Sinerellas hat geschrieben:Würde man einen Zahnarzt darum bitten, mal eine halbe Stunde gemeinsam schweigen zu dürfen statt die zahnreinigung zu machen? Oder in der Physio?
Also, ich mach das schon!
Die Zahnärztin dauernd babbelnd in meinem Mund rumfuhrwerkend so nah neben mir haben zu müssen, stresst mich ungemein. Ich weiß ja, was sie macht, deshalb ist es mir eine ziemliche Erleichterung, wenn sie schweigt und ich mich in Gedanken wegbeamen kann an einen Wohlfühlort.
Physio dasselbe,
grade Physio! Gibt nix Schlimmeres als eine/n Physio, der/die dauernd Smalltalk etc. babbeln will während der Anwendungen!
Reden in der Therapie kann auch dazu hergenommen werden, sich rational distanziert gehalten zu bekommen von den eigenen Gefühlen und dem eigenen Erleben im Moment.
Ich kenne das jedenfalls so.
Grade als Früh- bzw. Bindungsbehinderte ist es mir erst spät richtig bewusst geworden, was mir selbstverständlich und gewohnt war : Dass ich innerlich "getrennt" von anderen Menschen unterwegs bin.
In der Therapie gehts oft um Nähe zulassen, Bindung einzugehen, ein Miteinander zu üben, sich selber als Teil eines Miteinanders "gestaltend und aktiv" wahrnehmen zu lernen.
Da ist Reden nur EINE Möglichkeit, sich zu "erforschen" in diesem Miteinander.
Miteinander schweigen geht halt eher übers "Finden" und Ausprobieren des Miteinanders auf Ebene des autonomen Nervensystems. Mir hat das ausprobieren zu "dürfen" mittels Schweigen oder anderer Wege als des gängigen therapeutischen Redens eine tiefere therapeutische Erfahrung erst ermöglicht.
Wenn ein Klient einen Wunsch oder ein Bedürfnis bei sich entdeckt, finde ich das per se einen Fortschritt in einer Therapie.
Ob dieser Wunsch/dieses Bedürfnis "legitim" ist in Therapie oder nicht : Wer will da drüber schon befinden "dürfen" außer Klient und Thera im Gestalten ihres Miteinanders selbst?
Wenn Wunsch oder Bedürfnis in einer Therapie auftaucht, ist es doch üblich, das anzusprechen/auszusprechen, mit dem/der Thera drüber zu reden, oder?
Was beide dann übereinkommen, ausprobieren oder nicht, wie damit umgehen etc., geht dann doch nur Klient und Thera was an.