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Sa., 17.01.2009, 19:19
Mir geht’s nur darum, son Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.
Wenn du jemanden fragst, der ins Fitnessstudio geht oder eine Frau, die sich das Näschen richten lässt, wird niemand zugeben, dass er/sie das macht, um anderen zu gefallen. Jeder wird - wie heute modern - sagen „das tue ich nur für mich“. Damit hat man sich die Augenbinde selbst umgebunden. Man wird alles, was man unternimmt als Aufbau des Selbstbewusstseins verstehen, als Wachstum und gar von Freunden die Schulter geklopft bekommen. Sich selbst zu verändern, die Brille dem Massengeschmack anzupassen, den tiroler Dialekt kaschieren, Frei-Sprechen-Seminare besuchen, ein paar Anredefloskeln einstudieren oder wie es William mir schreibt „arbeite mal an deiner Einstellung“....macht man doch mit einer bestimmten Absicht. Um ein Weibchen zu bekommen, nicht allein zu bleiben, Sex, Anerkennung von anderen Menschen zu bekommen, gemocht zu werden...passt du dich einem bestimmten Idealbild an, einem, was andere achten und möglichst begehren. Man will um den Preis dessen was man jetzt ist etwas haben und hofft, dass es einem jemand gibt....möglichst „egal wer“.
Betteln sagt man natürlich dazu nicht, weil diese ganzen Sachen einfach zeitgemäß sind, wie man irgendwann mal weiße gepuderte Perücken aufsetzte...es würde auch keiner auf die Idee kommen, dass eine Frau, die sich hübsch zurecht macht, um Bestätigung bettelt. Man würde sagen „sie tut das um sich gut zu fühlen“..., aber du kannst ja selber mal beobachten und drüber nachdenken, wie man diesen wimmelnden und wuselnden Ameisenhaufen bezeichnen könnte. Sich gut fühlen, das kann man inzwischen auf allerlei Arten...und hält ganz nebenbei die Wirtschaft am wachsen. Auf psychologischer Ebene etwas sein zu wollen, was man noch nicht ist, das scheint mir heute Trend. Mich würde schon wundern, wenn du nicht bemerkst, wie man es als Frau genießt, wenn die Männchen ihre Pfauenräder aufschlagen und von gewissen Reizen angelockt, herumtänzeln, etwa bei einer Veranstaltung „begehren dürfen...jedoch nie bekommen werden“. Was geht dabei in einer Frau vor? Könnte da dann nicht auch von Seiten der Frau eine gewisse Verachtung mit entstehen? All diese Sachen würde ich mit in die Überlegungen einbeziehen.
Nicht ausnutzbar zu sein, das meint sicher beinahe jeder von sich. Ich vermute, solange du etwas haben oder erreichen willst, etwas besonderes sein oder bleiben willst, oder solange du etwas oder jemanden brauchst, werden sich Menschen finden, die das ausnutzen.
Wenn man sich Männer anschaut, kommt man nicht ganz drum herum, zu bemerken, dass ein guter Mann ein gut nutzbares Tierchen ist. Allein sein Drang, immer irgendwas zutun, ist ganz praktisch (nützlich). Dass man das als Hochzeitswirtschaft, als Arbeitgeber, als Versicherungswirtschaft, Staat, Arzt... oder eben als Frau nicht bemerkt, das scheint mir abwegig. Klingt sicher alles ein bisschen weit hergeholt und pessimistisch...soll auch nur allgemein zum Beobachten anregen. Es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, sich in allem und jedem immer nur selbst zu betrachten. Man kann diese spiegelnde Glasscheibe, durch die man kuckt, m.E. schon, entweder kaputtmachen oder bemerken, dass es draußen auch schon hell geworden ist.
Bei all diesen Sachen fehlt mir irgendwie eins. Rücksicht auf die Art, wie man jetzt ist.
Das scheint mir so unpopulär wie nie. Vielleicht ist ja das, was auf diesem ganze Weg (der Anpassung) verlorengegangen ist, das, was diese unbestimmte Leere erzeugt hat, die die meisten von uns irgendwann mal in ihrem Leben bemerken, Frauen vermutlich etwas eher, aber nicht weniger verzweifelt. Und wenn beiderlei Gechlechter trotz dieses Aufrüstens auch im Miteinander so unzufrieden sind, kann man übers Abrüsten wenigstens mal nachdenken.
Hiob