Panik vor den letzten Stunden

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 10:20

Lillern hat geschrieben: So., 07.08.2022, 21:53

ich habe den Thread nun nicht verfolgt, von daher frage ich mich dabei, ob der Therapeut vielleicht eher etwas gegen Mails zwischen den Stunden hat? Bzw. das die Aussage schwierig wurde, weil sie per Mail kam?


Aber da kann ein Therapeut ja ganz einfach was machen. Der hat eine private Emailadresse die Klienten nicht bekommen und eine berufliche Emailadresse auf der man Terminsachen aber auch zB Notfallemails senden kann. Die schaut der Therapeut im "Arbeitsmodus" zu von ihm gewählten Zeiten an. Kommen lange Mails rein kurz überfliegen ob da eine ganz akute Krise sofortige Intervention braucht, wenn nicht, "danke, das besprechen wir dann gerne in der nächsten Sitzung".

Problem behoben.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 10:55

also ich kenne es auch nur so dass Therapeuten eine Praxismail haben.
Plus Praxisadresse, Praxistelefon und meine Therapeutin hat auch ein Praxishandy.

Private Nummer oder Adresse habe ich nicht und hat sicher niemand.

Wenn ich mal eine Mail schreiben, vereinbart oder weil ich Not habe, dann kann ich sicher gehen dass ich da nicht störe, auch wenn ich die vielleicht an einem Sonntag schreibe. Einfach weil sie die erst liest wenn es für sie passt.

Und auch hier wurde ja nur EINE Mail geschrieben. Nicht zehn jeden Tag. Wobei auch damit Therapeuten umgehen können und umgehen müssen

Wir sprechen hier von einer Mail, nicht von stalking, campieren vor der Praxis oder private Kontaktaufnahme


Bluemoon123
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 11:07

ArcticFox hat geschrieben: Mo., 08.08.2022, 02:01 Und hier liegt vielleicht auch der Versuch, die therapeutische Beziehung zu enttherapeutisieren, weil ich ihn an dieser Stelle behandele, wie jeden anderen liebgewonnenen Menschen in meinem Leben. Und ich wiederhole, was ich caduta schon geschrieben habe: Wo wäre das Problem, abgegrenzt zu reagieren, indem er einfach nur nicht drauf eingeht? Mich drauf anzusprechen und darüber zu reflektieren ist ja das eine. Das kann schon nützlich und sinnvoll sein; ich bin ja auch Therapie, um an solchen Stellen etwas über mich zu lernen. Das Wie macht dabei aber einen entscheidenden Unterschied.
Also, so wie ich das verstanden habe, hat er doch abgegrenzt und professionell reagiert. Nur halt nicht so, wie Du Dir das wünscht. Er hat es eben nicht ignoriert (das wäre übrigens nach meiner Definition nicht abgegrenzt), sondern er hat es zum Thema gemacht und wollte mit Dir reflektieren, warum Du so eine Mail schreibst und was Du Dir da wirklich erwartest. Denn wenn Du ehrlich bist, dann ist bei so einer Mail immer irgend eine Art von Erwartung dabei. Und sei es, die vielleicht leise Erwartung, dass er sich auch freut und Dir das entsprechend mitteilt.

Ich finde es ehrlich gesagt schon richtig und gerade jetzt in der Abschiedsphase auch sehr wichtig, dass er da in seiner professionellen Rolle bleibt und eben klar macht, dass er Therapeut und nicht Freund oder eben auch nicht "liebgewonnener Mensch" ist. Und für Dich ist es eigentlich auch gerade sehr wichtig, dass das passiert ist. Denn so wird jetzt in der Abschiedsphase eben noch deutlicher, dass die Beziehung eben bald endet. Er hat Dich ja jetzt nicht ausgeschimpft und weggestoßen, sondern wollte ganz neutral mit dir anschauen, was da auf Deiner Seite für Gefühle dabei sind.

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ArcticFox
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 11:21

Er ist kein Analytiker, ist eine TfP und er ist von Haus aus Gestalttherapeut. Er hält sich normalerweise auch nicht so völlig raus, ist sonst sehr authentisch. Seit er letztes Jahr irgendwann mal leichte Schwierigkeiten mit seiner Gegenübertragung hatte und er mir auch gesagt hat, dass er gerade manchmal Schwierigkeiten hat, mich als Patient im Blick zu behalten, ist er etwas zurückhaltender geworden, aber immer noch sichtbar für mich geblieben.

Ich merke gerade, dass ich mich auch gar nicht so in Ärger hineinsteigern möchte, weil das eigentlich nicht meine Hauptemotion zu der Situation mit ihm ist. Ich weiß und kann spüren, dass er es immer noch gut mit mir meint. Er trifft nicht immer den richtigen Ton bzw. hält andere Dinge für sinnvoll als ich und dabei passiert es dann auch mal so wie gerade, dass mich sein Verhalten enttäuscht oder verletzt oder mir etwas fehlt - was ich ihm sagen werde.
Aber er ist immer bemüht, das Richtige zu tun, mir keinen Schaden zuzufügen. Aber in mancherlei Hinsicht bin ich für ihn der erste Patient dieser Art und er hat trotz 25 Jahren eigener Praxis keine oder nur sehr wenig Erfahrung damit und ist deswegen manchmal unsicher, was der richtige Weg ist. Er sagt, dass seine üblichen Routinen bei mir nicht mehr so gegriffen hätten. Und ich denke, es ist ok, dass er Fehler macht, solange er darauf ansprechbar für mich bleibt. Und ich hoffe, dass er das in der nächsten Sitzung ist.

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Natusik
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 11:28

Hallo ArcticFox,
ich habe die ganzen Antworten leider nicht gelesen, nur ein wenig überflogen.
Ich würde dir gerne ein wenig von meinen Erfahrungen erzählen: Erfahrungen in der Therapie und hier im Forum.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Austausch hier, allerdings würde ich dir raten, nicht so sehr auf Antworten à la "Der Therapeut hätte eher so uns so reagieren können/sollen", oder "Das hätte er lieber so und so gestalten sollen", usw. zu reagieren, das sind nur Meinungen von ehemaligen/aktuellen Patienten, die eben erzählen, wie es bei ihnen war/ist.
Lass dich auf keinen Fall davon beeinflussen, denn alle Therapeuten sind anders!
LG
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde

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Lillern
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 13:13

@mk und chrysokoll: ich bin da total bei euch, ich finde es ist absolut nichts daran eine Mail zu schreiben, und der Therapeut ist selbst dafür verantwortlich sich da eine Arbeits-Mailadresse zu machen.

Ich meinte nur, falls das schonmal irgendwie Thema war, dass wenn möglich keine Mails geschrieben werde sollen, dass so eine Mail dann vielleicht zu einem schwierigen Ding werden könnte. Man steckt da ja nie drin in so einer Dynamik, und ich denke ein Therapeut darf schon äußern, wenn er es eher nicht ok findet Mails zwischen den Stunden zu bekommen, bzw. Der Patient sich bemühen soll das zu begrenzen/nur im äußersten Notfall zu machen oder oder (warum auch immer)

Das nur nebenbei, aber wie gesagt, ich finde das von Patienten-Seite auch völlig legitim, sowohl eine Mail allgemein, als auch eine Mail mit dem Inhalt.

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ArcticFox
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 14:46

Nur kurz, weil wenig Zeit: Außer dieser Mail hab ich dieses Jahr (von Terminlichem abgesehen) nur noch eine andere geschrieben, vor 2 Monaten, als ich eine retraumatisierende Begegnung mit einem Arzt hatte und seine Hilfe brauchte. Auch davor hab ich nur hin und wieder mal ne Mail geschrieben. Ganz generell sind gelegentliche Mails ok von seiner Seite aus. Und natürlich hat er eine gesonderte berufliche Emailadresse. Wie gesagt, wenn er die während seines Urlaubs liest, dann ist das allein seine Entscheidung, da seh ich jetzt nicht meinen Fehler...

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Scars
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Beitrag Mo., 08.08.2022, 16:28

ArcticFox hat geschrieben: Mo., 08.08.2022, 01:56
Scars hat geschrieben: So., 07.08.2022, 19:11 ...aber ich habe ein wenig das Gefühl bekommen, dass du dich vielleicht gerade nicht ausreichend gesehen fühlst von deinem Therapeuten, dahingehend, wie wichtig die Beziehung für dich war, kann das sein? Vielleicht muss er sich deswegen so klar abgrenzen, weil das natürlich auch was mit ihm macht, wenn du ihm diese Wertschätzung entgegen bringst. Therapeuten sind halt auch nur Menschen und vielleicht kann er Abschiede selbst nicht so gut und macht die daher lieber „ohne Emotionen“.
Ja, ich glaub, da ist was dran. Ich hab das Gefühl, dass er jedesmal, wenn ich meine Zuneigung ihm gegenüber in irgendeiner Form ausdrücke, sich selbst versucht aus dem Bild zu nehmen. Ich habe ihm z.B. irgendwann schonmal in einer Sitzung gesagt, dass ich ihn mag. Seine Reaktion: "Sie mögen wohl eher die Therapie und die Gespräche mit mir." Also ja, ich hätte gerne, dass er anerkennt, dass es mir tatsächlich um ihn geht und dass einfach mal so stehen lassen kann. Das geht auch ein bisschen in die Richtung, was lisbeth schreibt: "Er muss ja deine Vorfreude nicht teilen, aber könnte sie dir gönnen und einfach stehen lassen.
Oh man ja. Es ist doch total logisch, dass du dich nicht auf ihn persönlich beziehst, sondern auf ihn als Therapeuten, schließlich kennst du ihn nur in der Rolle des Therapeuten. Diese Rolle füllt er aber nunmal als Person aus, jemand Anderes, würde anders sein. Ich würde es als Stärke deinerseits sehen, dass du in der Abschiedsphase eine solche Bezogenheit zu ihm herstellen kannst. Du könntest ja auch mehr in die Vermeidung gehen und weniger Gefühle zulassen.

Ich finde es sehr schade für dich, dass er sich da versteckt. Vermutlich würde ich selbst mich zurückgewiesen und vielleicht auch gekränkt fühlen. Falls das bei dir auch so ist, vielleicht hilft es dir die Perspektive einzunehmen, dass sein Verhalten einfach nur eine „Schwäche“ in der Begegnung zu sein scheint und weniger mit dir zu tun hat. LG
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peppermint patty
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Beitrag Sa., 13.08.2022, 17:55

Ich finde das ganz schade, dass er, aus meiner Sicht - und da bin ich echt empfindlich - Beziehung „verweigert“. Ich jedenfalls würde es so auffassen, denn ich finde es eher feige sich in der Abschiedsphase der Therapie nicht ein wenig mehr zeigen zu können.
Für mich gehört das die ganze Therapiezeit, allerdings in unterschiedlichen Dosen (am Anfang bitte wenig!) hinzu. Ich könnte gar kein Vertrauen zur Therapeutin aufbauen und mich auch nicht auf sie einlassen, würde ich da nicht ein Stück „Mensch und Persönlichkeit“ entdecken können.

Ich habe deiner Mail an den Therapeuten, die ich als völlig normal und legitim betrachte, eher entnommen, dass du deins rüberbringst, aber auch die wage Hoffnung hegtest, dass er sich ebenfalls mal auf dieser Ebene äußert. Leider ist das nicht passiert.
Ich finde schon, dass es für einen Therapeuten möglich sein sollte, beim Abschied nach 5! Jahren Therapie, ein wenig ehrliche Emotionen zu zeigen. Keinesfalls denke ich, dass damit am Ende der Therapie eine Abhängigkeit geschürt oder verstärkt wird (diese wird wenn, eh da sein), aber es ermöglicht ein „rundes“ Ende. So zumindest wäre es für mich.
Ich würde ihm genau DAS - also was es mit dir macht - zum Schluss sagen und mein Bedauern darüber äußern.
Ich hoffe, dass du trotz dieser „Distanz“ einen guten Abschied für dich hinbekommst. - Vieles lief ja auch sehr gut! 🍀

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Scars
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Beitrag Sa., 13.08.2022, 20:23

peppermint patty hat geschrieben: Sa., 13.08.2022, 17:55 Keinesfalls denke ich, dass damit am Ende der Therapie eine Abhängigkeit geschürt oder verstärkt wird (diese wird wenn, eh da sein), aber es ermöglicht ein „rundes“ Ende.
Ich würde meinen, dass man aus einer echten Begegnung sogar mehr ziehen kann und sich damit besser lösen. Weil man „satt“ geworden ist und nichts hinterher laufen muss.
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Philosophia
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Beitrag So., 14.08.2022, 06:25

Ja, das denk ich auch. Doch ich glaube wirklich, dass dann jede/r so sein dürfen muss, wie er/sie in dieser Phase ist. Zu sehr etwas vom anderen erwarten und darauf bestehen, was er/sie nicht geben kann, wird keine echte Begegnung ermöglichen. Man kann ja andersherum auch keine Dankbarkeit bei Patient/innen erzwingen.
Ich würde ihm wirklich sagen, wie es dir mit ihm geht, ArcticFox, das ermöglicht eine echte Begegnung.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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peppermint patty
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Beitrag So., 14.08.2022, 07:38

Nein, erzwingen kann man nichts. Und wenn sich ein Therapeut nicht zeigen mag, dann ist es halt so. Das sehe ich genauso.
Um so ein bisschen ein Gespür dafür zu bekommen, wie es vermutlich laufen wird, sind ja die probatorischen Stunden dar.
Bedauerlich finde ich es dennoch, weil es irgendwie einen „guten“ Abschied, der ja für ArcticFox eh schon schwierig ist, noch schwerer macht.
Und weil es für mich neben dem Verstehen in Therapie eben auch im Erleben geht - Beziehung mit all den vielen Facetten lernen und erleben zu können. Naja, dass ist halt meins.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 14.08.2022, 08:45

peppermint patty hat geschrieben: So., 14.08.2022, 07:38 Nein, erzwingen kann man nichts. Und wenn sich ein Therapeut nicht zeigen mag, dann ist es halt so. Das sehe ich genauso.

Und wenn man das als so unbefriedigend und irritierend empfindet und das einem eh nichts mehr bringt kann man diese letzten Stunden ja auch absagen und das so für sich beenden.

Ist nicht ideal, aber sich dann da weiter reinzusetzen mit dem Bedürfnis nach etwas das man da nicht bekommen wird kann ja auch etwas von einer Wiederholung eines kalten Elternhauses haben, wo man auch zwecklos ausgeharrt und gehofft hat .

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Philosophia
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Beitrag So., 14.08.2022, 09:39

Ich finds halt wichtig, das zu benennen, weil man sich das nur so auch zusammen anschauen kann.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 14.08.2022, 09:43

Philosophia hat geschrieben: So., 14.08.2022, 09:39 Ich finds halt wichtig, das zu benennen, weil man sich das nur so auch zusammen anschauen kann.

Wenn der Therapeut das nicht anerkennt, dass das einfach eine ganz normale, legitime und gesunde menschliche Reaktion ist, was soll man da "gemeinsam" anschauen?

Der Therapeut hier scheint ja laut Bericht hier schon fast mehr Probleme damit zu haben wie der Klient.

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