Wie bzw. soll man den eigenen Kindern den Missbrauch erzählen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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saffiatou
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Beitrag So., 05.04.2020, 12:51

OT

mal so allgemein, darf man denn nur schreiben, wenn man mit dem TE konform geht und einer Meinung ist? Ist eine richtige Diskussion denn nicht erwünscht, wenn man sich hier öffnet und ein Thread erstellt? Wenn nur Zustimmung und Applaus erwartet wird, sollte das deutlich gekennzeichnet werden.

Ich sehe übrigens nirgends eine Abwertung, ab bei mir und vielleicht auch anderen eine Nicht-Zustimmung und auch deutlich. Ich habe berichtet, was solche Erzählungen mit mir gemacht haben, um zu überlegen, ob eine Entscheidung wirklich gut war.
never know better than the natives. Kofi Annan

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GuterGeist2019
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Beitrag So., 05.04.2020, 13:17

@saffiatou

Ich für meinen Teil sehe es überhaupt nicht so - gerade die Diskussion und das Mitteilen von eigenen Erfahrungen erweitert doch die Sicht über den eigenen Tellerrand hinaus.

Was ich persönlich nicht gut finde, sind diese Wertungen in Form von düsteren Prognosen, was Helgas Kinder wohl nun tun, nicht tun, erleiden oder ausbaden müssen. Meiner Ansicht nach wissen wir da viel zu wenig über die Familie und auch den Ablauf, als die Kinder es noch nicht wussten.

Für mich gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen einer kritischen Meinungsäußerung und einem Vorwurf oder einer manchmal fast schon übergriffigen 'Vorhersage". Leider passiert das ja nicht nur hier, sondern in vielen Threads, die dadurch leider nicht mehr hilfreich sind.

Gut aber, dass du es ansprichst, saffiatou, da du dich offensichtlich angesprochen fühlst. Falls das durch meinen vorherigen Beitrag so ist: Der war überhaupt nicht auf dich bezogen.

Auch ich stehe dem Thema "Erzählen" kritisch gegenüber, würde mich aber niemals so weit aus dem Fenster lehnen, dass ich vorhersagen könnte, welche Probleme (für mich fremde) Kinder durch die Offenheit der Mutter haben werden, ob die Mutter das aus egoistischen Gründen erzählt hat oder nicht... Solche Prognosen haben für mich etwas von "ein schlechtes Gewissen machen" und das hilft niemandem weiter.

Das nur meine Meinung dazu.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 05.04.2020, 13:28

GuterGeist2019 hat geschrieben: So., 05.04.2020, 13:17 @saffiatou
Was ich persönlich nicht gut finde, sind diese Wertungen in Form von düsteren Prognosen, was Helgas Kinder wohl nun tun, nicht tun, erleiden oder ausbaden müssen. Meiner Ansicht nach wissen wir da viel zu wenig über die Familie und auch den Ablauf, als die Kinder es noch nicht wussten.
Bin zwar nicht saffiatou, aber trotzdem: Es würde doch ein völlig verzerrtes Bild ergeben, wenn "positive" Prognosen mitgeteilt werden dürften, "düstere" aber nicht.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


GuterGeist2019
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Beitrag So., 05.04.2020, 13:42

Darum geht es - mir zumindest - nicht. Es geht um die Art der Kritik, den "Ton", der teilweise (auch in anderen Threads) angeschlagen wird und auch darum, dass es nicht persönlich werden sollte. Weil wir die genauen Hintergründe nicht kennen.

Ich bin wie gesagt auch skeptisch, glaube aber, dass Helga sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Der Therapeit weiß Bescheid und es wurde mit ihm als Fachmann besprochen. Wenn daraufhin gemeinsam diese Entscheidung fiel, dann heißt das für mich, dass es mit Sicherheit auch Probleme in der Familie geben würde, wenn Helga weiter geschwiegen hätte.

Welche Variante letztendlich die bessere ist: Wer hier kann das sicher sagen? Ich traue mir das nicht zu.

Meinungsäußerung JA, egal ob gleiche oder andere Meinung. Vorwurfsvolles Spekulieren, Abwerten oder irgendwelche Motive unterstellen: für mich klar NEIN.

Damit bin ich hier raus. Helga, ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute!!

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 05.04.2020, 13:48

GuterGeist2019 hat geschrieben: So., 05.04.2020, 13:42 Meinungsäußerung JA, egal ob gleiche oder andere Meinung. Vorwurfsvolles Spekulieren, Abwerten oder irgendwelche Motive unterstellen: für mich klar NEIN.
Ich könnte es nachvollziehen, wenn keinerlei Spekulationen erwünscht wären. Da aber optimistische Spekulationen, "Aufwertungen" und "gute" Motive durchaus hier begrüßt wurden, bleibe ich dabei, dass dies zu einseitig ist - und ein verzerrtes Bild ergeben würde.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


kaja
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Beitrag So., 05.04.2020, 14:00

Hallo helga,

ich denke wenn die Symptome so offensichtlich, und die Verhaltensänderung so groß ist wie von die beschrieben war es eine sinnvolle Entscheidung mit den Kindern altersgemäß zu sprechen. Vermutlich hätte ich das allerdings auf ein allgemeines Gespräch über psychische Krankheiten begrenzt und denn Auslöser nicht konkret benannt.

Es ist auf jeden Fall sehr verantwortungsbewusst wie viele Gedanken du dir, auch im Vorfeld, darüber gemacht hast und du hast das Ganze ja auch mit Unterstützung eines Psychotherapeuten vorbereitet.

Mich wundert in diesem Zusammenhang eh oft, für wie blöd manche ihre Kinder halten, oder was für begnadete Schauspieler sie selbst seien. Kinder bekommen verdammt viel mit. Dazu muss es gar keine offensichtlichen Veränderungen geben, denn auch die kleinen Veränderungen werden schon von Kindern wahrgenommen.

Ich bin mit einer psychisch kranken Mutter aufgewachsen. Den Grund für ihre Erkrankung habe ich mit steigendem Alter geahnt, benannt hat sie ihn aber erst kurz nachdem ich ausgezogen bin (da war ich 17). Von einer speziellen Absprache die sie mit meinem Vater hatte, habe sogar erst mit Anfang 20 erfahren. Meine Mutter hatte Sorge mich mit ihren Ängsten einzuschränken und mir an falsches Bild von Männern zu vermitteln. Deshalb hat grundsätzlich mein Vater über Dinge entschieden wie z.B. den ersten Besuch alleine im Schwimmbad, weil sie mich solche Dinge aus Angst niemals hätte tun lassen.

Als Kind einer psychisch kranken Mutter aufzuwachsen war trotzdem eine ziemliche Belastung und hat mich später selbst in Therapie gebracht. Aus diesem Grund habe ich schon früh beschlossen keine Kinder zu bekommen, ich würde keinem Kind wissentlich zumuten wollen mit einem psychisch kranken Elternteil aufzuwachsen. Das hat für mich auch etwas mit Verantwortung zu tun.
After all this time ? Always.


Coriolan
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Beitrag So., 05.04.2020, 14:45

saffiatou hat geschrieben: So., 05.04.2020, 12:51 OT

mal so allgemein, darf man denn nur schreiben, wenn man mit dem TE konform geht und einer Meinung ist? Ist eine richtige Diskussion denn nicht erwünscht, wenn man sich hier öffnet und ein Thread erstellt? Wenn nur Zustimmung und Applaus erwartet wird, sollte das deutlich gekennzeichnet werden.
Natürlich nicht, aber ebenso wie GuterGeist2019 empfinde ich den "Ton" hier z. T. sehr abwertend/verletzend und sogar die TE verhöhnend. Das muss - finde ich - nicht sein.

Auf dich und deine Posts hatte ich mich nicht bezogen, als ich das schrieb. :-)
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 06.04.2020, 18:40

"Als Kind einer psychisch kranken Mutter aufzuwachsen war trotzdem eine ziemliche Belastung und hat mich später selbst in Therapie gebracht. Aus diesem Grund habe ich schon früh beschlossen keine Kinder zu bekommen, ich würde keinem Kind wissentlich zumuten wollen mit einem psychisch kranken Elternteil aufzuwachsen. Das hat für mich auch etwas mit Verantwortung zu tun."
-kaja, ich denke, wenn ich gewusst hätte,dass ich psychisch krank bin, hätte ich auch nie geheiratet oder Kinder bekommen. Doch als bei mir alles Aufbrach, hatte ich meine Kids schon längst und ja, ich denke, ich hab Ihnen viel negatives mitgegeben. Doch sie sagen auch, dass viel Positives mitgegeben wurde. Wie zb. Werte.
Also manchmal kann man es nicht mehr ändern, weil Kids da sind und dann versucht man nun mal das BEste zu tun um es gut hinzukriegen. Auch mit Hilfe von Therapeuten usw..
Ich denke, helga versuchte und versucht auch ihr bestes- mehr kann man nicht verlangen. schließlich will man ja, dass die eigenen KInder es besser haben und dass sie glücklich sind.
Tupsy

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 06.04.2020, 20:21

Ich würde einfach die Symptome beschreiben und dazu sagen, dass ich eben so bin wie ich bin. Wenn mich ein Kind darauf angesprochen hat, dass ich nichts mache außer rumliegen, habe ich gesagt, dass ich faul bin. Weil es stimmt, kann ich gut damit leben. Wer sich ohne ersichtlichen Grund fürchtet, zittert oder einfach tagelang untröstlich ist, der sollte kein Problem damit haben, dass andere bei ihm einen Knacks vermuten, Kinder sagen es auch mal laut und habe ich auch oft zu hören bekommen. Und es stimmt ja auch. Die Ursache mag zum Verständnis beitragen, ändert jedoch nichts am Ergebnis, für mich nur relevant, wenn man danach gefragt wird.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


kaja
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Beitrag Mo., 06.04.2020, 21:38

@Tupsy

Natürlich kann es passieren, dass man bereits Kinder hat wenn einen eine psychische Erkrankung trifft.
Aber es gibt genug Menschen die wissentlich mit unheilbaren oder chronischen psychischen Erkrankungen Kinder in die Welt setzen.

Da man dieses Thema hier allerdings nicht vernünftig besprechen kann, werde ich darauf nicht näher eingehen.

Die psychische Krankheit meiner Mutter hat mir gar nichts gutes mitgegeben. Meine Mutter selbst, allerdings durchaus und ich denke damit beruhigt sie auch ihr Gewissen bis heute.
After all this time ? Always.

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Nektarine
Helferlein
Helferlein
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Beitrag Di., 07.04.2020, 16:25

Hallo!
Ich würde auch sexuell missbraucht und habe 2 Mädels (10 und 13).
Meine Kinder sind ohne Kontakt zu meiner Familie groß geworden, wenn sie gefragt haben, habe ich gesagt, dass meine Eltern mich nicht gut behandelt haben und ich sie nicht mehr sehen möchte. Das hat ihnen immer gereicht.
Vor ca. einem Jahr hat meine ältere Tochter Briefe gefunden (ihr ist etwas hinter meine Lade gefallen ....), die ich an meine Eltern geschrieben habe. In den Briefen war vieles genau beschrieben.
Es hat einige Tage gedauert, bis die unter Tränen zu mir gekommen ist und sich entschuldigt hat, dass sie das gelesen hat. Noch viel schlimmer war für sie, zu erfahren was mein Onkel mit mir gemacht hat und wid meine Eltern reagiert haben. Ihr war das alles zu viel. Ich habe ihr angeboten mit ihr darüber zu sprechen, bzw. jemanden zu finden, mit dem sie sprechen kann. Das hat sie abgelehnt, die wollte das alles nur wieder vergessen.
Zum Glück konnte sie nicht alles lesen.
Ich bin der Meinung, dass dieses Thema zwar wichtig ist, aber wenn die eigenen Kinder wissen, dass es ihre Mama betrifft, ist das nochmal was anderes.
Ich werde meinen Kindern weiterhin nur sagen, dass ich keine schöne Kindheit hatte, mehr nicht. Ich bin zum Glück, Dank medis und Therapie recht gut drauf, also besteht keine Notwendigkeit da mehr darüber zu sprechen.
Liebe Grüße

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