Darf man Schuld bei den Eltern suchen?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Una
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Beitrag Sa., 28.02.2009, 01:28

Liebe Laura!
Laura13 hat geschrieben:oft kann ich meine Wut gar nicht fühlen, weil ich sofort ein schlechtes Gewissen bekomme oder traurig werde. Mein Thera nennt das "Gegenfühlen"....
Ich wünsche Dir den Kontakt zu Deinen Gefühlen von Herzen, denn wie ich schon schrieb:
Natürlich flammt die Wut immer mal wieder auf,
sie zeigt eben das etwas völlig daneben ist und war.
Aber wenn diese Gefühle noch einmal tief erlebt werden und dabei die Erwachsene das Kind in sich annimmt und auch anschaut, es versteht und tröstet, dann kannst Du irgendwann loslassen was so an Dir nagt und weiter zerstörerisch wirkt.
Der Schmerz muß und soll raus! Dir wurde etwas verwehrt, dass Dir nun Dein ganzes Leben lang fehlt. Darum trauere und sei wütend.
Gerade weil Du nun die Therapie machst, durchlebst Du alles nocheinmal intensiv. Es ist eine harte Runde, die Du Dir auflädst, aber genau darin unterscheidest Du Dich auch von Deinen Eltern- zum Glück für Deine Kids.

Hau rein! Ich schenk Dir einen Boxersack und ein Paar Boxhandschuhe dazu!
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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w_s_
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Beitrag Sa., 28.02.2009, 10:04

Siehst du Laura, dass wird hier einhellig so gesehen, dass es für dich sogar gut ist, wenn du endlich zu deinem Groll und deinem Zorn stehst und den auch rausläßt. Einfach, weil dir selbst das helfen wird. Und weil es wesentlicher Bestandteil deiner Aufarbeitung ist!

Also lass das zu, und entschuldige dich bitte absolut nicht darfür!
Lass dich umarmen!

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jennyfer
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Beitrag Sa., 28.02.2009, 12:13

Liebe Una!

Nur ganz kurz. Ich möchte dir hierfür danken. Dies könnte genau DAS und noch weiteres sein, was meinen Mann "fesselt", und warum Er NUR im BEISEIN seiner MUTTER (die DAS MIENENFELD für diejenigen RÄUMT, die ihr gutgesinnt sind, keinen EIGENEN SCHUTZ in Form von "Schützengraben - verballe Bombardierung" braucht, sich dabei doch leider FÜGEN "muss" weil er bei IHR zum KIND; DASS GESCHÜTZT WERDEN "MUSS" umfunktioniert wird. (und er somit ganz anders ist/war, schon fast kindhaft, bei ihr)


Dies entsprang gerade in einem Gespräch zwischen mir und meinen Mann, als ich ihm diese Sätze von dir vorlas. Er begann richtig zu "sprudeln" und ich freue mich so für ihn...


Una hat geschrieben: Mein Schwiegervater, gleicher Jahrgang muß jedesmal auf die Toilette, wenn er in den Keller geht und (...) schon sein ganzes Erwachsenenleben lang faszinieren ihn Waffen (...), schießt auf dem Schießstand. Warum wohl?
Was ich ausdrücken möchte ist, dass wir alle die Essenz sind aus einer Kette von vorherigen Generationen und ihrer Geschichten, ob Glück oder Leid.

Dies konnte jetzt warscheinlich erst geschehen, da er/wir den Kontakt zu seiner Mutter völlig abgebrochen hatten. Sein Vater lebte bereits das "Waffen brauchen" und sein Beruf was auch sonst, Sicherheitsdienst, mit Echter Waffe. Fundstücke aus dem Ersten Weltkrieg warten heute noch auf meinen Mann, die in einem Waffengeschäft hinterlegt wurden (ich weiger mich, diese ins Haus zu lassen, daher hat er sie nicht). Sein Vater diente nicht, jedoch verband ihn eine schwere Geschichte (die verschwiegen wird) mit dem ersten Weltkrieg. Also noch eine Generation weiter...über die wird jedoch niemals gesprochen...


Ich wollte dir einfach danken, da deine Sätze meinen Mann offenbar genau zum richtigen Zeitpunkt erreicht haben...

Bereits unsere Söhne üben sich regelmäßig im schießen, und wie es der "Zufall" will, gehen beide in Wunschrichtung Sondereinsatzkommando.

Ich möchte auch hier nicht weiter darauf vertiefen, da es meinen Mann betrifft, und ich das, was er mir nun anvertraut, nicht in die Öffentlichkeit geben möchte. Ich kann ihn da nur im "zuhören" unterstützen, weiteres geschieht in ihm.

Danke auch im Namen meines Mannes


jennyfer

Ps. dies würde sein Mienenartiges Handeln erklären (sich erstm Mal Raum wegsprengen (sich schützen müssen/Wall) und erst dann kann mit ihm geredet werden. Eine zeitlang war jedes Wort, das man ihm widmete ein "Angriff, den er sofort erwiedern musste" um zu bestehen.


Ich wünsche allen ein schönes sonniges Wochenende.
...

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Laura13
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Beiträge: 643

Beitrag Sa., 28.02.2009, 15:03

Danke euch allen für eure Antworten!
Ja, ihr habt recht, ich darf meine Wut haben und ich will sie auch endlich haben (dürfen)!!!! Denn mein ganzes Leben musste ich für Dinge, die für mich als Mutter heutzutage selbstverständlich sind, dankbar sein....!!!!

Danke und euch allen für euren Weg auch viel Kraft und gutes Vorwärtskommen!

Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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candle
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Beitrag Sa., 28.02.2009, 15:05

Ist schon irre was hier abgeht.

Warum das schlechte Gewissen bei der Wut? Ich kapier es nicht. Manchmal schäme ich mich meiner Worte hier, dann kribbelt es heftig in mir und leider kann man dann nichts mehr löschen. Da muß ich auch durch!


candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Una
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Beitrag Mo., 02.03.2009, 02:13

@ jennyfer

Was Du schreibst freut mich und läßt mich auch staunend zurück, dass mein erzählen bei Dir so gepasst hat.
Ist ja irre.... !
Aber gerade diese Waffengeschichten sind ja recht gut aufzuschlüsseln!
Diese Bedürfnis nach Schutz oder die Überzeugung alles sei Kampf und es gibt nur Gewinner und Verlierer. Ein schreckliches und völlig unmenschliches Denken.
Und das über Generationen!!! Dabei wird es bei den jungen Menschen immer schwieriger noch diese Hintergründe zu wissen und auch zu erkennen, das diese alten Geschichten heute akuter denn je, weil ungelöst sind.


Macht mich froh, Dir und Deinem Mann etwas geschenkt zu haben.
Nachweislich sind diese Momente wertvoll und werden mit Glückshormonen belohnt, in denen Menschen ihre sozialen Bedürfnisse erfolgreich pflegen.
Neuere Forschungen belegen, das Evolution eben nicht durch Kampf und Sieg des Stärkeren erfogreich war, sondern durch Kommunikation und feinste Abstimmung der Lebewesen auf ihre Umwelt. Darwin wird hier nicht vom Thron gestoßen, sondern ergänzt. Es gibt auch Kampf, aber 98% der Entwicklung ist durch "freundliches" Geschehen voran getrieben worden.
Niemandes Gehirn schüttet Belohnungshormone aus beim Töten,
es sei denn jemand ist krank im Kopf oder der Seele.
jennyfer hat geschrieben:Ich wollte dir einfach danken, da deine Sätze meinen Mann offenbar genau zum richtigen Zeitpunkt erreicht haben..
Es ist eine Erlösung wenn man Zusammenhänge erkennt und dadurch loslassen kann, was die ganze Zeit auf einem gelastet hatte.
Ich kenne das gut!
jennyfer hat geschrieben:Eine zeitlang war jedes Wort, das man ihm widmete ein "Angriff, den er sofort erwiedern musste" um zu bestehen.
Das habe ich bei meinem Mann auch erlebt!

Alles Gute
und liebe
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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problemliese1
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Beitrag Di., 18.08.2009, 19:01

Hallo zusammen!
Ich habe mir jetzt nicht alle Beiträge durchgelesen, aber das Thema die Schuld bei den Eltern suchen beschäftigt mich zur Zeit auch sehr!

Meine Eltern, oder besser meine Mama hat glaub ich bei mir sehr viel falsch gemacht als ich klein war!
Daraus resultiert, dass ich ständig von Schuldgefühlen geplagt bin! Wenn irgendwas ist, wie jetzt wieder die Trennung mit meinem Freund - gebe ich mir die Schuld!

Ich kämpfe ständig immer wieder mit Depressionen, Alkohol und der Angst dass ich immer alleine bleiben muss, weil mir meine Mama nicht das gegeben hatte was ich gebräucht hätte!

Mein richtiger Vater hat sich ohnehin nicht um mich gekümmert! Meinen Stiefvater anerkenne ich zwar als meinen Papa, aber es gab nie eine wirklich gute innige Bindung zu ihm!

Meine Mama schaffts auch heute noch nicht, dass sie mich vielleicht einfach mal in den Arm nimmt und mich tröstet und mal wirklich aus innerem Herzen heraus für mich da zu sein!

Es passiert alles immer nur auf der Oberfläche! Sie liebt mich gewiss in ihrem Sinne und hat auch versucht in meiner Kindheit das Beste für mich zu wollen!
Dennoch fehlte mir ihre aufrichtige Liebe - wisst ihr was ich meine?!

Jetzt kämpfe ich mit meinem Leben ständig herum, jeder Partner den ich kennenlerne verlässt mich innerhalb kurzer Zeit wieder, weil ich in ihm diese Liebe suche!
Solche Trennungen sind dann die Hölle für mich, drehe durch, versuche um den Partner zu kämpfen, der mich aber durch mein Verhalten dann noch mehr abstösst!
Ich versuche das jetzt in der Therapie zu lösen, aber zweifle daran dass ich das jemals aufarbeiten kann!

Ich möchte meiner Mama einfach mal gerne beibringen, dass sie mir wenigstens jetzt mal diese innige Liebe zeigt - aber man kommt nicht an sie ran!
Gestern habe ich im suff davon geredet, was auch nicht gut war, das weiss ich! Das Resume daraus ist, dass sie mir heute wieder mit Ablehnung gegenüber tritt!
Das heisst, ich bin wieder schuld, ich habe was falsches getan und und und!

Ich wünschte ich könnte mich mal so weit abgrenzen und lernen mich einfach nur auf mich zu konzentrieren und auf mich stolz zu sein! Aber ich schaffe es einfach nicht!

lg
liese

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Una
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Beitrag Di., 18.08.2009, 19:16

Traurig wie es Dir geht.

Das Problem ist, dass Du in der Regel nicht nachholen kannst, was Dir die Mutter früher verweigert hat.
Außerdem wird sie sich schwer tun Dich überhaupt zu begreifen.

Dein Weg wird sein, zu erkennen, dass Deine Mutter auch nur ein Mensch ist.
Das ihr handeln falsch und unzulänglich war, aber sie konnte es eben nicht besser- warum auch immer.

Du bist ganz klar das Opfer gewesen als Du klein warst.

Leider mußt Du mit diesem elenden Erbe leben.
Ich denke auch, das ein großer Kränkungsfaktor Dein leiblicher Vater ist, der nie da war.
Nie an Dir interessiert.
Das kann Deine Mutter nicht leisten, aber sie ist die einzig greifbare und so bekommt sie den Anteil an Vorwurf noch dazu.
der eigentlich Deinem Erzeuger gilt.

Hast Du denn Wut auf Deinen Erzeuger (Vater ist wohl übertrieben)?
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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problemliese1
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Beitrag Di., 18.08.2009, 19:41

Ja habe Wut auf ihn! Vor allem deswegen, weil er angefangen hat mich zu besuchen als ich ein Kind war, und dann auf einmal wieder nicht mehr kam!
Als ich in der Lehre war, entstand wieder Kontakt, gingen ab und zu auf einen Kaffee und konnten uns auch gut unterhalten!
Doch als ich ihm mitteilte dass ich ausgelernt habe und er nicht mehr Alimente bezahlen muss, liess er mich wieder fallen!

Mein Stiefvater war zwar dann mein Papa, aber als meine Schwester kam, war er halt dann mehr ihr Papa, was ja auch verständlich ist!

Mama war lange alleinerziehend mit mir, aber die war ja dann mehr oder weniger auch weg, weil sie ja Stiefpapa kennengelernt hatte! Weisst wie ich meine?!
Mir wurden ständig Bezugspartner genommen, stand eigentlich irgendwo immer alleine da!

Tja umso schmerzhafter ist es dann für mich, wenn mich meine Männer immer wieder verlassen! Das zerreisst mir das Herz!

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problemliese1
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Beitrag Di., 18.08.2009, 19:44

Fühle mich immer mehr als Versager über mein Leben!

Ich will ja lernen, meine Vergangenheit einfach so zu akzeptieren wie sie war, kann sie ja auch nicht mehr ändern!
Ich will lernen mein Leben jetzt als wertvoll zu betrachten und an mich zu glauben - aber ich schaffe es nicht!

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Una
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 00:02

Hallo Problemliese,

Du bist kein Versager nur weil Deine Gefühle Dich beuteln.
Deine Gefühle haben ihre Berechtigung und sind auch ernst zu nehmen und wichtig!
Hör mal Du hast es ungewöhnlich schwer gehabt und es gab viele Momente des Verlustes als Du noch zu klein warst um alleine klarzukommen.
Diese Defizite sind Dein Schicksal, mit dem Du lebenslänglich wirst umgehen müssen.
Es wird Dich immer wieder einholen und beuteln, das ist einfach Fakt.
Bei jeder beendeten Beziehung wird Dir wieder der frühe Verlust vor Augen stehen.

Was Dein Ziel in der Therapie sein muß: Du mußt Dich selbst verstehen lernen und annehmen.
Statt zu sagen: Die Gefühle sollten nicht da sein, ich muß was anderes fühlen (von wem aus sollst Du nicht so fühlen wie Du fühst?), lernst Du zu sagen: Ich fühle nun so und ich verstehe das, denn ich wurde verlassen und verraten. Das Kind in mir sehnt sich nach Liebe, ich nehme es in den Arm, indem ich es verstehe und ihm glaube das es bedürftig ist.
So zum Beispiel.
Ich weiß das sind nur Worte und Du kannst es wahrscheinlich nicht fühlen, weil Du hier und jetzt das Kind ganz und gar noch bist, das Liebe braucht.
Die Therapie kann Dir aber helfen. Du gehst den ganzen harten Weg noch einmal, erlebst dieses Gefühl nicht zu genügen und keine Daseinsberechtigung zu haben.
Aber Du bist da! Du bist geboren und Du hast das volle Recht hier im Leben Deinen Platz einzunehmen!

Bitte achte auf Dich und versuche nicht den Alkohol als Betäubungsmittel zur Normalität werden zu lassen. Damit zerstörst Du auf Dauer die Achtung vor Dir selbst und schwächst Deinen Körper noch obendrein.

Du hast die Verantwortung für Dich!
Nur wenn Du Dich selbst annehmen, achten und lieben kannst, kann eine Beziehung zu einem Partner entstehen, die gut und gesund ist.

Eventuell suchst Du auch nach dem Muster Deines Vaters intuitiv die Männer aus, die Dich früher oder später verlassen. Die eigene Logik der Seele: Wenn Du so einen Typ wie Deinen Vater dazu bekommst endlich bei Dir zu bleiben, dann heilen Deine alten Wunden.
Leider funktioniert das so nicht, auch wenn die Seele Dich regelrecht dazu zwingen will.
Das kann man aber nach und nach bewußt werden lassen und auflösen.
Versteh das bitte nicht als Schuldzuweisung. Es geht wirklich nicht darum an etwas schuld zu sein, sondern die Logik Deiner Seele zu ergründen. Die funktioniert anders als der bewußt gebrauchte und von Normen überhäufte Verstand.

Immerhin bist Du Dir bewußt, das Du eine Menge zu lösen hast! Das ist eine Form der Erkenntnis, die schon sehr von guter Beobachtung und gutem Denken zeugt.
Die meisten merken erst was, wenn sie voll gegen die Wand gefahren sind.
Stat Dich also zu beschimpfen, könntest DU Deine Intelligenz und Deine Sensitivität klasse finden.
Sie beschützt Dich und zeigt Dir, das etwas nicht stimmt, weil Du Dich schlecht fühlst.
Du findest nun heraus was es ist und was Du brauchst um Dich gut zu fühlen.
Das ist Arbeit, ja, Arbeit, die Du leisten mußt, aber Dir auch ein gutes Gefühl der Eigenständigkeit geben wird. Nun da Du erwachsen bist, mußt Du lernen Dir zu nehmen und zu holen was Du brauchst.
Du hast nun mehr Macht als in der Kindheit, in der es nicht gab was Du benötigt hast.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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problemliese1
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 07:32

Hallo Una!
Danke für deine schönen Worte - die tun gut!

Ich wünschte ich könnte das alles mal auflösen - es ist einfach alles so schwer und zermürbend, wenn man nicht weiss wie man da rauskommen soll!

Umso schwieriger ist es dann natürlich wieder, wenn ich verlassen worden bin, so wie jetzt!

Ja meine Therapeutin sagt auch, dass mir ein Partner die verlorene Liebe meines Vaters nicht geben kann!
Ich verstehe das auch, aber wie ich das wegbringe dass ich das einem Partner nicht mehr zumute das weiss ich nicht!

Eines weiss ich aber, dass ich mich von meinen Eltern wieder mehr distanzieren muss - wenn ich das nicht tue werde ich wahrscheinlich nie da rauskommen!
Ich werde von meiner Mama auch heute noch nicht diese Liebe kriegen die ich brauche, also muss ich lernen das so zu akzeptieren!
Ich will nicht damit sagen dass ich deswegen mit meinen Eltern jetzt nichts mehr zu tun haben will, nein das wäre auch falsch!
Im Großen und Ganzen verstehen wir uns ja auch gut und haben auch ein Haus zusammen!
Will damit sagen, dass ich mehr auf meinen Weg schauen muss und meine Eltern aber nicht mehr auf diesen Weg mit raufstelle!
Meine Eltern blockieren mich immer und immer wieder dabei, weil ich ihre Ansichten sehr oft nicht mehr teilen kann!

Mal schauen wie das funktioniert! Werde das heute mal in der Therapie ansprechen!

lg
liese

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 10:18

Hallo!

Habe fast eine Stunde an diesem Thread gesessen und gebannt gelesen. Das Thema berührt mich sehr und hat eine ganzen Sack an Gefühlen angestoßen. In meiner Therapie wird es immer mal wieder angesprochen, aber z.Z. noch nicht intensiv bearbeitet.

Gestern bin ich weinend eingeschlafen, bei dem Gedanken daran, was für eine traurige Familie wir 4 (Eltern, Bruder, ich) eigentlich waren. Eigentlich hätten wir schon vor 20-30 Jahren ALLE eine Therapie gebraucht. Mein Vater ist jetzt seit 6 Jahren tot (Alkoholiker), mein Bruder trägt eine tödliche Krankheit in sich und meine Mutter leidet darunter, dass sich ihre Kinder von ihr abwenden, sie nicht den vertrauensvollen Kontakt hat, den sie sich wünscht, nach der ganzen Schei*e der Vergangenheit. Sie sieht uns drei als Überlebende, entzieht sich jeglicher Einsicht in die vergangene Gefühlswelt ihrer Kinder und ihrer Verantwortung (Prügel, Häme vor anderen, Vernachlässigung).

Nie gab es mal die Frage danach, wie ich selbst meine Vergangenheit als Kind und Jugendliche erlebt habe. Hat sie Angst vor der Wahrheit? Ist sie einfach nicht in der Lage, die Bedürfnisse anderer Menschen zu erkennen?

Nur beim Schreiben wird mir schon ganz schwummrig und ich spüre einen unterdrückten Fluchtinstinkt, fast Panik, bei dem Gedanken an das, was sich meine Mutter nach der Schei*-Vergangenheit von mir ersehnt.

Ja, ich weiß, das ist es woran ich arbeiten muss: Mich von der Gefühlswelt meiner Mutter zu lösen, mir sagen können "Ich bin NICHT verantwortlich für das Wohlergehen oder den Schmerz meiner Mutter". Klappt nicht, eben nur ansatzweise wenn ich mit dem "Schuldthema" aufwarte. Und auch das klappt eben nur ansatzweise. Tut mir halt zu sehr leid. Ich sehe ihre Situation zu klar. Wenn sie weint, dann muss ich auch weinen. War schon immer so.

Ich stehe mir bei der Aufarbeitung im Weg:
Verspüre ich Ärger und Wut auf meinen kranken, verantwortungslosen Vater, dann ist der erste Gedanke: Wie meine Mutter damals. Jetzt bin ich doch wieder so wie sie.
Verspüre ich Ärger auf meine Mutter: Jetzt setze ich zum letzten Hieb an, der sie umwerfen wird. Ich bin jetzt stark und räche mich an ihr.

Kennt ihr dieses Dilemma?

Liebe Grüße
Sandy

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Una
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 11:06

Hallo Problemliese,

ich wünsche Dir eine gute Therapiestunde- und: hab Geduld, der Weg kann nicht kurz sein!
Den Abstand von den Eltern zu nehmen den Du brauchst, ist eine völlig legitime Entscheidung.
Deine Gefühle ernst zu nehmen, ist eine Pflicht Dir selbst gegenüber.
Du hast genau diese Aufgabe zu lernen: Wie kümmere ich mich gut um mich selbst?
Denn das wurde Dir nicht von Deiner Mutter oder Deinem Vater beigebracht. Diese wichtigen Menschen haben Dir leider nicht vorgemacht wie es geht.
Und daher kommt heute Dein Defizit, Du kannst es nicht, weil Du es nie vorgemacht bekommen hast.
Eltern die ihre Kinder wertschätzen, bringen diesen auch gleichzeitig diese Haltung
sich selbst gegenüber bei. Du mußt es leider heute mühsam lernen.

Hallo Sandy,

wenn alle Handlungen von dem Gedanken bestimmt werden: "oh jetzt bin ich wie mein Vater" oder eben wie die Mutter, solange bist Du in unschöner Weise ausgeliefert.
Du bist das Kind Deiner Eltern, aber Du bist auch eine komplett andere Person, eben schon allein weil bei Dir beide Elternteile genetisch und psychisch vermischt sind.
Und Du bist auch Deine Großeltern und Deine Urgroßeltern sowie Deine Ururgroßeltern, das allein sind dann schon 30 Personen deren Erbgut sich in Dir einzigartig mischen.
Das nur mal als kleines Beispiel dafür, wie Du anders zusammengesetzt bist als Deine Eltern.

Du unterscheidest Dich außerdem durch Deine Reflektierung ganz gewaltig.
Deine Mutter scheint dies nicht zu tun. Damit hat sie keine Chance etwas zu erkennen und darum sind Deine mitfühlenden Tränen sogar berechtigt.
Du mußt ihr nicht böse sein. Du darfst es, aber Du mußt es nicht.
Mitgefühl ist eine gute Fähigkeit, sie schadet nur da, wo Du Dich selbst zu lange vergißt.
Du hast demnach die selbe Aufgabe wie Problemliese: Dich und Deine Bedürfnisse zu kennen und Dich gut zu behandeln.
Nur wenn Du Dich gut versorgst, kannst Du auch für andere da sein.

Warum fühlst Du Dich denn schuldig?
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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candle
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 11:15

Hallo!

Ich weiß nicht, ob ich etwas Mut machen kann... bei mir hat sich ja vieles doch schon aufgelöst, aber eben auch nicht alles, wenn man so über 30 Jahre in gleichbleibenden Umständen lebt, ist es schwer sich herauszuarbeiten. Jetzt bin ich ganz allein, in einer schlimmen Situation, aber das Gute daran: Ich treffe jede Entscheidung allein und sie ist immer richtig!

Keiner mehr, der mir vorschreibt mit wem ich zusammensein soll.
Keiner mehr, der mich runtermacht, dass ich nichts hinbekomme oder häßlich bin, der mich mit seiner selbst überlagert und mir Schuldgefühle einhämmert, die ich fast seit Säugling in mir gespürt habe. Ich bin ganz allein für mich da, und das ist gut so.

Natürlich denke ich, dass je länger man verbleibt und sch von den Eltern noch aktuell alltäglich "gefangen nehmen" läßt, wird es nur langsame Schritte aus dieser emotionalen Abhängigkeit geben.

Ich habe ja grundsätzlich für mich alles zu einem Abenteuer gedreht. Ich habe bewußt mal anders reagiert, was anderes geschenkt oder was es noch gibt und die Ergebnisse dessen genau "analysiert" um festzustellen, dass die Eltern nicht schlimmer, aber auch nicht besser reagieren. So wurde mir schnell klar: Was immer ich tue, sie werden immer wieder so gleich und einseitig reagieren.

Vielleicht habt ihr ja den Mut mal so rumzuprobieren? Ich glaube sowas ähnliches schrieb ich schon? Nein, man soll nicht mit Personen spielen. Aber seinen Wunsch mal folgen und schauen, was sich in der Situation verändert.

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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