@Solage: Ich antworte dir in diesem thread, hier passt es besser rein. (Hoffe, das geht für dich und die Moderatoren in Ordnung? Falls nicht bitte verschieben?)
Solage hat geschrieben: ↑Di., 06.08.2019, 21:22
Hallo diesoderdas, ich war/bin auf meinen aktuellen Therapeuten auch immer wieder wütend/gewesen und dann habe ich um ihn zu entlasten gesagt, dass das wohl mit dem Verhalten meiner Mutter mir gegenüber zusammenhängt, dass ich da so empfindlich reagiere.
Mein Therapeut antwortet: "Ihre Mutter ist aber nicht hier! Das hat nichts mit Ihrer Mutter zu tun, sondern mit meinem Fehlverhalten. Da haben Sie vollkommen recht."
Finde ich toll von deinem Therapeuten, dass er fähig ist so zu reagieren!
Bei mir war die Situation genau umgekehrt. Ich habe gesagt, dass ich auf ihn wütend bin und habe da NICHT meine Eltern als Erklärung hinzugenommen (weil ich es eben komplett unpassend fand und eben IHN meinte). Und er hat da kaum etwas bis nichts auf sich genommen, sondern meinte vehement, die Wut habe rein gar nichts mit ihm zu tun, er hätte die höchstens geweckt, aber die Wut wäre alt und würde anderen gelten. Seine Wut mir gegenüber war auch spürbar (verneinte er immer; bis er in einer Mail dann doch zugab "er wäre nicht wütend, sondern ärgerlich gewesen")
Solage hat geschrieben: ↑Di., 06.08.2019, 21:22
Wo kommt das bei Dir her? Wenn Du schlechtes Verhalten bloß stellst, dann fühlst Du Dich schlecht, obwohl sich doch der Typ schlecht fühlen müsste.
Wenn ich etwas schlecht an anderen finde und das sage, dann finde ich das an sich schon okay und angebracht. In privaten Beziehungen passiert das eh ganz selten und ich poltere da ja nicht wild drauf los oder gehe auf Riesenangriff gegen jemanden.
Ich probiere es halt respektvoll anszusprechen. Wenn daraufhin jemand aber wirklich nachdenkt und vielleicht auch etwas betroffen ist, dann fühle ich mich da nicht unbedingt toll damit, da ich dann ja "Schuld" daran bin, dass sich jemand anderes nicht so toll fühlt. Zeigt mir, dass es mir nicht egal ist, was ich in anderen bewirke. Und das widerrum finde ich dann wieder relativ normal, wenngleich vielleicht ein wenig übertrieben, das kann schon sein und mit früheren Erfahrungen zusammenhängen. Ich fühle mich für vieles in meiner Familie nicht unbedingt verantwortlich, aber eben irgendwie schlecht, weil ich eben nichts daran ändern kann, nicht helfen kann.
In der Therapie war es aber völlig anders. Da war irgendwann tatsächlich auch von meiner Seite aus nicht mehr so sonderlich viel Respekt übrig (und die istdp geht ja eh respektlos mit dem Patienten um - entschuldigung, ich meinte natürlich nur mit deren Widerstädnen...) Ich habe irgendwann einfach nur noch gesagt, was ich dachte. Zum einen wegen diesem schwindenden Respekt. Aber auch, weil ich dachte, die Ehrlichkeit wird der Therapeut schon abkönnen und weil ja ständig nach Wut gefragt wurde und Wut also sein sollte.
Solage hat geschrieben: ↑Di., 06.08.2019, 21:22
Ich finde Dich gar nicht konfus, sondern habe das Gefühl, dass mit Dir konfus und irritierend umgegangen worden ist!
Deine Empfindungen sind nicht merkwürdig. Es ist merkwürdig, wie mit Dir umgegangen worden ist.
Dank dir. Höre ich natürlich lieber als anderes. Aber sofort kommt auch der Gedanke: Wirklich? Wie konfus war es? War ich konfus? War er konfus? Ist die Methode konfus?
ich weiß, was ich von allem halte - ganz sicher und dann auch wieder nicht, zur gleichen Zeit. Oder mal mehr in die eine dann wieder mehr in die andere Richtung.
Dann komme ich da immer wieder zum Thema : der eigenen Wahrnehmung trauen.
Und daran wird in der istdp ja sehr gerüttelt. Es wird einem ja ständig gesagt, man hätte eine verzerrte Wahrnehmung oder wie bei mir mal "mit der Wahrheit haben sie es nicht so".
....warum kamen solche Sätze aber immer nur, wenn Kritik am Therapeuten geäußert wurde?
Oder das Beispiel oben, als ich ihm sagte, er wäre wütend auf mich. Verneinte er ja zuerst - also wäre meine Wahrnehumng ja wieder falsch gewesen. Ich spürte es aber! Und Wochen danach kam dann ja auch, dass er "nicht wütend, sondern ärgerlich ab und zu war". Gut, kann man sich jetzt streiten, wo genau der Unterscheid zwischen Wut und ärgerlich ist... Aber anscheinend war da dann ja doch nichts auszusetzen an meiner Wahrnehmung.
Da kann man hin und her streiten, wessen Wahrnehmung stimmt oder mehr stimmt.
Es müssen halt beide ehrlich sein. Der Patient ist es bestimmt nicht immer. Nur - nur weil der Therapeut Therapeut ist, heißt das noch lange nicht, dass er der Richter über Wahrheit und korrekte Wahrnehmung ist.