lemon hat geschrieben:Bereits als Buch und Theaterstück war Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung" sehr erfolgreich und erregte viel Aufmerksamkeit.
Ja, vor allem bei Leuten, die das Buch
nicht verstanden haben. Weil es im Buch
nicht um Islamisierung geht. Houellebecq hatte am Anfang sogar vor, an der Stelle des Islams den Katholizismus zu verwenden (!), dann erschien ihm das nicht zeitgemäß und eher unrealistisch, weswegen er sich schließlich für den Islam entschieden hat. Der Islam im Buch ist nur ein Symbol. Das hat er sogar selbst in Interviews so gesagt, nur interessieren sich leider nur wenige seiner Leser auch für seine Interviews.
In dem Buch geht es eigentlich um François, seine Einsamkeit, seine narzisstische Kränkung und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben
könnten. Denn, Spoiler: Entgegen dem, was fast alle Leser schreiben, konvertiert François nämlich
nicht zum Islam, sondern denkt darüber am Ende des Buches nur nach, und der Grund dafür ist äußert banal: Weil ihm dann gemäß Scharia Frauen zustehen würden. Frauen, über die François jederzeit verfügen kann, besonders sexuell. François ist der Kern der Geschichte, nicht der Islam. Der Islam ist nur die Konsequenz, die sich aus dem Wesen und den Bedürfnissen von Menschen wie François ergibt.
Es ist erschreckend, wie wenig Leser die Geschichte überhaupt verstehen, dabei verwendet Houellebecq eine sehr einfache Sprache, die Handlung ist, wenn man überhaupt von Handlung sprechen kann, noch simpler. Ein Buch, das sich quasi von selbst liest.