Ganz unten gewesen - Was hat geholfen?

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Eve...
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Ganz unten gewesen - Was hat geholfen?

Beitrag Mi., 02.09.2009, 12:41

Hallo!

Obige Frage geht mir öfter mal durch den Kopf, deshalb möchte ich sie nun hier einmal stellen: Was hat den einzelnen, am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens angelangt, geholfen?
Wie hat sich die Sicht geändert seitdem?

Eve

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candle
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 12:58

Hallo Eve...!

Ehrlich gesagt kann ich das für mich nicht wirklich rekonstruieren. Der "Vorgang" besteht aus unendlich vielen Mosaiksteinen. Plötzlich war ein Problem weg, manche brauchten länger.

Wie ist es Dir denn ergangen?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 13:04

Hallo Candle!

Mein Absturz war hart und tief - Tablettensucht -, und ich kam sehr schmerzhaft auf der Talsohle an: Suizidversuch.

Dann erhielt ich "wie durch ein Wunder" Hilfe durch andere Menschen ... ein langer Weg begann ... einzelne Schritte hab ich ja hier immer wieder berichtet.

Gruß, Eve

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candle
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 13:07

Ich dachte Du wolltest über Entwicklungsschritte sprechen.

Habe ich falsch verstanden das Thema. Sorry!

candle
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 13:08

Nein, hast Du schon richtig verstanden.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 13:09

Bin psychotisch dekompensiert, also völlig durchgeknallt (das wünsch ich niemandem) , dann nach mislungenem Umschulungsversuch total zusammengebrochen (das wünsch ich auch niemandem)

Ich hab gesehen, so kanns nicht weitergehen... Ich muss ein paar Dinge in meinem Oberstübchen ernsthaft ausmisten, weil es der einzige Weg ist weiterzuleben.

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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 13:21

münchnerkindl hat geschrieben:Bin psychotisch dekompensiert, also völlig durchgeknallt (das wünsch ich niemandem) , dann nach mislungenem Umschulungsversuch total zusammengebrochen (das wünsch ich auch niemandem)
Das heißt also, Du hast auch mehrere Anläufe gebraucht, um Deinen neuen Weg zu finden?

Interessant: Ich habe nach dem Zusammenbruch, als es einigermaßen wieder ging, auch eine Umschulung gemacht, die sich als Irrtum herausgestellt hat. Dann war es schon etwas komplett Neues, NICHT wieder aufzugeben.

Wie Du sagst: Im Oberstübchen musste sich was Entscheidendes ändern. Bei mir musste a) die Angst irgendwie bewältigt werden und b) das Vertrauen in mich selbst hergestellt werden.

Ich hab dann den Abschluss der Umschulung als ERFOLG angesehen, später noch einen anderen geschafft. Das hat erst einmal Auftrieb gegeben.

Erste Schritte auf der Leiter - mit Anfang 30 wie ein Mädel mit 18, so unsicher. Trotzdem: erste Schritte ...

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Gärtnerin
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:02

Bei mir gab es zwar zwei Tiefpunkte, wo zum Suizid nicht mehr viel fehlte. Aber im Grunde war es doch eher eine länger andauernde Tiefphase. Da haben mir vorübergehend immer wieder kleine Erinnerungen an schöne Zeiten geholfen. Es waren nicht die großen Dinge, die mir in solchen Zeiten durch den Kopf gingen, nicht das selbst Erkämpfte und Erreichte, nicht die Therapiefortschritte, sondern die ganz kleinen Dinge: die Erinnerung an ein Lächeln, eine Blumenwiese, einen schönen Augenblick. Das schienen mir die Dinge zu sein, die das Leben lebenswert machten.

Dauerhaft hat mich damals wohl gerettet, dass ich es geschafft habe, mich aus der unguten Verstrickung mit meinem Therapeuten zu befreien und zu jemand anderem zu wechseln. Und wie immer gab es natürlich jede Menge guter Fügungen und Zu-Fälle gratis dazu.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Kimberly
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:09

Bei mir ist es nur mein Kind was mich an diesem Leben hält

Beim ersten Tiefpunkt war mein Kind erst 4 Jahre alt und beim zweiten Tiefpunkt war mein Kind 12 Jahre. Kein Alter um einen Suizid der Mutter zu verkraften. Gott sei Dank sind diese Tiefpunkte gaaaanz selten, öfter könnte ich sie auch nicht ertragen.

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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:21

die Erinnerung an ein Lächeln, eine Blumenwiese, einen schönen Augenblick. Das schienen mir die Dinge zu sein, die das Leben lebenswert machten
.
Das klingt geradezu weise.

Was dazu irgendwie passt: Ich lernte, mich allein mit mir selbst erstmalig wohlzufühlen.
Also etwa, die Tasse Kaffee auf dem Balkon beim Sonnenuntergang in der eigenen Gesellschaft zu genießen!

@ Kim
Ganz furchtbar war es, das Gefühl zu haben - ein absoluter Tiefpunkt! - für das eigene Kind nur noch Ballast zu sein ...

Hinterher war ich nur dankbar, dass es nicht geklappt hatte. Meine eigene Mutter hatte mir diese Hypothek schon mitgegeben ...

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Kimberly
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:34

@Eve Jepp, das Gefühl kenne ich nur zu gut. Doch zum Glück trieb mich dieses Gefühl nicht in den Suizid, sondern weckte etwas in mir, dass mir Antrieb gab und ich Hilfe suchte.

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Nachtvogel
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:58

Hallo!

Was mir geholfen hat, als ich ganz unten war?

Zuerst: Benzodiazepame - sie waren eine Art Notbremse, ein Resetknopf, um mich vor weiteren Selbstmordversuchen zu bewahren. Das brauchte ich dann aber nur 2-3 Mal (2 Tabletten, ausknocken). Sie waren dann in meiner Tasche, immer bereit - und sie haben mir abends beim Einschlafen geholfen.

Dann: Therapie (zuerst als Nothilfe wöchendliche Ein-Stunden-Sitzungen beim Psychiater, später als ich an die Reihe kam, analytische PT) in Kombi mit Antidepressiva und dem Beruhigungsmittel

Dann: Runter vom Beruhigungsmittel und Antidepressiva, weiter Therapie. Das war dann ein längerer Prozess. Jetzt bin ich nicht mehr in Thera, die Depressionen sind besser .. immernoch habe ich allerdings einen langen Weg vor mir.

LG, Nachtvogel

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Clara11
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 15:15

Hallo Eve,

der erste Tiefpunkt war mich zum erstenmal ein ganzes wochenende verletzt zu haben, bin dann gleich zum arzt, weil ich angst vor mir hatte und hab gedacht, okay, dann mach ich mal ein bißchen therapie und lasse reparieren. Der nächste kam, als ich erkannte, dass sich das verletzten nicht so einfach abstellen läßt, dass alte verhaltensmuster nicht mehr helfen und die immer heftiger werdenden, nicht zuzuordnenden erinnerungsfetzten und die angst verrückt zu sein. Einer der schlimmste war, als mein damaliger freund mich hat stehen lassen, als ich mich fast vor die s-bahn geworfen habe und ich, um irgendwie wieder runterzukommen alles was ich an tavor zu hause hatte geschluckt habe und dann doch angst bekam und am nächsten tag auf ner geschlossenen aufwachte, umgeben von süchtigen und nicht nach hause durfte. das allerdings hat mich bestärkt, in eine klinik zu gehen und an mir zu arbeiten, aber akzeptieren, dass ich kein motor bin, an dem man rumschrauben kann ging auch da noch nicht. Dann gab es noch einen tiefpunkt, als mein freund mich dann vorläufig entgültig verlassen hat, da hab ich alles was ich an AD' s zuhause hatte geschluckt und noch ne flasche wein drauf und dann drei tage durchgeschlafen, was mir u. a. eine abmahnung eingebracht hat, weil ich mich nicht krankgemeldet habe. Da hat mich meine therapeutin gerettet, indem sie mich nicht in ne klinik gesteckt hat, sondern mich so gesichert und zurück ins leben geführt hat. Seitdem verfolgen mich zwar immer noch suizidgedanken, aber ich kann inzwischen vorher handeln und verletzte mich nur noch in großen abständen und nicht mehr so doll. Hab einfach gelernt, gefahr eher zu erkennen und gegenzusteuern und endlich gelernt mich in großen teilen so zu nehmen wie ich bin und nicht noch zu sätzlich gegen mich zu arbeiten.

Was sicher geholfen hat und hilft ist meine Therapeutin, dass ich anfange freundschaften aufzubauen im letzten jahr ne weiterbildung erfolgreich beendet habe und wenn ich merke, ich brauche ne pause mir die auch nehme. Möglicherweise hilft mir im moment auch, dass ich mich von männern fernhalte, bevor ich mich da wieder auf was einlasse möchte ich noch etwas souveräner werden.

Und das kann ich inzwischen auch (und bin echt stolz drauf):
Eve... hat geschrieben:Was dazu irgendwie passt: Ich lernte, mich allein mit mir selbst erstmalig wohlzufühlen.
Also etwa, die Tasse Kaffee auf dem Balkon beim Sonnenuntergang in der eigenen Gesellschaft zu genießen!
Ich habe endlich gelernt und halte manchmal doch noch auftretende anderslautende gefühle in schach alleinzusein nicht mehr als manko zu sehen.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
Dagestanisches Sprichwort

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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 15:51

alles was ich an tavor zu hause hatte geschluckt habe und dann doch angst bekam und am nächsten tag auf ner geschlossenen aufwachte, umgeben von süchtigen und nicht nach hause durfte.
Oh, Clara - Tavor: die waren mein Anfang vom Ende. - Ja, ich glaube Dir, dass DAS ein Tiefpunkt war.

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today
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 16:14

Was hat den einzelnen, am absoluten Tiefpunkt ihres Lebens angelangt, geholfen?
Die Erkenntnis, genauso so etwas zu sein - wie ein Marienkäfer, ein Regenwurm, ein Baum.... - genau so wie sie Manifestation der Idee des Lebens zu sein. Leben, das sich erfüllen will.

Das den großen Kreislauf in seinem kleinen, ja winzigen Kreislauf (des Werdens, Reifens, Vergehens) nachvollzieht und zusammen mit den vielen Milliarden anderen kleinen Kreisläufen den großen möglich macht.

So Teil eines Wunders zu sein.
Weil Marienkäfer welche sind, und ich genau so etwas wie sie.


Bin ich zuerst (manifester) Teil einer Idee, und erst dann das Kind meiner Eltern, dann bin ich zu Hause im ganzen Universum.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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