Transgenerationale Traumatisierung
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Ganz so einfach ist das nicht mit dem "nicht mehr brauchen, weil man erwachsen ist". Wenn es so wäre, wäre es schön. Aber ich mag sicherlich nicht hier im Forum auf die näheren Umstände eingehen, warum ich wie gehandelt habe oder auch nicht .
Novembernacht
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Doch, es ist so einfach. Wenn Du diese Möglichkeit nicht wahrnimmst dann liegt das in Deiner Verantwortung und nicht mehr in der Deiner Eltern. Dieser Punkt ist auch nicht diskutierbar, weil Dich nichts und niemand zwingen kann in einer für Dich unguten Situation zu bleiben es sei denn er hat die Macht Gewalt auszuüben. Da dies hierzulande aber in Bezug auf die eigenen Eltern nicht der Fall ist könntest Du wenn Du wolltest. Alles andere sind DEINE Ausreden.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Das Problem ist, selbst wenn man vielleicht noch seine Eltern bräuchte, in dem Sinne, dass sie früher keine waren und da nun ein fettes Defizit ist, welches einem sagt: Ich brauche Eltern - wird sich das durch die eigenen Eltern beim (körperlich) Erwachsenen nicht mehr realisieren lassen. Drum ists am sinnvollen sich trotz des Defizites aus dieser Beziehung zu lösen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Was ich viel absurder dabei finde ist, dass sich einerseits verständnislos darüber beschwert wird, dass die Eltern nichts verändert haben, andererseits aber in Bezug auf sich selbst gesagt wird dass es nicht so leicht ist etwas zu verändern woran nun wiederum wieder die Eltern "schuld" sind oder wie? Das ist doch das gleiche Verhalten in grün.
Bei mir löst so etwas nur Kopfschütteln aus.
Wenn ich mich entscheide den Kontakt zu meiner Mutter zu halten und zu pflegen obwohl nicht alles chico war und ist dann ist das MEINE Entscheidung und auch MEINE Verantwortung. Ich muss das nicht tun, niemand kann mich dazu zwingen. Genausowenig kann ich allerdings meine Mutter zwingen sich mir zu Liebe zu verändern, gleiches Recht für alle.
Alles andere ist Traumabonding oder so und um aus dem raus kommen zu können braucht es denke ich zu Vorderst einen Perpektivswechsel. Weg von der Abhängigkeit und von Schuldzuweisungen in Richtung des Gegenübers, hin zur persönlichen Verantwortung und Freiheit.
Bei mir löst so etwas nur Kopfschütteln aus.
Wenn ich mich entscheide den Kontakt zu meiner Mutter zu halten und zu pflegen obwohl nicht alles chico war und ist dann ist das MEINE Entscheidung und auch MEINE Verantwortung. Ich muss das nicht tun, niemand kann mich dazu zwingen. Genausowenig kann ich allerdings meine Mutter zwingen sich mir zu Liebe zu verändern, gleiches Recht für alle.
Alles andere ist Traumabonding oder so und um aus dem raus kommen zu können braucht es denke ich zu Vorderst einen Perpektivswechsel. Weg von der Abhängigkeit und von Schuldzuweisungen in Richtung des Gegenübers, hin zur persönlichen Verantwortung und Freiheit.
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Gut zusammengefasst, was ich oben vielleicht etwas umständlicher sagen wollte. Ich weiß selber aus eigener Erfahrung, dass es nicht immer leicht ist und mitunter auch seine Zeit braucht, bis ich etwas ändern kann. Ich nehme mir das Recht raus in meinem eigenen Tempo zu gehen und das zu leisten, was ich zum jeweiligen Zeitpunkt leisten kann. Auch wenn es nicht immer das Beste ist, was ich für mich selbst oder andere tun kann.Was ich viel absurder dabei finde ist, dass sich einerseits verständnislos darüber beschwert wird, dass die Eltern nichts verändert haben, andererseits aber in Bezug auf sich selbst gesagt wird dass es nicht so leicht ist etwas zu verändern woran nun wiederum wieder die Eltern "schuld" sind oder wie?
Seit ich dieses Recht auch anderen, auch meinen Eltern einräumen kann, kann ich nicht nur ein Stück weit auch verzeihen, sondern habe auch Frieden mit meiner Vergangenheit gefunden. Meine Kindheit war Mist, aber ich weiß heute auch, dass meine Mutter ihr Bestes gegeben hat. Es war für mich nicht genug, aber ich selber bin auch nicht immer in der Lage anderen zu geben, was sie brauchen, damit es für sie genug ist.
Ich kann nicht von anderen das erwarten, wozu ich selber noch nicht in der Lage bin. Das ist heute meine Einstellung. Eine Einstellung, die mir zum inneren Frieden verholfen hat.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Was ganz anderes in diesem Zusammenhang:
Jenseits aller "Schuld"- und "Verantwortungs"-Fragen und jenseits aller inhaltlichen Fragen.
Mein größtes Problem im Hier und Heute ist meine mangelnde Fähigkeit, mich emotional zu regulieren. Weil meine Eltern das schon nicht konnten, weshalb auch immer, und ich es so von ihnen auch gar nicht lernen konnte. Weil das mein ganzes Leben schon mehr oder weniger so ist, folgt daraus auch, dass der Körper in vielen Bereichen dysreguliert ist.
Für mich wird es immer wichtiger, meinen Körper aktiv in das Geschehen einzubeziehen. Über den Körper kann ich neue (emotionale) Regulierungszustände erfahren. Über den Körper kann ich auch meinem Inneren vermitteln, wie es sich anfühlt, (emotional) im Gleichgewicht zu sein. Über diese neuen Körpererfahrungen können sich auch neue Synapsen im Hirn bilden, die die alten traumatisch geprägten Autobahnen überschreiben. So kann ich langsam aber sicher aus diesem Teufelskreis aussteigen und zu einem neuen "Normalzustand" jenseits der permanenten Dysregulation finden. Das passiert nicht von heute auf morgen. Da muss man manchmal auch suchen, um passende Angebote zu finden, die einem zusagen.
Für mich hat in letzter Zeit ein Buch von Stanley Rosenberg (Der Selbstheilungsnerv) viele Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche ganz neu deutlich gemacht. Wie was zusammenhängt in der Regulierung und Dysregulierung. Und dass diese Körper-Psyche-Trennung eigentlich Quatsch ist, weil sich beides so unmittelbar gegenseitig beeinflusst... Im Buch sind auch kleine Übungen mit denen der Vagusnerv aktiviert werden kann, der wiederum zentral für das Parasympathische System (also Regulierung im Positiven) ist. Für mich ist da ganz viel klar geworden. Und gleichzeitig hab ich gemerkt, ich kann viel mehr Einfluss nehmen als ich dachte. Das ist alles nicht in alle Ewigkeit so festgeschrieben.
Jenseits aller "Schuld"- und "Verantwortungs"-Fragen und jenseits aller inhaltlichen Fragen.
Mein größtes Problem im Hier und Heute ist meine mangelnde Fähigkeit, mich emotional zu regulieren. Weil meine Eltern das schon nicht konnten, weshalb auch immer, und ich es so von ihnen auch gar nicht lernen konnte. Weil das mein ganzes Leben schon mehr oder weniger so ist, folgt daraus auch, dass der Körper in vielen Bereichen dysreguliert ist.
Für mich wird es immer wichtiger, meinen Körper aktiv in das Geschehen einzubeziehen. Über den Körper kann ich neue (emotionale) Regulierungszustände erfahren. Über den Körper kann ich auch meinem Inneren vermitteln, wie es sich anfühlt, (emotional) im Gleichgewicht zu sein. Über diese neuen Körpererfahrungen können sich auch neue Synapsen im Hirn bilden, die die alten traumatisch geprägten Autobahnen überschreiben. So kann ich langsam aber sicher aus diesem Teufelskreis aussteigen und zu einem neuen "Normalzustand" jenseits der permanenten Dysregulation finden. Das passiert nicht von heute auf morgen. Da muss man manchmal auch suchen, um passende Angebote zu finden, die einem zusagen.
Für mich hat in letzter Zeit ein Buch von Stanley Rosenberg (Der Selbstheilungsnerv) viele Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche ganz neu deutlich gemacht. Wie was zusammenhängt in der Regulierung und Dysregulierung. Und dass diese Körper-Psyche-Trennung eigentlich Quatsch ist, weil sich beides so unmittelbar gegenseitig beeinflusst... Im Buch sind auch kleine Übungen mit denen der Vagusnerv aktiviert werden kann, der wiederum zentral für das Parasympathische System (also Regulierung im Positiven) ist. Für mich ist da ganz viel klar geworden. Und gleichzeitig hab ich gemerkt, ich kann viel mehr Einfluss nehmen als ich dachte. Das ist alles nicht in alle Ewigkeit so festgeschrieben.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
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Tja mio, klassischer Fall von missverstehen wollen. Wenn es dir gut tut, gern.
Ansonsten bleibe ich dabei, dass wir unterschiedliche Meinungen haben. Ganz einfach. Für mich jedenfalls.
Ansonsten bleibe ich dabei, dass wir unterschiedliche Meinungen haben. Ganz einfach. Für mich jedenfalls.
Novembernacht
Meine Mutter hat wohl schlimme Dinge im Krieg als Kind erlebt, die mir die Tränen in die Augen treiben.Jenny Doe hat geschrieben: ↑Mi., 02.10.2019, 04:49
Meine Mutter, deren Geburt das Ergebnis einer Vergewaltigung im 2. Weltkrieg war und die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht wurde, hatte Zeit ihres Lebens lernen müssen ihre eigenen traumatischen Erfahrungen zu verdrängen. Sie sagte oft, dass es ihr besser geht, wenn sie nicht an das Ereignis denkt. Sie wurde nicht so erzogen wie wir "Hast du was Schlimmes erlebt, dann geh in Psychotherapie". Sie ist mit der Anweisung aufgewachsen "Da redet man nicht drüber. Denk einfach nicht daran. Sowas überlebt man". Ich hatte Zeit ihres Lebens keine Chance gehabt meine Mutter wirklich kennenzulernen, weil sie ihre Kindheit totschwieg. Ich weiß nur sehr wenig über meine Mutter. Bei meinem Vater ist es genauso.
Mir persönlich hilft das Wissen über die Entwicklung der Traumatherapie um das, was meine Mutter mir angetan hat, verstehen zu können. Es hat mir sehr dabei geholfen dieses Gefühl ablegen zu können, dass sie mich misshandelt hat, weil ich ein schlechter Mensch bin, ich nichts wert bin. Ich konnte den Gedanken loslassen, dass ihr Verhalten etwas mit mir zu tun hat. Es half mir zu verstehen, dass sie den Teufelskreislauf der körperlichen Gewalt und des emotionalen Missbrauchs nicht durchbrechen konnte, weil es keinen gab, der ihr dabei hätte helfen können. Alles was sie selbst erleben musste hat sie zeitlebens gequält. Sie nahm alle ihre Traumata unverarbeitet mit ins Grab. Ihr Tod befreite sie endlich von ihren psychischen Qualen.
Ich wollte meine Mutter immer schützen und wollte sie nie belasten. Jetzt habe ich erfahren, dass meine Mutter tatsächlich um den sexuellen Missbrauch mir gegenüber (schon im Kleinkindalter) wusste. Dass sie mich nicht schützen konnte/wollte und von mir eine Absolution wollte. Ich habe sie ihr tatsächlich gegeben, um sie zu beruhigen.
Dann sagte sie noch lachend: "Ach, vergiss es einfach!"
Also auch jetzt, nachdem wir darüber gesprochen haben, lässt sie mich alleine damit.
Wenn mir jetzt dazu ein Therapeut, aber auch gute Freunde/Partner sagen, dass da meine Mutter mir gegenüber nicht so reagieren hätte müssen, mich nicht geschützt hat, obwohl sie es wusste, dann ist das für mich sehr, sehr schlimm. Da fühle ich mich nicht befreit und in einer Komfortzone, sondern da geht es mir richtig dreckig. Da spricht mir eben nicht Therapeut und Umwelt das Wort, sondern die konfrontieren mich.
Wäre es mir lieber, es nicht zu wissen, dass sie es wusste?
Ich weiß es nicht. Ja und nein.
Hallo Candykills,Candykills hat geschrieben: ↑Mo., 30.09.2019, 19:32 Ja, genau, du bist das Opfer vom Opfer, weil deine Eltern auch Opfer waren und nicht nur Täter.
Du siehst das halt komplett einseitig und blendest genau dabei aus, dass auch die Eltern Opfer waren und vielleicht nicht das Glück hatten einen Therapeuten begleitend an der Seite zu haben so wie du jetzt. Vielleicht auch weil das Verständnis dafür fehlte.
angenommen, Du wurdest als kleiner Junge von einem Angehörigen sexuell missbraucht und jetzt hast Du selbst einen kleinen Sohn und verspürst den Impuls, den Kleinen zu missbrauchen.
Du machst es, weil Du ja vielleicht das Opfer von einem Opfer(Täter) warst. Kannst Du dann nichts dafür?
Hast Du keine Entscheidungsfreiheit über Dein Handeln?
Gott sei Dank, fehlt mir das Verständnis für solch ein Handeln!
Sonst würde ich meinen Kindern gegenüber vielleicht auch so handeln.
Ich bin der Meinung, dass man so einen Kreislauf durchbrechen kann!
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Solage, ich wurde 11 Jahre sexuell missbraucht und ich habe einen kleinen Sohn. Nein, ich tue ihm nix. Trotzdem gebe ich ihm vielleicht unbewusst etwas aus meiner Erfahrung weiter. Dann habe ich das nicht extra gemacht.
Du bringt jetzt ein Extrembeispiel, weil du merkst, dass deine Argumentation nicht haltbar ist.
Du bringt jetzt ein Extrembeispiel, weil du merkst, dass deine Argumentation nicht haltbar ist.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Wundert mich auch, dass die Handlungsfreiheit öfters abgesprochen wird. Klar, das gibt es manchmal durchaus. Aber wer aufgrund fehlender Steuerungsfähigkeit andere (sexuell) missbraucht (oder sonstige Straftaten oder Fremdschädigungen begeht), für den gibt (zu Recht, wie ich finde) spezielle "Einrichtungen".
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Candykills, Du bewertest mich, wertest mich ab...Warum?Candykills hat geschrieben: ↑Mi., 02.10.2019, 21:36 Solage, ich wurde 11 Jahre sexuell missbraucht und ich habe einen kleinen Sohn. Nein, ich tue ihm nix. Trotzdem gebe ich ihm vielleicht unbewusst etwas aus meiner Erfahrung weiter. Dann habe ich das nicht extra gemacht.
Du bringt jetzt ein Extrembeispiel, weil du merkst, dass deine Argumentation nicht haltbar ist.
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Tue ich gar nicht. Da ist wohl jemand sehr empfindlich. Ich finds unmöglich mit dir eine Unterhaltung zu führen, wenn du nicht verstehst, was ich schreibe. Hau rein.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Dito!
Ich bin offen, dass Du mir erklärst, was und wie Du es meinst!
Und ich erlaube mir auch, mein Unverständnis zu zeigen.
Vielleicht geht dann Unterhaltung doch?
Ich bin offen, dass Du mir erklärst, was und wie Du es meinst!
Und ich erlaube mir auch, mein Unverständnis zu zeigen.
Vielleicht geht dann Unterhaltung doch?
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