Mein Therapeut lässt mich einfach fallen

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dead_soul
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Mein Therapeut lässt mich einfach fallen

Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:28

Hallo zusammen,

das wird jetzt eine längere Geschichte. Vermutlich wird es etwas wirr werden, aber ich muss das ganze mal loswerden.

Ich bin seit dreieinhalb Jahren wegen sozialer Ängste in Therapie. Die meiste Zeit davon dachte ich, ich hätte einen guten Therapeuten, auf den ich mich verlassen kann, dem ich vertrauen kann. Aber Pustekuchen...

Seitdem ich vergangenes Jahr mein Studium abgeschlossen habe und danach noch ein Praktikum begonnen habe, das ich aber abbrechen musste, weil ich es dort nicht aushielt unter Menschen, geht es mir richtig schlecht, ich bin depressiv, habe Angst, habe keinerlei Motivation und auch keine Ziele mehr.

Das ganze Jahr hat mein Therapeut nur rumgeredet, dass es noch diese und jene Wege für mich gebe. Er schüttelte die aberwitzigsten Ideen aus dem Ärmel. Er wollte irgendwie einfach nicht einsehen, wie verzweifelt ich bin, und dass ich momentan einfach nichts schaffe. Obwohl ich mehrmals versucht habe, das rüberzubringen.

Na ja, und jetzt kommt er mir plötzlich damit an, dass er Verlängerung beantragen müsse. Was ich an sich schon nicht nachvollziehen kann, da er gerade erst vor einem halben Jahr eine beantragt hat, und damals weitere 80 Stunden genehmigt wurden, von denen nach meiner Rechnung noch nicht einmal 30 verbraucht sind, laut ihm sind aber nur noch ca. 10 übrig. Allein das gab meinem Vertrauen schon einen großen Knacks.

Aber es kam noch besser: er fragte mich, was er ins Gutachten schreiben solle zu der Frage welche Ziele ich habe, wo ich mich hinentwickeln möchte. Ich hab ihm klar und deutlich gesagt, dass ich keine Ziele habe. Darauf sagte er mir, dass er das dann so reinschreiben werde, der Gutachter werde dann aber mit Sicherheit keine weiteren Stunden genehmigen. Wir machen noch die, die übrig sind und dann ist erst mal Schluss. Wenn ich dann mal wieder Ziele hab, könne ich mich gerne wieder bei ihm melden.

Mensch, ich kämpfe jeden einzelnen Tag ums Überleben, zu mehr reicht meine Kraft nicht aus. Nur mit einem Antidepressivum überstehe ich die Tage, nachts kann ich nur mit Schlaftablette schlafen. Und der lässt mich einfach fallen. Er war jahrelang der einzige Mensch, dem ich annähernd vertrauen konnte, und jetzt lässt er mich im Stich. Ich kann es nicht fassen.

Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich machen soll. Ich würde ihn am liebsten nie wieder sehen.

Danke an alle, die sich bis hierher durch den Text gekämpft haben. Vielleicht hat ja der eine oder andere einen Tipp für mich, wie ich jetzt weitermachen soll? Soll ich da überhaupt noch mal hingehen? Ich weiß mometan einfach gar nichts mehr. Meine Welt ist komplett aus den Fugen geraten.

Viele Grüße
d.soul

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:46

Hallo dead-soul:
Mensch, ich kämpfe jeden einzelnen Tag ums Überleben,
Da steckt doch dein Ziel ganz deutlich drin.
Aber klar: du bist enttäuscht, dass er dich danach gefragt hat, so als würde er dich gar nicht kennen, oder? Schließlich sollte er nach 3 Jahren deine Ziele eigentlich genauso gut kennen bzw. erahnen wie du. Vielleicht geht es ihm genau darum, dass du es oder sie selbst mal artikulierst???
grüße
sandy

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Dunkle
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:55

Hallo dead_soul,

zunächst liest sich das als haarsträubende Geschichte. Damit wirs hier besser verstehen, aber doch noch Nachfragen:

- Habt Ihr das mit der Stundenzahl geklärt? Hast Du ihm gesagt, dass Du andere Ergbnisse bei Deinem Nachrechnen herausbekommen hast?
Wenn ja: Hat er daraufhin steif und fest behauptet, es seien nur noch so wenig Stunden? Lief das so? Oder anders?

- Deine Therapiezeit ist mit dreieinhalb Jahren ziemlich lang. Was hat sich in dieser Zeit getan? Hast du "Erfolge" - wie auch immer - gehabt? Was passierte in Deiner Therapie, als Du die Krise wegen des Praktikums hattest? Hast Du diese Krise in der Therapie auflösen/bearbeiten können?

- Was meinst Du damit, wenn Du schreibst, Du dachtest bisher die meiste Zeit, Du hättest einen guten Therapeuten, auf den Du Dich verlassen kannst? Was hat Dich zu solch einem positiven Urteil veranlasst? Woran bemisst Du einen Therapeuten, auf den DU dich verlassen kannst?

Dass er Dich fragt, was er ins Gutachten schreiben soll, kann ich - wie Sandy - auch nur als Provokation verstehen. Wahrscheinlich eine sehr ungeschickte. Und dazu hast Du jetzt gar keine Kraft.

Weiß er all das, was Du uns hier schreibst, inkl. dass Du erwägst, gar nicht mehr hinzugehen?

Gruß
Dunkle

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candle
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 21:02

Irgendwie läßt Du Dich selber fallen...

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Lena
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Beitrag Do., 08.10.2009, 05:57

Hall d.soul,

das mit der Stundenanzahl ist komisch, das kannst Du aber nur klären, wenn Du ihn direkt darauf ansprichst und ihm sagst, dass nach Deiner "Rechnung" noch mehr Stunden da sein müssten - kann man ja vielleicht auch so formulieren, dass nicht gleich eine Unterstellung oder ein Vorwurf rausklingt.

Und zu der Frage nach den Zielen für den Antrag - das ist meiner Erfahrung nach nichts Ungewöhnliches. Das wurde ich bisher immer vor einer Verlängerung von Therapeut oder Therapeutin gefragt. Jedesmal sollte ich ein paar Zeilen zu meinen Zielen für den nächsten Therapieabschnitt schreiben, eine Therapeutin meinte auch mal, dass die Gutachter das gerne auch immer noch aus Patientensicht lesen wollen, was noch erreicht werden soll.
Und wenn Du die Therapie weiterführen willst, dann hast Du doch auch irgendwo Ziele. Und wenn es "nur" Stabilität, mehr Lebensfreude, ein lebbarer Alltag,... ist. Wenn Du diese Ziele nicht hättest, dann würdest Du doch die Therapie längst beendet haben, oder?

LG Lena

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stern
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Beitrag Do., 08.10.2009, 06:58

Ja, das mit der Stundenzahl gilt es zu erfragen... wie von Lena gesagt.
dead_soul hat geschrieben:Das ganze Jahr hat mein Therapeut nur rumgeredet, dass es noch diese und jene Wege für mich gebe. Er schüttelte die aberwitzigsten Ideen aus dem Ärmel. Er wollte irgendwie einfach nicht einsehen, wie verzweifelt ich bin, und dass ich momentan einfach nichts schaffe. Obwohl ich mehrmals versucht habe, das rüberzubringen.
Wie hätte er reagieren sollen? Hätte er dir verdeutlichen sollen, dass es anscheinend wirklich nichts gibt, dass du schaffen kannst? Oder vielleicht mit dir doch eher nach ein paar Dingen forsten sollen, die vielleicht realisierbar sein könnten?
Ich hab ihm klar und deutlich gesagt, dass ich keine Ziele habe.
Hast du die wirklich nicht... oder war das eher noch eine weitere Verdeutlichung zu oben?

Ich meine, auch wieder sinnvolle Lebensziele und Motivation finden könnte ja eine Ziel sein. Oder Kraft schöpfen... nicht nur um zu Überleben, sondern um wieder zu Leben. Schlafen-Können. deine Ängst und Depressionen. Usw. Schon anhand deines Postings könnte ich einiges an Zielen ableiten.

Seine Reaktion kann ich ehrlich gesagt schon nachvollziehen... denn Therapie um der Therapie willen ins Blaue hinein und ohne Plan und Ziel macht auch eher wenig Sinn, was ein Gutachter intuitiv gesagt vielleicht ähnlich sehen könnte. Oder wie stellst du dir das vor? Also in meinen bisherigen Therapien wurden bisher auch regelmäßig Ziele vereinbart.

Nichtsdestotrotz sehe ich, dass es dir zur Zeit alles andere als gut zu gehen scheint. Vielleicht wäre auch eine stationäre Therapie zum Wieder-etwas-aufpäppeln eine Option bis du dann die Therapie bei ihm fortsetzt... oder bei jemanden anderen. Ich meine, ich weiß nicht, ob und wieviel sich bisher bei dir getan hat bzw. ob das Vertrauensverhältnis für dich mittlerweile zu sehr gestört ist. Vielleicht könntest du das mit ihm mal bereden?
Zuletzt geändert von stern am Do., 08.10.2009, 07:43, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
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mitsuko
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Beitrag Do., 08.10.2009, 07:20

Hallo dead_soul

So wie das klingt hat die Therapie dir das ganze Jahr über nichts gebracht, weil dein Therapeut dir nur Wege aufzeigen wollte, die du eh nicht gehen konntest. Was hättest du dir denn stattdessen gewünscht?

Liebe Grüße

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hungryheart
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Beitrag Do., 08.10.2009, 08:47

Hi dead_soul,

es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Manchmal ist es ja nur die Depression, die einen alle Ziele aus dem Auge verlieren lässt.
Umso wichtiger, welche zu suchen.
Ich denke nicht, dass die Frage "was willst du?" eine Provokation ist (warum sollte sie?)
Stell dir vor, du möchtest jemanden bekochen. Was könntest du tun, wenn derjenige alles, was du ihm anbietest ablehnt und sagt: "Ich hab keinen Hunger, will nichts essen und weiß auch nicht, was ich essen wollen könnte"

Da ist dein Thera in einer hilflos machenden Lage. und er gibt dir damit ein STück der Verantwortung für deine Therapie zurück.

Dass dein Thera versucht, deine Motivation zu klären, finde ich legitim.
Er kann, so traurig es sein mag, rein gar nichts für Dich tun, wenn Du kein Ziel hast.


Das mit den Stunden klingt für mich auch nicht unglaubwürdig:
Erstens muss er ja frühzeitig beginnen, einen Antrag zu schreiben, auch wenn noch Stunden übrig sind.
und dann ist es bei den Kassen wohl durchaus manchmal so, dass einmal bewilligte Stunden im Nachhinein doch noch mal gekürzt werden. Bei meiner Freundin war das so. Und in der KLinik gab es sogar Mitpatienten, bei denen die Kasse erst die Verlängerung des Ausfenthaltes genehmigt hat.
Und dann NACH der Entlassung aufgrund des Verlaufes angezweifelt hat, dass die Verlängerung wirklich notwendig war und im Nachhinein (oh Schreck und Graus) die Verlängerung zurückgezogen hat....


lg, hh
Nimm was du willst und zahl dafür.

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dead_soul
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Beitrag Do., 08.10.2009, 10:44

HAllo

danke für eure vielen Antworten. Ich werde mal anfangen, sie zu beantworten.

@SandyP.
Vielleicht geht es ihm genau darum, dass du es oder sie selbst mal artikulierst???
Eine Art Provokation um mich aus der REserve zu locken? Daran hab ich auch schon gedacht. Hab den Gedanken aber eher wieder verworfen. Er sollte mich so gut kennen, um zu wissen, dass er auf diese Weise alles nur noch schlimmer macht und ich mich vollständig zurückziehen werde.


@ Dunkle
Habt Ihr das mit der Stundenzahl geklärt? Hast Du ihm gesagt, dass Du andere Ergbnisse bei Deinem Nachrechnen herausbekommen hast?
Nein, ich hab ihn nicht darauf angesprochen. Ich hab Angst, dass es sich gleich anhört wie eine Unterstellung, dass er dann sauer wird und mich rausschmeißt. Aber ich bin mir sicher, dass da was nicht stimmen kann. Er sagte mir gestern die Stundenzahl, die wir angeblich nach dem vorletzten Quartal hatten (das gerade vergangene hat er wohl noch nicht abgerechnet), ich komme zu diesem Datum auf 32 Stunden weniger. So sehr kann ich mich doch nicht verrechnet haben.
Deine Therapiezeit ist mit dreieinhalb Jahren ziemlich lang. Was hat sich in dieser Zeit getan? Hast du "Erfolge" - wie auch immer - gehabt? Was passierte in Deiner Therapie, als Du die Krise wegen des Praktikums hattest? Hast Du diese Krise in der Therapie auflösen/bearbeiten können?
Hm, ja, es gab Erfolge, ich hab mein Studium abgeschlossen. Er hat mir dabei sehr geholfen, mich immer wieder unterstützt, wenn es irgendwo klemmte. Tja, die Krise des Praktikums hab ich nicht aufgearbeitet. Ich habe von Anfang an versucht ihm klar zu machen, dass das für mich der endgültige Beweis war, dass ich draußen im Berufsleben nicht klarkomme. Dass ich immer wieder zusammenbrechen werde. Er konnte/wollte/was auch immer das lange nicht verstehen.
Was meinst Du damit, wenn Du schreibst, Du dachtest bisher die meiste Zeit, Du hättest einen guten Therapeuten, auf den Du Dich verlassen kannst? Was hat Dich zu solch einem positiven Urteil veranlasst? Woran bemisst Du einen Therapeuten, auf den DU dich verlassen kannst?
Ich hab sehr schnell begonnen ihm zu vertrauen, weil ich merkte, dass er mich versteht. Er war der erste, der mit meinen Problemen wirklich was anfangen konnte. Und er hat mich immer unterstützt in all diesen Jahren.

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dead_soul
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Beitrag Do., 08.10.2009, 11:08

Weiß er all das, was Du uns hier schreibst, inkl. dass Du erwägst, gar nicht mehr hinzugehen?
Ja, er weiß es. Bis auf die Sache mit der Stundenzahl.


@ Candle
Irgendwie läßt Du Dich selber fallen...
Weiß ich.

@ Lena
Und zu der Frage nach den Zielen für den Antrag - das ist meiner Erfahrung nach nichts Ungewöhnliches. Das wurde ich bisher immer vor einer Verlängerung von Therapeut oder Therapeutin gefragt. Jedesmal sollte ich ein paar Zeilen zu meinen Zielen für den nächsten Therapieabschnitt schreiben, eine Therapeutin meinte auch mal, dass die Gutachter das gerne auch immer noch aus Patientensicht lesen wollen, was noch erreicht werden soll.
Bei der ersten Verlängerung, die er in diesem Frühjahr beantragt hat, hat er mich überhaupt nichts gefragt. Er hat mir einen Wisch in die Hand gedrückt, den ich unterschreiben musste und das war´s. Einige Wochen später kam von der KK die Bewilligung. Er hat kein Wort dazu gesagt. Und damals ging es mir schon genau so schlecht wie jetzt... Das macht das alles noch unverständlicher für mich.
Und wenn Du die Therapie weiterführen willst, dann hast Du doch auch irgendwo Ziele. Und wenn es "nur" Stabilität, mehr Lebensfreude, ein lebbarer Alltag,... ist. Wenn Du diese Ziele nicht hättest, dann würdest Du doch die Therapie längst beendet haben, oder?
NAch den letzten paar Stunden weiß ich nciht mehr, ob ich die Thera noch weiterführen will. Mein Vertrauen in ihn ist zerstört.

@Stern
Wie hätte er reagieren sollen? Hätte er dir verdeutlichen sollen, dass es anscheinend wirklich nichts gibt, dass du schaffen kannst? Oder vielleicht mit dir doch eher nach ein paar Dingen forsten sollen, die vielleicht realisierbar sein könnten?
Er hat mir Dinge vorgeschlagen, die einfach nicht machbar waren. Er hat mich nach dem Reinfall mit dem Praktikum nicht mehr verstanden, er hat mein wirkliches Problem nicht erkannt, obwohl ich es oft genug versucht habe, ihm deutlich zu machen. Ob er nicht konnte oder nicht wollte oder was auch immmer, weiß ich auch nicht. Er hat gestern jedenfalls zugegeben, dass er mich wohl überschätzt hat.
Nichtsdestotrotz sehe ich, dass es dir zur Zeit alles andere als gut zu gehen scheint. Vielleicht wäre auch eine stationäre Therapie zum Wieder-etwas-aufpäppeln eine Option bis du dann die Therapie bei ihm fortsetzt... oder bei jemanden anderen. Ich meine, ich weiß nicht, ob und wieviel sich bisher bei dir getan hat bzw. ob das Vertrauensverhältnis für dich mittlerweile zu sehr gestört ist. Vielleicht könntest du das mit ihm mal bereden?
Ja, stationär ist eigentlich schon länger angedacht. Wird aber noch eine ganze Weile dauern, falls es überhaupt noch klappt. Mal schauen.

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dead_soul
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Beitrag Do., 08.10.2009, 11:20

@ Mitsuko:
So wie das klingt hat die Therapie dir das ganze Jahr über nichts gebracht, weil dein Therapeut dir nur Wege aufzeigen wollte, die du eh nicht gehen konntest. Was hättest du dir denn stattdessen gewünscht?
Ja.... Ich glaube, das muss ich leider bejahen. Ich hätte mir gewünscht, dass er nicht versucht, mich nicht zu Wegen zu drängen, die ich nicht gehen KANN. Ich hätte mir gewünscht, dass er auf meine Ängste eingeht. Die hat er nämlich in der letzten Zeit nur noch Beiseite geschoben, hat mir stattdessen immer wieder von meinen angeblichen ach-so-tollen Fähigkeiten erzählt, die mir schon zu den Ohren rauskommen. Nee, das letzte Jahr Therapie war ziemlich umsonst, muss ich mir wohl jetzt eingestehen.

@ hungrheart:
Stell dir vor, du möchtest jemanden bekochen. Was könntest du tun, wenn derjenige alles, was du ihm anbietest ablehnt und sagt: "Ich hab keinen Hunger, will nichts essen und weiß auch nicht, was ich essen wollen könnte"
Hm, mag jetzt doof klingen. Aber ER ist doch der Profi. Er sollte doch wohl wissen, wie man mit Leuten umgeht, die sich aufgegeben haben, die keinen Sinn mehr sehen.

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Beitrag Do., 08.10.2009, 11:27

hm dead soul, er ist ein Profi, aber doch kein Wunderheiler.

Ich weiß nicht, was dein Beruf ist. Aber was würdest du denn jemandem sagen, der will, dass du ihm mit deiner Fachkompetenz hilfst und derjenige, wenn du um effizient helfen zu können, dann fragst, wobei genau dann sagt: keine Ahnung, das musst du wissen, schließlich bist du ja der Profi.
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Beitrag Do., 08.10.2009, 11:51

Eine Provokation halte ich persönlich für nahezu ausgeschlossen, wenn es um die Formulierung von Zielen geht. Ich hab' das ja auch schon hin- und wieder tun sollen.

Und da Theras sich auch mal verrechnen können, lohnt es sich, mal nachzufragen. Normal ist das ja auch über die Dokumentationen nachverfolgbar.
Ich habe von Anfang an versucht ihm klar zu machen, dass das für mich der endgültige Beweis war, dass ich draußen im Berufsleben nicht klarkomme. Dass ich immer wieder zusammenbrechen werde. Er konnte/wollte/was auch immer das lange nicht verstehen.
O.k., ein Ziel sollte nicht überfordernd sein... das war es vielleicht. Aber willst du eine Bescheinigung, dass dir auf Dauer nicht zu helfen ist... so wirkt es auf mich ein wenig . Das kann es ja auch nicht sein. Ich meine, es wäre schon gut, wenn du dich sukzessive bestimmten Ängsten stellen könntest, oder nicht? Und er scheint ja selbst einzuräumen, dass manche Herausforderungen zu hoch gegriffen sein könnten. Dann gilt es halt jetzt etwas tiefer anzusetzen. Aber ohne Überwindung wird auch das schlichtweg nicht gehen. Und glaube mir... und ich weiß wovon ich rede: Vermeidung ist geeignet Ängste schlimmer zu machen... bis es immer schwerer wird, den Teufelskreis zu durchbrechen. Und wie gesagt: Vielleicht ist Klinik auch eine gute Option.
Liebe Grüße
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Beitrag Do., 08.10.2009, 12:28

Nachtrag:
Wenn ich dann mal wieder Ziele hab, könne ich mich gerne wieder bei ihm melden.
Versuche auch nicht zu übersehen, dass er dir die Türe offen hält .
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Beitrag Do., 08.10.2009, 13:15

dead_soul hat geschrieben: Nein, ich hab ihn nicht darauf angesprochen. Ich hab Angst, dass es sich gleich anhört wie eine Unterstellung, dass er dann sauer wird und mich rausschmeißt. Aber ich bin mir sicher, dass da was nicht stimmen kann. Er sagte mir gestern die Stundenzahl, die wir angeblich nach dem vorletzten Quartal hatten (das gerade vergangene hat er wohl noch nicht abgerechnet), ich komme zu diesem Datum auf 32 Stunden weniger. So sehr kann ich mich doch nicht verrechnet haben.
Da könntest du bei der Krankenkasse nachhaken. Die werden dir sicher Auskunft geben. Hat er ggf Stunden abgerechnet die nicht stattgefunden haben? Soll ja schon Ärzte gegeben haben , die nie geleistete Dinge abrechnen... Nur mal so ein Gedanke...
Davon abgesehen, er ist ein Dienstleister, du bist der Kunde. Du hast jedes Recht Informationen über die sachlichen Aspekte der Therapie zufriedenstellend Auskunft zu bekommen.
Wenn er da sauer wird, dann hast du aber jeden Grund noch erheblich sauerer zu werden wie er und dann würde ich auch sagen, wäre für mich eine vertrauensvolle Beziehung erledigt und gegessen. Weil wenn er so reagieren sollte disqualifiziert er sich fachlich und menschlich...

Kann es sein, daß er mit dir und deinen Problemen heillos überfordert ist, und nicht zugeben will, daß die Therapie mit dir nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, und sich jetzt einfach so auf deine Kosten aus der Affäre ziehen will?

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