Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Sünneli13
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Beitrag So., 21.02.2016, 21:59

Ich muss leider recht oft schauspielern. Ich habe über die anderen Anteile keine Kontrolle, aber doch muss ich deren Konsequenzen tragen. Ich finde vor allem der Zeitverlust schlimm, weil ich dann nicht weiss, was in der Zwischenzeit passiert ist. Ich kann mich mit denen auch nicht identifizieren. Ich fühle mich auch einfach als ICH. Als das wahre ICH! Meine Kinder sagen mir "Sachen" von den anderen. Die habe das gesagt, die habe das getan... Sie bekommen meinen Zeitverlust auch mit. All das, wenn einem immer solches gesagt wird, irgendwann kann man das nicht mehr hören. So halt erfahre ich einiges, und das wiederum möchte ich einfach nicht wahrhaben... Ich habe ja daran auch keine Erinnerung oder habe etwas mitbekommen...

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Candykills
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:04

Ich finde es auch immer unerträglich zu hören, wenn wieder jemand anderes etwas gemacht hat. Das macht mir immer Panik, deswegen lass ich mir das dann auch gar nicht erzählen. Ganz selten, dass ich das mal zulassen kann. Es muss gar nichts schlimmes sein, aber es ist einfach wahnsinnig schambesetzt für mich hm vor allem, wenn er Kleines vorne war
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sünneli13
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:09

Oh ja, das kenne ich auch! Ich finde es auch schlimm. Vor allem wenn dann der Therapeut sagt, diese XXX war bei ihm gewesen.... Meine Kinder haben auch schon Fotos gemacht oder Töne aufgenommen... Ich kann es ihnen ja nicht verübeln. Das bestätigt halt die Diagnose... Ich finde es auch schlimm, wenn die Kleinen vorne sind! Finde ich auch nicht lustig.

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lilu
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:10

Lieber Candy,

es ist ja nur immer wieder dieses Zweifeln am eigenen Erleben. Die Angst davor, dass ich lüge, auch wenn ich weiß, dass alle meine Geschichten wahr sind. Wahrscheinlich läuft dies unter Schutzmechanismus, aber für mich fühlt es sich nicht gut an. Ich habe Angst mir zu vertrauen. Habe angst vor meiner Wahrnehmung. Vielleicht kann ich einfach nicht mit der Diagnose umgehen. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Letztendlich hat sich ja nichts geändert, außer das jetzt alles einen Namen hat.

Es ist alles so verwirrend, manchmal auch wieder nicht. Dann ist alles klar und für mich geklärt. Ich bekomme ja ein paar Anteile mit. Ein bis zwei ?? sind mir fremd und für diese habe ich auch Amnesien. Vielleicht ist alles nur so "neu", weil es es jetzt offiziell ist? Ich weiß doch auch nicht, was das alles zu bedeuten hat.

Vielleicht zweifel ich ja nächste Woche nicht mehr und alles is wieder jut....

LG Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe

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lilu
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:13

Hey Sünneli,
wenn Du magst, kannste in meinem Blog lesen..Da schreib ich ein Kliniktagebuch...
LG Lilu
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Candykills
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:15

Zweifel kenne ich schon auch, weil ich einfach dann nicht glauben kann, was mir erzählt wird von anderen oder eher sie versuchen mir zu erzählen. Ich renne dann ja immer weg.
Nur zu zweifeln und zu schauspielern ist halt für mich nen großer Unterschied. Letzteres ist ja die Vortäuschung von etwas und sowas macht man ja bewusst. Deswegen die Nachfrage.
Aber ich zweifle sowieso immer wieder alle meine Diagnosen an und denk mir immer so krass ist es doch gar nicht. Meine Therapeutin sagt mir leider meist, dass es viel schlimmer ist und ich die Lage stark unterschätze. So weit gehen die Wahrnehmungen eben auseinander hm
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Sünneli13
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:16

Liebe Lilu

Das würde mich sehr interessieren...

LG, Sünneli

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Sünneli13
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:20

Das mit dem schauspielern.... es ist so, dass ich mich z.B. in einem Bus wiederfinde und dann muss ich mich zuerst wieder orientieren, was los ist.... oder ich war auch schon plötzlich inmitten in der Arbeit aufgetaucht und musste dann quasi schauspielern.. oder in der Therapie aufgetaucht... Von was redet denn jetzt der Therapeut... Hilfe, schauspielern... und dann tue ich einfach so...

passiert dir das nie, candy?

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Candykills
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:25

ja, natürlich passiert mir sowas, und zwar ziemlich häufig. Ich leide aber generell unter vielen Gedankenabrissen auch, die nicht nur mit der DIS zu tun haben. Ich würde es dann nicht als schauspielern bezeichnen, sondern der Versuch möglichst schnell Orientierung zu finden und mich mit meiner Störung nicht ertappen zu lassen. Aber im weiteren Sinne kann man das vielleicht auch schauspielern nennen. Es ist für mich eher eine Notlüge als eine kalkulierte Lüge. Hoffe das kommt irgendwie an, wie ich das meine.
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lilu
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:29

Also schauspielern würde ich es bei mir zumindest nicht nennen. Vielleicht meinst Du Sünneli, etwas überspielen? Das ist für mich auch noch mal ein Unterschied.

Ich bin zwischendurch nur immer so stark verunsichert, dass das "bisschen" was ich weiß, was passiert ist, solche Folgen hat. Das ist es so grob, was ich meine. Und dann schleichen sich Gefühle der Unsicherheit ein. Dann noch die blöden Kommentare von Innen und schon ist das Chaos perfekt. Dann kommen die Zweifel an der eigenen Wahrheit. Ich finde es schwer zu beschreiben und es auf den Punkt zu bringen....
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Sünneli13
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:33

Doch,doch, ich verstehe schoch, was du meinst.

Ich arbeite. Also das heisst, es gibt einen Anteil, der zuständig ist für die Erwerbsarbeit. Es kann aber trotzdem passieren, dass ich z.B. mich einfach plötzlich inmitten einer Kinderschar vorfinde... ich weiss eben dann nicht, was vorher passiert war, und dann tue ich einfach so, als wüsste ich es... Das sind bei mir nicht nur Gedankenabbrüche... Zum Glück führe ich ein Lehrer-Tagebuch, wo alles drinsteht und gehe nachlesen. Das geht meistens. Jedoch ist es bei einer geführten Kreissituation mit den Kindern schon etwas peinlich, wenn ich dann den Kreis verlassen muss um nachlesen zu gehen. Wenn die Stellenpartnerin dann noch da ist.. ups, wie peinlich... dann kann ich nicht nachlesen gehen und muss dann schauspielern... also mich reorientieren, was viele Nerven kostet....

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Sünneli13
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Beitrag So., 21.02.2016, 22:37

ja, überspielen würde auch zutreffen, aber es kommt auf die Situation drauf an. Privat würde ich es überspielen nennen, so wie bei der Arbeit eher wie die Kreissituation oben beschrieben, eben schauspielern trifft es bei mir halt schon eher zu... so erlebe ich mich eben dann...

muss ja nicht bei allen gleich sein... Das Erleben ist halt unterschiedlich....

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Unecht
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Beitrag So., 21.02.2016, 23:10

Ich habe gerade nicht so viel Zeit, aber wollte eben zum Thema vorspielen /Schauspielen was schreiben.
Ich denke, ich kriege von recht vielen Anteilen was mit und denke deswegen auch oft, dass es eben nicht DIS ist.
Ich rücke dann nach hinten und sehe zu bzw lasse den anderen Anteil machen. Und da frage ich mich oft, ob ich das nicht einfach sein lassen kann. Neulich hatte ich in der Therapie ja wieder nichts gesagt, obwohl ich wollte - aber vielleicht wollte ich ja nichts sagen wegen der Aufmerksamkeit oder so. Hätte ich mich nur stark genug zusammen gerissen, hätte ich was sagen können.. Oder keine Panik gekriegt. Ich hab gesehen, dass mein Körper Panik hat, aber ich war das nicht, denn ich wusste, dass ich keine angst haben musste. Schwer zu beschreiben..
Ich konnte aber nichts tun, um Kontrolle über mich zu erlangen und dann kommt diese Stimme, die sagt, dass ich das doch jetzt nur vorspiele und die Aufmerksamkeit mir doch gefällt. Und das glaube ich dann, exakt bis zu einer nächsten Situation, in der es so ist und ich wieder nicht anders k a n n, obwohl ich es doch anders können müsste..

Würde ich es nur vorspielen, könnte ich damit aufhören, mit all den Problemen. Einfach nur aufhören. Ich glaube, zu glauben, dass ich alles nur extra mache, nimmt dem Ganzen das beängstigende. Das würde bedeuten, ich hätte die Kontrolle darüber.. Das wäre doch schön...
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (Franz Kafka)

Kinder und Tiere sind Gottes Entschuldigung.

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Bumpam
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Beitrag Mo., 22.02.2016, 18:45

Unecht hat geschrieben: Und da frage ich mich oft, ob ich das nicht einfach sein lassen kann. ...Hätte ich mich nur stark genug zusammen gerissen, hätte ich was sagen können.. Oder keine Panik gekriegt. Ich hab gesehen, dass mein Körper Panik hat, aber ich war das nicht, denn ich wusste, dass ich keine angst haben musste. Schwer zu beschreiben..
Ich kenn das auch so - immer wieder dieses Gefühl dass das jetzt doch gehen MÜSSTE - und eine Stimme im Kopf, die mich anschreit ich soll doch nicht so unverschämt lügen und um Aufmerksamkeit betteln....
Interessanterweise hatte ich das früher nie. Als von der Diagnose noch keine Rede war, und mir nicht klar war, dass das wie es mir geht und was ich tue überhaupt eine Diagnose IST, hatte ich auch das Problem mit dem Selbstvorwurf zu schauspielern nicht. erst seit klar ist, dass die Symptome was mit den LügenGESCHICHTEN zu tun haben, sind die auch Lügen geworden.
Auch wenn das gar keinen Sinn ergibt. Die Überzeugung zu lügen ist so kommt mir vor bei mir nicht rational, und auch nicht rational veränderbar

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Unecht
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Beitrag Mo., 22.02.2016, 18:58

Bei mir war es schon vorher so.. Essstörung ist eine Lüge, Depressionen auch (, alle Tests sagen schwer depressiv, aber ich würde nie einfach im Bett liegen bleiben o. Ä. Sondern funktioniere, bis ich mir mal irgendwann den strick gönne -. -), selbst Erkältung und Magen - Darm - Infekt kann ich mir selbst kaum glauben und denke auch, dass es mir kein anderer glaubt.
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