Angst vor Konflikten

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Fear_76
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Angst vor Konflikten

Beitrag Mo., 19.10.2009, 19:00

Hallo zusammen,

ich leide unter einer Angst vor Konflikten und möchte fragen ob es noch mehr Leute gibt, die eine ähnliche Angst haben und/oder Erfahrungen haben wie man mit einer solchen Angst umgeht.

Meine Angst macht sich immer bemerkbar, wenn ein Interessenkonflikt ansteht. Sie ist stärker, wenn mir die andere Person wichtig ist (Partnerin, Chef, wichtiger Freund,...), als wenn mir die andere Person nicht so viel bedeutet. Mit meiner Ex-Freundin hatte ich mehrere Konflikte, die mich jedesmal regelrecht in Panik versetzt haben. Ich konnte es überhaupt nicht ertragen, wenn sie böse auf mich war. Und ich habe sehr vieles getan nur um Konflikte zu vermeiden. Ich habe oft nicht meine richtige Meinung vertreten und ich habe oft auf die Erfüllung meiner Wünsche verzichtet, nur um ja keinen Konflikt zu riskieren. Letztlich war diese Angst auch eine Ursache für das Scheitern meiner Beziehung.

Vielleicht kommt meine Angst daher, dass ich als Kind und Jugendlicher Konflikte als etwas sehr bedrohliches erlebt habe. Meine Mutter hat mich geschlagen und gedemütigt, bei Konflikten hatte ich nie eine Chance etwas in meinem Willen zu erreichen. In der Schulzeit habe ich in Konflikten leider auch Erfahrungen mit Mobbing, Hänselein und Außenseitertum machen müssen.

Unabhängig von meiner Vergangenheit, beeinträchtigt diese Angst mein Leben ziemlich stark. Das kann so nicht weitergehen, ich möchte gerne etwas gegen diese Angst unternehmen! Was kann ich tun? Könnt ihr mir Rat geben?

LG,
Fear

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Elisad
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Beitrag Mo., 19.10.2009, 20:35

Hallo, ich kann dich sehr gut verstehen!! Ich neigte selbst immer wieder dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen, aber ich habe daraus gelernt!
Noch viel stärker habe ich das bei meiner Kollegin beobachtet, was bei ihr letztendlich nahezu zu einer Erschöpfungsdepression führte.
Ein paar Beispiele: in der Firma alles selber machen, andere auf ihren Aufgabenbereich nicht aufmerksam machen, immer schön friedlich bleiben- jedoch auf Kosten der eigenen Psyche; immer gut dastehen wollen, perfekt sein wollen;
zu Hause in der Familie: alleinige Verantwortung für die Kinder tragen, den Mann seinen eigenen Weg gehen lassen, sich lieber alles aufhalsen lassen als zu delegieren
in der Beziehung: immer Rücksicht nehmen aus Angst den Partner zu verlieren...
Oja, ich konnte sie sehr gut verstehen!!
Doch bei diesem Spiel gibt es immer nur einen Verlierer: man selbst ist der Verlierer! Der Preis ist zu hoch!!

Ich glaube sehr wohl, dass die Erfahrungen aus der Kindheit dabei eine sehr große Rolle spielen.
Ich glaube, dass diese Angst auf einem mangelnden Selbstvertrauen basiert. Es ist an der Zeit umzudenken!!
Es ist an der Zeit, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen.
Man muß sein Leben in die Hand nehmen- wir leben nur ein einziges Mal und nichts und niemand ist es wert, dass wir uns anpassen oder aufopfern.
Es ist sicher nicht einfach seine Grundeinstellung zu ändern, aber es ist wichtig zu erkennen, dass man selbst das Wichtigste im Leben ist.
Ich muß niemandem beweisen wie "brav" ich bin, ich muß nicht jede Meinung teilen, ich darf eine eigene Persönlichkeit entwickeln- einen gesunden Egoismus!
Ich möchte dir gerne ein Buch empfehlen: " Lebe wild und unersättlich"- habe es leider nicht bei der Hand, weil ich es meiner Schwester beliehen habe. Ich habe es auch meiner Kollegin geschenkt- sie war sehr begeistert!!
Ich stehe für weitere Anregungen gerne zur Verfügung!!

Alles Liebe

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Dakota
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Beitrag Di., 20.10.2009, 14:24

Oooh...ja, die Angst vor Konflikten !!
Das kenne ich auch nur zu gut !!
Ich bin ständig bemüht es allen recht zu machen, bloss nirgendwo anecken, denn ich habe eine wahnsinns Angst davor nicht mehr gemocht oder verlassen zu werden !
Dieses Schema zieht sich durch mein ganzes Leben und erst jetzt durch die Therapie wurde mir bewusst wie mich dieses Vermeidungsverhalten beeinflusst, wie anstrengend alles für mich ist.
Ich lerne in der Therapie langsam, dass es okay ist, wenn ich mal meine Meinung sage oder eine Kränkung anspreche. Ich lerne, dass es es nicht gleich das Ende der Beziehung bedeutet, sondern im Gegenteil, dass die Beziehung (in dem Fall zu meinem Therapeuten) noch gestärkt wird.
Die therapeutische Beziehung dient mir hier als "Übungsfeld" für draussen und auch da klappt es so langsam immer besser, dass ich mich nicht so sehr hinter meiner Maske verstecke. Es ist ein langer Prozess, aber ich glaube es ist möglich mit mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen durch's Leben zu gehen. Das muss man eben in kleinen Schritten üben. Und ich werde fleissig weiter üben....

Fear_76, bist Du denn in Therapie ?? Ich denke das wäre der beste Schritt die Sache anzugehen. Ich weiss nur zu gut, wie sehr einen diese Konflikt-Angst im Leben beeinträchtigen kann. Mir geht es ja genauso und ich merke wie ich darunter leide immer zurückzustecken um bloss den Frieden zu bewahren und in einem guten Licht da zu stehen.

Dakota

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madame_grinsekatze
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Beitrag Di., 20.10.2009, 14:38

ich kann mich da gleich dazu gesellen.

auch ich vermeide konflikte nur zuuu gerne. am besten everbody´s darling sein, sozusagen.

bei liegt es auf jeden fall in der kindheit begraben. dadurch bin ich in der therapie drauf gekommen. und die therapie hilft mir auch unheimlich dabei, endlich mal zu sagen was ich will und meine meinung zu vertreten.

es wird zwar sicherlich noch eine weile dauern aber es ist zu schaffen. man muss einfach umdenken.
und jeder hat ein recht darauf so zu sein wie er ist.

also ich glaube auch das eine verhaltenstherapie ein richter schritt in die richtige richtung wäre. ich glaube nicht das man alleine alle seine falschen denkmuster/handlungen durchbrechen kann.
oder besser gesagt, ich hätte es nicht geschafft ohne therapie.

und ich trau mich auch zu behaupten, das meine depression zum teil davon ist, das ich nicht autonom bin

lg
grinsekatze

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Fear_76
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Beitrag Di., 20.10.2009, 20:19

Hallo,

ja mir ging es auch schon einmal so, dass ich eine Erschöpfungsdepression hatte, weil ich es allen immer recht machen wollte. Damals bin ich jedoch aus meiner Beziehung geflohen, anstatt mein Problem zu lösen. Ich hatte einfach panische Angst davor die bestehenden Konflikte offen auszutragen.

Inzwischen habe ich jedoch gemerkt, dass ich nicht immer davon laufen und allen Konflikten aus dem Weg gehen kann. Jetzt ist die Zeit gekommen, wo ich mich dem Problem stellen muß und auch stellen will.

Elisad - danke für Deinen Literaturtipp. Ist das Buch "Lebe wild und unersättlich" eher für Frauen geschrieben oder ist es auch für Männer (wie mich) geeignet? In einer Buchkritik hatte ich gelesen, dass es sich hauptsächlich an Frauen richtet.

Mir ist erst vor kurzem, durch einige heftige Erfahrungen, klar geworden wie sehr mich Konflikte ängstigen können. Und erst jetzt begreife ich wie sehr der Wunsch Konflikten aus dem Weg zu gehen mein Leben beeinflußt hat. Die Vorstellung das andere Menschen Konflikte nicht so negativ sehen wie ich ist mir ziemlich neu - aber es ist für mich eine sehr wichtige Erfahrung.

Nein - ich bin nicht in einer Therapie. Ich denke aber, dass ich mich darum bemühen werde. Ich denke, dass dieses Thema für mich sehr wichtig ist. Ich sehe darin auch eine Chance etwas wichtiges für mein ganzes weiteres Leben zu lernen.

Könntet ihr mir bitte etwas konkreter schildern wie so eine Verhaltenstherapie abläuft? Was macht ihr ganz konkret, um besser mit dieser Angst vor Konflikten umzugehen? Das würde mich schon sehr interessieren.

Liebe Grüße,
Fear_76

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madame_grinsekatze
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Beitrag Mi., 21.10.2009, 07:58

hallo fear!

ja, auch bei mir ist es so, dass mich dieses "konflikte aus dem weg gehen" enorm in meinem leben beinflusst, im negativen sinn

aber zumindest habe ich schon mal erkannt, dass wenn man einen konflikt mit jemanden hat, dieser einem nicht gleich komplett ablehnt (die angst hatte ich immer). also in kleinen schritten lernt man damit umzugehen.

ich finde es toll, das du erkannt hast, das du nicht immer davonlaufen kannst und dich den dingen stellen willst. und eine therapie ist da sicherlich das richtige!

ich kann zwar von mir behaupten, dass es zeitweise ein harter steiniger weg ist, aber es zahlt sich auf jedenfall aus. um endlich ein leben zu haben wo man selbst das ruder in die hand nimmt.

anbei ein link, wo die verhaltenstherapie sehr gut beschrieben ist:
http://www.oegvt.at/default.aspx?id=2

also bei mir ist es so, das meine therapeutin mit mir schaut woher meine ängste kommen und das man diese eben dann löst. man muss halt an sich arbeiten und das ist wirklich harte arbeit.

achja, das buch "lebe wild und unersättlich" habe ich ebenfalls zu hause, doch es geht dort wirklich mehr um frauen.

lg
grinsekatze

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DruidevonTintagel
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Beitrag Fr., 30.10.2009, 13:19

Was auch immer passiert, ich werde es schaffen. Ich fühle mich stark.
Ich mache das Beste aus allem. Was kommt, das kommt.
Jeder Tag ist eine neue Chance.

Auf alle Fälle bist du mit dem was du hier beschreibst keineswegs allein, auch wenn vielen Menschen es schwer fallen dürfte es so offen zu beschreiben. Sehen sie es doch als eine Schwäche an und wer will schon schwach sein.
Der Knackpunkt dürfte in den meisten Fällen der gleiche sein. Er liegt in der Kindheit begründet. Das Kind das geliebt werden will.
Welche umstände dazu führen warum an der „ Liebe“ gezweifelt wird ist so unterschiedlich wie wir unterschiedlich sind.
Es nützt nach meiner Auffassung auch nicht viel unserer Kindheit nach zu trauern. Wir leben jetzt und in der Zukunft. Also müssen wir uns, uns selbst stellen.
Der Blick und unser Handeln muss nach Vorne gerichtet sein.
Jeder von uns wird seine eigenen Wege finden wie er seine Zukunft gestalten wird, wie er zu sich selbst findet, welche Methode für ihn die richtige ist.
Was jedoch wichtig ist, nachdem wir erkannt haben das sich etwas ändern muss, ist am Ball zu bleiben.
Für mich war es eine Gute Hilfe überall in meiner Behausung Zettel an Wände, Spiegel, Schränke usw. zu heften.
„Ich will geliebt werden“ „Ich bin ein wertvoller Mensch“ „Ich habe keine ANGST mehr“ usw. An meinem Badezimmer Spiegel steht ein Spruch: „ Guten Morgen Peter du bist auf dem richtigen Weg, du hast heute einen Guten Tag. Ich bin wie ich bin und so bin ich gut“
Diesen Spruch lese ich mir jeden Morgen laut vor während ich in den Spiegel schaue.
Zweifle nicht an dem der dir sagt er hat Angst aber hab Angst vor dem der dir sagt er kenne keine Zweifel.

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Zoè Anna
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Beitrag Di., 03.11.2009, 13:09

Hallo zusammen...

Ich bin neu hier und habe etwas gestöbert und bin auf diesen Blockeintrag hängen geblieben und war erschrocken das dies auch auf mich zu trieft.
Ich bin auch so das ich keine konflikte eingehen möchte. Ich hasse es wenn leute sich streiten komme nicht dagegen an. selbst in meiner eigenen ehe gehe ich diesem aus dem weg. Mein mann merkt mir das zwar an aber ich streite es immer ab. Ich ziehe mich dann zurück und wenn ich mich beruhigt habe verdränge ich dann alles.
auch in meinem Job (Altenpflege) habe ich nie deliegieren können ich wollte mich nicht mit den anderen auseinander setzen habe es dann lieber selber gemacht.
ich weis nicht woran es liegt das ich so bin denn ich hatte eine super Kindheit. ich wurde nicht geschlagen oder so. ich war halt nur das einzige kind von 6 was noch lebet. meine mutter hatte 4 fehlgeburten und meine schwester wurde nur einen Tag alt und dann kam ich.

es ist auch zur zeit so das mir meine mutter sehr fehlt (die leider vor einem jahr nach nur 3 monaten schwerer krankheit gestorben ist) ich konnte mit ihr immer über alles reden.

Ich weis auch nicht ob meine stimmungsschwankungen die zur zeit sehr heftig sind an der geburt meiner tochter(vor 8 monaten) noch liegt oder das ich nicht wirklich um meine mutter getrauert habe wei lich zu diesem zeitpunkt ja schwanger war und das kind nicht verlieren wollte.

oder ob es daran liegt das mein mann vor 7 wochen am herz operiert wurde da er ein 69mm gr. aorten aneuyrisma hatte was per zufall entdeckt wurde und er logisch jetzt auch sehr launisch ist und auf grund dessen ja auch nicht arbeiten kann. denn er hätte eine stelle haben können kurz bevor es entdeckt wurde.

ich weis nur ein ich habe große verlust ängste.....

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madame_grinsekatze
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Beitrag Di., 03.11.2009, 13:36

hey zoé anna!

auch wenn du wie du sagst eine super kindheit hattest, kann es trotzdem in der kindheit liegen, das du konflikte vermeidest.
vielleicht musstest du als kind sehr "angepasst" leben und konntest somit nicht lernen deinen standpunkt zu vertreten. oder haben deine eltern sehr viel gestritten, weil du es nur schwer aushaltest wenn jemand streitet?

wie genau sehen denn deine stimmungsschwankungen aus?

vielleicht hast du damals wirklich zu wenig um sie getrauert. würdest du gerne jetzt deiner mutter "nach-trauern".

was möchtest du nicht verlieren?

lg
grinsekatze

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Zoè Anna
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Beiträge: 4

Beitrag Di., 03.11.2009, 14:35

Hallo
grinsekatze

Ich weis nur aus erzählungen das wenn meine Mutter ruhe haben wollte sie sagte das sie kopfschmerzen hat und ich mich dann ruhig in die ecke gesetzt habe. oder auch wenn wir besuch oder wir zu besuch waren immer sehr schüchtern war und mich an meine eltern geklammert habe oder versteckt habe.
Ich bin auch nie auf menschen zu gegangen selbst heute noch nicht.
heute ist es auch so das ich gemerkt habe sobald jemand mich ansieht oder auch anspricht werde ich rot und fang an zu schwitzen( wenn ich den jenigen nicht gut kenne) oder habe das gefühl die würden schlecht über mich reden.

Ja meine eltern haben viel gestritten und ich kann mich noch an ein Weihnachten erinnern da muß ich 9 gewesen sein wo sie sich heftig gestritten haben und mein vater sagte ich lasse mich scheiden und ich weinend aus dem zimmer gelaufen bin und meine mutter dann zu mein vater sagte...siehst da hast es wieder geschaft ....nur weil ich weinte....

ich weis nicht ob ich um meine mutter jetzt noch trauermn will. denn es hört sich verückt an aber für mich ist sie manche tage nicht tot denke sie kommt jede minute die türe rein

Verust Ängste in dem sinne die Freunde zu verlieren die ich habe was nur ein paar wenige sind die ich an einer Hand abzählen kann.

lg Zoè Anna

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madame_grinsekatze
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Beitrag Di., 03.11.2009, 14:58

es lest sich so, als hättest du manchmal/oft rücksicht auf deine mutter nehmen müssen.
dadurch geraten sicherlich die bedürfnisse des kindes in den hintergrund. und dadurch können verletzungen da sein die dich in deinem heutigem tun beinflussen.

also das rot werden hat mit dem selbstbewusstsein/selbstvertrauen zu tun.
mir geht es auch des öfteren so, mal besser mal schlechter, je nachdem wie mein selbstvertrauen gerade ist.

das waren ja keine schöne weihnachten für dich und verständlich, das du jetzt keine streitereien aushaltest.

das kann ich verstehen. mir geht es oft so mit meiner oma, rede über sie so wie wenn sie noch leben würde.

und hast du eine angst warum du deine freunde verlieren solltest?
& wirklich gute freunde kannst du immer nur an einer hand abzählen

hast du schon mal daran gedacht eine verhaltenstherapie anzufangen? oder möchtest du überhaupt etwas daran ändern?

lg
grinsekatze

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Lyspo
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Beitrag Di., 03.11.2009, 17:48

Wow, scheint ein verbreitetes Problem zu sein, diese Angst vor Konflikten.
Ich kann mich da genauso dazuzählen. (Auch wenn mein Therapeut behauptet es sei hauptsächlich ein weibliches Problem)
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung woher es kommt (aus der Kindheit, Probleme in der Schule?)

Nach und nach wird mir jedoch klar, dass es ein viel grösseres Problem ist, als angenommen.
Mir ist das vorher nie aufgefallen, doch ich habe gemerkt, dass ich mich sogar während einem Film abwende, wenn sich zwei Personen streiten, oder eine Konflikt verbal austragen. Je peinlicher der Konflikt für eine Person ist, desto grösser ist mein Verlangen mich abzuwenden.
Natürlich ist das in der Beziehung ein grosses Problem: Ich meide Konflikte, spreche meine Meinung nicht aus und leide dann darunter, dass alles nicht so läuft, wie ich es gerne hätte. Ich fliehe vor der Diskussion und lasse am liebsten Gras über alle Probleme wachsen. Kaum wird ein Problem wieder aufgegriffen, stehe ich wieder vor dem selben, gigantischen Berg und meine Gedanken kreisen bloss nur um die eine Frage: "Wie komme ich aus dieser Situation wieder heraus?"
Ich akzeptiere jede Schuld, jede Kritik, jeden Vorwurf, nur um wieder geliebt zu werden und den Streit nicht unnötig in die Länge zu ziehen.
Im Beruf ist es genauso mühsam: ich will dass mich die Kollegen mögen, weil ich sonst befürchte, sie könnten mir Steine in den Weg legen, oder mich gar wegmobben.

Meine Therapie hat hier noch wenig Erfolg gebracht, aber ich denke nicht, dass es ohne Therapie lösbar ist.
Wenn ich also einen Tipp abgeben könnte, dann der, eine Therapie zu starten.

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Zoè Anna
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Beitrag Di., 03.11.2009, 20:29

Also wenn ich ehrlich bin möchte ich keine Therapie machen. Könnt ihr mir nicht hier einige Tipps geben???
Wenn ihr euch nun fragt warum keine Therapie ,nun weil ich denke sie machen alles nur noch schlimmer und ich lasse mir dann das einreden was sie hören wollen nur um meine ruhe zu haben.
Verückt was???!!!

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Sonja_AC
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Beiträge: 72

Beitrag Di., 03.11.2009, 21:10

Lieber Fear, ich kenne das alles was du schreibst sehr gut von mir. Ich bin eben erst auf das Forum gestossen und ich habe mich gleich mal angemeldet. Dein Beitrag hat mich regelrecht "kalt" erwischt, denn er beschreibt auch mein Problem ziemlich treffend. Auch ich habe Angst vor Konflikten und noch schlimmer die schleichende Angst alles was ich sage oder tue, könnte zu Konflikten führen und ich könnte "etwas falsch machen". Ja, je wichtiger und näher mir die Person steht, umso mehr ist es ein Problem. Das führt dazu, dass ich nicht sage was ich will, was ich fühle und denke - also spontan bin - sondern immer erst abwäge welche Folgen könnte dieses oder jenes habe - und noch schlimmer ich versuche zu erahnen was wohl mein Gegenüber gerade will und fühlt und was ich gerade sagen oder tun soll. Wahnsinn - es ist wie ein Spiessrutenlaufen. Denn eines ist klar - egal wie sehr ich mich anstrenge, es ist unmöglich zu erahnen was ein anderer will oder fühlt. Das geht nicht.
Das ist mir klar und dennoch - das "Programm" sitzt so tief.
Woher es kommt? Ja, aus meiner Kindheit. Ich lebte in einer Familie in der es völlig unabsehbar war was als nächstes passieren würde, es gab keine festen Werte, keine festen Regeln und überhaupt war alles unberechenbar und als Kind ist die einzige Möglichkeit zu überleben zu denken "es gibt eine Regel - wenn ich so oder so bin, dann werde ich geliebt werden und es liegt wohl an mir, dass ich das nicht heraus finde". Als Kind konnte ich ja nicht erkennen, dass meine Familie "gestört" war. Gestört heisst, von Depression, psychischen Erkrankungen und Alkoholsucht (was ja auch eine Krankheit ist) gezeichnet war.

Heute fühle ich es als lebenshindernd und das einzige was mir wirklich hilft ist immer wieder zu fühlen "was will ich wirklich" und so klar zu erkennen wann ich wieder gegen meine Werte und Meinungen und Gefühle "verstossen" habe. Was auch hilft ist die Frage "was ist das schlimmste was passieren kann" und dann die Frage "stimmt das wirklich". Also wenn das schlimmste ist, dass meine Partnerin mich verlässt, dann kann ich die Frage stelle ob das wahrscheinlich ist. Wenn ich zum Ergebnis "ja" komme, dann kann ich mir auch die Frage stellen, wenn das so ist, dann ist es doch auch richtig, denn dann passen wir ja auch nicht zusammen. Denn nur wenn ich sage was ich will und zeige wie ich bin, kann ich ja feststellen ob es wirklich so ist, dass wir ein Leben zusammen verbringen können.

Ansonsten; Bei mir läuft nichts ohne Therapie - das ist absolut notwenig. Meine Störung und meine Konfliktvermeidung sind ganz klar nicht so, dass ich die alleine in den Griff bekomme.

Danke für deinen Beitrag


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 2008

Beitrag Mi., 04.11.2009, 11:54

Hallo ihr.

Puh, da lese ich den Thread und fühle mich, als schreib ich es.

Auch ich gehe Konflikten aus dem Weg und haue innerlich schon lange einfach ab, mittlerweile auch äusserlich.

Nehmen wir an, ich sitze jemandem gegenüber und dieser jemand 'will' etwas, von dem ich weiss, ich will es eigentlich nicht. Eigentlich? Das meint, ich WILL es nicht, tue es aber trotzdem um des Friedens Willen. Bloß keine Diskussionen, bloß keine Aggressionen.

Ich hab Angst, angeschrien zu werden, Angst, dass mein Gegenüber wütend wird, wenn ich nein sage. Oder sage, daß ich dies oder das für Unfug halte. So tue ich seit längerer Zeit, was andere erwarten und fühle mich nicht mehr. Ich bin irgendwie weg.

Mittlerweile kann ich gar nicht mehr wirklich sagen oder zeigen, was ich möchte. Deshalb vermeide ich immer mehr auch Bekannte, Freunde. Ziehe mich zurück, sage Treffen unter Vorwänden ab, versteinere irgendwie innen drin.

Rosenrot

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