Corona, bin ich meinem Therapeuten egal?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag Fr., 10.04.2020, 12:22

Anna-Luisa hat geschrieben: Fr., 10.04.2020, 11:53 Der Therapeut natürlich. Er unterliegt keiner Verpflichtung "Telefon- bzw. Videotherapiestunden" anzubieten.
Als Therapeut mit Kassensitz hat er einen Versorgungsauftrag, der ist momentan auch nicht außer Kraft gesetzt. Den muss er auch erfüllen, sonst steigt ihm die KV früher oder später aufs Dach.

Eine Pflicht, Video- oder Telefonsprechstunden anzubieten besteht zwar nicht. Aber wenn er sagt, er kann oder will keine Patienten persönlich empfangen, dann wird er sich früher oder später schon mal Gedanken darüber machen müssen, wie das dann funktionieren soll und wie er seinen Versorgungsauftrag wahrzunehmen gedenkt.

Einfach mal die Praxis dauerhaft dichtmachen weil es grad organisatorisch kompliziert geworden ist ohne selbst erkrankt zu sein ist eigentlich nicht vorgesehen. Ein paar Wochen wird er evtl. als "Urlaub" deklarieren können. Aber wenn sich das noch länger so hinzieht, wird das mit dem Urlaub irgendwann nicht mehr plausibel sein.

Aus: Informationen der KVN für niedergelassene Ärzte/Ärztinnen und Psychotherapeuten/Psychotherapeutinnen zu COVID-19-Erkrankungen/Verdachtsfällen – FAQ
https://www.kvn.de/internet_media/Start ... -22847.pdf

Kann ich meine Sprechstunden reduzieren, wenn jetzt mehrere MFA aufgrund der Schulschließungen nicht mehr zur Arbeit kommen können?
Laut TSVG müssen Ärzte mit einem vollen Versorgungsauftrag mindestens 25 Sprechstunden pro Woche anbieten. Dies gilt derzeit unverändert weiter. Über eventuelle Änderungen im Verlauf würden wir Sie ggf. zeitnah informieren.
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― Anne Lamott

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 10.04.2020, 12:41

lisbeth hat geschrieben: Fr., 10.04.2020, 12:22 Einfach mal die Praxis dauerhaft dichtmachen weil es grad organisatorisch kompliziert geworden ist ohne selbst erkrankt zu sein ist eigentlich nicht vorgesehen. Ein paar Wochen wird er evtl. als "Urlaub" deklarieren können. Aber wenn sich das noch länger so hinzieht, wird das mit dem Urlaub irgendwann nicht mehr plausibel sein.
Wenn der Therapeut, aufgrund seines Alters, in eine Risikogruppe fällt kann er dichtmachen. Auch, wenn er hierzu aufgrund einer chronischen Erkrankung in diese fällt. Oder ein Familienmitglied pflegt.

Würde hier ein Therapeut seine Praxis offenlassen, fände ich das schon fahrlässig - nach dem in Hausarztpraxen hier nur noch Notfälle behandelt werden. Es ist ja sonst nur eine Frage der Zeit, bis sie die Praxis (bzw. Therapeut und sämtliche Patienten) unter Quarantäne stellen müssen. Ich könnte mir vorstellen (nach dem was ich im Forum so lese), dass viele Patienten sauer wären, wenn sie dann zu Hause bleiben müssen - und der Therapeut sich tatsächlich weigert sie von sich zu Hause aus zu kontaktieren.

Sogar psychiatrische Einrichtungen werden so weit wie möglich geräumt.

Social distance - ich finde, dass sollte auch für Psychotherapiepatienten gelten.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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lisbeth
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Beitrag Fr., 10.04.2020, 12:53

Kaja88 hat geschrieben: Fr., 10.04.2020, 11:32 Auch wenn es nur zwei, drei Zeilen werden, weil ich mich kurz fassen möchte, werde ich diese paar Worte erst noch zig Mal überdenken und weise wählen wollen.

Danke für eure lieben Worte! Mir ist eigentlich klar, dass ich wegen Kleinigkeiten hier ein riesen Fass aufmache. Das tut mir Leid - auch euch gegenüber!
Versuche, nicht allzu lange drüber nachzugrübeln, Kaja88. Denn das macht es meistens nicht einfacher (Frag nicht, woher ich das weiß.... :anonym: )

Wichtig wäre glaube ich auch, dass du im Hinterkopf behältst, dass er vermutlich über die Feiertage selbst nicht antworten wird. Und dass das allein aber auch noch nichts Schlimmes zu bedeuten hat.
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mio
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Beitrag Fr., 10.04.2020, 14:07

Anna-Luisa hat geschrieben: Fr., 10.04.2020, 12:41 Social distance - ich finde, dass sollte auch für Psychotherapiepatienten gelten.
Ich finde diesen Begriff extrem schlecht gewählt, denn es geht ja nicht wirklich um eine "soziale Distanz" im Sinne einer sozialen/beziehungsorientierten Isolation sondern es geht um eine "körperliche Distanz".

Sich körperlich zu distanzieren bedeutet ja nicht, dass man sich auch emotional/innerlich/sozial distanzieren soll oder muss sondern nur, dass gerade ausgelotet werden muss welche alternativen Möglichkeiten der Begegnung es gibt.

Ich denke was das angeht eher, dass sich von "starren" Ansprüchen/Denkweisen und auch eigenen "geht NUR so" Bedürftigkeiten verabschiedet werden muss und sich der Raum für mehr Flexibilität öffnen sollte.

Das ändert allerdings an der "Grundfrage" von wem das Bedürfnis kommuniziert werden sollte nichts. Da bleibt die Verantwortung beim "Bedürftigen".

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Willensstärke
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Beitrag Di., 14.04.2020, 08:46

Ich denke nicht, dass du zu viel willst. Nimm erstmal ernst, was du fühlst. Das ist sicher auch ein Gefühl, was wir alle vielleicht von früher kennen, von unseren Eltern. Wir wollen, dass wir ihnen nicht egal sind. Das kann sein, dass das jetzt bei dir auch grade eine Übertragung vielleicht ist, dass dein Thera dich an deine Eltern erinnert? Muss nicht sein, aber könnte.
Ansonsten wie gesagt, nimm es erstmal ernst. Es ist vollkommen ok, sich das zu wünschen.
Bei mir ist es so, dass ich selbst meiner Thera Video oder Telefon vorgeschlagen hatte, als Corona anfing. Und da meinte sie auch, sie wird wohl ab jetzt erstmal die meisten Sitzungen per Video machen. Sie bietet aber auch weiterhin Vorortsitzungen an, mit Abstand halten eben. Wir haben jetzt Videositzungen gemacht und die Therapie musste nicht unterbrochen werden, wofür ich sehr dankbar bin. Und das machen ja viele Theras so, dass sie das anbieten. Insofern ist es schon schade, dass dein Thera einfach gar nichts anbietet, solange er selbst nicht krank ist. Also wenigstens Telefon könnte er ja schon anbieten find ich. Was sollen wir Patienten machen, wir wissen ja alle nicht, wann ein normaler Praxisbetrieb wieder möglich ist.
Meine Thera meinte auch, ich kann mich melden, wenn was ist und in den Mails hat sie auch immer sowas geschrieben wie "bleiben Sie gesund" oder "ich hoffe es geht Ihnen trotz allem soweit ganz gut" etc. Also dass man sieht, ok, bin ihr nicht egal. Insofern find ich das von dir vollkommen berechtigt und du sollst wissen, dass es Theras gibt, die das anders machen als dein Thera.

Gibts denn die Möglichkeit, dass du ihm mal mailen kannst?


ziegenkind
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Beitrag Di., 14.04.2020, 10:18

Willensstärke, glaubst Du, dass das hilfreich ist für Kaja, dass Du ihr hier und jetzt genau aufdröselst, dass Deine Therapeutin ganz anders und natürlich viel besser und viel interessierter an Dir ist als ihrer an ihr?

Vielleicht sollte man den Fokus eher darauf legen, dass Du selber Video-Sitzungen vorgeschlagen hast, etwas, das Kaja ja bislang nicht machen wollte.

Kaja, hast Du übrigens schon geschrieben? Ich würde mich freuen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Willensstärke
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Beitrag Di., 14.04.2020, 10:35

Lassen wir doch Kaja entscheiden, was sie hilfreich findet.
Der Ton hier im Forum ist manchmal echt ganz schön rau.

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candle.
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Beitrag Di., 14.04.2020, 12:18

Willensstärke hat geschrieben: Di., 14.04.2020, 10:35 Der Ton hier im Forum ist manchmal echt ganz schön rau.
Ich finde ziegenkind hat da recht! Nun ja, ich finde es auch "rau" so wie du deine Darstellung geführt hast. Es geht hier ja nicht um dich, sondern um kaja88!

LG candle
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Candykills
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Beitrag Di., 14.04.2020, 12:38

Ich finde den Beitrag von Willensstärke überhaupt nicht verkehrt. Sie hat ausgeführt, wie es bei ihr ist und dass sie Kajas Wunsch und Bedürfnis absolut nachvollziehen kann. Seh daran nichts falsches....wie will man denn anders seine eigenen Erfahrungen anbringen, als zu beschreiben, wie es bei einem selbst ist.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


ziegenkind
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Beiträge: 3514

Beitrag Di., 14.04.2020, 13:28

Ja Candy, von eigenen Erfahrungen ausgehen finde ich auch fast alternativlos. Die kann man aber auch immer nich unterschiedlich rahmen. Und hier hatte ich irgendwie das dumme Gefühl, dass es v.a. darum geht, jemandem das eigene Schöne unter die Nase zu reiben. Aber ich kann mich auch irren.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Kaja88
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:00

Entschuldigt, dass ich mich jetzt erst melde. Habe mich die Feiertage über ziemlich abgekapselt von allem und jedem. Und ich habe es leider auch nicht geschafft mich bei meinem Thera zu melden. Ich weiß, eigentlich hatte ich vor ihn telefonisch zu erreichen oder zumindest zu hören, ob er etwas auf seinen AB gesprochen hat. Aber die Angst ist zu groß.
Meine jetzige kleine Hoffnung besteht daraus abzuwarten, ob weitere Lockerungen in Deutschland durchgesetzt werden. Was dann eventuell zur Folge hätte, dass mein Thera ebenfalls wieder öffnet und mir Bescheid gibt. Klar, dann bin ich wieder das passive Part und warte darauf, dass er den ersten Schritt macht. Aber ich schaffe es wirklich nicht ihn zu kontaktieren. Für viele mag das "leicht" erscheinen oder zumindest kein all zu großes Problem darstellen. Für mich ist es das allerdings leider. Ich würde da gerne über meinen Schatten springen können, aber es geht nicht :-(

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Candykills
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:07

Ne, für mich war das auch nie leicht.
Aber ich sag mal so: deine Not ist einfach noch nicht groß genug, um dich zu melden.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sansa
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:08

Hallo Kaja88,

was könnte denn passieren, wenn du den ersten Schritt machst und in kontaktierst? Was ist es, was dir da Angst macht? Ablehnung?
Könnte es vielleicht sonst jemand anderes für dich übernehmen?

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Kaja88
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:13

Candykills hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 13:07 Ne, für mich war das auch nie leicht.
Aber ich sag mal so: deine Not ist einfach noch nicht groß genug, um dich zu melden.
Das soll jetzt nicht falsch rüberkommen und ich hoffe du weißt wie ich das meine, aber denkst du das ist der Maßstab?
Wie schlecht es einem geht ist ja immer subjektiv und jeder handelt da anders. Ich will meinen Zustand nicht dramatisieren, aber auch nicht beschönigen.
Am Wochenende ging es mir richtig mies. Keine Ahnung, ob das als solches erst anerkannt wird, wenn man dabei ist Dummheiten zu tun i.S.v. sich selbst schwer zu schädigen. Aber selbst in diesen Momenten schaffe ich es einfach nicht ihn zu kontaktieren.


mio
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Beitrag Mi., 15.04.2020, 13:14

Kaja88 hat geschrieben: Mi., 15.04.2020, 13:00 Klar, dann bin ich wieder das passive Part und warte darauf, dass er den ersten Schritt macht.
Immerhin erkennst Du es. Er wird es auch wissen, aber vielleicht genau deshalb nichts unternehmen. Was auch gut so ist im Grunde, denn es wäre an Dir da aktiv zu werden. So funktioniert Therapie nun mal.

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