Gemeinsam mit Therapeuten im 'Urlaub'?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mondmann
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 22:51

Natürlich kann man das rein rational auch ganz gelassen sehen, aber da spielt leider mein Denken nicht so mit
Deswegen hab ich dir ja gesagt, dass das in der Realität ganz anders sein kann, wenn es so weit ist.

Ich kenne auch zwei Therapeutinnen privat, aber die Situation ist ganz anders, weil ich die auch privat als Freundinnen bzw. Mütter von Kinderfreunden kennengelernt habe. Wenn du zuerst den Therapeuten kennenlernst und dann den Menschen siehst, ist die Wahrnehmung "Therapeut" bereits stabil, wie eben auch umgekehrt die Wahrnehmung "Freund" stabil wäre, wenn du bei einem Freund eine Therapie beginnen wolltest. Du kannst es dann in der Regel nicht mehr umkippen, und weil das so ist, sind auch derartige Begegnungen keine Gefahr für die Therapie.

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Singingsaskia
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 22:53

Mondmann hat geschrieben: Mo., 03.08.2020, 22:42
Mir kommt es so vor, als seiest du inmitten des ganzen Trubels doch sehr auf "euch" fixiert, was im ersten Schreck sicher normal ist, was doch aber gar nicht so sein muss.
Was meinst du genau damit?

Ich hab natürlich Bedenken was die therapeutische Beziehung betrifft, aber am meisten bezogen auf mich selbst. Es geht mir nicht mal sonderlich darum mich vor ihm zu blamieren, sondern einfach dieser Kontakt im normalen Leben.
Ich will jetzt nicht zu sehr auf meine Problematik weswegen ich bei ihm bin eingehen. Aber das Essen war so lange ein so großes Thema in meinem Leben. Die Bulimie ist durch meinen anderen Thera erst richtig ausgebrochen (davor Anorexie) und ich habe es momentan auch im Griff, weil ich das Gefühl habe mal nicht von anderen auf mein Essverhalten reduziert zu werden. In der Zeit als ich noch stark untergewichtig war, wurde jeder Bissen den ich gegessen habe von allen inspiziert. Dadurch dass ich mit Menschen momentan umgeben bin die nichts davon wissen, gibt mir das Gefühl vorerst damit klar zu kommen. Ich hab echt Angst wenn ich dort bei der Hochzeit sitze und was esse (auch wenn er nicht direkt zuschaut) beobachtet zu werden und dass ich den drang habe mich zu übergeben.

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Mondmann
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 22:55

Was wäre daran so schlimm, wenn jemand von der Therapie wüsste? - Also, ganz konkret, und nicht so allgemein (dass man damit nicht hausieren geht, ist eh klar)? Was würde passieren, wenn irgendwelche ärztlichen Leiter wüssten: Saskia macht eine Therapie - meinst du, deine Karriere wäre dann gefährdet?

Wenn das so ist, dann ist das ja aber noch mal eine andere "Hausnummer" als die Begegnung mit dem Therapeuten, und ich würde das auch trennen. Intuitiv würde ich jedenfalls nicht mit einer verdeckten Identität hingehen (und, hey, überleg dir mal, ob du das Ganze nicht doch als Drehbuch für einen Kinofilm umarbeiten willst ;)).


Bilderbuch
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 22:56

Ich würde alles mitmachen und danach schauen, ob die Therapie fortgesetzt wird oder nicht.
Ihr müsst nicht miteinander reden und der Therapeut wird selber aufpassen, wie er sich verhält.
Jetzt abbrechen ist feige.
Jemanden einweihen ist riskant.
Absagen bedeutet: lügen müssen und Geldverlust hinnehmen
Du kannst natürlich auch hinfahren und sagen, dass es dir sehr schlecht geht ( wird es dir vermutlich eh, oder?) - kriegst du Panikanfälle?

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Mondmann
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:00

Ich hab echt Angst wenn ich dort bei der Hochzeit sitze und was esse (auch wenn er nicht direkt zuschaut) beobachtet zu werden und dass ich den drang habe mich zu übergeben.
DAS meine ich damit. Realistisch wird dein Therapeut gar keine Lust haben, deine Bissen zu zählen, denn er ist dort privat und möchte sich amüsieren. Und auch sonst wird niemand sagen: "Die hat doch bestimmt eine Essstörung". Dass du das so fürchtest, ist mir schon klar, aber es hat halt mit der Realität nichts zu tun. Das meine ich mit "auf euch fixiert": Bei hunderten Gästen guckt niemand und auch nicht er darauf, ob und was du isst. Weil er dafür keine Zeit hat und auch kein Interesse daran hat; sein Blick auf dich ist bei dieser Feier nicht "da ist meine Patientin". Das wäre höchstens dann der Fall, wenn er eine "ungute" Beziehung zu dir hätte und irgendwie besonders mit dir beschäftigt wäre. Davon würde ich aber nicht ausgehen.

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Singingsaskia
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:03

Bei meinen Bekannten etc. mit denen ich nicht beruflich Kontakt habe könnte ich damit umgehen. Natürlich will man nicht dass es jeder weiß aber es wäre auch nicht ein Weltuntergang.

Auf der Arbeit sieht es allerdings anders aus. Wie gesagt, die Stelle die ich gerade als Facharzt ins Ausbildung mache ist sehr begrenzt verstreut in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich hatte wahnsinnige Glück dass ich genommen wurde. Und ja ich denke dass hätte eine Auswirkung auf meine Karriere. Man könnte meinen Ärzte sind irgendwie verständissvoller in Hinblick auf psychische Probleme aber da kann ich euch allen die Illusion nehmen. Ein Bewerber für einen Posten bei uns im Krankenhaus, war anscheinend psychisch vorbelastet (keine Ahnung woher die das erfahren haben) und was ich da zu hören bekommen habe kann man gar nicht glauben. Die meinten alle, dass wir stabile Mitarbeiter brauchen, niemand der zum Therapeuten rennt wenn der Schuh drückt und man will nicht dass dann wegen Kleinigkeiten ständig Urlaub beantragt wird. Tja den Job hat er nicht bekommen.

Vlt kann ich ja in ein paar Jahren mal über dir ganze Situation lachen, dann uberleg ichs mir

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Singingsaskia
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:06

Bilderbuch hat geschrieben: Mo., 03.08.2020, 22:56 Du kannst natürlich auch hinfahren und sagen, dass es dir sehr schlecht geht ( wird es dir vermutlich eh, oder?) - kriegst du Panikanfälle?
Nein Panikanfälle nicht, das mit dem kotzen wäre das große Problem, dass mir da dann auch automatisch schlecht wird.

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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:10

Mondmann hat geschrieben: Mo., 03.08.2020, 23:00 Realistisch wird dein Therapeut gar keine Lust haben, deine Bissen zu zählen, denn er ist dort privat und möchte sich amüsieren. Und auch sonst wird niemand sagen: "Die hat doch bestimmt eine Essstörung". Dass du das so fürchtest, ist mir schon klar, aber es hat halt mit der Realität nichts zu tun.
Das weiß ich. Das weiß ich so gut. Ich bin da ja auch ganz rational. Mir ist auch klar, dass niemand sieht dass man mal 200 kcal zu viel gegessen hat weil es einfach nicht möglich ist.
Aber da spielt mein essgestörtes Gehirn nicht mit. Es ist ja bei fremden schon nicht so einfach in Anwesenheit zu essen, aber es geht einigermaßen. Bei Personen die von der ES wissen ist es eine Katastrophe, vor allem weil es mir auch peinlich ist.

Das ganze ist ja auch noch dadurch verstärkt dass er Urlaub hat und ich das nicht vorab besprechen kann, geschweige denn mich darauf vorbereiten kann, Unterstützt durch den thera.

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candle.
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:15

Das ist ja so komplex, dass du es überhaupt schaffst so einen Job auszuüben: Hut ab!

candle
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:16

Ich weiß jetzt nciht ob du sarkastisch bist candle oder nicht

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candle.
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:19

Nein, wie kommst du da drauf?

candle
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Mondmann
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:19

Mich persönlich würde das Verbergenmüssen (und dass sich das für dich so darstellt, ist dann eben so, gerade wenn man dir das schon explizit gesagt hat) viel mehr belasten als die Begegnung mit dem Therapeuten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man da frei singen und feiern kann, wenn man im Hinterkopf haben muss: "Niemand darf erfahren, wer ich bin" - was halt nun mal ein Thema IST, wenn du da gemeinsam mit dem Therapeuten feierst. Ihr müsst ja so tun, als kenntet ihr einander nicht, und das täte mir weh, für mich selbst, aber auch für die Beziehung. Aber das ist vielleicht auch eher mein Thema als deines...

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Singingsaskia
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:20

Ach keine Ahnung, bin heut vermutlich schon so durch den Wind, dass ich jedem alles unter stelle.

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Singingsaskia
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:22

Mhm ich denke generell nicht, dass ich die Feier wirklich genießen könnte.
Wenn ich so tun würde als ob ich den Thera nicht kenne, wäre es vermutlich nach der obligatorischen Vorstellung nicht mehr so schlimm. Allerdings will ich da nicht in Gespräche mit ihm miteinbezogen werden und müsste da ständig auf der Hut sein

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Emily_Erdbeer
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Beitrag Mo., 03.08.2020, 23:33

Wahrscheinlich wird es weniger schlimm als vermutet.
Du sagst ab, die Kollegen reden (wenn überhaupt) kurz und am nächsten Tag haben sie es längst vergessen, weil jeder sein eigenes Süppchen am kochen hat.
Nimm dich da mal nicht so wichtig.

Auch das Brautpaar kommt drüber weg und an ihren wichtigsten Tag werden sie sicher schon nicht mehr an dich denken.

Und dein Problem mit dem Thera lässt such wunderbar in der Therapie anschauen und bearbeiten.

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