Eigenverantwortung?
Ist es eigenverantwortlich zu rauchen, Vorsorgeuntersuchungen nicht in Anspruch zu nehmen, Übergewicht zu haben, zu viel zu arbeiten, Fastfood reinzuschaufeln, keinen Sport zu machen, usw.? So hat oder findet vllt. jeder etwas, wo er sich austoben könnte, wenn er/sie...
Und vllt. ist es ein Stück weit Illusion, dass man sich "entscheiden" und diese und jenes tun müssen/können (hier und da ein Skilltraining, die 2 Hausaufgaben vom Therapeut, Aufbau eines Netzes und überhaupt), um Hilflosigkeit beherrschbar zu machen. Im schlimmsten Fall kann selbst das zu einem Zwang ausarten (wenn man sich 137x Mal die Hände wäscht, passiert der Familie nichts).
Vielleicht langt manchen aber auch schlicht eine gewisse Toleranz, Hilflosigkeit zu ertragen... und ein grundsätzliches Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit, wenn es darauf ankommt. Beides schließt sich nicht aus... und mitunter hilflos zu sein, bedeutet nicht es immer zu sein oder zu bleiben.
Und vllt. ist es ein Stück weit Illusion, dass man sich "entscheiden" und diese und jenes tun müssen/können (hier und da ein Skilltraining, die 2 Hausaufgaben vom Therapeut, Aufbau eines Netzes und überhaupt), um Hilflosigkeit beherrschbar zu machen. Im schlimmsten Fall kann selbst das zu einem Zwang ausarten (wenn man sich 137x Mal die Hände wäscht, passiert der Familie nichts).
Vielleicht langt manchen aber auch schlicht eine gewisse Toleranz, Hilflosigkeit zu ertragen... und ein grundsätzliches Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit, wenn es darauf ankommt. Beides schließt sich nicht aus... und mitunter hilflos zu sein, bedeutet nicht es immer zu sein oder zu bleiben.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
- Werbung
Ja Stern, all diese Dinge tun Menschen eigenverantwortlich.
"Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung (auch Eigenverantwortlichkeit[1]) bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, etwa in Form von Sanktionen, dafür trägt. In der Organisationslehre gilt als Gegensatz die Fremdverantwortung."
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenverantwortung)
Sie sind nicht selbstfürsorglich im gesundheitlichen Sinne, aber sie fallen in den Bereich der Eigenverantwortung.
In einer Therapie auch selbst Verantwortung zu übernehmen meint aber nicht dass man sich jetzt JEDES ungesunde oder selbstschädigende Verhalten abgewöhnen muss (obwohl das sicher begrüßenswert wäre, aber auch ein bisschen viel verlangt) oder daran arbeiten muss sondern es bedeutet dass man daran mitarbeitet dass das Therapieziel gemeinsam erreicht werden kann.
Und falls Deine eigentliche Frage war, woran ein Therapeut die Bereitschaft zur Mitarbeit am Therapieziel erkennt, dann würde ich auch sagen: Erfahrung, wahrscheinlich auch ein bisschen Lehrbuch/Ausbildung, es gibt glaube ich auch Tests mit denen sich sowas ermitteln lässt, keine Ahnung wie genau die sind?
Meine Thera wurde während der ProbSitzungen zB. mal ausgesprochen "biestig" (also sehr distanziert, formell und sie sprach plötzlich statt von der Therapie die wir beantragen wollten nur noch von "unseren letzten beiden Stunden" - die verbleibenden ProbStunden) weil ich einen Termin absagen/verschieben musste, den ich ihr in der Stunde kurz vorher zugesagt hatte und dann hinterher feststelle dass ich einen Job falsch im Kopf hatte weil ich dann erst in meinen Kalender schauen konnte den ich in der Stunde blöderweise nicht mit hatte. Da wusste ich ziemlich klar: Ok, da ist jetzt jemand gerade gar nicht amused und zweifelt an der Ernsthaftigkeit meines Willens.
"Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung (auch Eigenverantwortlichkeit[1]) bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, etwa in Form von Sanktionen, dafür trägt. In der Organisationslehre gilt als Gegensatz die Fremdverantwortung."
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenverantwortung)
Sie sind nicht selbstfürsorglich im gesundheitlichen Sinne, aber sie fallen in den Bereich der Eigenverantwortung.
In einer Therapie auch selbst Verantwortung zu übernehmen meint aber nicht dass man sich jetzt JEDES ungesunde oder selbstschädigende Verhalten abgewöhnen muss (obwohl das sicher begrüßenswert wäre, aber auch ein bisschen viel verlangt) oder daran arbeiten muss sondern es bedeutet dass man daran mitarbeitet dass das Therapieziel gemeinsam erreicht werden kann.
Und falls Deine eigentliche Frage war, woran ein Therapeut die Bereitschaft zur Mitarbeit am Therapieziel erkennt, dann würde ich auch sagen: Erfahrung, wahrscheinlich auch ein bisschen Lehrbuch/Ausbildung, es gibt glaube ich auch Tests mit denen sich sowas ermitteln lässt, keine Ahnung wie genau die sind?
Meine Thera wurde während der ProbSitzungen zB. mal ausgesprochen "biestig" (also sehr distanziert, formell und sie sprach plötzlich statt von der Therapie die wir beantragen wollten nur noch von "unseren letzten beiden Stunden" - die verbleibenden ProbStunden) weil ich einen Termin absagen/verschieben musste, den ich ihr in der Stunde kurz vorher zugesagt hatte und dann hinterher feststelle dass ich einen Job falsch im Kopf hatte weil ich dann erst in meinen Kalender schauen konnte den ich in der Stunde blöderweise nicht mit hatte. Da wusste ich ziemlich klar: Ok, da ist jetzt jemand gerade gar nicht amused und zweifelt an der Ernsthaftigkeit meines Willens.
Ich sehe das Problem darin, dass Außenstehende und Betroffene Eigenverantwortung unterschiedlich wahrnehmen. Wenn ein Patient sagt "Ich möchte das Trauma ruhen lassen, mich nicht mit beschäftigen, das tut mir nicht gut", dann handelt der Betroffene eigenverantwortlich. Er schützt sich vor etwas, was ihm nicht gut tut. Außendenstehende sehen das anders und definieren das als "In der Opferrolle bleiben wollen". Wenn ein Zwangspatient aus Angst sich zu kontaminieren alles nur mit Handschuhen anpackt, dann handelt der Betroffene aus seiner Sicht eigenverantwortlich, denn er will sich ja vor Ansteckungen schützen. Außenstehende sehen das anders. Wenn ein Patient Angst vor Krankheiten hat und von Arzt zu Arzt rennt, dann macht er das aus eigenverantwortlichen Gründen, denn er will ja von der Krankheit befreit werden. Außenstehende sehen das anders. ...
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 39
- Beiträge: 4650
Ja, aber wenn er es ruhen lassen will, dann brauch er nicht in Therapie gehen, oder?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
- Werbung
Aber wenn jemand genau wegen diesem Problem in Therapie geht dann sollte er schon auch dran mitarbeiten dass dieses Problem geändert werden kann. Sonst muss man ja gar nicht in Therapie gehen, dass ist doch genau der Punkt.
Und wenn der Therapeut mir eine Vorgehensweise vorschlägt die ich als zu konfrontierend empfinde und keine andere sieht dann passt der Therapeut vielleicht auch einfach von seiner Arbeitsweise her nicht zu mir und ich muss mir dann eben jemand anders suchen der vielleicht eher so arbeitet dass ich da mitgehen kann.
Und wenn der Therapeut mir eine Vorgehensweise vorschlägt die ich als zu konfrontierend empfinde und keine andere sieht dann passt der Therapeut vielleicht auch einfach von seiner Arbeitsweise her nicht zu mir und ich muss mir dann eben jemand anders suchen der vielleicht eher so arbeitet dass ich da mitgehen kann.
Wenn er das nicht möchte, dann braucht er das nicht. Es ist seine Entscheidung. Außenstehende sehen das anders und drängen mitunter auf eine Therapie.Ja, aber wenn er es ruhen lassen will, dann brauch er nicht in Therapie gehen, oder?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 33
- Beiträge: 4386
Ich persönlich definiere die Opferrolle weniger durch Entscheidungen, die man für sich selbst trifft, als dadurch, dass man andere dafür verantwortlich machen will, also: Das Umfeld/TherapeutIn/die ganze Welt ist dafür verantwortlich, dass ich z. B. ein Trauma nicht überwinden kann.
Und letztendlich "müssen" wir uns halt alle mit unseren Mitmenschen vertragen, wenigstens ein Stück weit.
Und wenn jemand z. B. nichts an einer Zwangsstörung oder Traumafolgen ändern will, aber seine Mitmenschen "mit reinzieht", verstehe ich dann auch, dass die auf eine Therapie beharren. Innerhalb bestimmter Grenzen greifen da ja sogar Gesetze.
Und letztendlich "müssen" wir uns halt alle mit unseren Mitmenschen vertragen, wenigstens ein Stück weit.
Und wenn jemand z. B. nichts an einer Zwangsstörung oder Traumafolgen ändern will, aber seine Mitmenschen "mit reinzieht", verstehe ich dann auch, dass die auf eine Therapie beharren. Innerhalb bestimmter Grenzen greifen da ja sogar Gesetze.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Di., 07.05.2019, 18:22, insgesamt 1-mal geändert.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
(Helmut Schmidt)
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 39
- Beiträge: 4650
Wenn man sich durch Außenstehende drängen lässt, ist das auch ne Entscheidung. Es bleibt die Wahl, sich dagegen zu entscheiden, kann aber zu Unmut der Außenstehenden führen - aber so ist das nun mal ab und zu, wenn mans nicht allen recht machen will. Oder aber man macht das, muss dann aber nicht jammern, stets wegen anderen zurückzustecken.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
ExtraordinaryGirl, ich verstehe deinen Gedankengang, denke aber auch hier, dass der Betroffene aus seiner Sicht eigenverantwortlich handelt, wenn er sich vor Außenstehenden, von denen er Gefahr ausgehen sieht, zu schützen versucht. Außenstehende sehen das anders und sagen "Du machst alle für dein Leid verantwortlich". Sie haben ja Recht. Trotzdem kann der Betroffene aus eigenverantwortlichen Gründen, aus Selbstschutzgründen so handeln.
Dass Hilfe in so einem Fall angebracht sein kann, stelle ich nicht in Frage.
Dass Hilfe in so einem Fall angebracht sein kann, stelle ich nicht in Frage.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Dass seh ich auch als den Kern des Problems an. Der ANDERE soll machen. Der ANDERE ist verantwortlich. Immer der ANDERE, die UMWELT, das SCHICKSAL, das LEBEN. Der Einzige der nicht verantwortlich ist ist der betroffene Selbst.ExtraordinaryGirl hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 18:12 dass man andere dafür verantwortlich machen will, also: Das Umfeld/TherapeutIn/die ganze Welt ist dafür verantwortlich, dass ich z. B. ein Trauma nicht überwinden kann.
Philosophia, gleiche Antwort auch an dich. Das stelle ich nicht in Frage, dass es auch was mit Eigenverantwortung zu tun hat sich nicht drängen zu lassen. Mir ging, und darauf möchte ich mich auch beschränken, ausschließlich um meine Aussage, dass Eigenverantwortung unterschiedlich wahrgenommen und definiert wird, je nachdem, ob man in der Betroffenenrolle ist oder in der Außenstehenden Rolle ist.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Angebracht sicher, aber wenn sich dieses Denken nachhaltig nicht verändern lässt dann ist auch nicht viel mit erfolgreicher Therapie, dann wird die Therapie zum "seelischen Mülleimer" für all die schlimmen Dinge die andere tun.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 39
- Beiträge: 4650
Ganz genau
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Vielleicht sollten wir einfach mal "eigenverantwortlich" durch "selbstfürsorglich" ersetzen?Jenny Doe hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 18:19 denke aber auch hier, dass der Betroffene aus seiner Sicht eigenverantwortlich handelt, wenn er sich vor Außenstehenden, von denen er Gefahr ausgehen sieht, zu schützen versucht. Außenstehende sehen das anders und sagen "Du machst alle für dein Leid verantwortlich". Sie haben ja Recht. Trotzdem kann der Betroffene aus eigenverantwortlichen Gründen, aus Selbstschutzgründen so handeln.
Eigenverantwortlich handelt ein erwachsener Mensch nämlich IMMER. Was er nicht immer tut ist selbstfürsorglich zu handeln, also so, dass es gut für ihn selbst wäre. Das hat mit EIGENVERANTWORTUNG nur insofern zu tun, als dass er sich mit seiner "fehlgeleiteten Selbstfürsorge" im Grunde selbst schadet, wahlweise bewusst oder gegen seinen eigentlichen Willen weil er keine andere "Strategie" hat mit etwas bestimmtem umzugehen. Dh. er wählt eigenverantwortlich ein Verhalten was ihm nicht gut tut weil er GLAUBT dass es ihm gut tut und schadet sich damit selbst.
Es ist ja auch nicht so dass kein Mensch in der Lage wäre zu reflektieren dass Rauchen schädlich ist oder Junkfood dick macht oder oder oder. Die meisten Menschen wissen das ja, aber sie entscheiden sich eben dennoch dafür aus den verschiedensten Gründen. Dürfen sie auch so lange es nicht gesetzlich verboten ist. Und auch unser Gesundheitssystem schreibt das nicht vor sondern baut auf der freiwilligen Mitarbeit der Bürger auf.
Zum Thema Compliance in der Psychotherapie:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/18852 ... -zu-messen
Da stehen auch so ein paar Möglichkeiten drin wie Therapeuten die Compliance des Patienten überprüfen können.
Traumabearbeitung wird doch in vielen Fällen sogar als kontraindiziert angesehen. Also ich habe öfters mitbekommen, dass Therapeuten das ablehnten, obwohl der Patient das wollte als dass Therapeuten dazu drängten und Patienten sagten, möchten wir lieber ruhen lassen.Philosophia hat geschrieben: ↑Di., 07.05.2019, 18:09 Ja, aber wenn er es ruhen lassen will, dann brauch er nicht in Therapie gehen, oder?
Ziele einer Therapie können ebenso wie Herangehensweisen ziemlich unterschiedlich sein. Also manchen ist mit einer Stabilisierung mehr gedient als mit aufdeckender Arbeit.
Zuletzt geändert von stern am Di., 07.05.2019, 19:44, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 20 Antworten
- 2218 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von ExtraordinaryGirl
-
- 8 Antworten
- 2836 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Gast