Nachwehen? Ambivalenz (lange) nach Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Siouxsie
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Nachwehen? Ambivalenz (lange) nach Therapieende

Beitrag Sa., 03.10.2009, 23:08

Hallo,
mich interessiert sehr, was ihr davon haltet: Vor ca. 9 Monaten habe ich eine Kurzzeittherapie (VT) abgeschlossen. Es war ein ziemliches auf und ab - in den Stunden vermittelte mir die Therapeutin viel "Handwerkszeug" um beispielsweise Nachwirkungen meiner ziemlich schlimmen Kindheit noch besser zu verarbeiten (hatte vorher schon eine lange tiefenpsychologische Therapie). Diese praktische Orientierung bei der Verhaltenstherapie konnte ich sehr schätzen. Auf der anderen Seite kamen immer wieder Äußerungen von ihr, die mich schockierten, wo ich mich nicht richtig gesehen und etikettiert fühlte: ich sei traumatisiert, sollte eine Traumatherapie machen, ich würde dissoziieren, ich hätte Züge von Borderline... Ein paar Stunden später hat diese Therapeutin vieles wieder zurückgenommen: ich sei gesund, hätte die Traumatisierungen gut verarbeitet etc. Zum Abschluss entschuldigte sie sich beinahe: Sie hätte halt bei mir bestimmte Anzeichen gesehen, sei transparent gewesen, vielleicht etwas zu brutal... Na super! Ich habe mir in der Zeit irre Gedanken über mich gemacht, ob sie Recht hat und ich vieles nur nicht wahrhaben will etc. - ich habe mich sehr verunsichern lassen, an meiner eigenen Wahrnehmung gezweifelt etc. Nun sind diese Stunden längst abgeschlossen, dachte ich, ABER: Ich bin unlängst umgezogen und ich befürchte, dass diese Therapeutin in meiner neuen Wohngegend wohnt, d.h. sie ist mir schon zweimal auf der Straße entgegen gekommen. Inzwischen steigt mein Ärger an; warum habe ich mir das vor ein paar Monaten gefallen lassen, warum habe ich mich so verunsichern lassen? Ich habe zwar damals deutlich meine Meinung gesagt, nein, ich sei nicht traumatisiert etc. - hatte aber in dieser Hinsicht das Gefühl, von ihr nicht ernst genommen, nicht wirklich gesehen zu werden. Ich überlege jetzt die ganze Zeit, ob ich ihr noch einen Brief schreiben sollte, aber ich kenne ja ihren Standpunkt... Die Vorstellung, ihr jetzt möglicherweise öfter auf der Straße zu begegnen und wieder an diese Stunden erinnert zu werden, ist mir ein Graus, wie ich merke! So ganz fertig bin ich also nicht damit... Was mich besonders ärgert ist, dass mir die Therapeutin in der letzten Stunde dann gesagt hat, ich müsste eigentlich noch eine Langzeittherapie machen, womit sie ihr "Sie sind gesund" ja wieder aufgehoben hat, oder? Da hat sie mir wirklich ein total mieses Gefühl vermittelt. Ich bin da überhaupt nicht mehr schlau draus geworden und war monatelang extrem verunsichert, habe alle meine Erfolge in der Zeit ganz kritisch unter die Lupe genommen, bin ich wirklich so therapiebedürftig, ein hoffnungsloser Fall, sehe ich alles schwarz-weiß, ist das jetzt Borderline? Inzwischen ging es mir wieder gut und nun läuft mir diese Frau über den Weg und ich bin wieder beschäftigt damit... Wie soll ich das nur besser abschließen? Ich freue mich sehr auf Eure Meinungen!

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Quercus
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Beitrag So., 04.10.2009, 00:07

Siouxsie hat geschrieben:Inzwischen ging es mir wieder gut und nun läuft mir diese Frau über den Weg und ich bin wieder beschäftigt damit..
Wenn es dir nach der Therapie gut ging und du dich nicht mehr therapiebedürftig gefühlt hast, dann wird es auch so sein.
Ich fühle mich zur Zeit auch gesund, habe aber auch sehr lange an einige Dingen, die mir meine Therapeutin so gesagt hat rumgeknabbert, gewütet und getrauert.

Vieleicht ist das auch ein Zeichen von Gesundsein, dass man erkennt, dass Therapeuten auch Fehler machen und sich anscheind nicht wirklich darüber bewusst sind, was sie im Patienten anrichten können.Gerade wenn man Probleme damit hat seinen eigenen Wahrnehmungen zu trauen.

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candle
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Beitrag So., 04.10.2009, 00:35

Erstmal entscheidest nur Du, ob Du eine Therapie brauchst und kein anderer. Wenn Du in Deinem Leben zurecht kommst, ist es doch prima.

Die Erinnerung an die Therapeutin und damit verbundenen Gefühle und Gedanken würde ich einfach versuchen zu verwerfen. Offfenbar ging es Dir ja die ganze Zeit gut, also kann es ja so schlecht nicht gewesen sein.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst


montagne
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Beitrag Mo., 05.10.2009, 15:29

Was sie sagt und was du bist sind ja eh 2 paar Schuhe.
bin ich wirklich so therapiebedürftig, ein hoffnungsloser Fall, sehe ich alles schwarz-weiß,
Na ja, sie glaubst, das dir noch mehr Therapiestunden gut tun würden. Das ist doch sehr zuversichtlich! Hoffnungsloser Fall wäre doch: Sie sind austherapiert, Ihnen ist nicht mehr zu helfen.

Ja also für mich klingt es so, als würdest du hier einiges schwarz/weiß sehen. was nun nicht gleich heißt, das du voll borderline oder sonst wie gestört bist. Ich denke es gibt nochwas zwischen total gestört und total gesund. Im Grunde denke ich, hat jeder von uns gesunde und gestörte, aus dem gleichgewicht geratene Anteile in sich. Auch nach einer Langzeittherapie würdest du nicht vollkommen gesund entspringen. Niemand würde das.

Für mich klingt das wie: Sie kommen ganz gut klar im Leben (was du ja offenbar auch bewiesen hast), aber Sie könnten es noch leichter und freudvoller haben, wenn sie noch gewisse Themen bearbeiten würde. Was du mit der Aussage machst bleibt ja dir überlassen.
Vielleicht bost du so zufriedne mit dir, dann ist es wirklich schömn.
Vielleicht willst du noch Sachen ändenr und beginnst nochmal eine Therpaie, jetzt oder später.
Vielleicht gehst du einige Themen ganz anders an.
amor fati

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