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Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 20:37

Federchen hat geschrieben: Fr., 23.11.2018, 19:53 Will noch immer perfekt sein..
Wie passt das zu Deinem - schon ein wenig obskurem - Wunsch ein "ernsthaftes Problem" zu haben?

Willst Du eine möglichst "gestörte Patientin" sein, also quasi eine "perfekte Patientin" oder so?

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Federchen
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 20:47

Le_na ich antworte hier später genauer!

mio Keine Ahnung. Ich will nach außen hin immer perfekt wirken, aber gleichzeitig, dass man mein "Leiden" ernst nimmt. Denke aber, dass ich gar kein ernstzunehmendes Leiden habe, verletze mich aber, um gesehen zu werden.

Ganz ehrlich.. keine Ahnung. Es ist dumm, obskur und ein selbst gemachtes Problem, das sehe ich. Ich finde mich sowieso zum Kotzen..

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Federchen
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 21:31

Auch wenn ich mich durch solche Kommentare wir den von Mio total angegriffen fühle, wollte ich nur Mal loswerden, dass ich eure Rückmeldung sehr schätze. Ich fühle mich wahrscheinlich nur angegriffen, weil ein Stück Wahrheit dahinter steckt :anonym:

Aber ich finde das gut.. dann muss ich mir Gedanken machen.


mio
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 21:44

Federchen hat geschrieben: Fr., 23.11.2018, 21:31 Aber ich finde das gut.. dann muss ich mir Gedanken machen.
Das war meine Intention.

Angreifen wollte ich Dich sicher nicht. Ich finde nämlich dass Du das an sich schon sehr gut machst... ;-) Du reflektierst, trennst, nimmst aber auch wahr was DA IST an (Deinem) Gefühl (wider jede Vernunft und jeden Verstand). Ich würde mal frech behaupten: Nur so kann Therapie überhaupt funktionieren...aber es geht halt "langsam"...und es gibt keine "Patentlösung"... :)

Vielleicht als kleinen Trost:


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Federchen
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 18:46

Le_na hat geschrieben: Fr., 23.11.2018, 20:08 Das weist für mich nur auf deine Verlustangst hin, von der du ja auch schreibst. Er ist toll für dich, du magst ihn und dann kommt ein Moment auf wo du zweifelst (die 2 Wochen). Ich kenne das Muster gut von mir ;-) Und ganz ehrlich: genau für sowas ist die therapeutische Beziehung ja unter anderem auch da! Um hier andere/korrigierende Erfahrungen zu sammeln. Dafür braucht es aber ein Vertrauensverhältnis, dafür musst du dich mit deinen Problemen gesehen und ernst genommen fühlen und er muss dir einen Rahmen bieten in dem du dich auch öffnen kannst. Er sollte sich bemühen es dir möglichst leicht zu machen. Das erscheint mir irgendwie nicht so.

Ich empfehle immer, alles so gut es eben geht anzusprechen. Wenn du schon überlegst ob du dir jemand anderen suchst erst recht. Ansprechen was dir in der Beziehung fehlt, wie es dir geht. Und wenn sich nichts ändert eben wirklich jemand anderen suchen wo du dich besser aufgehoben fühlst. Du solltest wohl nur aufpassen nicht in die Falle der "Verlustangst" zu tappen. Nach dem Motto: "Ich hab das Gefühl du willst mich nicht also geh ich lieber gleich mal bevor du mir weh tun kannst."

Ich wünsche dir wirklich, dass sich das alles auflösen kann, egal wie du es machen willst!
Diese Verlustangst-Falle ist aber sehr einladend. ;-)

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie ich es ansprechen soll. Es kommt mir so vor, als könnte ich seine Meinung zu meinem vordergründig sehr kompetenten Ich sowieso nicht erschüttern. Ich meine, er hat ja gemerkt, dass es mir mit den Ängsten sehr schlecht ging - wenn auch zurückhaltend. Ich hab ja auch geweint..
Was mich auch wunderte, ist, dass er gefragt hat, ob ich die Dosis des Antidepressivums noch erhöhen könne, dabei bin ich schon auf der höchsten Dosis (habe ihm erklärt, dass das bei Escitalopram nochmal anders als bei Citalopram ist).
Ehrlich gesagt habe ich aber das Gefühl, mit dem Antidepressivum erst depressiver geworden zu sein. Die Ängste sind irgendwie weniger bzw. ich lasse mich nicht so schnell in die Angstspirale ziehen, aber jetzt ist alles so - platt. Nichts macht mehr richtig Spaß, oft will ich einfach gar nichts machen.. die Zukunft interessiert mich weniger. :roll:

mio Dass es langsam geht, das fällt mir schwer zu verstehen. Ich kenne es so: Ich bemerke, was das Problem ist und dann fange ich an, es zu lösen. Zum Beispiel meine Ängste - die will ich ja loswerden. Das ist natürlich schwierig.. die Angst vor Krankheiten, Fehlern im Job und die übertriebene Angstreaktion auf kleinste, unvorhergesehene Geschehnisse.. das will ich alles los werden. Und das ist mit dem Antidepressivum auch leicht besser geworden. Find ich natürlich gut.

Ich finde es auch irgendwo natürlich blöd, dass ich solche Angst vor Zurückweisung habe und ich finde es blöd, dass das andere verletzt. Ich finde es blöd, dass ich scheinbar immer Bestätigung suche, immer Aufmerksamkeit und Rückmeldung brauche. Aber alles, was ich tue, um dies zu erreichen.. irgendwie kann ich mich dagegen einfach nicht wehren. Oder ich kann und ich will nicht?! Was ist die Alternative? Einfach "nicht" enttäuscht sein, wenn ich wieder denke, mich könnte jemand wegstoßen? Einfach nicht traurig und wütend sein? Etwa einfach zu meinen Kollegen gehen und sagen "also dass ihr jetzt ohne mich Kaffee trinken wart, das hat mich total fertig gemacht, da hätte ich am liebsten geweint und meinen Kopf gegen die Wand geschlagen". Es heißt ja immer, dass man "ehrlich sein" soll. Ich kann euch sagen, wenn ich so ehrlich wäre, würden mich alle für verrückt halten und für viel zu sensibel, übertrieben emotional und irrational. Wenn sie das nicht schon tun, weil ich ab und dann doch ein bisschen ausbreche (aber nie schlimm). Und es IST ja offensichtlich auch nicht normal. Aber das muss ich ja keinem auf die Nase binden. Dann rede ich lieber einfach mal ne Weile mit niemandem und mache mich innerlich fertig. Dann kriegt es wenigstens nicht jeder mit.
Zuletzt geändert von Federchen am Sa., 24.11.2018, 19:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Federchen
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 18:48

Meinem Freund kann ich schon sagen, wenn mich eine seiner Äußerungen verletzt und ich mich weggestoßen fühle. Es weiß ja auch, dass es so ist, wenn wir streiten. Aber das ändert ja nichts daran, dass ich dennoch so handle. Und ich könnte mich ja auch einfach mal nicht verletzen, wenn ich wieder mal mit einem Gefühl der Zurückweisung nicht klarkomme. Obwohl.. ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich sonst tun könnte, um die Anspannung zu lösen.

Ich könnte vielleicht nicht so empfindlich reagieren, wenn mich jemand kritisiert. Oder ich könnte nicht alles direkt als Kritik werten, denn oft ist es ja scheinbar keine Kritik. Aber ich komme nicht aus meiner Haut. Was macht man denn gegen solche Gefühle?

Wie vermittle ich dem Therapeuten meine Not? Ich weiß, dass ich "nur" mit der Angst vor einer gewissen Krankheit die Therapie begonnen habe. Ich habe dem Therapeuten auch aufgezeigt, dass ich in der Vergangenheit schon Angst vor allen möglichen Krankheitsbildern hatte. Ich habe ihm gesagt, wie sehr es mich fertig macht, wieviel Zeit die Angst einnimmt. Dass ich auch Angst habe, meine Verwandten könnten schlimm erkranken. Sogar auf der Arbeit habe ich Symptome gegoogelt, nur daran gedacht. Zum Glück konnte ich trotzdem funktionieren. Nur daheim brach dann in mal größeren, mal kleineren Abständen, alles über mir zusammen. Ich habe ihm erzählt, dass ich allgemein immer Angst habe, Fehler zu machen.. aus Versehen jemanden umzubringen. Irrationale Ängste, die mich ewig beschäftigen, bis ich mich nach stundenlangen Recherchen selbst halbwegs beruhigen kann. Oder bis andere es können. Nur um durchzudrehen, wenn auch nur im Fernsehen ein Wort zu einem ähnlichen Thema fällt. Und schon geht es wieder los. Ich mache mir nach Gesprächen tagelang den Kopf, ob ich das, was ich sagen wollte, richtig formuliert habe. Ob meine Chefin mich jetzt für blöd hält, weil ich irgendwas Komisches gesagt habe oder getan habe. Ob meine Freunde mich für seltsam halten. Ob fremde Menschen mich für seltsam halten. Jeder Schritt, jede Tat, jedes Wort könnte der nächste Fehler sein und ich lebe in Angst, dass mir einer passiert. Gleichzeitig breche ich manchmal aus, werde wütend, kritisiere, schimpfe, drohe mit Trennungen, bin passiv aggressiv, verletze mich..

Und dann sagt er in der letzten Stunde, dass es kein Wunder ist, wie ich reagiere, weil ich von meinem Vater immer kritisiert und angeschrien wurde. Das wäre verständlich und solche Zweifel hätten aber auch andere mal. Nur ich hätte sie eben stärker und würde nicht sehen, dass das so ist. Gleichzeitig komme ich im Leben klar und habe definitiv keine Störung.. egal in welche Richtung. Dann wiederum nehme ich aber Antidepressiva. Und ich verletze mich - aber das kann laut ihm ja auch beruhigen. Immerhin ist das einfach ein Mechanismus, den ich entwickelt habe. Also brauche ich schon eine Therapie und wir wollen ja voran kommen, also setzen wir uns nun Ziele. Andererseits.. ich entspreche keinem Vollbild. Irgendwie passt nichts so richtig.

Ich weiß nicht, warum mir eine Diagnose so wichtig ist. Ich hatte mein ganzes Leben das Gefühl, mich beweisen zu müssen. Zeigen zu müssen, dass ich etwas Besonderes bin, sodass andere auf mich Acht nehmen und mich nicht verletzen und verlassen oder verurteilen. Vielleicht deshalb? Aber auch wenn ich eine Diagnose hätte, dann würde ich die ja keinem mitteilen. Außer meinem Freund und der weiß sowieso schon alles..
Vielleicht auch einfach für mich, damit ich endlich verstehe, warum ich handle, wie ich handle und warum ich bin, wie ich bin. Und damit ich endlich annehmen kann, dass diese Verhaltensweisen, die ich so stark verurteile, nicht unbedingt verurteilt werden müssen, weil sie eben vielleicht zu einem Krankheitsbild gehören, mit dem ich zu kämpfen habe? Es würde auch heißen, dass ich nicht die einzige Person auf der Welt bin, die so ist. Es gibt mehrere Menschen, die tagtäglich DAS erleben und genauso "bescheuert" handeln. Ich wünsche mir, damit angenommen zu werden und ernst genommen zu werden und vielleicht wäre es auch ein Schutz. Ich könnte mir erklären, dass meine überwältigenden Gefühle und Taten bei Angst oder Zurückweisung einfach von einer Störung kommen. Und vielleicht würden andere dann doch besser verstehen, warum ich so reagiere, wie ich es tue und mich nicht direkt verurteilen? Dabei würde ich es ja sowieso keinem erzählen. Aber ich denke, ich könnte mich damit beschäftigen. Wenn mich wenigstens irgendjemand damit annehmen würde und sagen würde "Ja, die Gefühle sind überwältigend, das ist typisch für diese und jene Problematik, aber wir kriegen das hin.. die Gefühle dürfen da sein". Das würde mir helfen. Einfach das Kind beim Namen nennen. So habe ich das Gefühl, nicht gesehen zu werden mit meiner Zerrissenheit.
Irgendwo hat mein Therapeut ja auch schon formuliert, dass das so da sein darf - aber mit den restlichen Sätzen zu der Thematik hat er das alles für mich wieder relativiert.

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joey23
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 20:03

Liebe Federchen,

puh, mir wird ganz schwindelig und beklommen, wenn ich Deine Einträge lese. Ich nehme viel innere Not war, Angst, vielleicht sogar Panik, nicht verstanden und endlich richtig erkannt zu werden damit, wie es Dir geht und welche Diagnose für Dein individuelles Symptombild passt. Ich sehe, dass Du sehr intensiv um Dich kreist, wie auch um Aussagen Deines Therapeuten und anderer Menschen in Deinem Umfeld. Ich lese, dass Du einerseits Dein Verhalten und auch das anderer ganz gut reflektieren und einschätzen kannst. Gleichzeitig stellst Du sofort wieder alles in Frage.

Wie schon mehrfach geschrieben, kenn ich solche Tendenz von mir selbst nur zu gut. Ich kann Dir aus meiner Erfahrung sagen, dass es ZEIT braucht, um ein bestehendes, so tief eingeprägtes Muster und Selbstbild zu korrigieren, um endlich mit sich und anderen menschen gelassener und vor allem selbstzufriedener leben zu können. Ich bin auch noch nicht "fertig". Es bleibt ein lebenslanger Prozess. Ist also von stetiger Veränderung ausgemacht. D.h. es gibt mal sehr herausfordernde und emotional anstrengende Phasen und dann wieder ruhigere. Nebenbei: Das Leben besteht aus konstanter Veränderung. Es ist sein Naturell sozusagen.
Ich möchte Dein Empfinden, Deine Gefühle, Ängste usw. keineswegs schmälern. Trotzdem kann ich an dieser Stelle auch mal ähnliches sagen, wie z.B. Dein Therapeut: Jeder Mensch erlebt längere oder kürzere Momente voller Selbstzweifel, Ängsten usw. Der eine mehr oder intensiver, die andere weniger. Abhängig davon, wie heftig jemand derart verletzt wurde, dass es ihm/ihr den Boden unter den Füßen weg gezogen hat. Ich schreibe Dir das nur, weil ich Dich wissen lassen möchte, dass Du nicht alleine bist. Auch wieder nicht (!) nach dem Motto "Nun stell Dich mal nicht so an. Anderen geht es auch schlecht oder schlechter." Um Gottes Willen, nein. Sondern um zu versuchen, Dir das Gefühl zu vermitteln, dass Du tatsächlich einer großen Gruppe von verletzten Menschen angehörst, im Sinne von gut aufgehoben. Ich weiß nicht, wie ich das besser formulieren soll. Aber zu realisieren, einer Gruppe zuzugehören, kann erleichtern.

Ja, es ist nicht so leicht, das zu erkennen. Dazu ist diese riesige Gruppe von verletzten Menschen zu groß. Und da ist es gut, nach kleineren Untergruppen zu suchen. So wie z.B. hier das Forum. Da gehörst Du als Gruppenmitglied dazu und kannst Dich vielleicht zumindest ein kleines bisschen entspannen, weil Du von ähnlich Gesinnten umgeben bist.
Eine virtuelle Gruppe ersetzt natürlich nicht den realen, näheren, körperlich anwesenden Kontakt.
Hast Du schon mal darüber nachgedacht, nach einer Selbsthilfegruppe in Deiner Stadt zu suchen? Stichworte: Angst, Selbstzweifel...

Ich kann Deinen Drang, Dir viele viele Gedanken zu machen, super gut nachvollziehen aus eigener Erfahrung. Und ich weiß, dass das ab einer bestimmten Intensität nicht gut tut. So wie ich Dich erlebe, bist Du hochgradig gestresst, in Übererregung.
Hast Du mittlerweile wirklich mal im Blog von z.B. Dami Charf gelesen? Ich glaube, dass Du Dich in ihren sehr vielen guten Beiträgen (teilweise auch Videos) wiederfinden kannst und wenn ja, dass es Dir helfen kann, Dich selbst besser zu verstehen.

Auch hier aus eigener Erfahrung meine Meinung: Was Du ganz dringend brauchst, ist Stabilisierung!!
Und das geht nur durch gute therapeutische Unterstützung. Denn es fällt Dir traumabedingt schwer (Und allein Deine frühen Erfahrungen mit Deinem cholerischen Vater waren für Dich als Kind traumatisierend!), Dein unter Hochspannung stehendes Stressmuster zu regulieren. Um das zu lernen, braucht es eine*n erfahrene*n Traumatherapeut*in, denn es braucht erst einmal ganz viel Co-Regulation.
Und, ganz ehrlich, entweder Dein Therapeut erkennt wirklich gut, was mit Dir los ist, oder nicht. ER muss sich um Deine Stabilisierung kümmern, d.h. auch darum, dass für DICH Eure Beziehung stabiler und für DICH tragender wird. Erst dann ist es möglich, dass Du an Deinen Themen arbeiten kannst.
....(2)
:tippen: Ich bitte um Geduld. Ich übe mich gerade darin, eine Kurzschreiberin zu werden.
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Shukria
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 20:06

Einfach nicht traurig und wütend sein? Etwa einfach zu meinen Kollegen gehen und sagen "also dass ihr jetzt ohne mich Kaffee trinken wart, das hat mich total fertig gemacht, da hätte ich am liebsten geweint und meinen Kopf gegen die Wand geschlagen". Es heißt ja immer, dass man "ehrlich sein" soll.
Ja ehrlich schon aber braucht ja nicht dramatisierend und emotional erpressend zu sein. Wie du mit deiner Traurigkeit umgehst ist ja deine Entscheidung.

Wie wärs mit lösungsorientiert und sich auf das positive in der Beziehung zu konzentrieren?
Zb Liebe Kolleginnen, schade das ihr ohne mich Kaffee trinken wart. Ich wäre das nächste Mal gerne dabei weil ich gerne mit euch zusammen bin. Sagt ihr mir beim nächsten Mal bitte Bescheid? Ich freu mich drauf.

So jemanden nimmt man doch gerne mit

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joey23
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 20:07

....

Ich spüre das Bedürfnis, Dich anhalten zu wollen und Dir zu sagen:
STOPP!! Ruuhig! Atmen!! Tief ein und lang ausatmen! Und versuch mal zu spüren, dass Deine Füße den Boden berühren und wie sich das anfühlt. .... Geh durch Dein Zimmer und spür genau, wie sich Deine Füße auf dem Boden abrollen. .... Oder schau Dich in Deinem Zimmer um, suche Dir Gegenstände, die Du kurz laut beschreibst. Damit holst Du Dich ins Hier und Jetzt, Samstag, den 24.11.2018. Und wenn Du vielleicht langsam merkst, dass sich Dein System und vor allem Dein Kopf ein bisschen beruhigt, mach Dir z.B. ganz langsam und bewusst eine Kerze an, koch Dir einen Tee ganz langsam und bewusst....
Verstehst Du, worauf ich hinaus will? Ich nehme Dich jedenfalls beim Lesen so wahr, als könnte Dir bald eine Sicherung durchbrennen vor rasendem Gedankenkarussell. Und das muss vermieden werden.

Wie immer... Vielleicht kannst Du etwas damit anfangen oder nicht. Ich melde Dir nur zurück, was ich wahrnehme, und lasse Dich an meiner Selbsterfahrung teilhaben.
Ich wünsche Dir, dass Du für Dich und mit Dir zusammen eine kleine Erholungspause einlegen kannst zum Kraftschöpfen.

Liebe Grüße
joey

(Sorry, wenn Beiträge von mir manchmal über zwei Seiten gehen. Doch ich kann das, was ich z.B. Dir mitteilen möchte, nicht immer nur kurz fassen. Auch bin ich nicht so oft online und es ist mir zu anstrengend, einem fortlaufenden Thema mit vielen kurzen Beiträgen zu folgen. Hinzu kommt, dass ich auf meine eigene Befindlichkeit aufpassen muss, mir manches schnell mal zu viel werden oder mich triggern kann und für mich gut sorgen muss. Daher ein Mal alles von mir und dann erst mal wieder eine Pause.)
:tippen: Ich bitte um Geduld. Ich übe mich gerade darin, eine Kurzschreiberin zu werden.
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Federchen
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 20:26

joey23 Danke für deine Beiträge, ich antworte entweder nachher oder morgen nochmal genauer, aber mein Freund kommt gleich, da ist nicht mehr so viel Zeit.

Shukria Ehrlich gesagt trifft mich dein Beitrag total. Ich will weder dramatisierend noch emotional erpressend sein und genau das ist der Grund, warum ich sowas ja NICHT sage. Aber das ist das, was ich in dem Moment fühle. Offensichtlich alles überdramatisiert... aber so fühlt es sich für mich nun mal an. Und ja, es ist meine Entscheidung.. oder nein? Ich weiß nicht, ich mache es einfach schon lange so und bevor ich eben die anderen da so krass angehe, verletze ich mich halt. Dass ich das so nach außen trage, das passiert mir selten und eher nur bei meinem Freund. Ich hasse mich dafür, dass diese zwei Sätze von dir (für mich ja eine Fremde aus einem Forum) wie ein Schlag in meine Magengrube sind... und mein Kopfkarussell dreht sich weiter in Richtung "na siehst du, deine Gefühle sind nicht richtig, reiß dich zusammen, wieder ist alles falsch und nicht angemessen".

Manchmal mache ich es so, wie du es vorgeschlagen hast. Manchmal kann ich es nicht und dann zerfrisst mich diese Unsicherheit von innen. Manchmal spreche ich dann erst mal mit keinem und manchmal "teste" ich, ob überhaupt jemand von selbst auf mich zukommt.. ja, dumm. Ja, ich weiß. Ich weiß. Ich wäre gerne jemand anderes.

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joey23
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Beitrag Sa., 24.11.2018, 21:18

Hallo Federchen,

bin grad noch online und habe Deinen Beitrag gerade noch lesen können.
Ich warte ja auf Deine Rückmeldung zu meiner, doch ich habe das Bedürfnis, Dir gleich etwas dazu schreiben zu wollen, wie es Dir mit dem Feedback und Vorschlag von Shukria ging.

Du fühlst Dich verletzt. Hast ihren Vorschlag scheinbar so verstanden, als hätte sie Dir abgesprochen, Dich so fühlen zu dürfen wie Du Dich bzgl. Deiner Kolleginnen gefühlt hast.
Du hasst Dich dafür, dass Du Dich durch Shukira verletzt fühlst.
Du sagst Dir selbst, dass deine Gefühle nicht richtig sind, reiß dich zusammen, wieder ist alles falsch und nicht angemessen.

Als ich den Abschnitt von Dir las
"[...] Einfach nicht traurig und wütend sein? Etwa einfach zu meinen Kollegen gehen und sagen "also dass ihr jetzt ohne mich Kaffee trinken wart, das hat mich total fertig gemacht, da hätte ich am liebsten geweint und meinen Kopf gegen die Wand geschlagen". Es heißt ja immer, dass man "ehrlich sein" soll. [...]"
hatte ich die gleiche Antwort wie Shukira sofort im Sinn. Du hast es nun mal so krass formuliert. Niemand kann wissen oder ahnen, dass Du es SO doch gar nicht meinst, sondern es nur eine überspitzte Formulierung war, um etwas zu verdeutlichen.
Ja, so eine geäußerte Reaktion gegenüber Menschen, egal ob Kollegin oder Freund, wäre drüber.
Nein, dass Du Gefühle hast, die eine so heftige Reaktion wie Kopf an die Wand schlagen auslösen können, sind nicht übertrieben. Gefühle sind wie sie sind.

Ich habe den Eindruck, dass fast jedes Wort oder jeder Satz, sei er noch so positiv und unterstützend formuliert sein, für Dich ein Trigger sein einfach dadurch, dass jemand versucht verständnisvoll auf Dich einzugehen. Als wäre empathische Zuwendung für Dich ein Auslöser dafür, Dich verletzt zu fühlen und Dich selbst zu verletzen. Als wenn Du positive Zuwendung nicht ertragen kannst. Als wenn Du davon überzegt bist, dass Dir positive Zuwendung nicht zusteht. Du das nicht wert bist.

Ich mache so etwas eigentlich nicht, doch versuche ich jetzt mal zu überspitzen. Und BITTE achte jetzt darauf, dass ich das nicht so meine. Es ist eine Intervention:
Wie würdest Du Dich fühlen, wenn ich Dir sagen würde: "Du und Deine Gefühle!! Du übertreibst mal wieder maßlos!! Du stellst Dich an!! Was du schon wieder hast!! Du bist wirklich zu blöd, dumm, bescheuert... Du bist doch das Allerletzte! usw. usw."?
Ich gehe davon aus, dass Dich das verletzten würde, richtig? Beachtlich ist, dass Du so mit Dir selbst sprichst.
Und ich gehe sehr davon aus, dass Du all so etwas auch schon als Kind z.B. von Deinem Vater gehört hast. Bingo!!

Stopp! Nicht gleich zum Antwortschreiben fertig machen!

Statt dessen mach mal Folgendes:
Stell Dir mal vor, Du hast Deine beste Freundin vor Dir, die alles (was Du in diesem Thread geschrieben hast) geschrieben hätte. Lies es. Alles! Jeden einzelnen Beitrag.
UNd erst wenn Du damit fertig bist.... Was würdest Du über sie denken? Und wie würde es Dir beim Lesen gehen, wenn Du siehst, wie Deine beste Freundin über sich selbst schreibt und mit sich umgeht?

Stopp! Nicht zu einer langen Ausführung ansetzen, sondern:

Schreib es in einzelnen sehr kurzen und wenigen Sätzen auf. Klasse wäre, wenn Du es hier tun würdest.
Jeden Satz in eine separate Zeile. Und nicht mehr als 10 Zeilen jeweils zu "Was denke ich über sie?" und "Was fühle ich für sie beim Lesen ihrer Texte?"

Du musst das natürlich nicht machen. Es ist nur ein gut gemeinter Vorschlag.
Und, so oder so, noch einer: Mach für heute wirklich eine Pause, mach noch etwas, was Dir gut tut und schau morgen neu, was Dein Tag Dir bringt, tu Dir Gutes... möglichst ruhig und gelassen. - Auch das ist von mir ehrlich gut gemeint.

Bis morgen!
joey
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Beitrag So., 25.11.2018, 10:14

Mir geht es nicht darum dich zu verletzen sondern eine andere Sichtweise einzubringen die es dir vielleicht eher ermöglicht innerlich vom versumpfen in den negativen Gefühlen herauszufinden als es dir aktuell gelingt.

Manchmal hilft es eine Ausenperspektive einzunehmen. Nicht nur wie wirke ich auf den anderen sondern auch, was braucht denn der andere von mir überhaupt damit ich bekomme was ich will, ohne druck und verantwortumgsabgabe für die eigene gefühlsregulation.

Wenn du das schon könntest, würdest du ja nicht nachdenken darüber.

Du hast den klaren Wunsch nach Nähe und Kontakt und Zugehörigkeit aber du bekommst das eben nur wenn du dich traust das so offen ansprechen (mit Risiko der nicht Erfüllung) und nicht dich zurück ziehst oder dein Gegenüber vor den Kopf stößt.

Welche Gefühle und Ängste genau das verhindern klärst du ja in der Therapie, das braucht halt Zeit ohne das du dich dafür verurteilst das es so ist oder auch länger braucht in der Umsetzung. Sei einfach etwas netter mit dir selbst wenn es noch nicht klappt.

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Beitrag So., 25.11.2018, 16:59

Shukria hat geschrieben: So., 25.11.2018, 10:14 Mir geht es nicht darum dich zu verletzen sondern eine andere Sichtweise einzubringen die es dir vielleicht eher ermöglicht innerlich vom versumpfen in den negativen Gefühlen herauszufinden als es dir aktuell gelingt.
[...]
Welche Gefühle und Ängste genau das verhindern klärst du ja in der Therapie, das braucht halt Zeit ohne das du dich dafür verurteilst das es so ist oder auch länger braucht in der Umsetzung. Sei einfach etwas netter mit dir selbst wenn es noch nicht klappt.
In der Theorie weiß ich, dass dein Vorschlag sinnvoller ist als das, was ich manchmal tue. Aber durch ein "es würde mich freuen, wenn ihr mir nächstes Mal Bescheid gebt" fühle ich mich verletzbar. Aber ja.. das werde ich hoffentlich lernen können.
joey23 hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 20:03 Ich kann Deinen Drang, Dir viele viele Gedanken zu machen, super gut nachvollziehen aus eigener Erfahrung. Und ich weiß, dass das ab einer bestimmten Intensität nicht gut tut. So wie ich Dich erlebe, bist Du hochgradig gestresst, in Übererregung.
Hast Du mittlerweile wirklich mal im Blog von z.B. Dami Charf gelesen? Ich glaube, dass Du Dich in ihren sehr vielen guten Beiträgen (teilweise auch Videos) wiederfinden kannst und wenn ja, dass es Dir helfen kann, Dich selbst besser zu verstehen.
Ja, ich habe zufällig schon vorher einige ihrer Videos auf Youtube (meine ich) gesehen und mich vorhin auch mal auf dem Blog umgeschaut.

joey23 hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 20:03 Auch hier aus eigener Erfahrung meine Meinung: Was Du ganz dringend brauchst, ist Stabilisierung!!
Vor ein paar Wochen sagte mein Therapeut, dass er nicht wüsste, wie er mir helfen könne, weil ich so dicht mache und bei bestimmten Themen eben direkt in meinen Gefühlen versinke/ertrinke und dann dicht mache. (Auch) Deshalb habe ich dann Escitalopram bekommen. Um mich "therapiefähig"? zu machen. Wir hatten erst so eine Klopftechnik probiert, als ich mal wieder in so ein Gefühl reingerutscht war und als es darum ging, das Gefühl "anzuerkennen" war es einfach wieder weg. Ich konnte da nicht drin bleiben oder reinkommen. Was die Klopftechnik für mich nicht sonderlich brauchbar machte.
Jetzt, wo meine Angstgedanken bezüglich Krankheiten/Katastrophen durch das Medikament nicht mehr so stark sind und ich seiner Meinung nach etwas stabilisiert bin, könnten wir also fortfahren.

Nächstes Mal will er mit dem Gefühl arbeiten, das ich habe, wenn ich "gefühlt abgewiesen" werde. Erst schlug er ja vor, dass wir mit dem Thema des Mobbing in die Gefühlswelt einsteigen, also einen Fuß in die Tür bekommen, aber das fand ich ja wiederum nicht passend.

joey23 hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 20:07 Ich spüre das Bedürfnis, Dich anhalten zu wollen und Dir zu sagen:
STOPP!! Ruuhig! Atmen!! Tief ein und lang ausatmen! Und versuch mal zu spüren, dass Deine Füße den Boden berühren und wie sich das anfühlt. .... Geh durch Dein Zimmer und spür genau, wie sich Deine Füße auf dem Boden abrollen. .... Oder schau Dich in Deinem Zimmer um, suche Dir Gegenstände, die Du kurz laut beschreibst. Damit holst Du Dich ins Hier und Jetzt, Samstag, den 24.11.2018. Und wenn Du vielleicht langsam merkst, dass sich Dein System und vor allem Dein Kopf ein bisschen beruhigt, mach Dir z.B. ganz langsam und bewusst eine Kerze an, koch Dir einen Tee ganz langsam und bewusst....
Verstehst Du, worauf ich hinaus will? Ich nehme Dich jedenfalls beim Lesen so wahr, als könnte Dir bald eine Sicherung durchbrennen vor rasendem Gedankenkarussell. Und das muss vermieden werden.
Ich habe das gestern mal ähnlich probiert. Es ist ganz angenehm.. ich habe übrigens auch das Gefühl, es könnte bald eine Sicherung durchbrennen..
Heute musste ich auf einen Geburtstag mit einigen fremden Menschen. Es war mir kurzzeitig zu viel. Ich bin dann auch recht früh gegangen. Das war gut. Dann habe ich eine ausgebrannte Kerze in kleine Stücke zerbrochen und diese Stückchen ganz langsam in einer angezündeten Kerze schmelzen lassen. Das beruhigt mich auf eine seltsame Art und Weise.. :-)
joey23 hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 21:18 Ich habe den Eindruck, dass fast jedes Wort oder jeder Satz, sei er noch so positiv und unterstützend formuliert sein, für Dich ein Trigger sein einfach dadurch, dass jemand versucht verständnisvoll auf Dich einzugehen. Als wäre empathische Zuwendung für Dich ein Auslöser dafür, Dich verletzt zu fühlen und Dich selbst zu verletzen. Als wenn Du positive Zuwendung nicht ertragen kannst. Als wenn Du davon überzegt bist, dass Dir positive Zuwendung nicht zusteht. Du das nicht wert bist.
Ich glaube, ich kann sie nicht ertragen, weil ich das Gefühl habe, sie sei nicht ehrlich gemeint. Als könnte ich jederzeit merken, dass alles nur gespielt ist und ich in Wirklichkeit auf die Nerven gehe/anstrengend bin.

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Beitrag So., 25.11.2018, 18:01

joey23 hat geschrieben: Sa., 24.11.2018, 21:18 Ich mache so etwas eigentlich nicht, doch versuche ich jetzt mal zu überspitzen. Und BITTE achte jetzt darauf, dass ich das nicht so meine. Es ist eine Intervention:
Wie würdest Du Dich fühlen, wenn ich Dir sagen würde: "Du und Deine Gefühle!! Du übertreibst mal wieder maßlos!! Du stellst Dich an!! Was du schon wieder hast!! Du bist wirklich zu blöd, dumm, bescheuert... Du bist doch das Allerletzte! usw. usw."?
Ich gehe davon aus, dass Dich das verletzten würde, richtig? Beachtlich ist, dass Du so mit Dir selbst sprichst.
Und ich gehe sehr davon aus, dass Du all so etwas auch schon als Kind z.B. von Deinem Vater gehört hast. Bingo!!

Stopp! Nicht gleich zum Antwortschreiben fertig machen!

Statt dessen mach mal Folgendes:
Stell Dir mal vor, Du hast Deine beste Freundin vor Dir, die alles (was Du in diesem Thread geschrieben hast) geschrieben hätte. Lies es. Alles! Jeden einzelnen Beitrag.
UNd erst wenn Du damit fertig bist.... Was würdest Du über sie denken? Und wie würde es Dir beim Lesen gehen, wenn Du siehst, wie Deine beste Freundin über sich selbst schreibt und mit sich umgeht?

Stopp! Nicht zu einer langen Ausführung ansetzen, sondern:

Schreib es in einzelnen sehr kurzen und wenigen Sätzen auf. Klasse wäre, wenn Du es hier tun würdest.
Jeden Satz in eine separate Zeile. Und nicht mehr als 10 Zeilen jeweils zu "Was denke ich über sie?" und "Was fühle ich für sie beim Lesen ihrer Texte?"
Ich musste lachen, als ich das "Stopp" gelesen habe. Ich habe auch tatsächlich bis heute gewartet, um zu schreiben und mir Gedanken über deine Zeilen gemacht.
Mein Therapeut hat auch mal ein ähnliches Gedankenspiel mit mir durchgeführt. Wie würde ich fühlen, wenn ich eine ähnliche Situation wie die mit meinem Vater und mir aus Kindheitstagen heute bei fremden Personen mitbekommen würde. Hätte ich Mitleid mit dem Kind? Klar.. aber halt nicht mit mir.

Ehrlich gesagt wäre ich mir nicht so sicher, ob ich bei dem Szenario mit der Freundin nicht sowas denken würde wie "mein Gott, stell dich nicht so an, bekomm dich mal in den Griff". Ich versuche das mit den 10 Zeilen vielleicht bald mal..

Für heute habe ich mal genug von mir. :)


mio
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Beitrag So., 25.11.2018, 22:20

Federchen hat geschrieben: Fr., 23.11.2018, 19:53 Sie sehen schon logisch, dass die Leute das nicht alle wirklich denken, sondern dass das aus ihrem Inneren kommt?"

Meine Antwort war ein klares Nein. Da war er verwirrt..
Hmmm? Wundert Dich das?

Versteh mich nicht falsch, ich kann glaube ich ungefähr nachvollziehen was Du meinst, aber ich kann auch nachvollziehen, dass das "verwirrend" ist. Dich verwirrt das letztlich doch auch, oder nicht?

Für mich klingt das nach zwei parallel laufenden "Ebenen". Einerseits ist da Dein Verstand, der sehr klar sieht und weiss, dass all diese Annahmen und Reaktionen "Quatsch" sind und überzogen. Andererseits ist da Dein Gefühl das sagt: Ich habe aber Recht! Ich seh das aber so und auch genau richtig!

Der Witz ist: Beide haben Recht. Jeder (ich personifiziere das jetzt mal ein bisschen) auf seine Art und Weise.

Ich finde es gut dass Du da ganz ehrlich zu ihm bist und es genau so sagst, wie Du es erlebst. Er muss schließlich auch erst mal "verstehen" und auch "Deine Sprache" lernen. Klingt vielleicht seltsam, aber letztlich ist Kommunikation ja was sehr individuell geprägtes und jeder verbindet mit Worten doch ein klein bisschen was anderes.

Wenn er also sagt: "Sie sehen schon logisch..." und Du dann ehrlich und klar sagst: "Nein." offenbart sich sowas und das ist gut und wichtig.

Ich hab dieses "Problem" gerne "Theorie-Praxis Problem" genannt. Theoretisch weiss ich was richtig wäre (das muss mir auch keiner sagen), praktisch gelingt es mir aber nicht immer das "umzusetzen" bzw. die Umsetzung ist weit schwieriger als theoretisch gedacht.

In Bezug auf diese "Ablehnungsängste" kann ich da nicht viel besteuern, aber in Bezug auf Ängste allgemein hat es mir geholfen mir die Angst genauer anzusehen. Also wirklich genau zu kucken: Wann tritt sie auf? Welche körperlichen Symptome liegen vor? Ist das immer "gleich"? Gibt es Unterschiede? Finde ich da irgendeine Erklärung dafür in der Vergangenheit, wenn ich da genau hinsehe? Oder eine Situation in der es mir schon mal ähnlich ging?

Und wenn ich dann das Glück hatte die "passende" (Ursprungs)Situation zu finden, dann war es meist leichter wirklich was zu "machen" dagegen, weil ich mir dann anschauen konnte, was ich damals gebraucht hätte, damit die Angst sich "auflösen" kann. Und das konnte ich mir dann eben imaginär/real in den Situationen "geben".

Plakativstes Beispiel ist eine Situation die ich als "Geschichte" schon immer kannte, nur immer als völlig harmlos interpretiert habe. Meine Mutter hat mich als ganz kleines Kind mal bei uns im Garten "vergessen", so dass ich nicht "zu ihr" konnte (die Haustür war abgeschlossen). Ich bin dann wohl ganz allein (ich konnte wohl gerade erst so einigermassen laufen) zu meiner Oma gegangen, die ein paar hundert Meter weiter wohnte. Ich kann mich daran nicht erinnern, aber der Witz war, dass ich irgendwann verstanden habe dass ein bestimmtes "Angst-Symptom" (ich konnte an manchen Tagen absolut nicht bergab laufen ohne mich irgendwo festzuhalten, weil ich sicher war dann hinzufallen und das nicht zu schaffen, weil meine Beine mich einfach nicht "sicher tragen") damit zusammenhängen könnte. Dann hab ich zwei oder drei Wochen lang "trainiert" indem ich mir vorgestellt habe, dass ich dieses Kind - imaginär - an die Hand nehme und mit ihm "sicher laufen" übe (real), ganz bewusst. Das echt irre war, dass das funktioniert hat. Diesen Teil meiner Angstsymtomatik war ich danach nachhaltig los. Ist halt leider nicht bei allem so "klar zuzuordnen", vor allem wenn man sich selbst nicht erinnern kann.

Also vielleicht gelingt es Dir gemeinsam mit Deinem Thera da "Ansatzpunkte" zu finden?

Stellen, wo sich "Theorie und Praxis" verbinden lassen?

Wenn Deine Freundinnen zB. ohne Dich Kaffee trinken gehen und Du deshalb dann emotional übertrieben reagierst, dann könntest Du versuchen das erst mal ernst zu nehmen. Also zB. zu Dir selbst zu sagen: Ja, das fühlte sich früher echt blöd an, wenn ich ausgeschlossen wurde. Das hat ganz schlimm Angst gemacht, weil ich nicht wusste, ob ich noch "dazugehöre" oder jetzt ganz allein auf der Welt bin. Aber heute ist heute, heute kann ich für mich selbst sorgen. Und weil das so ist mache ich jetzt was Schönes mit mir/für mich das mich beruhigt. Wie zB. das mit der Kerze, was Du beschrieben hast. Das ist doch super! Da hast Du ja schon was gefunden, was Dich "runterbringen" kann im Zweifel.

Vielleicht fällt es Dir dann auch leichter Deine Freundinnen zu bitten Dich beim nächsten Mal mit einzuplanen? Weil Du so siehst, dass ein "Nein" kein Weltuntergang wäre, da Du ja auch noch da bist, die sich auch "gut kümmern" kann.

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