Was kann ich in einer Analytischen Therapie wirklich erwarten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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stern
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 10:59

Was mich persönlich an diesem Konzept "nur über die - therapeutische - Beziehung heilen" stört ist dass ich keine Lust habe für mich ungute Beziehungen auch noch zu reinszenieren, ich bin froh, wenn ich von denen Abstand habe. Dh. ich werde einen Teufel tun und mich da nicht auch noch bewusst in sowas rein begeben.
Ja... wenn man nicht bereit ist, sich darauf einzulassen (bzw. das, warum auch immer, nicht kann oder will), passt Analyse wahrscheinlich nicht, sondern dann ist es sinnvoll, sich anderweitig zu orientieren. Es gibt tatsâchlich manche Punkt, mit denen man a!s Patient kollidieren kann.
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mio
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 11:29

Ich muss mich nicht auf etwas einlassen, was mir mehr schadet als hilft, nur weil mir irgendwer das Gegenteil erzählen möchte.

Diese Lektion hab ich schon früh in meinem Leben gelernt: Höre im Zweifel auf Dich selbst. Denn DU steckst in Dir drin und kennst Dich am Besten. Egal wie "kompetent" der andere so scheinen mag. Er kann nicht besser wissen als ich was ich fühle, er steckt nicht in mir drin. Er kann mir helfen mir selbst "auf die Spur" zu kommen, mir sagen wie er auf eine Annahme kommt, so dass ich das überprüfen kann, aber es mir sicher sagen kann er nicht. Auch ein Gegenübertragungsgefühl ist letztlich nix als eine Wahrnehmung und auch die Wahrnehmung eines Therapeuten kann fehlerhaft sein.

Damals hat mein "nicht auf mich sondern auf den anderen hören" dazu geführt dass mich ein Zahnarzt falsch behandelt hat weil er mir nicht zugehört hat bzw. einen eigenen Fehler nicht zugeben konnte. Einmal und nie wieder, der Fehler lies sich nämlich nicht mehr gut machen in dem Fall. Hätte ich gleich auf mich gehört, wäre der Fehler nicht passiert.


Maskerade
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 13:53

@ Stern,

Wie gesagt, bei musste die Therapeutin, bei der ich war, eine Begründung an die Krankenkasse schicken und die neue musste wieder einen ganz normalen Therapieantrag stellen.



@ leer,

Du sollst auch nicht einfach so wechseln, es ist natürlich besser, wenn es nacheinander geschieht. Aber wenn Du, also generell, eine Therapie beginnst, dann weißt auch noch nicht 100-%, dass die beantragte Therapie durchgeht.
Ich wollte eigentlich nur sagen, dass es, mit guter Begründung, die gäbe es ja, wechseln kannst. Und was der Therapeut da rein schreit, das könnt Ihr miteinander besprechen. So habe ich es damals auch gemacht.
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 17:41

stern hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 00:10 Das stimmt absolut. Andererseits ist es in der PA (aber auch in anderen Therapien) so, dass es auch bestimmte Fähigkeiten braucht... z.B. eine gewisse Selbstreflexion. Das kann und will ich natürlich nicht beurteilen (dafür gibt es Therapeuten)... aber das ist wichtig, um eine passende Therapie anbieten zu können. Also wenn dir das allgemein sehr schwer fällt, braucht es evtl. ein Angebot, dass dich hier mehr unterstützt als diese Therapie oder dieser Therapeut.
Bedingt durch meinen Beruf, muss ich schon relativ selbstreflektiert sein. Ich denke ich kann auch Dinge gut erfassen und rede jetzt Dinge nicht unbedingt absichtlich schön oder betrachte nur eine Seite der Medaille, so ist es nicht. Allerdings finde ich es halt auch nicht so richtig gut. Ich fühle mich halt einfach alleine gelassen und nicht wirklich aufgeklärt. Nur weil ich etwas einschätzen kann, sehe ich letztendlich noch nicht wirklich den Hintergrund, warum ich so etwas gemacht habe oder was nun die richtige Seite der Medaille ist.

stern hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 00:10Wie gesagt, eine PA ist nicht identisch zu einer TfP. Ob besser oder schlechter liegt im Auge des Betrachters, aber es ist anders. Und es kann gut und gerne so sein, dass das für dich nicht passt (ähnlich wie der Veganer mit Wurstsemmeln nichts anfangen kann, die der Metzger verkauft)
Ich denke ich habe es mittlerweile verstanden, dass Analyse anders ist als Tiefenpsychologie oder gar Verhaltenstherapie. Mir geht es eher nur mehr darum, ob ich nun weiter mache oder nicht.


Philosophia hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 05:02 Eine Analyse ist nämlich nicht grundsätzlich auf Stabilisierung angelegt. Sie deckt erst mal auf (was wehtun kann), und nicht zu.
Was genau meinst du mit zudecken? Ich selber habe ja nichts gegen Aufdecken, wenn es denn mal so wäre, aber bisher habe ich noch nicht einmal das Gefühl gehabt, etwas aufzudecken, was ich nicht auch schon selber wusste. Also bisher nichts gelernt, was mich weiter bringt.
Was würde man anschließend mit Aufdecken machen oder geht es darum, dass man Dinge erkennt und es dann in der Regel selber hinbekommen sollte, diese abzustellen?

Maskerade hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 13:53 Du sollst auch nicht einfach so wechseln, es ist natürlich besser, wenn es nacheinander geschieht. Aber wenn Du, also generell, eine Therapie beginnst, dann weißt auch noch nicht 100-%, dass die beantragte Therapie durchgeht.
Ich wollte eigentlich nur sagen, dass es, mit guter Begründung, die gäbe es ja, wechseln kannst. Und was der Therapeut da rein schreit, das könnt Ihr miteinander besprechen. So habe ich es damals auch gemacht.
Ich werde da mal demnächst (vielleicht sogar schon in der nächsten Sitzung) drüber sprechen. Habe aber ein bisschen Angst (die ich bei Therapeuten sonst nie hatte), falsch verstanden zu werden und er mir wieder einen Strick drauß dreht, wie mit dem Bekannten, der mir was "vorgeben" wollte.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 17:58

Oh, du bist noch ganz am Anfang, da kommt es erstmal zur Bestandsaufnahme, das Aufdecken kommt so ab der 20.-30. Stunde und das dann ne ganze Weile. Ich fühlte mich dann irgendwie wie auf einem OP-Tisch. Ganz offen und empfindlich. Das war eine sehr anstrengende Zeit, in der ich mich aber immerhin gut aufgehoben gefühlt habe. Jedenfalls konnte ich auf einmal viel Verständnis für mich aufbringen und somit danna uch mit mir besser umgehen und letztlich dann auch mit anderen. Wir sind an frühkindliche Gefühlszustände gekommen, sogar welche aus der Säuglingszeit. Zudecken wäre eher so was wie Ablenken, altes ruhen lassen, radikale Akzeptanz usw.
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 18:38

_leer_ hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 17:41 Ich fühle mich halt einfach alleine gelassen und nicht wirklich aufgeklärt. Nur weil ich etwas einschätzen kann, sehe ich letztendlich noch nicht wirklich den Hintergrund, warum ich so etwas gemacht habe oder was nun die richtige Seite der Medaille ist.
Analyse basiert klassisch darauf dass etwas "reinszeniert" werden soll in der "aktuellen - therapeutischen - Beziehung". Also wenn Du zB. als kleines Kind schon allein gelassen wurdest, dann kracht Dich das da wieder rein und das soll es auch. Der Hintergrund ist, dass Du in Kontakt mit Deinem Gefühl dazu kommen sollst welches "verdrängt" wurde. Und dass Du Deine "Motive" wie Du Beziehungen heute aufgrund dessen vermeintlich gestaltest verstehen sollst.

Ob das wirklich sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt, das ist nur das "Konzept". Und es gibt auch durchaus analytisch arbeitende Therapeuten die da nicht so "klassisch" vorgehen, was vielleicht für Dich geeigneter wäre. Aber das kannst Du denke ich nur mit ihm klären, also wie flexibel er da auch selbst reagieren kann und will und ob er bereit wäre mit Dir so zu arbeiten dass es für Dich hilfreich ist.

Faktisch ist es in einer klassischen Analyse aber wohl schon so: Du sollst REIN in den ehemals unerträglichen Zustand und dann erkennen, welche Auswirkungen der bis heute auf Dich und Deine Beziehungsgestaltungen (eventuell) hat. Das kann helfen denke ich (vor allem wenn Du gar keinen mentalen Zugang dazu hast), aber es kann auch das Gegenteil bewirken. Je nachdem ob Du heutzutage wirklich Probleme damit hast Beziehungen auf Augenhöhe und in der gegebenen Gegenseitigkeit (was auch Unterschiede bedingt) zu leben oder ob das nicht so ist.

Wenn Du die eh nicht hast sondern eher andere Probleme, dann wäre ich vorsichtig bei so einem Vorgehen. Und würde mich auf das eigene Gefühl verlassen. Nur Du kannst letztlich wissen, wo Deine Probleme konkret so liegen. Du lebst ja Tag für Tag mit Dir.

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Beitrag Mi., 04.09.2019, 18:46

Ich stimme mio zu, ich würde eine Analyse auch nicht unbedingt weiterempfehlen, da sie durchaus mit Risiken verbunden ist. Ich empfand sie für mich genau richtig, aber es war hart. Doch ich wusste immer, dass es richtig ist. Die Analytikerin hat es wirklich mal mit ner intensiven OP verglichen.
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 18:55

Philosophia hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 17:58 Oh, du bist noch ganz am Anfang, da kommt es erstmal zur Bestandsaufnahme, das Aufdecken kommt so ab der 20.-30. Stunde und das dann ne ganze Weile. Ich fühlte mich dann irgendwie wie auf einem OP-Tisch. Ganz offen und empfindlich. Das war eine sehr anstrengende Zeit, in der ich mich aber immerhin gut aufgehoben gefühlt habe. Jedenfalls konnte ich auf einmal viel Verständnis für mich aufbringen und somit danna uch mit mir besser umgehen und letztlich dann auch mit anderen. Wir sind an frühkindliche Gefühlszustände gekommen, sogar welche aus der Säuglingszeit. Zudecken wäre eher so was wie Ablenken, altes ruhen lassen, radikale Akzeptanz usw.
Und war es so, dass du da ganz alleine auf deine Einsicht gestoßen bist oder hat dein Therapeut dich auch durch weiteres Feedback, was deine Gefühle bedeuten könnten weiter in diese Richtung geführt?

Und was verstehst du unter anstrengend? Warst du Wochenlang mitgenommen und konntest dich kaum mehr auf deinen Alltag konzentrieren?

Am Ende, ich brauche noch eine Vorstellung, wie es mir hilft, dass ich meine Gefühle und mein Verhalten ändern kann, die mich mitnehmen und mir Probleme bereiten, nachdem ich eine Einsicht habe. Natürlich wird gesagt, man hat jetzt die EInsicht und es ändert sich dann was, weil man genau sieht, worum es geht. Aber ist es so einfach? Ich kann mir dass noch nicht so ganz vorstellen.
Zuletzt geändert von _leer_ am Mi., 04.09.2019, 19:02, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag Mi., 04.09.2019, 18:56

_leer_ hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 17:41 Bedingt durch meinen Beruf, muss ich schon relativ selbstreflektiert sein. Ich denke ich kann auch Dinge gut erfassen und rede jetzt Dinge nicht unbedingt absichtlich schön oder betrachte nur eine Seite der Medaille, so ist es nicht.
Das stelle ich keinesfalls in Abrede. In einer Therapie geht es jedoch um dich und nicht um Dinge. Nach dem Testlauf (das war nicht von Anfang an in dem Faden klar) wird geschaut, ob es passt und ob ihr weitermacht oder nicht.
Ich fühle mich halt einfach alleine gelassen und nicht wirklich aufgeklärt.
Das ist angekommen. Ich habe dich aber auch so verstanden, dass er Fragen stellt (wie ergiebig diese sind, ließ ich offen, da das nicht hervorgeht). Eine Aufklärung kannst du vom Therapeuten erwarten. Ich habe auch versucht, ein bisschen den Unterschied zwischen den Methoden herauszustellen. Was brauchst du, um eine Entscheidung zu treffen, ob du weitermachst?
Nur weil ich etwas einschätzen kann, sehe ich letztendlich noch nicht wirklich den Hintergrund, warum ich so etwas gemacht habe oder was nun die richtige Seite der Medaille ist.
Das finde ich tatsächlich abstrakt, so dass ich ja auch schon nach Beispielen fragte. Daher allgemein: Eine richtige und falsche Seite der Medaille gibt es nicht immer... und das wird eine Analyse dir auch nicht abnehmen, was richtig für dich ist. Und du machst also Dinge und weißt dann nicht warum? Ideen zu entwicken, warum man etwas macht, wäre eine Facette der Selbstreflexion... nur eine.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 04.09.2019, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 19:38

_leer_ hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 18:55
Am Ende, ich brauche noch eine Vorstellung, wie es mir hilft, dass ich meine Gefühle und mein Verhalten ändern kann, die mich mitnehmen und mir Probleme bereiten, nachdem ich eine Einsicht habe. Natürlich wird gesagt, man hat jetzt die EInsicht und es ändert sich dann was, weil man genau sieht, worum es geht. Aber ist es so einfach? Ich kann mir dass noch nicht so ganz vorstellen.
Meine Antwort hatte sich überschnitten. Kann man aus meiner Sicht nicht allgemein beantworten, ich zumindest nicht. Einfach ist das meist nicht, behaupte ich. Es kann dir auch niemand garantieren, dass das dir hilft... aber es kann helfen. Einsicht in bzw. das Auflösen von (ggf. unbewussten) Mustern kann z.B. neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Was deine Themen und Schwierigkeiten sind, geht jedoch in keinster Weise hervor.. somit kann zumindest ich nichts dazu sagen. Denn vielleicht ist das für dich gar kein entscheidender Punkt, sondern andere.
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 20:05

Wenn du den Testlauf als Kaffeekränzchen empfindest (auch weiterhin... es dir also nichts bringt), würde ich dazu tendieren, es zu lassen... zumindest ist meine Erfahrung, dass Probesitzungen (bei dir ist es sogar mehr) schon relativ aussagekräftig sind im Hinblick auf die künftige Therapie (danach also meist nicht alles ganz anders wird). Analyse kann hocheffizient sein, aber sie passt nicht für jeden... und auch wie der Therapeut ist, lässt sich für mich den Beiträgen nicht entnehmen. Noch nicht einmal, ob tatsächlich klassischer gearbeitet wird oder modifiziert. Will heißen: Ob etwas hilft, ist ja auch relativ zu den Zielen zu sehen, die du hast und die du üblicherweise bereits mit dem Therapeuten besprochen hast.
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 20:40

leer hat geschrieben:

… Habe aber ein bisschen Angst (die ich bei Therapeuten sonst nie hatte), falsch verstanden zu werden und er mir wieder einen Strick drauß dreht, …

Wie meinst Du das ? Was wäre für Dich so ein Strick ? Und was hätte er davon ? Und was könnte er an Deinen Anliegen falsch verstehen ? Ich finde, das ist eigentlich eine klare Sache. Du hast Dich doch hier auch gut verständlich gemacht. An den anderen Posts erkenne ich nichts Gegenteiliges. Ich meine, wir kennen uns nicht, daher weiß ich auch nicht, wie entscheidungsfreudig, oder scheu, Du bist. Aber Du weißt, was Du brauchst und was Du möchtest, und dieser Therapeut kann Dir das nicht geben, durch Zurückhalten, zögern, hinausschieben, … wird sich daran nichts Ändern. Er hat Dir deutlich gemacht, dass er nicht so arbeitet, wie Du es möchtest. Wenn es für Dich noch nicht deutlich genug, dann stelle ihm ganz gezielte Fragen. Aber nicht im Sinne von, dass er entscheidet. Ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne, es muss Deine Entscheidung sein.
Was bräuchtest Du denn, damit Du eine Entscheidung treffen könntest ? Oder was müßte geschehen, dass Du Dich traust ?
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lisbeth
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Beitrag Mi., 04.09.2019, 22:09

mio hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 18:38 Analyse basiert klassisch darauf dass etwas "reinszeniert" werden soll in der "aktuellen - therapeutischen - Beziehung".
Naja, genaugenommen geht die Theorie davon aus, dass wir in allen unseren Beziehungen reinszenieren, mal mehr und mal weniger, und zwar meist unbewusst. Wenn es keine Probleme macht, ist ja alles prima. Dann braucht es auch keine Analyse oder sonstige Therapie. In der Analyse schaust du dir mit dem Analytiker an, was da passiert, in dieser Reinszenierung, die sowieso passiert, immer und überall, also auch in der therapeutischen Beziehung. Das heißt, es wird aus dem Unbewussten ins Offene geholt.
Was dann passiert und wie in der Analyse damit umgegangen wird, das hängt dann sehr von der Person des Analytikers ab und von seiner Arbeitsweise.
_leer_ hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 17:41 Habe aber ein bisschen Angst (die ich bei Therapeuten sonst nie hatte), falsch verstanden zu werden und er mir wieder einen Strick drauß dreht, wie mit dem Bekannten, der mir was "vorgeben" wollte.
Damit bist du ja quasi schon drin in der Reinszenierung. Ich gehe mal ziemlich fest davon aus, dass der Analytiker dir bestimmt keinen Strick drehen möchte. Jetzt wäre es spannend (falls es für dich von Interesse ist) mal mit ihm zu schauen, warum du es so empfindest. Warum du also in einer aktuellen Situation die alten Gefühle empfindest, die mit der Situation heute und mit ihm wenig zu tun haben. Kann sein, dass dir das auch in anderen Konstellationen so geht, dass du das Gefühl hast, der andere will dir einen Strick drehen oder dich in die Enge treiben... Wenn das ein wiederkehrendes Muster ist, dann wäre die therapeutische Beziehung schon eine Chance, dieses Muster mal zu durchbrechen, und zwar in der Beziehung zu lernen und zu erfahren, dass es auch anders funktionieren kann. Ist sicherlich nicht der einfachste und bequemste Weg. Und ich glaube, man muss dann auch wirklich Vertrauen in den Analytiker/die Analytikerin haben, sonst geht das nach hinten los, denn früher oder später wird es da auch zu konfliktgeladenen Situationen kommen...

Ich hab gerade in der Anfangszeit immer wieder diese Dinge die mich irritierten angesprochen. Hatte auch immer wieder das Gefühl, ich mache das grundsätzlich "verkehrt". War irritiert, weil ich es innerlich so gewohnt bin, mich nach bestimmten Erwartungen auszurichten, und jetzt waren da auf einmal keine Erwartungen im Raum. Das an sich kann sich auch schon komisch anfühlen....

Ich kann aber auch verstehen, wenn man sagt: Nee Danke, ist nix für mich. Ich hatte mir eigentlich immer geschworen, dass ich nie eine Analyse machen werde. Und bin nur zufällig bei der aktuellen Analytikerin gelandet, mit der ich eigentlich auch nur eine TfP machen wollte... Allerdings ist sie auch eine von der Sorte, die flexibel genug sind, um sich auf unterschiedliche Patienten mit unterschiedlichen Bedürfnissen ein wenig einzustellen...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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Beitrag Do., 05.09.2019, 06:19

lisbeth hat geschrieben: Mi., 04.09.2019, 22:09 reinszenieren
Ja, nur bedeutet reinszenieren ja letztlich auch nichts anderes als dass ich mich dessen bediene was ich bisher kennengelernt habe.

Wenn ich es also so kenne, dass mir ein offener, direkter und vor allem gegenseitiger Austausch hilft, dann wird mich dieser "nicht offene, nicht direkte, nicht gegenseitige Austausch" irritieren und ich werde keinen für mich passenden Umgang damit finden.

Dieses Problem taucht ja auch im Alltag auf, wenn ein eher direkter (aber wenig direktiver) Mensch auf einen eher indirekten (aber gleichzeitig stark direktiven) anderen Menschen trifft. Nur dass man im Alltag dann wahrscheinlich geht und einfach den Kopf schüttelt was das denn nun soll.

In einer Therapie allerdings besteht die Gefahr nun zu glauben dass das einerseits indirekte und gleichzeitig stark direktive Vorgehen so "sein muss", also gut und richtig ist, und das mit einem selbst was nicht stimmt, wenn man sich eine andere Form der Interaktion wünscht obwohl das so verkürzt nicht stimmt. Dann ist es am Therapeuten dem Patienten zu erklären warum er sich verhält wie er sich verhält, was die Aufgabe des Patienten ist und worin der mögliche Mehrwert besteht. Versäumt er das, dann tappt der Patient im Zweifel im Dunkel.

Die "Beziehungsgestaltung" (= das Setting) ist ja keine "normale Beziehungsgestaltung".

Einerseits ist da ein "überlegener" Therapeut (also ein Fachmann, jemand der den Rahmen definiert und bestimmt etc. pp.), andererseits "verweigert" dieser sich aber seiner "Rolle" wenn er keine Antworten gibt sondern seinerseits nur Fragen stellt oder aber einfach "still" ist. Da ist das Gefühl: "In dem Fall kann ich genausogut auch mit meiner Wand reden, die stellt wenigstens nicht auch noch "blöde Fragen"." für meine Begriffe sehr berechtigt. Denn was das bringen soll erschließt sich ja erst wenn man genauer hinsieht bzw. eben darüber aufgeklärt wird.

Normalerweise findet in Beziehungen ja "echter Kontakt" zwischen zwei Menschen statt, was in einer (eher klassischen) Analyse so ja nicht unbedingt vorgesehen ist sondern dort soll sich der Therapeut ja möglichst "zurücknehmen". Gleichzeitig ist aber von "Beziehung" die Rede und das ist eben ein Widerspruch in sich.

Die "Beziehung" beinhaltet hier ja nur einen Menschen und nicht zwei: Den Patienten um den sich alles dreht und aus dem (im besten Fall oder auch nur angeblich) "alles kommt".

Meine Therapeutin hat mich ganz zu Anfang mal gefragt wie ich den Kontakt zwischen uns so wahrnehme und ich habe mich gefragt: Wie soll ich den schon wahrnehmen? Der ist für mich "ganz normal". Ich wusste erst mal gar nicht was sie überhaupt meint und musste erst mal nachdenken. Das einzige was mir dazu einfiel waren "vergleichbare" Situationen, also Situationen mit denen ich es "abgleichen" konnte weil sie einen ähnlichen Charakter hatten. Eine davon waren meine Beratungsgespräche bei einem Kollegen von ihr der auch analytisch arbeitet. Und das komische war, dass ich bei dem - aufgrund des Settings aber auch aufgrund seiner "Art" - das Gefühl hatte "schreien" zu müssen damit er mich hört.

Faktisch war das Unsinn, denn der (räumliche) Abstand zwischen uns war ident zu dem Abstand zwischen meiner Therapeutin und mir, bei der hatte ich dieses Gefühl aber nie. Ich hab es mir dann damit erklärt, dass die Situation bei ihm für mich einfach sehr "unnatürlich/ungewohnt" war, dass er gefühlt "zu weit weg" war um ihn "normal" erreichen zu können obwohl die räumliche Distanz wie gesagt die gleiche war. Es war nur das andere Setting (in Bezug auf die Ausgestaltung der Art und Weise wie wir uns gegenüber saßen, wie der Raum auf mich "wirkte") und seine andere "Präsenz". Meint: Wie ein Patient etwas erlebt hat auch sehr viel mit der Situation in der er ist zu tun und eben nicht nur mit ihm selbst. Die "Bewertung" der Situation kommt einzig aus ihm, aber es wird nicht jede Situation gleich bewertet.

Es gibt ja zB. auch Menschen die es angenehm finden wenn andere Menschen NICHT selbst präsent sind, die werden die Situation dann anders bewerten als ein Mensch der sich von seinem Gegenüber eigene Präsenz wünscht.

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Beitrag Do., 05.09.2019, 06:28

Hallo,

ich habe das Gefühl, dass der Thread hier langsam etwas zu viel für mich wird und ich mich mit einigen Beiträgen und Fragen zunehmend überfordert fühle, was für mich dann auch langsam über das Ziel hinausschießt. Ich denke auch, dass meine Ausgangsfragen, für die ich das Thema gestartet habe, für mich mittlerweile ganz gut beantwortet sind und ich hier gutes Feedback und Input erhalten habe.

Sollten bei mir noch weitere Änderungen auftreten oder ich eine endgültige Entscheidung getroffen haben, kann ich mich gerne wieder hier zurück melden. So lange werde ich mich doch wieder etwas zurück ziehen.

Ich bedanke mich bei allen Leuten für ihre Ideen und Anregungen :)

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