Boreout - wie ich besser damit umgehe

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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luftikus
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Re: Boreout - wie ich besser damit umgehe

Beitrag Mi., 02.09.2009, 09:53

Ja, das kenne ich gut, so ähnlich geht es mir auch immer wieder.

Reine Bürojobs sind eigentlich nichts für mich - schon allein dieses tägliche stundenlange Herumsitzen empfinde ich als nur schwer erträglich. Denn eigentlich bin ich ein sehr mobiler Mensch, der sich am wohlsten fühlt, wenn er unterwegs sein kann. So wie bei Dir ist für mich die Büroarbeit eher mit einer Art Teilzeit-Haft zu vergleichen...

Zurzeit strebe ich übrigens eine Reduktion meiner Arbeitszeit an. Am liebsten wäre mir eine 80%-Stelle, was einen zusätzlichen freien Tag bedeuten würde. Es wäre eine große Erleichterung für mich, wenn ich nicht fünf, sondern nur vier Tage hier verbringen müsste.

Meine Arbeitszeit empfinde ich immer so ähnlich wie einen großen blinden Fleck, der die Mitte eines jeden Werktags ausfüllt. Leben kann ich immer nur aussen herum; im wesentlichen nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub. Dann gehe ich einem meiner vielen Hobbys nach, die mein Leben lebenswert machen (z.B. Fotografie, Reisen, Bücher, Theater, verschiedenen wissenschaftliche Fachgebiete, klassische Musik).

@coco: was machst Du denn gern in Deiner Freizeit? Gibt es Dinge, die Dich wirklich faszinieren?

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luftikus
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 09:56

?? Das versteh ich jetzt nicht... Wo ist denn der erste Beitrag dieses Threads hinverschwunden, auf den dies eine Antwort sein sollte ??

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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 09:58

Auf den Titel bezogen (der Beitrag scheint irgendwo abgeschnitten und mit neuer Übesrchrift hier reingesetzt zu sein, so dass ein bisschen der Anschluss fehlt):

Mit Boreout würde ich vor allem so umgehen, dass ich mir bewusst mache, auf welch - nicht leichte, aber doch relativ einfache Art ich mein Geld verdiene, nämlich verglichen mit den zahlenmäßig viel häufiger vorkommenden überlasteten Menschen, die heute statt für einen für zwei oder mehr arbeiten müssen.

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luftikus
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 10:00

Eve... hat geschrieben:Auf den Titel bezogen (der Beitrag scheint irgendwo abgeschnitten und mit neuer Übesrchrift hier reingesetzt zu sein, so dass ein bisschen der Anschluss fehlt):
Ja, der Beitrag war eigentlich als Antwort auf ein Erstposting eines anderen Forumsteilnehmers gedacht, aber dieser ist irgendwie verschwunden...

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coco_p77
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 10:07

Wo ist mein 1. Beitrag hin verschwunden??

Sehr seltsam?

Und meine Antwort ist auch wieder weg...

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coco_p77
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 10:09

Mein Erstbeitrag ist komischerweise in den anderen Boreout-Thread verschoben worden....

Hier also nochmal:

Ich arbeite seit 12 Jahren im Büro und es macht mir keine Freude.
Leider weiß ich keine Alternative, da ich nie eine Berufung verspürt habe zB Lehrerin, Krankenschwester oder was auch immer zu werden.
Trotz mehrfacher Wechsel - andere Firma bzw. verschiedene Abteilungen - hat sich an mein Desinteresse nicht geändert.

Meine Hobbies lassen sich beruflich leider nicht verwirklichen.

Ich hatte oft Phasen, wo ich sehr unglücklich (fast depressiv) war und zwischendurch bin ich es auch jetzt noch immer wieder.
Aber ich habe es weitgehend akzeptiert.
Aber wenn ich darüber nachdenke dass ich 160 Stunden pro Monat im Büro herumsitze.

Habe mich wie im Gefängnis gefühlt, wenn ich jeden Tag die vielen Stunden absitzen muss. Mir war so langweilig, dass ich es fast nicht ertragen konnte.

Was mir geholfen hat durchzuhalten: im Kopf immer den Feierabend und vor allem das Wochenende planen.
Immer etwas schönes vorhaben, auf das ich mich freuen kann.

Früher hatte ich nicht mal Internet im Büro - noch trostloser.
Jetzt kann ich wenigstens zwischendurch durchs Netz surfen und in Foren lesen u. schreiben.

Jetzt habe ich noch eine Möglichkeit gefunden, den Bürotag zu überstehen.
Ich schlafe mit Absicht viel zu wenig!
Dadurch bin ich müde und dämmrig und dann ist mir eh alles wurscht und ich döse vor mich hin.
Und ein weiterer Nebeneffekt: ich habe mehr Freizeit!

Auf Dauer werde ich das leider aber nicht machen können....

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coco_p77
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 10:13

@ Luftikus:

Ich habe viele Dinge in meiner Freizeit, die mir Spaß machen:
Tanzkurse, Hip Hop Musik, Shoppen, Partys, Freundinnen, meine Haustiere, gute Filme, Bücher....

Leider ist das beruflich nicht nutzbar.

Aber es ist ein toller Ausgleich.
Sonst wäre das Leben wirklich öde.

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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 10:48

Und, Coco, mein Vorschlag hilft Dir nicht?

Ist Boreout nicht immer noch besser als Burnout? Wenn man nur durch den Tag hecheln muss und trotzdem nicht alle Arbeit schaffen kann, womöglich durch die Hetze Fehler passieren und man deshalb noch um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, so scheint mir das schlimmer, als während der Arbeit unter Langeweile zu leiden.

Nicht dass das zynisch klingt, aber sich das bewusst zu machen, kann auch einges ausgleichen.

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coco_p77
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 11:00

@ Eve:

Ja sicher, Boreout ist sicher noch "angenehmer" als Burnout.

Aber auch Boreout höhlt einen seelisch aus.
Täglich viele Stunden unnötig und gelangweilt absitzen.
Die Zeit vergeht nicht.
Man lernt nichts neues, sondern im Gegenteil - man verlernt vieles wieder.

Man wird immer fauler und lethargisch und will dann am liebsten gar nichts mehr machen.

Mir geht es mittlerweile so, dass mich sogar die wenige Arbeit nervt, die ich zu erledigen habe.
Die meiste Zeit bin ich nur körperlich anwesend und in Gedanken gar nicht da.
Surfe im Internet, träume vor mich hin, plane meine Freizeit.
Das musste ich lernen (also mich geistig abzuspalten), sonst hätte ich es seelisch nicht überstanden, 10 Jahre so unnötig abzusitzen.

Jetzt nervt es mich schon, wenn mich jemand aus meiner Trance unterbricht (Anruf, Frage von Kollegen,.....)

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luftikus
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 11:48

Eve... hat geschrieben:Ist Boreout nicht immer noch besser als Burnout? Wenn man nur durch den Tag hecheln muss und trotzdem nicht alle Arbeit schaffen kann, womöglich durch die Hetze Fehler passieren und man deshalb noch um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, so scheint mir das schlimmer, als während der Arbeit unter Langeweile zu leiden.
Ich glaube, Boreout und Burnout sind schwer miteinander zu vergleichen. Langeweile sollte nicht unterschätzt werden - nicht umsonst arbeiten Gefängnisse zum Teil mit künstlich erzeugter Langeweile für die Gefangenen (ich erinnere mich, mal gehört zu haben, dass in Stasigefängnissen die Insassen zum Teil von 5 Uhr morgens bis abends dazu gezwungen wurden, absolut still auf einem Stühlchen zu sitzen und rein gar nichts zu tun).

Mit diesem Vergleich will ich keinesfalls einen normalen Bürojob mit einem echten Gefängnisaufenthalt vergleichen, es soll nur verdeutlichen, dass man das die quälenden Eigenschaften von Langeweile nicht zu gering schätzen sollte.

Mir persönlich macht Boreout auch deshalb zu schaffen, weil es einen auf Dauer in einen Zustand der Lethargie versetzt und einem Antrieb und Motivation rauben kann. Nach einem WIRKLICH langweiligen Arbeitstag bin ich im übrigen jedesmal zum Umfallen müde.

Hatte ich hingegen einen anstrengend-hektischen Arbeitstag, dann fühle ich mich am Abend höchstens körperlich müde, aber geistig frisch.

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Eve...
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 12:07

Tja, ich kenne beides, und tatsächlich ist beides unschön.

Ständige Überforderung zieht jedoch auf Dauer echte Verschleißerscheinungen nach sich - ich fühlte mich gesundheitlich stark gefährdet dabei. Ein langweiliger Job machte mich zwar auch hundemüde, stimmt, aber ich litt nicht dauernd unter Angst und sogar Panikzuständen.

Ich sag ja nicht, dass man Langeweile angenehm finden soll. Ich wäge lediglich ein Übel gegen das andere ab und korrigiere mich dahingehend: ICH würde die Langeweile vorziehen.

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coco_p77
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:04

Ja, eigentlich ist Langeweile trotzdem das kleinere Übel....

Man muss versuchen es positiv zu sehen.

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Rezna
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Beitrag Mi., 02.09.2009, 14:19

Naja, ich kenne beides. Auch direkt Hand in Hand gehen, wenn es sowas überhaupt gibt.

Beides ist auf seine Weise schlimm. Für mich das tragische am Boreout ist, daß der Selbstwert sinkt. Man hat nichts zu tun, ist zu nichts nütze, belegt einen Platz, fühlt sich wie ein Schmarotzer... die Motivation sinkt, der Antrieb, man weiß nicht mehr wozu man eigentlich aufstehen soll, wozu man die Zeit absitzen soll, und dadurch das man sich nicht beweisen, nicht seinen Alltag stehen kann(darf) kommen Selbstzweifel. Irgendwann werden dann einfache Tätigkeiten zu Hürden weil man sich immer weniger zutraut.
Ich kenne es sowohl so, daß ich dann jede Arbeit an mich gerissen und schnell bearbeitet habe - aber dann innerhalb weniger Minuten wieder ins Loch fiel. Aber auch umgekehrt, wo ich dann Arbeit anstehen hab lassen oder sie so umständlich und langsam wie möglich gelöst habe. Bringt einen auch nicht weiter. Dazu kommt EBEN dieses Schuldgefühl, daß man doch eigentlich froh sein MÜSSTE. Wie kann es sein, daß man den Traum lebt - Geld bekommen ohne Arbeit zu machen - aber dennoch so unglücklich ist? Nun... weil man an einen Ort gefesselt ist. Dadurch daß ich dann unausgelastet in der Firma war, habe ich mir mehr Aufgaben daheim gesucht. Das hat dann alles nochmal verstärkt. Dann nämlch 8 Stunden ruhighalten wenn man weiß, daheim gäbe es so viel zu tun, macht das alles noch unerträglicher. Zudem: Ein Tag an dem man nichts getan hat ist unbefriedigend und schlaucht. Die Zeit vergeht nicht, das Hirn zermürbt und den Abend kann ich dann vergessen.

Ich habe für mich dann begonnen, neben Forumschreiben auch einfach so zu schreiben... ins blaue rein quasi. Oder Browsergames zu spielen die mich bisschen fordern. Also künstlichen Stress erschaffen. Oder ein Buch mitnehmen.

Eine Dauerlösung ist es nicht. Burnout ist zwar schlimmer, aber das relativiert das Boreout nicht, wie ich finde. Burnout erscheint mir - zeige ich es bildlich - schrill, laut, stechend... Boreout dagegen grau, lähmend, still ausblutend...

Ich denke, die Erkenntnis, in einem Burnout/Boreout zu stecken ist eine Anregung, es anders zu machen. Etwas in seinem Leben zu verändern. Nicht sofort vielleicht - aber die Schmerzgrenze fühlt man schon.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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