Ambivalenz in der Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 15:03

Bilderbuch hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 14:09 Ich muss etwas an die Geschichte von Marley Monroe denken. Sie hat bei ihrem Analytiker gewohnt....

Ich habe zwar auch schreiben dürfen aber für Urlaub und WE wurde ich an die Notfallnummer verwiesen. Nur so konnte ich eigene Grenzen lernen.

Aber ich will es nicht beurteilen, dafür kenne ich mich zu wenig mit Borderline aus.


Naja das ist ja nochmal was anderes 😂 und wie gesagt habe ich auch Pausen. Und zwecks Borderline.. Ich mag mich nicht so damit identifizieren, wir haben mal drüber geredet und er meinte ich bin emotional instabil und dass er mir die Diagnose geben würde. Naja passen tut es ja eh, aber ich weiß nicht ob er mich deshalb anders behandelt denke nicht?

Eine Notfallnummer habe ich noch nie bekommen aber ich bräuchte es auch nicht weil ich nicht suizidgef bin.
Und wie gesagt vor dem Jahr habe ich ihn nie Kontaktiert zwischen den Stunden und ein paar Wochen Pause waren auch kein Problem.

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Bilderbuch
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 15:26

Notfallnummer ist für Menschen in Not; sie heißt nicht Suizidnummer.

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 15:55

Bilderbuch hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 15:26 Notfallnummer ist für Menschen in Not; sie heißt nicht Suizidnummer.
Naja war nur ein Beispiel aber wann ruft man die an? Wenns halt echt gar nicjt mehr geht ich würde nicht mit wem fremden reden wollen


Bilderbuch
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 17:40

Solange dein Therapeut immer für dich da ist, brauchst du keine Alternative.
Nur, was dann? Wenn du nicht lernst Alternativen zu nutzen.
Ich habe ein mal telefoniert und es hat mir sehr geholfen. Mehr als die Therapeutin es getan hätte.
Es war aber irgendeine Nummer für Depressionen. Keine Notfall.

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candle.
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 17:54

Marlena hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 13:45 Ich habe eine Familie ja. Aber meine beziehung leiden alle unter dem Nähe und Distanz Problem und ich habe seid 10 Jahren eine Essstörung und das hat laut Therapeut auch mit dem zu tun. Denn wenn ich es nicht tue will ich noch weniger Nähe.

Theoretisch erklärt er mir jede Stunde etwas. Aber es ist einfach trotzdem so anstrengend. Er meint auch ich suche in ihm etwas böses um die Therapie beenden zu können. Ich mache das bei allen engen Bezugspersonen
Ja, aber da dreht es sich irgendwie immer um ihn und die Therapie. Hast du denn schon irgendeine Verbesserung für dich und deine Familie in den 2 Jahren mitnehmen können? Ich glaube und weiß es nicht, aber eine eher auf dein Alltagsleben bezogene Therapie wie z. B. VT fände ich besser.

candle
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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 18:28

Candle ja meine Bulimie ist besser. Ich kotze nicht mehr 4x am Tag sondern nur mehr 1x oder gar nicht momentan.. Auch kann ich meine Bedürfnisse anderen Menschen gegenüber etwas leichter äußern und bin irgendwie selbstsicherer im Umgang mit andren geworden und verstehe mein Verhalten, warum ich mich so verhalte und kann mich selbst gut analysieren. Nur die Gefühle habe ich noch nicht im Griff. Aber es ist normal laut ihm dass sich meine ganzen Probleme in der Zeit noch nicht in Luft auflösen. Und ja es dreht sich alles extrem um die Therapie und den Inhalt. Ich bin auch permanent in einem inneren Dialog mit ihm, ich bin übrigens nebenbei noch bei einer psychologin wegen dem Essen und da bin ich jetzt ein 3/4 Jahr und ich werde 0 abhängig weils gar nicht um die Bezeichnung zu ihr geht. In meiner analytischen therapie geht's irgendwie ständig um das was da "herinnen" passiert

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Philosophia
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 20:06

Ich meine, wenn ein Therapeut signalisiert, dass er dauerverfügbar ist, so signalisiert er auch, dass Grenzen nicht existieren dürfen. Und das finde ich eben schlecht. Ich finde es schön, wenn sich Freunde untereinander helfen, aber wenns dauerhaft erwartet wird, gar nicht gut. Und wie soll ein Patient lernen Stopp zu sagen, wenn der Therapeut es auch nicht tut. Das eben finde ich schwierig. Und du hast doch selbst deine Zweifel, Marlena oder willst du nur Bestätigung, dass dein Therapeut alles richtig macht? Ich finde es ja nicht schlimm, wenn du temporär mehr Aufmerksamkeit kriegst. Aber es muss klar bleiben, dass das Therapie ist und nicht irgendwas anderes. Und eben weil nun nicht klar ist, was vielleicht doch zu viel ist, gibt das doch sehr viel Unsicherheit rein. Wenn alles so schick wär, würdest du ja hier nicht schreiben. Ich werde dich und deinen Therapeuten jedenfalls nicht bestätigen.
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mio
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 21:03

Philosophia hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 20:06 Ich meine, wenn ein Therapeut signalisiert, dass er dauerverfügbar ist, so signalisiert er auch, dass Grenzen nicht existieren dürfen.
"Dürfen" würde ich hier streichen, da es sich hierbei ja um die Verfügbarkeit des Therapeuten handelt, nicht um die des Patienten. Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich glaube hier könnte ein Irrtum vorliegen wenn man so "denkt". Und ein Teil des Problems.

Kinder lernen mit Grenzen ANDERER umzugehen wenn diese ihnen die aufzeigen. Dadurch lernen sie auch automatisch die eigene "Begrenztheit" (im Sinne des frühkindlichen narzisstischen Denkens) kennen. Das tut erst mal weh, weil es als "Niederlage" empfunden wird. Als "Verlust". "Gute" Eltern tun dies auch erst wenn das Kind in der Lage ist diesen "Frust" zu kompensieren bzw. bereit für diesen Schritt ist. Dennoch haben sie bereits vorher eigene Grenzen. Sie zeigen sie nur nicht so deutlich.

Ich habe die "Verfügbarkeit" meiner Thera zB. nie als "ich darf keine eigenen Grenzen haben" empfunden sondern immer eher als "wenn ich sie brauche dann versucht sie so gut es für sie selbst geht für mich da zu sein".

Es hat viel mit dem Ausgangsproblem zu tun wie so etwas empfunden wird würde ich mal sagen.

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Philosophia
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 22:13

Ja, das kann gut sein und ich habe auch darüber nachgedacht, mio. Ich frage mich aber trotzdem, ob das langfristig wirklich zu einem inneren Halt- und Sicherheitsgefühl kommen kann, wenn ein Therapeut sich so grenzenlos verhält, hmmm...
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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 23:47

Philosophia hat geschrieben: Sa., 05.12.2020, 22:13 Ja, das kann gut sein und ich habe auch darüber nachgedacht, mio. Ich frage mich aber trotzdem, ob das langfristig wirklich zu einem inneren Halt- und Sicherheitsgefühl kommen kann, wenn ein Therapeut sich so grenzenlos verhält, hmmm...
Wo ist er deiner Meinung nach grenzenlos? Es ist schon ok dass du deine Meinung hast. Aber er ist ja nicht dauerhaft verfügbar.
Ich bin unsicher weil ich eben so starke Gefühle und trigger habe und weil ich generell in Beziehungen unsicher und ambivalent bin. Das Problem habe ich ja überall und übertragt sich ganz stark auf ihn. Da frage ich mich halt wieviel das sein darf. Sonst bin ich super froh dass er so für mich da ist.

Und nein ich suche nicht deine Bestätigung. Ich finde deine Meinung voll ok und manchmal auch hilfreich. Du bist einfach sehr kritisch was Grenzen angeht. Ich weiß dass du es zb auch sehr schlecht gefunden hast dass er oft Termine verschoben hat, da meintest du ich kann so kein Sicherheitsgefühl aufbauen. Du findest halt immer was negatives, aber du scheinst eben sehr misstrauisch zu sein. Bin ich auch ;)
Zuletzt geändert von Arakakadu am Sa., 05.12.2020, 23:56, insgesamt 1-mal geändert.

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Arakakadu
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Beitrag Sa., 05.12.2020, 23:54

Danke mio für deinen Beitrag das klingt logisch. Eben so fühle ich das auch, denn Grenzen zieht er ja und er meldet sich auch eben manchmal mal nicht zurück und sagt er hatte leider keine zeit aber dass es ok ist dass ich mich melde.. Und ich denke auch dass er das eben macht um Grenzen zu setzen, nicht weil er noch nicht aufs handy geschaut hat.
Er sagt auch nach jeder Stunde die intensiv war, dass ich mich bitte melden soll wenn ich was brauche.
Ich glaube dass freud Analytiker da vielleicht noch stärkere Grenzen ziehen?
Ich weiß nicht aber mir gibt er halt so viel Sicherheit. Aber ich kann halt auch dann nicnt genug bekommen oder ich stoß den jenigen wieder ab. Hat aber eben was mit meinem Problem zu tun

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Philosophia
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Beitrag So., 06.12.2020, 08:07

Und das ist doch dann aber ein Problem: Natürlich macht das emotionale Loch, dass die Bedürftigkeit grenzenlos erscheint. Klar ist aber auch, dass das emotionale Loch niemand füllen kann, maximal ein bisschen kleiner machen kann. Aber wenn eben nicht klar ist, wie viel du dir holen darfst in deiner gefühlten Grenzenlosigkeit, ist das m.E. auch nicht hilfreich. Mehr Präsenz ist nicht zwangsläufig erfüllend. Mehr ist nicht gleich viel. Wie erfüllend erlebst du den Kontakt zu ihm in den Stunden? Mir hat zuweilen ein Augenblick in der Analyse so viel gegeben, dass ich mich "gesättigt" fühlte.
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Arakakadu
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Beitrag So., 06.12.2020, 09:45

Aber wieso schreibst du immer dass ich keine Grenzen habe? Du schreibst immer wieder das gleiche und gehst meiner Frage aus dem Weg. Er ist nicht durchgehend für mich da.. Aber er gibt mir in Krisen mehr Stunden und die tun extrem gut. Ich würde nicht 3x in der Woche oder gar 4x hingehen. Das wäre mir auch zuviel.. 2x würden mir meine gewünschte Stabilität geben zumindest vorübergehend. Auch wegen dem kotzen und ich denke ja sonst auch an eine Klinik aber so "Krank" fühle ich mich nicht.
Ich liege nicht in der Therapie. Habe immer Augen kontakt. Und entweder die Stunde ist sehr nah und erfüllend oder ich will die Therapie beenden

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Mondmann
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Beitrag So., 06.12.2020, 11:38

Wo ist da keine Grenze?
Das Einzige, was mir wirklich hilft bzw. geholfen hat, war, dass der Therapeut sich nicht hat rein- und runterziehen lassen von meinem eigentlich auch nur unbewusst vorhandenen Wunsch, immer mehr von ihm zu wollen. Das erfordert aber viel Geduld und Stabilität beim Therapeuten, dass er nicht in Retterphantasien abrutscht oder genervt ist oder ständig das Gefühl hat, den Patienten versorgen zu müssen mit Extraterminen hier und Mails da.

Und im Laufe von - bei mir - Jahren merkt der Patient dann, dass diese Zuverlässigkeit in der Beziehung da ist und dass das Angebot "steht". Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass man bleiben oder gehen darf, ohne dass das im Therapeuten irgendwas auslöst, was dem Patienten das Gefühl gibt, etwas falsch gemacht zu haben - es geht ja bei alldem auch darum, die Ursache für dein Problem herauszufinden. Und das kann euch nicht gelingen, wenn ihr ständig am Symptom herumfummelt.

Das ist aber keine Frage von ein paar Wochen oder ein paar Monaten, aber es funktioniert eben auch nur, wenn das Angebot wirklich zuverlässig da ist und nicht ständig (!) an ihm rumbegastelt wird. Ich könnte mir vorstellen, dass du spürst, dass dein Therapeut dir nicht allzu viel zutraut und dass er sich selbst womöglich auch nicht allzu viel zutraut; ansonsten würdet ihr euch nämlich endlich mal auf einen verbindlichen Rahmen einigen. Die Tatsache, dass du das Mailen usw. regelmäßig hier thematisierst, zeigt ja auch, dass dir das selbst nicht geheuer ist und dass es nicht stimmig ist.

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