ihr Verhalten nicht auf Dich!!! Sonst verrennst Du Dich da.

Das einzige, was Du tun kannst, ist warten. Und wenn sie wieder zurück ist einfach freundlich und offen entgegentreten.

Eines frage ich mich noch: Wieso setzt Du diese starken Bemühungen in diese Kollegin?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Xanny
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 36
Beiträge: 1063

Beitrag Di., 27.10.2009, 07:45

Ich glaube auch, dass Du nichts falsch gemacht hast. Du hast ihr ein Ohr angeboten und sie fühlte sich wahrscheinlich bedrängt. Das kenne ich von mir auch so. Wenn mir jemand sagt, er macht sich Sorgen um mich, dann ist das für mich wie eine Bedrohung und ich möchte am Liebsten mich umdrehen und die Person nie wieder sehen.
Gib Deiner Kollegin Zeit. Sie wird wissen, dass Du nach wie vor für sie da sein könntest.
Und da Du ja nicht weißt, um was für ein Problem es sich bei ihr handelt, kann man hier nur spekulieren.
Ich würde wenn der Urlaub zu Ende ist, einfach nett und freunlich mit ihr umgehen.
Und mach Dir nicht zuviele Gedanken! Das Du Dir Sorgen machst, verstehe ich, aber, wie candle schon sagte:verrenn Dich da nicht.

LG Xanny
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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