Den Therapeuten um Stille bitten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Fr., 15.10.2021, 20:03

Sindy hat geschrieben: Fr., 15.10.2021, 13:07 Ich krame diesen alten Thread einfach mal wieder raus, weil ich mir auch oft wünsche, einfach eine ganze Sitzung lang Schweigen zu dürfen während der Therapeut irgendwas anderes macht und mich nur gelegentlich beachtet.
was für eine Therapieform ist es denn?

Und: Man muss ja nicht alles umsetzen was man sich wünscht.
Es kann sehr gut helfen und Klarheit schaffen das anzusprechen.
Das was man dann miteinander bespricht und erarbeitet ist doch nicht "zerreden"

Ich würde jetzt keine wertvolle Therapiestunde nur mit schweigen vergeuden wollen, aber wenn bei dir der Wunsch besteht dann hat das ja einen Grund, den es sich lohnt anzuschauen

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Sinarellas
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Beitrag Sa., 16.10.2021, 07:54

Das ist ein Bedürfnis von Nähe ohne Störung. Ich sehe nicht, was das in einer ambulanten Therapie so wirklich zu "suchen" hat, eben daher mein Tipp sowas in der Ergo zu holen, denn es wurde ein Bedürfnis entdeckt und nun gehört es an die richtige Stelle und das ist kein Psychotherapeut.
..:..

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.10.2021, 11:03

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 15.10.2021, 20:03
Ich würde jetzt keine wertvolle Therapiestunde nur mit schweigen vergeuden wollen, aber wenn bei dir der Wunsch besteht dann hat das ja einen Grund, den es sich lohnt anzuschauen


Dann müssen alle Leute die ein Zen Sesshin oder eine andere Gruppenmeditationsveranstaltung besuchen einfach mutwillig ihre Zeit verschwenden oder ein psychisches Problem haben. Oder die ganzen kranken Leute die Stille in der (ja auch belebten) Natur suchen.

Ich würde mal schätzen, dass 70% der menschlichen Kommunikation nonverbal abläuft. Und das ist häufig der allerwichtigste Teil davon. Aber heutzutage wo man ständig von allen Seiten mit Lärm und groben Informationen zugemüllt wird und alle Leute nix besseres zu tun haben als den ganzen Tag lang Text auf dem Handy zu konsumieren oder abzulassen kapieren sowas anscheinend nicht mehr....

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.10.2021, 11:05

Pianolullaby hat geschrieben: Fr., 15.10.2021, 18:06 Ich frage mich halt was Du Dir davon erwartest eine Stunde lang schweigen zu dürfen? Was in Herrgotts Namen soll Dir eine Stunde Schweigen denn bringen?


In Herrgotts Namen. Genau.

Was einem das geben kann? Alles. Alles was man mit Blabla nicht bekommen kann.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 16.10.2021, 19:11

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 16.10.2021, 11:03
Dann müssen alle Leute die ein Zen Sesshin oder eine andere Gruppenmeditationsveranstaltung besuchen einfach mutwillig ihre Zeit verschwenden oder ein psychisches Problem haben. Oder die ganzen kranken Leute die Stille in der (ja auch belebten) Natur suchen.
der Unterschied zwischen einer Meditation und einer Therapiestunde ist dir nicht klar?
Eine von der Krankenkasse, also der Allgemeinheit finanzierten Therapiestunde - deren Kontingent übrigens wie wir alle wissen begrenzt ist.

Nein, Menschen die meditieren haben kein Problem, das hab ich auch nie behauptet.
Aber eine Therapiestunden ist keine Zen Session oder ein Spaziergang in der Natur - und MIR wäre eine Therapiestunde nur für schweigen auch zu wertvoll.

Der Rest deines Beitrags ist unbrauchbare Polemik

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 16.10.2021, 19:13

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 16.10.2021, 11:05
Was einem das geben kann? Alles. Alles was man mit Blabla nicht bekommen kann.
ich finde es wirklich ärgerlich und daneben dass du Therapie als "blabla" oder an anderer Stelle als Gelaber abtust.
Das mag für dich so sein, das ist schade, aber für andere ist das nunmal nicht so und es NERVT wie du das nur abwertest

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.10.2021, 20:02

Ich sage nicht, dass über Dinge sprehen nicht auch sehr wertvoll sein kann. Aber es ist eben nur ein Kommunikationsmittel des Menschen, und oft nicht mal das wichtigste.

Es wird in unserer Gesellschaft und auch bei der Behandlung von psychischen Kranheiten völlig überbewertet auf Kosten der anderen Aspekte des menschlichen Lebens, zB der Körperlichkeit und das enthält eben auch die nichtverbale Kommunikation.


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Beitrag Sa., 16.10.2021, 22:20

Ich sagte oft meiner Therapeutin, dass es mir nach Schweigen ist und dann schwiegen wir eben in .... liebevoller tragenden Beziehung.

Mut zum Schweigen!

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Sinarellas
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Beitrag So., 17.10.2021, 07:54

Unangenehme Kommunikationsform wählst du auffällig mänchnerkindl. Immer etwas aggressiv, das empfinde ich als unpassend in diesem Format. Es ist regelrecht eine Unverschämtheit eine Psychotherapie als "blabla" abzuwerten.

BTT: Würde man einen Zahnarzt darum bitten, mal eine halbe Stunde gemeinsam schweigen zu dürfen statt die zahnreinigung zu machen? Oder in der Physio? Warum dann bitte in der Psychotherapie. Ich sage nicht, dass es normal ist mal ein paar Minuten gemeinsam die Stille zu "hören", jedoch 50 Minuten? Dann kann ich auch in eine "Gruppenmeditationsveranstaltung" gehen oder eben therapeutisch so etwas in der Ergotherapie umsetzen.
..:..


Waldschratin
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Beitrag So., 17.10.2021, 10:07

Sinerellas hat geschrieben:Würde man einen Zahnarzt darum bitten, mal eine halbe Stunde gemeinsam schweigen zu dürfen statt die zahnreinigung zu machen? Oder in der Physio?
Also, ich mach das schon! :ja:
Die Zahnärztin dauernd babbelnd in meinem Mund rumfuhrwerkend so nah neben mir haben zu müssen, stresst mich ungemein. Ich weiß ja, was sie macht, deshalb ist es mir eine ziemliche Erleichterung, wenn sie schweigt und ich mich in Gedanken wegbeamen kann an einen Wohlfühlort.
Physio dasselbe, grade Physio! Gibt nix Schlimmeres als eine/n Physio, der/die dauernd Smalltalk etc. babbeln will während der Anwendungen!


Reden in der Therapie kann auch dazu hergenommen werden, sich rational distanziert gehalten zu bekommen von den eigenen Gefühlen und dem eigenen Erleben im Moment.
Ich kenne das jedenfalls so.

Grade als Früh- bzw. Bindungsbehinderte ist es mir erst spät richtig bewusst geworden, was mir selbstverständlich und gewohnt war : Dass ich innerlich "getrennt" von anderen Menschen unterwegs bin.

In der Therapie gehts oft um Nähe zulassen, Bindung einzugehen, ein Miteinander zu üben, sich selber als Teil eines Miteinanders "gestaltend und aktiv" wahrnehmen zu lernen.
Da ist Reden nur EINE Möglichkeit, sich zu "erforschen" in diesem Miteinander.
Miteinander schweigen geht halt eher übers "Finden" und Ausprobieren des Miteinanders auf Ebene des autonomen Nervensystems. Mir hat das ausprobieren zu "dürfen" mittels Schweigen oder anderer Wege als des gängigen therapeutischen Redens eine tiefere therapeutische Erfahrung erst ermöglicht.

Wenn ein Klient einen Wunsch oder ein Bedürfnis bei sich entdeckt, finde ich das per se einen Fortschritt in einer Therapie.
Ob dieser Wunsch/dieses Bedürfnis "legitim" ist in Therapie oder nicht : Wer will da drüber schon befinden "dürfen" außer Klient und Thera im Gestalten ihres Miteinanders selbst?

Wenn Wunsch oder Bedürfnis in einer Therapie auftaucht, ist es doch üblich, das anzusprechen/auszusprechen, mit dem/der Thera drüber zu reden, oder?
Was beide dann übereinkommen, ausprobieren oder nicht, wie damit umgehen etc., geht dann doch nur Klient und Thera was an.

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chrysokoll
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Beitrag So., 17.10.2021, 10:17

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 16.10.2021, 20:02 Ich sage nicht, dass über Dinge sprehen nicht auch sehr wertvoll sein kann. Aber es ist eben nur ein Kommunikationsmittel des Menschen, und oft nicht mal das wichtigste.
ich halte es tatsächlich für das wichtigste Kommunikationsmittel des Menschen.
Aber darüber kann man streiten.
Nur: Wer eine Therapieform wählt die von Sprache lebt, kann nicht klagen dass da nicht meditiert wird, nicht geschwiegen wird, nicht Körpertherapie gemacht wird. Das ist doch logisch


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Beitrag So., 17.10.2021, 10:22

chrysokoll hat geschrieben:Nur: Wer eine Therapieform wählt die von Sprache lebt, kann nicht klagen dass da nicht meditiert wird, nicht geschwiegen wird, nicht Körpertherapie gemacht wird. Das ist doch logisch
Hast du schon mal drüber nachgedacht, ob du da nicht ein bissl zu "starr" bist in deiner Sicht?
Vielleicht ist dir ja so ein durchdefinierter Rahmen in der Therapie (grade) eine gute und verlässliche Stütze?

Ich hab inzwischen mehrere unterschiedliche Therapieformen schon ausprobiert und keine davon war dermaßen starr klebend an der theoretischen Beschreibung in der konkreten Umsetzung, im konkreten therapeutischen Prozess.

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chrysokoll
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Beitrag So., 17.10.2021, 10:24

Waldschratin hat geschrieben: So., 17.10.2021, 10:07 Also, ich mach das schon! :ja:
Die Zahnärztin dauernd babbelnd in meinem Mund rumfuhrwerkend so nah neben mir haben zu müssen, stresst mich ungemein. Ich weiß ja, was sie macht, deshalb ist es mir eine ziemliche Erleichterung, wenn sie schweigt und ich mich in Gedanken wegbeamen kann an einen Wohlfühlort.
Aber der Unterschied ist doch: Du bittest den Zahnarzt zu schweigen während er arbeitet.
Also nicht einfach nur gemeinsam schweigen.
Ok, das Beispiel hinkt so und so, aber es wäre wirklich merkwürdig wenn jemand mit dem Zahnarzt gemeinsam schweigen möchte und sonst nichts.

Ich persönlich brauch ja einen Zahnarzt der mich gefühlt ins Koma quasselt :-D
Aber sonst mag ich diesen ewigen small talk auch nicht, etwa beim Frisör.

Nur ist das ja was ganz anderes, ein Frisör, Krankengymnast etc. quasselt halt irgendwas vor sich hin, zur Unterhaltung, aus Höflichkeit, zur Ablenkung.

Aber das ist in einer Therapie ganz anders, das ist ja nun gerade keine Unterhaltung

Deswegen finde ich es auch so frech das als "blabla" abzutun


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Beitrag So., 17.10.2021, 10:33

Es als blabla abzutun finde ich auch frech, mehr noch tuts mir weh.

Und ja, die Beispiele hinken. :ja:

Aber in der Therapie ists ja auch so : Das ist ja nie auch "nur" miteinander reden.
Da passiert ja immer auch ganz ganz viel - und eigentlich das Entscheidende - während des miteinander Redens.
Und das bewirkt nicht das Reden an sich.

Das bewirkt zum großen Teil, dass man es sich getraut, etwas auszusprechen.
Dass man es sich auszusprechen getraut, obwohl ein Anderer zuhört.
Es aufnimmt, wahrnimmt und währenddessen innerlich bei einem ist.
Es also empathisch teilt mit einem.
Und dann noch empathisch mit einem reflektiert, also antwortet.

Das Zwischenmenschliche ist doch das wirklich Entscheidende in der Therapie.

Wäre es nur das Reden an sich, könnte ich zuhause auch meinen Teddy, den Hund oder die Wand anreden und mir wäre geholfen.

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chrysokoll
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Beitrag So., 17.10.2021, 10:39

Waldschratin hat geschrieben: So., 17.10.2021, 10:22 Hast du schon mal drüber nachgedacht, ob du da nicht ein bissl zu "starr" bist in deiner Sicht?
Vielleicht ist dir ja so ein durchdefinierter Rahmen in der Therapie (grade) eine gute und verlässliche Stütze?
ich glaube nicht dass ich da zu starr bin
Auch meine Therapeutin bezieht den Körper mit ein, schlägt verschiedenes vor, ich könnte auch mal malen oder so.
Sie hat mich auch schon allein im Raum gelassen (abgesprochen natürlich), damit ich für mich etwas ausprobieren, mich sammeln kann und sowas.

Aber es ist und bleibt eine Gesprächstherapie, darauf lege ich Wert.

Ich sage auch gar nichts gegen den Wunsch zu schweigen.
Und ich hab ja geraten das anzusprechen, unbedingt sogar.
Nur wird natürlich der Therapeut da erst einmal schauen warum, was dahinter steckt. Und dann sehen ob und wie man das umsetzen kann. Oder auch nicht umsetzen.
Es muss ja vielleicht auch keine ganze Stunde sein.

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