Gemeinsame Wohnung und Beziehung mit einem Ex-Junkie

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)
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Morgenlicht
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Gemeinsame Wohnung und Beziehung mit einem Ex-Junkie

Beitrag Fr., 07.08.2009, 03:46

hallo,

ich schreibe hier in großer verzweiflung. hab mir auch schon andere beiträge durchgelesen, aber natürlich kann keiner genau meine situation beschreiben.
Ich bin nun seit ca. 2 jahren mit meinem freund (28, 1 kind) zusammen. er hatte mir von anfang an gesagt, dass er mal heroin süchtig war. damals wusste ich noch nicht, was das für mich bedeutet und für unsere beziehung. heute bin ich 21 jahre und nun weiß ich, dass es nicht einfach ist. er ist für ca 3 monate wieder rückfällig (H) geworden (ist schon 1 1/2 jahre her). es war eine furchtbare zeit. kann ich auch gar nicht beschreiben... seit letztem september wohnen wir nun gemeinsam in einer wohnung. weg von unserer heimatstadt (seiner drogen-stadt). ich studiere und er geht arbeiten. seit anfang an hat er geld probleme. er kann damit einfach nicht umgehen und ich helf ihm nätürlich immer wieder. sag ich mal nein, ist er stink sauer und meint ich hätte ja noch geld und er kommt ohne geld nicht in die arbeit usw. sind wir mal wieder in unserer heimatstadt, endet es bei ihm immer bei speed oder der gleichen. danach gibts gras zum runterkommen. und so ist es jedesmal. er vergisst mich dann quasi, unsere verabredungen, seine versprechen. er bekommt nichts auf die reihe. wenn wir uns richtig krass streiten,w erden wir gegenseitig handgreiflich (ich, weil ich mir schon gar nicht anders zu helfen weiß). ich selbst hab nichts mit drogen am hut und noch nie gehabt.
was mir auch noch in letzter zeit aufgefallen ist, ist, dass wir nur dann miteinander schlafen, wenn er etwas genommen hat. früher war das nicht so.
das war nun alles negative. klar gibt es auch die positiven sachen und ich liebe ihn auch. nur geh ich kaputt dabei. gib ihm geld, das ich eigentlich gar nicht habe. und dann gibt es wieder die schönen momente, seine zärtlichkeiten, worte usw. aber nie taten... :( und in letzter zeit hat er nur noch mehr schlechte laune. die zieht mich komplett runter!!!
würden wir nicht zusammen wohnen, wäre eine trennung für mich leichter durchzuziehen. aber nachdem wir eine wohnung haben... man bekommt ihn nicht raus. er wüsste auch nicht wohin usw.

was meint ihr zu der story? klar überwiegt hier jetzt das negative, das positive an einer beziehung kennt ja jeder, und das gibts bei uns natürlich auch, auch oft!!!!!! wahrscheinlich hab ich grad viel zu negativ geschrieben - liegt wohl an der uhrzeit und dem stress zur zeit... :(

ich möchte ihn nicht an drogen verlieren.
danke, lina

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anarchistin
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 07:09

ich möchte ihn nicht an drogen verlieren.
scheint schon zu spät zu sein. kann man aber schwer beurteilen da man ihn ja nicht kennt...
komisch ist nur das er wieder viel lügt, nie geld hat und totale launen hat. das würde schon sehr dafür sprechen das er wieder recht regelm. konsumiert. meinst du nicht?
und in letzter zeit hat er nur noch mehr schlechte laune. die zieht mich komplett runter!!!
würden wir nicht zusammen wohnen, wäre eine trennung für mich leichter durchzuziehen. aber nachdem wir eine wohnung haben... man bekommt ihn nicht raus. er wüsste auch nicht wohin usw.
wohnung bzw übergangsquartier für ihn lässt sich sicher finden. ist also eine eher mässig gute ausrede.
in erster linie glaub ich mal weisst du nicht so recht was du tun willst/sollst. oder? eure situation ist schwer zu beurteilen. wenn er wieder auf dem besten weg ist in die sucht- wäre es das beste du verlässt ihn bzw er geht. auch für das kind wäre es das beste. und ich denk mal das weisst du eh auch. aber du scheinst ihn sehr zu lieben, das macht alles dann schon wieder etwas komplizierter. sei dir im klaren was du von ihm willst, sag ihm das klipp und klar (ohne dabei auf ihn einzuschlagen ). frag ihn auch nach seinem konsum und sag ihm er soll dir die wahrheit sagen. vielleicht macht er auch einen drogentest damit du dich sicher fühlen kannst. dazu solltest du ihn aber nicht zwingen- das sollt schon von ihm kommen. regel auch die sache mit dem geld! er verdient auch und MUSS lernen damit umzugehen. sonst wird er in seinem leben nie was ad reihe kriegen wenn du es ihm so easy machst.
kein geld = gehe zu meiner freundin = geld = geld ausgeben = kein geld = gehe zu meiner freundin...usw usw

eine beziehung mit einem ex-süchtigen ist sicher nicht easy. gerade für ehem.süchtige ist es schwer, sich das lügen abzugewöhnen (war halt bei mir so). hab wegen jeder kleinigkeit rumgelogen *ts* aber es ist zu schaffen toitoitoi
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Eremit
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 07:54

Es gibt nur eine wahre Möglichkeit des lebendigen Entzugs. Der totale Absturz, die totale Armut, der Verlust von allem und jeden.

Solange er das nicht hat, wird er nicht clean. Keine Substitution, keine Liebe, kein Sonst-was wird ihm helfen.
anarchistin hat geschrieben:vielleicht macht er auch einen drogentest damit du dich sicher fühlen kannst.
Das wird er als "Vertrauensbruch" deuten. Was es ja auch ist. Ich sehe da keine Zukunft für die Beziehung.

Sorry.

Der Eremit

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anarchistin
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 09:52

Das wird er als "Vertrauensbruch" deuten. Was es ja auch ist.
ich finde nicht das das ein vertrauensbruch ist. wer keine drogen nimmt macht den test sofort. ausserdem hab ich ja geschrieben:
dazu solltest du ihn aber nicht zwingen- das sollt schon von ihm kommen
ob eine beziehung eine zukunft hat kann man denk ich mal auf die entfernung hin nicht beurteilen...
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Eremit
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 11:08

anarchistin hat geschrieben:wer keine drogen nimmt macht den test sofort.
Das ist unlogisch. Du würdest Dich ja auch nicht rund um die Uhr von Kameras beobachten und aufzeichen lassen, oder? Oder hast Du etwas zu verbergen?

Könntest Du mit einem Partner leben, der all Deine Aktionen und Reaktionen auf Schritt und Tritt kontrolliert? Für mich wäre das nicht wünschenswert, denn es gäbe dann kein Vertrauen mehr. Der Test ist nichts anderes als Kontrolle. Morgenlicht will kontrollieren, ob ihr Partner Drogen nimmt.

Alleine der Vorschlag läßt ihm schon nicht die Wahl. Würde er ablehnen, ist die Reaktion von Morgenlicht zwangsläufig wiederum Misstrauen. Würde annehmen, hätte er wiederum das Problem, Morgenlicht nicht vertrauen zu können, da diese ja durch den Vorschlag des Tests ihm nicht vertraut. Würde er ablehnen, würde das Vertrauen genauso dezimiert werden. Vertrauen oder Kontrolle. Beides geht nicht.

Der Vorschlag kann zwangsläufig nicht von ihm kommen. Aus der Quelle, aus der der Vorschlag kommen würde, würde auch der generelle Wille kommen, keine Drogen zu nehmen. Dann wäre er so oder so clean. Wäre er clean, würde er keinen Test benötigen. Es sei denn, seine Partnerin vertraut ihm nicht.

Es schaukelt sich alles nur hoch. Da steckt der Wurm drin.

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anarchistin
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 12:27

ja, mag ja alles sein. es ist ja nur einer von vielen vorschlägen, um die beziehung viell.doch noch zu retten.
ich weiss nicht wie ich damals reagiert hätte wenn jmd einen drogentest von mir verlangt hätte. also wenn ich nichts zu verbergen gehabt hätt, hätt ich den test schon gemacht. sonst natürlich nicht
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Eremit
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 12:35

Leute, denkt mal logisch.

Ich gebe ein Beispiel. Einer meiner Lieblingssätze, eine Forderung nach Spontanität:

"Sei doch mal spontan!"

Ist es möglich, aufgrund einer solchen Forderung spontan zu sein? Nein.

Genausowenig ist es möglich, durch den Vorschlag eines Drogentests mehr Vertrauen in die Beziehung zu bringen. Die Vorgabe widerspricht sich selbst. Entweder entsteht eine krankmachende Doppelbindung, oder die Beziehung ist zu Ende. Eigentlich wäre die Beziehung dann in jedem Fall zu Ende.

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Morgenlicht
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 13:25

kannst du mir das mit der doppelbindung mal genauer erklären, was du damit meinst?

danke schon mal für eure antworten. es stimmt alles was ihr sagt und heute nacht war ich schon so weit, dass ich einfach gehe. heute morgen bin cih aufgewacht und hab mir gedacht, dass ich nur übertreibe und er im prinzip nichts schlechtes macht und ich nur gedult haben muss.
ich weiß wirklich nicht, was ich will, was ich tun soll, was ... schlimm echt.
möcht mich noch für das durcheinander in meinem text entschuldigen, aber so siehts bei mir zur zeit aus: durcheiannder, zerstreut. weiß nie wo ich anfangen soll mitm erzählen und wo aufhören und wo ich die scahen dazwischen reinpacken soll. also, sorry.... und danke nochmal!


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Beitrag Fr., 07.08.2009, 13:33

Hier eine Beschreibung über die Doppelbindung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Doppelbindungstheorie

Und bitte nicht annehmen, daß Doppelbindung okay ist, solange man nicht schizophren davon wird. Dann werde ich echt böse.

Morgenlicht, wenn Dir die Logik in diesem Thread nicht hilft, mußt Du aus Deinem Bauch heraus entschieden. Viel mehr als alles logisch zu analysieren können wir ja auch nicht.

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Beitrag Fr., 07.08.2009, 14:07

Eremit, dir kann ich diesmal nicht zustimmen. Jemand wirft das Vertrauen durch Lügen, Ausreden und immer wieder gebrochene Versprechen über Bord. Und gerade Drogensüchtige und Ex-Drogensüchtige sind gerne mal krankhafte Lügner, die wirklich jedes Vertrauen mit Füßen treten. Und dann, wenn es ihnen gelungen ist den Partner permanent zu verletzten, zu belügen, jedwede Vertrauensbasis zu zerstörten... dann beschweren sie sich über das Misstrauen, dass SIE ALLEINE bewirkt haben?!

Richtig. Misstrauen oder auch nur Nicht-Vertrauen (ein Unterschied!) ist KEINE Basis für eine Beziehung. Aber erst das Vertrauen massiv zerstören und sich dann beschweren, wenn der Partner sagt: "Ich kann dir nemmer vertrauen, ich brauch Beweise"... nee, das giltet nicht. So ein Vorschlag zeugt davon, dass die Partnerin wenigstens VERSUCHT irgendwie wieder Vertrauen zu gewinnen, welches der andere mutwillig durch Lügen und Co zerstörte. Es IST ein entgegen kommen. Ja, die Aussage ist ganz klar: "Ich vertraue dir nicht mehr!" Und sie ist berechtigt. Es gibt darauf hin nur zwei Möglichkeiten: Man macht sofort Schluss oder man sucht gemeinsam Wege, das Vertrauen wieder aufzubauen. Und das geht nicht über weitere leere Worte. Vor allem darf man einem Süchtling niemals glauben. Das wäre im höchsten Grade naiv, v.a. wenn man schon zu oft belogen wurde.

In so einem Fall wäre der Lügner, der, der das Vertrauen zerstörte, in der Zugpflicht. Freiwillig von sich aus. Wenn ihm was daran liegt, es wieder gut zu machen. Richtig, einen Test sollte man nicht einfordern. Er sollte ganz freiwillig gemacht werden, wenn einem daran liegt, dass Vertrauen zurück zu gewinnen... Es ist eine Chance, die einem eingeräumt wird. Denn alles andere lässt nur einen Schluss zu: Sofort Schluss zu machen ohne Wenn und Aber. Denn wie du schon sagtest: Ohne Vertrauen keine Beziehungsbasis. Wer Vertrauen mutwillig zerstört, ist selbst dran Schuld, wenn er oder sie gegangen wird.

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anarchistin
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 14:14

@gothika: wow, du hast die worte gefunden die mir gefehlt haben danke- sehr guter beitrag. sehe ich genauso!
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 15:45

@Gothika:

Ich weiß nicht, warum es so rüberkommt, als würde ich Partei für die Süchtigen und Lügner ergreifen!

Es gibt da einen anderen Thread über die Kombination Drogen-Sucht und Beziehung. Darin ist sehr klar nachzulesen, was ich darüber denke, nur etwas drastischer formuliert.

http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-f ... f=9&t=9947

Du bestätigst mich mit Deinem Beitrag. Irgendwo scheint da dennoch etwas durchgerutscht zu sein.

Der einzige Punkt, wo ich Dir widersprechen muß, ist folgender: In einer Beziehung, also gemeinsam, kann man nicht von den Drogen loskommen. Der Grund, clean zu werden wäre ja nicht das eigene Wohlergehen; Es wäre das Fortbestehen der Beziehung, das Fortbestehen des "Wir". Aber der Drogensüchtige hat vor allem ein Problem mit dem "Ich". Dem Selbst-Vertrauen. Dem Selbst-Bewußtsein. Dem Erwachsenwerden.

Süchtige, die allein aufgrund ihres Partners bzw. des Fortbestehens der Beziehung clean werden, werden immer (und ich stehe zu diesem IMMER) wieder rückfällig, wenn die Beziehung (aus welchen Günden auch immer) in die Brüche geht. Denn der Grund, warum sie clean geworden sind, fällt weg. Auf einmal sind sie wieder allein - und schnell kommt dann der Gedanke auf: "Jetzt ist es auch schon egal."

Daß es innerhalb der Beziehung auch immer wieder zu Rückfällen kommt, brauche ich hoffentlich nicht erwähnen.

Der Süchtige muß allein sein. Er muß alles verlieren, und ich meine ALLES. Erst dann kann eine stabile Veränderung eintreten. Erst dann hat er die Chance, sich selbst aufzurappeln. Im absoluten, einsamen Kampf um seine eigene, einsame, nackte Existenz. Keine Hilfe, keine Institution, keine Substitution, kein Partner, keine Familie, keine Freunde, kein Was-auch-immer. Er muß dem absoluten Tod ins Auge blicken, der absoluten Vernichtung - einsam, unerkannt und unbeweint irgendwo zu verrecken. Nicht als Mensch, sondern als Ding. Als Haufen wertlosen Fleisches. Mehr noch - die Hinterbliebenen wären FROH darüber.

Wer seinem nackten, wertlosen Fleisch keinen höheren Sinn als Drogensucht geben kann, stirbt. Wer es schafft, kehrt zurück.

Für mich ist eine Beziehung mit einem Drogensüchtigen in keinster Weise nicht möglich.

Jeder muß sich selbst die Chance einräumen. Das ist hart, aber die einzige Möglichkeit.

Wer seinem nackten, wertlosen Fleisch keinen höheren Sinn geben kann, stirbt. Wer es schafft, kehrt zurück. Aber völlig anders. Erst dann wird eine richtige Beziehung möglich sein. Erst dann wird ein richtiges Leben möglich sein.

Ich habe mich klar und unmissverständlich ausgedrückt. Drogen oder Leben. Beides geht nicht. Alles andere ist naiv, eine Lüge - oder beides. Wer diese Lüge leben will, wird eines Besseren belehrt. Nicht durch Leute wie mich - durch das Leben. Mehr kann ich dazu nicht sagen/schreiben.

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Henker
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 22:26

Hallo

Wenn ich mir eine kleine Anmerkung erlauben darf:
Der Süchtige muß allein sein. Er muß alles verlieren, und ich meine ALLES. Erst dann kann eine stabile Veränderung eintreten. Erst dann hat er die Chance, sich selbst aufzurappeln. Im absoluten, einsamen Kampf um seine eigene, einsame, nackte Existenz. Keine Hilfe, keine Institution, keine Substitution, kein Partner, keine Familie, keine Freunde, kein Was-auch-immer. Er muß dem absoluten Tod ins Auge blicken, der absoluten Vernichtung - einsam, unerkannt und unbeweint irgendwo zu verrecken. Nicht als Mensch, sondern als Ding. Als Haufen wertlosen Fleisches. Mehr noch - die Hinterbliebenen wären FROH darüber.
Wer seinem nackten, wertlosen Fleisch keinen höheren Sinn geben kann, stirbt. Wer es schafft, kehrt zurück. Aber völlig anders. Erst dann wird eine richtige Beziehung möglich sein. Erst dann wird ein richtiges Leben möglich sein.
..oder erst dann rutscht er so richtig ins soziale Netz ab.
Denn von irgendwas muss der Mensch dann ja immer noch Essen und Heizung bezahlen, und das fällt ihm spätestens dann ein, wenn er mal wirklich so "allein" ist wie du es beschrieben hast.
Und da kommt er dann von einer Abhängigkeit in eine andere rein, und "lebt" immer noch. Nur mit noch weniger Selbstachtung, noch blöderen Freunden und noch weniger Geld. Also auch wieder nix mit "richtigem Leben", wobei das von vielen anderen Faktoren abhängen mag (Alter, Ausbildung, psychische Belastbarkeit, Erbe usf.).

Wollte ich nur mal so dazu dichten, da mir schien dass du das alles etwas idealisierst oder heroisierst. Wobei ich durchaus kapierte was du meintest.


Eremit
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 22:59

Hm? Essen bezahlen? Essen findet man im Müll, jede Menge, Du glaubst ja gar nicht, was die Leute so wegwerfen, vor allem bei den Autobahnraststätten und Imbissbuden. Man kann es auch klauen, natürlich. Und das muß man auch hin und wieder. Wenn's gar nicht geht, muß man in die Stadt und sehen, was dort so geht, Flaschen sammeln, bei Verladearbeiten aushelfen usw. Heizung? Es gibt jede Menge Dämmmaterial und Schaumstoff zu finden, das kann man sich super in den Schlafsack stopfen, wenn der Winter im Wald hart wird, das grillt richtig. Zur Not geht auch jede Menge Papier. Dreck wärmt auch vorzüglich, an den Gerucht gewöhnt man sich mit der Zeit. Planen und Bretter lassen sich auch organisieren, dann kann man sich einen netten Regen- und Windschutz brauen. Allein in den Wäldern um die Städte findet man so viel Müll, das reicht für einen stabilen Unterschlupf. Man muß ihn nur gut versteckt bauen, die Wälder sind gefährlich. Ein ordentliches Messer braucht man schon. Ich verdanke einem Messer mein Leben.

Es gibt so viele Möglichkeiten zu überleben - man muß nur kreativ ein. Natürlich muß man auch einen gewissen körperlichen Verfall in Kauf nehmen. Aber das war ja vorher auch kein Grund, nicht?

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thc77
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Beitrag Fr., 07.08.2009, 23:15

wenn man selbst nicht in der situation ist kann leicht reden. ich bin seit 6 jahren im programm hab eine super frau und 2 tolle kinder ( bin berufstätig ). bin gerade dabei einen platz für einen entzug zu bekommen.und ich werde es schaffen.

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