Verwirrt und ungeduldig?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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wildeskeks
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 11:55

Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 08:14 Bei Zielen ist es wichtig auchvzu klären woran du merken würdest das du dich deinen Zielen annäherst und woran du erkennst das du sie erreicht hast

So was wie weniger gestresst zb nur… woran würdest du denn festmachen das du weniger gestresst bist?
Hm, ich mache das daran fest, dass sich meine Laune bessert, ich weniger reizbar bin, ich freier im Kopf bin und mehr Energie habe (zum Beispiel auch Nerven um mit jemandem zu diskutieren, mich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen ohne gleich die Nerven zu verlieren, wenn es mal nicht so klappt, etc.)
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 08:14 Momentan scheint ja dein Therapieziele sich geändert zu haben bzw ein neues im Vordergrund zu stehen und das ist das du ins spüren Kommen möchtest. Weiß sie das?
Ich habe keine direkte Ansage nach dem Motto „meine Therapieziele haben sich geändert. Könnten wir diese umschreiben?“, aber ich habe ihr in meiner Mail geschrieben, dass ich gerne weinen und Gefühle zulassen können würde. Sie sprach das auch an und meinte „wann haben sie zuletzt geweint?“ und nach meiner Antwort kam die Erklärung, warum das so sein könnte. Aber sie hat nicht gefragt, ob das nun ein explizites Ziel ist und ich sagte nichts, weil ich dachte, dass es klar ist, da mich das belastet und ich es als Wunsch geäußert habe.
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 08:14 Du solltest den Mut finden den Sex. Missbrauch anzusprechen, dabei entsteht ja ebenfalls die Notwendigkeit Gefühle abzuschalten, sowohl bei den Taten selbst als auch oft danach wenn niemand für einen da ist das aufzufangen.
Das habe ich bereits 2 Mal. Das erste Mal hat mich das so weggehauen, dass ich nur noch Fetzen davon behalten habe, was sie sagte. Daraufhin entstand der „Vorwurf“ in der Mail, sie habe damals meine spärlichen Erzählungen gemindert und klein geredet - mich nicht ernst genommen hat. Diesen Absatz in der Mail sprach sie letztes Mal unter dem Aspekt, dass sie mir sehr wohl glaubt an. Und das wir das erst machen sollten, wenn ich stabil bin. Außer ich würde das früher wollen, dann muss ich es ansprechen. Aber ich schrieb ihr auch, dass ich nicht einmal über andere Themen aus dem Bereich Sexualität sprechen kann, weil ich mich zu sehr schäme und fürchte. Mir schnürt das die Kehle zu und ich schrieb ihr auch das in der Mail, dass ich nicht weiß, wie ich anfangen soll, wenn ich es nicht einmal aussprechen kann. Darauf bekam ich aber bisher keine Antwort. Ich schätze, weil sie damit nicht anfangen will.
Shukria hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 08:14 Und den Machtkampf den du im Slltag zu deinen Gefühlen beschreibst, den erlebst du gerade auch in der Therapie, es kann sehr hilfreich sein das mit ihr mal zu reflektieren das es dir nicht nur mit ihr so geht , auch deinUmgang damit und wie ihr da jetzt einen anderen Umgang für dich mal ausprobieren könnt.

Genaugenommen bist du mitten im Prozess, vor Veränderung steht, sich selbst, die eigenen Muster kennenlernen u d erstmal überhaupt zu verstehen und dafür Worte zu finden, und das fängst du gerade an.
Wir sprachen letztes Mal im Zuge des Themas „in die Augen schauen“ darüber. Ich sagte ihr, dass ich ihr gerne in die Augen schauen würde, es aber meistens nicht schaffe und ich mich dafür verachte, weil ich das als sehr unhöflich empfinde. Sie meinte, dass ihr das nichts ausmache. Ich meinte, warum ich das nicht schaffe bei ihr und sie stellte die Gegenfrage „Haben Sie das in der Arbeit auch?“ und ich erwiderte „nein“. Daraufhin sagte sie „weil Sie in der Arbeit die taffe, willensstarke Person sind. Ich kann mir gut vorstellen, wie Sie in der Arbeit sind: sehr bestimmend, eher dominant wirkend, entscheidungsfreudig und durchsetzungsfähig. Oder?“
Nach meiner Bestätigung meinte sie eben, dass ich bei ihr verletzlich bin und daher sehr verunsichert. Aber um aufs Thema zurück zu kommen: sie weiß, dass ich so bin. Und ich schrieb ihr auch in meiner Mail, dass ihre (für mich so wirkende) sachliche Haltung diesen Modus bei mir triggert und ich meine perfekt und unantastbar sein zu müssen. Das ist jede Stunde ein Kampf, diese Maske nicht aufzusetzen. Das weiß sie zumindest. Sie spricht aber nie von sich aus Verhaltensweisen bei mir an. Wir reden meist nur darüber, wie ich das Arbeitspensum reduzieren kann und wie es mit dem Auszug voran geht. Keine Themen wie „was fühlen Sie“ oder dergleichen. Mich irritiert das. Sollte ich das ansprechen, dass ich das gerne hören würde?
Misstrauen ist die schwarze Sucht der Seele, welche oft ins Totenreich der Lebenden führt.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 12:00

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 11:55 Wir reden meist nur darüber, wie ich das Arbeitspensum reduzieren kann und wie es mit dem Auszug voran geht. Keine Themen wie „was fühlen Sie“ oder dergleichen. Mich irritiert das. Sollte ich das ansprechen, dass ich das gerne hören würde?
du bist noch nicht lange in Therapie, es kann nicht alles innerhalb weniger Wochen oder Monate erreicht werden und man kann nicht alles sofort und gleichzeitig angehen.

Grundsätzlich darfst und solltest du alles ansprechen was du brauchst, was dich stört in der Therapie, was dir auffällt.
Auch dazu ist Therapie da und Therapeuten können keine Gedanken lesen.

Sehr hohen und belastendes Arbeitspensum ist aber ein zentrales Thema und Täterkontakt ist für vieles ein Ausschlusskriterium. Das sind dann tatsächlich erst einmal die zentralen Punkte und Prioritäten.

Ich verstehe gut dass du dich da "verzettelst" und alles sofort und auf einmal willst, wenn du nun schon mal in Therapie bist.
Es KANN aber auch ein Ausweichen und Vermeiden sein vor den zentralen Themen.

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wildeskeks
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 12:16

sebi hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 08:23 @wildeskeks,
ich kann dich sooo gut verstehen, deinen Kampf mit und um die Gefühle. ........
Ich kann dich so gut verstehen. Das mit Zuwendung zwischen anderen Menschen macht mich immer sehr klein, unbedeutend und dann meldet sich reflexartig meine Wut auf die Welt, warum ich das nicht erleben darf. Bei z. B. meiner Arbeitskollegin meldet sich dann auch noch dieser verflixte Verlustangst, wenn sie sagt, sie geht am Wochenende zu einer Geburtstagsfeier. Würde ich es zulassen, dann würde ich eifersüchtig und sogar besitzergreifend reagieren - einfach weil ich Angst habe, das bisschen mit ihr zu verlieren, weil andere viel interessanter oder einfach besser sind als ich.

Das mit dem Kaffee mache ich auch, allerdings zur bewussten Stressreduktion. Ich bin schon sehr empfänglich für „Bilder“: die melancholisch, aber ruhige Stimmung wenn es regnet und sich der Baum leicht mit dem Wind biegt, die gewaltige Kraft eines Blitzes, die Freude von verspielten Jungvögeln, die letzten Sonnenstrahlen in der golden Hour an einem Herbsttag, die Spiegelung von Vergänglichkeit eines kalten Novembertages … ich nehme das wahr, aber es berührt mich nicht mal mehr ansatzweise wie früher. Als würde es verblassen. Ich empfinde fast nichts mehr dabei. Und dabei wollte ich früher solche Bilder und Emotionen immer mit anderen teilen und erleben. Aber ich hatte niemanden, mit dem ich darüber philosophieren oder es auch nur mal erzählen hätte können. Habe ich doch mal darüber geredet, wurde ich damit aufgezogen. Ich würde aber solche Bilder in Bezug auf Menschen auch gerne so „ästhetisch“ sehen, statt mit Wut, Eifersucht, Trauer. „Die Schönheit der Menschen“ auch mal so sehen, wie das andere immer beschreiben. Statt ständig kämpfen zu müssen.

An eine Selbsthilfegruppe habe ich bisher nicht gedacht. Kannst du mir sagen, wie sowas abläuft? Kommt man da einfach so hin oder meldet man sich da an? Sitzt da auch ein Therapeut dabei oder Treffen sich da Gleichgesinnte und reden über das, was sie so erleben?
Zuletzt geändert von Pauline am Sa., 29.07.2023, 04:38, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquote entfernt. Bitte keine Komplettzitate - siehe Netiquette- verwenden.
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 12:31

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:00 du bist noch nicht lange in Therapie, es kann nicht alles innerhalb weniger Wochen oder Monate erreicht werden und man kann nicht alles sofort und gleichzeitig angehen.

Grundsätzlich darfst und solltest du alles ansprechen was du brauchst, was dich stört in der Therapie, was dir auffällt.
Auch dazu ist Therapie da und Therapeuten können keine Gedanken lesen.
Hm, stimmt ich bin vielleicht etwas ungeduldig. Am liebsten würde ich alles ablegen und ab sofort glücklich und unbeschwert durchs Leben gehen. Ich weiß, dass das nicht geht. Aber ich habe das Gefühl, als würde man mir ein Pflaster langsam herunterziehen anstatt schnell und (nahezu) schmerzlos. Aber das ist vielleicht genau mein Problem …
chrysokoll hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:00 Sehr hohen und belastendes Arbeitspensum ist aber ein zentrales Thema und Täterkontakt ist für vieles ein Ausschlusskriterium. Das sind dann tatsächlich erst einmal die zentralen Punkte und Prioritäten.

Ich verstehe gut dass du dich da "verzettelst" und alles sofort und auf einmal willst, wenn du nun schon mal in Therapie bist.
Es KANN aber auch ein Ausweichen und Vermeiden sein vor den zentralen Themen.
Mein Umgang mit Arbeit ist zu 100% ein Verdrängmechanismus. Ich will nicht wieder diese Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Aussichtslosigkeit spüren müssen. Mir vor Augen führen, was für ein Versager ich im Leben bin. Zumindest sind es diese Dinge, die ich verdränge und das weiß ich. Der Therapeutin habe ich das auch von mir aus mitgeteilt, weil ich Angst habe davor, was passiert, wenn ich mir „die Arbeit wegnehme“. Ich falle jetzt schon immer häufiger in depressive „Löcher“ (und sie werden immer tiefer) und diese Gefühle würden mir wohl den Rest geben. Ich meinte ihr gegenüber, dass ich etwas brauche, um mich festhalten zu können, damit ich nicht ins bodenlose falle, so wie früher. Sie sagt zwar, dass sie das versteht und das sicherlich nicht einfach ist, aber ich bekomme irgendwie keine Hilfsmittel von ihr. Aber soll ich hier deutlich sagen bzw. direkt einfordern, dass ich von ihr möchte, dass sie mir hilft?
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SinnIch
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 12:43

Was ich nicht ganz verstehe ist, was du dir unter einem solchen Halt/Hilfsmittel vorstellen würdest? Was müsste das sein?
Gerade wenn man evtl. eine Tendenz zu einer emotionalen Abhängigkeit hat, wenn man das bekommt, was "kleine Kind" immer vermisst hat, kann der Schuss echt schnell nach hinten losgehen und man wird "kleiner" als man es vorher war.

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Beitrag Sa., 22.07.2023, 13:00

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:16
An eine Selbsthilfegruppe habe ich bisher nicht gedacht. Kannst du mir sagen, wie sowas abläuft? Kommt man da einfach so hin oder meldet man sich da an? Sitzt da auch ein Therapeut dabei oder Treffen sich da Gleichgesinnte und reden über das, was sie so erleben?
Bei einer Selbsthilfegruppe ist in der Regel kein Therapeut dabei, sondern "nur" Betroffene.
Das ist der Unterschied zur Gruppentherapie.
Welche Selbsthilfegruppen es bei dir gibt, kannst du mit etwas Recherche herausfinden und erfragen, auch wie die genau funktionieren. Normalerweise muss man sich schon anmelden. Manche haben auch Kennenlern-Termine oder bieten dir einen Ansprechpartner oder sogar "Paten" für den Anfang an.

Auch hier würde ich dir aber empfehlen dich nicht zu verzetteln, nicht zu viel auf einmal zu machen und solche Schritte auch erst einmal mit der Therapeutin zu besprechen. Du musst dich nicht sklavisch an das halten was sie vorschlägt oder will, aber absprechen würde ich das auf jeden Fall.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 13:14

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:31 Ich meinte ihr gegenüber, dass ich etwas brauche, um mich festhalten zu können, damit ich nicht ins bodenlose falle, so wie früher. Sie sagt zwar, dass sie das versteht und das sicherlich nicht einfach ist, aber ich bekomme irgendwie keine Hilfsmittel von ihr. Aber soll ich hier deutlich sagen bzw. direkt einfordern, dass ich von ihr möchte, dass sie mir hilft?
Deine Therapeutin ist nicht deine Mama, und solche Kindheitsbedürfnisse sind zwar sehr verständlich, aber das lässt sich so nicht nachholen.
Eine Idee WAS du brauchst, was dir helfen könnte müsstest du - mit ihr eventuell - selbst entwickeln.
Es ist Wunschdenken dass deine Therapeutin da über irgendwelches magisches Geheimwissen verfügt, das sie dir nur zur Verfügung stellen müsste.

Du hast mit Sicherheit irgendwelche Interessen, Neigungen, Vorlieben und ebenso Abneigungen, Desinteresse etc.
Aus diesem Pool lässt sich schöpfen. Was magst du, was interessiert dich, also genauer im Detail?
Grundsätzlich ist natürlich Tageslicht, genug Schlaf, frische Luft, Bewegung, Ruhe etc. nie schlecht, daraus kannst du etwas zusammenstellen. Ausprobieren. Es muss nicht sofort klappen, es muss nicht das Richtige gleich sein.
Und es wird nicht "wumms" machen und dein Leben ist anders. Das sind nunmal kleine Schritte. Manche dauern Monate und Jahre!

Warum willst du den Täterkontakt nicht beenden? Das ist nunmal die Grundvoraussetzung, mit weiterem Täterkontakt torpedierst du jede Heilung, jede Verbesserung.

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wildeskeks
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 13:23

SinnIch hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:43 Was ich nicht ganz verstehe ist, was du dir unter einem solchen Halt/Hilfsmittel vorstellen würdest? Was müsste das sein?
Gerade wenn man evtl. eine Tendenz zu einer emotionalen Abhängigkeit hat, wenn man das bekommt, was "kleine Kind" immer vermisst hat, kann der Schuss echt schnell nach hinten losgehen und man wird "kleiner" als man es vorher war.
Um ehrlich zu sein: ich weiß es nicht ganz genau, was ich erwarte/erwarten darf. Ich weiß so viel:
Einerseits hätte schon auch (aber nicht nur) gerne, dass sie mich "hält" - nicht im körperlichen Sinne, sondern emotional. Das sie mir das Gefühl gibt, dass sie nicht nur eine Art Beraterin ist, die sich sehr in der Distanz hält und sehr sachlich agiert, sondern jemand, der menschlich an mir interessiert ist. Ich weiß nicht wie ich das erklären soll ... dass sie eben nicht wie z. B. ein Arzt sachlich auf die Problemlage reagiert, sondern dass ich spüren kann, dass wir eine Verbindung haben. Oder beim Beispiel Arzt: es gibt Ärzte, die schauen nur, was das Problem ist, fragen einen nur so weit nach der Befindlichkeit, wie es für ihre Diagnose und Behandlung notwendig ist, führen dann die Behandlung durch und das wars. Dann gibt es Ärzte, die einem nach dem Tag fragen. Das hat keinen Einfluss auf die Behandlung per se, aber der Arzt zeigt sich "menschlich" und versucht, mit dir eine Verbindung einzugehen. Ich weiß, dass das mit dem Spüren ja auch ein Problem ist, aber dass sie wenigstens energischer versucht, eine Art Beziehung aufzubauen. Dann würde ich mich emotional wenigstens in Sicherheit fühlen.

Andererseits denke bzw. hoffe ich, dass Therapeuten durch ihre Erfahrung und Ausbildung vielleicht sowas wie "Tricks" haben oder irgendwelche Herangehensweisen, die man jemandem "antrainieren" kann, damit sich die Person selbst hilft. Beispielsweise wenn ich komplett in meinen Suizidgedanken versinke. Ich will mich selbst herausziehen können, aber ich schaffe das meist nicht. Oft muss irgend eine Art von "Abreaktion" her, was in irgendeiner Art SVV geschieht. Das ist aber destruktiv. Ich möchte hier andere Mittel haben und vor allem eine Art Prävention, damit ich erst gar nicht mehr so weit komme. Ich fühle mich immer so machtlos, einsam und hilflos und das füttert meine schlechten Überzeugungen über mich selbst nur noch weiter. Das ist ein Teufelskreis und den muss man doch irgendwie unterbinden. Oder mein Gedankenkreisen zu unterbrechen und zwar länger und nicht nur mal eben für 5 Minuten.

Vielleicht klingt das nach überzogenen Vorstellungen, aber die Gegenfrage, die ich mir stelle ist eben, was mir Therapie bringt, wenn ich dort mit ihr nur Wunden aufreiße und dann mir selbst überlassen werde. Das Vorgehen käme mir doch etwas hart und wenig heilsam vor.
Ich verstehe auch das Argument, dass man die Kindanteile nicht füttern soll, aber muss ich deshalb noch asketischer behandelt werden? Gehört es zu einer Therapie, mich weiter emotional aushungern zu lassen? Und falls man das provokativ lesen sollte: ich meine diese Frage durchaus ernst, da ich mich frage, wie ich diesen emotionalen Hunger beikommen soll, wenn man ihn so eigentlich noch größer werden lässt.
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 13:47

chrysokoll hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 13:14 Deine Therapeutin ist nicht deine Mama, und solche Kindheitsbedürfnisse sind zwar sehr verständlich, aber das lässt sich so nicht nachholen.
Eine Idee WAS du brauchst, was dir helfen könnte müsstest du - mit ihr eventuell - selbst entwickeln.
Es ist Wunschdenken dass deine Therapeutin da über irgendwelches magisches Geheimwissen verfügt, das sie dir nur zur Verfügung stellen müsste.
Sollte ich ansprechen, dass ich teilweise eine Ersatzmama suche und Hilfe im Umgang damit möchte?
chrysokoll hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 13:14 Du hast mit Sicherheit irgendwelche Interessen, Neigungen, Vorlieben und ebenso Abneigungen, Desinteresse etc.
Aus diesem Pool lässt sich schöpfen. Was magst du, was interessiert dich, also genauer im Detail?
Grundsätzlich ist natürlich Tageslicht, genug Schlaf, frische Luft, Bewegung, Ruhe etc. nie schlecht, daraus kannst du etwas zusammenstellen. Ausprobieren. Es muss nicht sofort klappen, es muss nicht das Richtige gleich sein.
Und es wird nicht "wumms" machen und dein Leben ist anders. Das sind nunmal kleine Schritte. Manche dauern Monate und Jahre!
Zum letzten Satz: ich lese den, als wäre hier Ärgernis dahinter (bin auch vielleicht ich selbst). Ich weiß, dass es nicht schnell gehen kann ... das weiß ich wirklich. Es blockieren mich nur sehr viele Dinge und halten mich vom Leben ab. Und ich habe es satt, dass das Leben ständig an mir vorbei zieht und ich nicht Teil davon bin. Das wollte ich nur zum Ausdruck bringen. Ich bin mir bewusst, dass man fast 30 Jahre nicht in 6 Monaten mal eben schnell "weg machen" kann.
Interessen ... ich habe in letzter Zeit meine letzten Interessen verloren. Früher mochte ich mein Studium und damit auch den Inhalt meiner Arbeit, Computerspiele, Kochen, Krafttraining. Ich habe mit Krafttraining wieder angefangen, aber es gibt mir nicht mehr so viel. Ich hätte aber einen Verein gefunden, der vielleicht sinnvoller wäre. Früher wollte ich immer Gitarre lernen und sogar Gesangsunterricht nehmen. Ich wollte meine Zeichenkünste ausbauen (konnte als Jugendliche wirklich gut Malen). Ich war mal sehr kreativ veranlagt. Ich würde gerne Gärtnern. Und Rad fahren. Aber mich blockiert mein Umfeld so - ich habe das letztens bereits der Therapeutin gesagt, dass ich mich wie "im Kopf gefangen" fühle. Ich könnte ja alles machen, aber ich komme "nicht von Zuhause weg". Keine Ahnung, ob das Sinn macht für jemanden, der das liest. Aber ich habe mir konkrete Ziele gesetzt, die ich nach dem Auszug umsetzen möchte. Es geht nur jetzt nicht und das frustriert mich zunehmend.
chrysokoll hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 13:14 Warum willst du den Täterkontakt nicht beenden? Das ist nunmal die Grundvoraussetzung, mit weiterem Täterkontakt torpedierst du jede Heilung, jede Verbesserung.
Ich schaue jeden Tag mehrmals die Anzeigen durch und schreibe auch sofort, wenn ich etwas entdecke, womit ich mich wohl fühle. Aber es tut sich einfach gar nichts mehr und das seit Wochen! Deshalb habe ich habe am Freitag eine Maklerin engagiert, die mir ab Montag bei der Wohnungssuche behilflich sein soll. Ich arbeite intensiv daran, weg zu kommen, aber ich kann nun mal (leider) nicht den Wohnungsmarkt beeinflussen. Und je mehr ich über andere Alternativen nachdenke (Hotel, Studentenzimmer, etc.), desto mehr merke ich, dass mir das nur andere "Probleme" macht. Eine Wohnung kann ich als "Nest" für mich einrichten und mir dort Sicherheit schaffen. Daher auch die Maklerin. Ich hoffe einfach darauf, dass sie mir helfen kann. Und wenn das am Ende mein gesamtes Erspartes auffrisst ist mir das egal. Ich weiß, dass ich weg muss und das muss so passieren, dass ich nicht am Ende komplett seelisch ausgelotet bin, weil ich mich von einer Misere in die nächste gesetzt habe.
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 16:54

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 12:16 An eine Selbsthilfegruppe habe ich bisher nicht gedacht. Kannst du mir sagen, wie sowas abläuft? Kommt man da einfach so hin oder meldet man sich da an? Sitzt da auch ein Therapeut dabei oder Treffen sich da Gleichgesinnte und reden über das, was sie so erleben?
Eine Selbsthilfegruppe ist ein total niederschwelliges Angebot. Ich kann mich nicht mehr an alle Regeln erinnern (ist ja doch schon Jahre her). In Erinnerung blieb mir: Niemand muss irgendetwas müssen (wir mussten schon lange immer). Alles, was hier besprochen wird, bleibt in der Gruppe. Jede spricht in der Ich-Form. Alle Gefühle haben Platz.
Die Leiterin meiner Gruppe, war eine von sexuellem und therapeutischen Missbrauch betroffene Frau, die ihre Traumen integriert hatte und viele themenbezogene Ausbildungen machte, keine Therapeutin.
Ich habe damals, als mir klar wurde, so kann ich nicht mehr weiterleben, gegoogelt und die Selbsthilfegruppe entdeckt. Vollkommen anonym, konfus und davon überzeugt, sowieso nie eine Antwort zu erhalten, habe ich mich gemeldet. Und prompt kam eine Antwort und eine Einladung.
Deine Überschrift lautet, verwirrt und ungeduldig. Ich bin 9 Jahre lang jede Woche in die Selbsthilfegruppe gegangen und 7 Jahre lang in Therapie. Hab Geduld mit dir!
Gerne Näheres, wenn du magst per pn.
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 17:22

wildeskeks hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 11:55 Hm, ich mache das daran fest, dass sich meine Laune bessert, ich weniger reizbar bin, ich freier im Kopf bin und mehr Energie habe (zum Beispiel auch Nerven um mit jemandem zu diskutieren, mich mit neuen Dingen auseinanderzusetzen ohne gleich die Nerven zu verlieren, wenn es mal nicht so klappt, etc.)


Deine ungesunden Bewältigungsstrategien und Ängste fressen momentan derart viel Energie dass das alles nicht möglich ist. Das wird nur besser werden wenn du deine Energie nicht mehr dazu einsetzen musst einen grösseren Teil deiner Psyche permanent unterdrückt zu halten, quasi einen Krieg gegen deine eigenen Emotionen zu führen.

Du läufst deswegen permanent auf dem Notstromaggregat, das schon halb am zusammenkrachen ist.

Es ist nicht möglich einen Teil der eigenen Psyche unterdrückt zu halten ohne dass davon alle Funktionen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ausserdem denke ich dass du so wie ich den fight, flight, freeze Mechanismus der Traumatisierung permanent aktiviert hast und ständig dagegen ankämpfen musst um im Leben irgendwie zu funktionieren ohne wegrennen, kämpfen zu wollen oder einzufrieren.

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Beitrag Sa., 22.07.2023, 17:52

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 17:22 Es ist nicht möglich einen Teil der eigenen Psyche unterdrückt zu halten ohne dass davon alle Funktionen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Oder anders ausgedrückt. Wenn du dir erlaubst, positive Gefühle zu fühlen, fühlst du auch die sogenannten negativen Gefühle. Ich habe geschrien vor Schmerz, bis ich heiser wurde. Vor lauter Wut geschrien. Es gibt keine Einbahnstrasse und vlt will dich deine Psyche vor überwältigenden Gefühlen, den sogenannten negativen, noch schützen.
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 18:32

Und die unerwünschten Gefühle zu unterdrücken ist die Garantie dafür, dass sie niemals weggehen können.

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Beitrag Sa., 22.07.2023, 18:34

Als ich fühlen lernte. Fühlen konnte/durfte. Zu fühlen mir vertraute, da erlaubte ich mir auch zu fühlen, was ich mir verbot, um zu überleben. Eine unglaubliche Wut!
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Beitrag Sa., 22.07.2023, 18:36

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 22.07.2023, 18:32 Und die unerwünschten Gefühle zu unterdrücken ist die Garantie dafür, dass sie niemals weggehen können.
Yes!!
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